Auf der Reise von Romulus zur Erde denkt Spock über sein Leben nach.
Ein Lebensrückblick
Spock reist mit einem öffentlichen Passagierschiff von Romulus zur Erde. Als er von einem nervtötenden Saurianer angequatscht und ausgefragt wird, flüchtet er sich in seine Gedanken. Szenen aus seinem Leben ziehen vor seinem geistigen Auge vorbei, angefangen bei einem Besuch der Enterprise-B, bei dem ihm Captain Harriman eine Gedenktafel für seinen Freund James T. Kirk gezeigt hat. Diese Erinnerung wird noch eine besondere Rolle spielen, da seine Reise einen Grund hat, über den er jedoch nicht mit dem Saurianer reden will.
Die nächste Erinnerung führt Spock zurück in seine Kindheit, in der seine nächtlichen Streifzüge in die gefährliche Wüste Vulkans seinem Vater große Sorgen bereitet haben. Weiterhin kommt ihm eine flüchtige Begegnung mit Dr. Chapel auf der runderneuerten Enterprise in den Sinn sowie eine Mission unter Captain Pike, bei der er durch ein Subraumportal teleportiert wurde und sein Captain ihm ohne zu zögern hinterher sprang.
Nachdem der Vulkanier auf einer Zwischenstation sein Transportmittel gewechselt hat, führen ihn seine Erinnerungen zu seiner einstigen Verlobten T’Pring, der er kurz vor dem Kohlinar-Ritual begegnet ist. Anschließend tragen ihn seine Gedanken zurück auf die Enterprise unter dem Kommando von Captain Kirk, wo dieser auf einer Rettungsmission eine Admiralin überzeugen musste, sich in Sicherheit bringen zu lassen, bevor deren Schiff explodierte.
Zwischenzeitlich hat ihn der bolianische Captain des Transportschiffes nach Veridian III gebracht, denn wie Spock in einer Nachricht von der Erde mitgeteilt wurde, war sein früherer Captain gar nicht auf der Enterprise-B gestorben, sondern durch einen zeitlichen Nexus in die Zukunft gereist, wo er sich dann geopfert hat, um den wahnsinnigen Dr. Soran davon abzuhalten, ein bewohntes Sternensystem zu zerstören. Spock lässt Kirks Leiche bergen, um die sterblichen Überreste in dessen irdische Heimat Iowa zu überführen.
Auf der letzten Etappe seiner Reise denkt er an seine Schülerin Saavik und deren ersten Kobayashi-Maru-Test. Kurz darauf kam es bei einer Inspektion auf der Enterprise zu einem Zwischenfall im Maschinenraum, bei dem Scottys Neffe Peter Preston einem Kameraden das Leben gerettet hat.
Endlich auf der Erde angekommen, lässt Spock seinen alten Freund Kirk zur Ruhe betten. An dessen Grab gesellt sich Captain Picard zu ihm und versucht ihn zu überreden, zur Sternenflotte zurückzukehren. Der Vulkanier lehnt jedoch dankend ab und reist zurück nach Romulus, um seine neuen Schüler in den Lehren Suraks zu unterrichten.
Rezension von Spock
Die Story des Comics ist nach den Ereignissen von Star Trek VII: Treffen der Generationen angesiedelt, wobei die Rahmenhandlung erzählt, wie Spock seinem alten Freund Captain Kirk die letzte Ehre erweist. Seine erste Erinnerung deutet bereits den Grund seiner Reise an. Es folgt eine Kindheitserinnerung, doch ab da geht es keineswegs chronologisch weiter. Spocks Gedanken springen ungeordnet hin und her und haben, abgesehen von dem Besuch der Enterprise-B, keinen direkten Bezug zur Rahmenhandlung.
Einige Szenen sind nur flüchtig, wie die Begegnung mit Dr. Chapel im Turbolift oder jene mit T’Pring auf Vulkan, in der sie ihm mitteilt, dass er nicht dorthin gehöre. Andere Erinnerungen sind schon etwas ausführlicher. Bei einer geht es um Captain Pikes Einsatz für seinen Wissenschaftsoffizier, wobei der Subraumtransporter lediglich ein McGuffin ist. Die Rettungsmission unter Captain Kirk erzählt derweil von einer Admiralin, die sich für ihr Versagen selbst mit dem Tod bestrafen will, bis Kirk sie überredet, ihr dem Untergang geweihtes Schiff zu verlassen. Was genau schief gelaufen ist, wird nicht erläutert. Die Szene wirkt daher willkürlich und hätte auch gegen jede beliebige andere Erinnerung an die Fünfjahresmission unter Captain Kirk ersetzt werden können.
Noch nichtssagender ist die letzte Erinnerung an Saavik. Sie beginnt wie Star Trek II: Der Zorn des Khan mit einem weiteren Kobayashi-Maru-Test. Anschließend inspizieren Spock und seine Schülerin den Maschinenraum der Enterprise, was ebenfalls eine Szene aus dem Kinofilm kopiert, nur eben ohne Captain Kirk. Warum das Schiff scheinbar täglich inspiziert werden muss, erschließt sich nicht. Ebenso wenig, warum es plötzlich zu einem Leck des Warpkerns kommt. Der war im Dock nicht mal aktiv. Die Szene wirkt erzwungen konstruiert, um Scottys Neffen ein weiteres Mal zum Helden zu machen und auf die Krankenstation zu schicken. Auch das ist komplett aus dem Film kopiert, nur mit dem Unterschied, dass Peter Preston diesen ersten Zwischenfall überleben muss, da er erst nach Khans Angriff auf die Enterprise stirbt.
Es wäre schöner gewesen, ein paar Erinnerungen zu sehen, die sich mehr auf die Entwicklung von Spocks Charakter konzentrieren. Dies ist nur bei der Kindheitserinnerung sowie der Begegnung mit T’Pring der Fall. Was Saavik betrifft, wäre hier ein Vergleich zu seiner zweiten Schülerin Valeris interessant gewesen. Und Spocks erste Begegnung mit Senator Pardek, welche ihn schließlich nach Romulus geführt hat, wird völlig ausgespart, obwohl sie doch im wahrsten Sinne des Wortes wegweisend gewesen sein muss. Die Rahmenhandlung offenbart da schon einiges mehr darüber, wer Spock ist und was in ihm vorgeht.
In der Gegenwart bekommt er es zunächst mit einem weiteren Passagier zu tun, dem er nur aus Höflichkeit sein Ziel nennt. Von daher ist es ein interessanter Schachzug, Spock seine Lebensgeschichte nicht erzählen, sondern in seinem Kopf ablaufen zu lassen. Wie Scott Tipton im Interview auf den hinteren Seiten erwähnt, hat er den nervigen Saurianer aus einer kurzen Szene des ersten Kinofilms übernommen, doch es ist unwahrscheinlich, dass es sich um denselben Charakter handelt. Der Saurianer aus dem Film war Sternenflottenoffizier, der aus dem Comic ist Geschäftsreisender. Außerdem liegen zwischen Film und Comic rund 100 Jahre.
Dem bolianischen Captain des gecharterten Anschlussfluges muss Spock schon etwas mehr offenbaren, da er ihm seine Ziele nennen muss und sich obendrein unbemerkt an die Erde heranschleichen will. Captain Picard bekommt dennoch Wind von seiner Ankunft und weilt gerade zufällig auf der Erde, sodass er ihm ein zweites Mal begegnen kann. Warum er ihn für die Sternenflotte anzuwerben versucht, ist nicht ganz nachvollziehbar, da Spock bereits sehr alt ist und sich der Diplomatie zugewandt hat. Seine Aufgabe auf Romulus hat er nur unterbrochen, um einem alten Freund die letzte Ehre zu erweisen.
Eine farbenfrohe Reise voll gravierender Fehler
Der Zeichenstil bewegt sich im Mittelfeld. Spock ist meist gut getroffen, ebenso T’Pring und Uhura. McCoy sieht mal mehr, mal weniger wie DeForest Kelley aus und Kirk ist kaum wiederzuerkennen. Obendrein schwankt das Aussehen des Captains, z. B. hat er mal Stirnfalten und auf dem nächsten Bild scheint er ein Facelifting erhalten zu haben. Immerhin Aliens wie der Saurianer und der Bolianer sehen ganz gut aus.
Der Detailgrad hätte ruhig etwas höher sein können, was vor allem bei den Oberflächenstrukturen der Raumschiffe unangenehm auffällt. Die Untertassensektionen der generalüberholten Enterprise sowie der Enterprise-B sind nahezu glatt. Ebenso störend sind die Strichmuster an einigen Innenwänden, die wiederum eigentlich glatt sein sollten. Das Passagierschiff, mit dem Spock zu Beginn reist, sieht da schon etwas interessanter aus. Da es sich um ein baugleiches orionisches Schiff handelt, wie aus dem Band Spiegelbilder, wirkt es nur etwas deplatziert. Immerhin handelt es sich hier nicht um das Spiegeluniversum und die Handlung spielt sich über 100 Jahre später ab.
Die Raumstation, auf der Spock umsteigt, ist schließlich der erste große Fauxpas. Als Vorlage diente hier offensichtlich das Raumdock aus Star Trek XI, also aus der Kelvin-Zeitlinie. Sogar die angedockten Sternenflottenschiffe entsprechen der Filmszene. Falsches Universum, falsches Jahrhundert! Und das abfliegende Raumschiff der Constellation-Klasse macht es auch nicht besser. Die müsste ebenfalls längst ausgemustert sein, aber wenigstens hat hier mal die Untertassensektion eine Oberflächenstruktur.
Leider geht es noch schlimmer, denn der Transporter, in den Spock umsteigt, sieht von außen aus wie ein Runabout. Nur passt das Cockpitinnere mal gar nicht dazu und obendrein verabschiedet sich der bolianische Captain über eine Treppe aufs Oberdeck. Nur haben Runabouts gar kein Oberdeck, sondern lediglich eine Ebene. Obendrein sieht die Einrichtung mal gar nicht nach einem Sternenflottenschiff aus, nicht einmal die Displays. Das Äußere passt hier einfach nicht zum Inneren!
Das gleiche gilt für die U.S.S Collins von Admiral Patricia Carlson. Auf dem Bildschirm der Enterprise ist ein flaches Raumschiff zu sehen, welches keiner bekannten Schiffsklasse aus der Classic-Serie entspricht. Auf der Brücke der Collins ist jedoch die schematische Darstellung eines Raumschiffs der Constitution-Klasse zu sehen. Hier wurde offenkundig einfach die Brücke der Enterprise als Vorlage für die Collins genommen. Dagegen wirkt es schon fast unbedeutend, dass für den Planeten Vulkan wieder die Architektur aus der Kelvin-Zeitlinie benutzt worden ist. Man fragt sich wirklich ob der Zeichner überhaupt darauf geachtet hat, was er tut?
Wenigstens die Koloration sieht ganz gut aus, obgleich sie nicht fotorealistisch ist. Die Farbverläufe sind größtenteils weich, mitunter aber gerade auf Hintergrundflächen etwas zu geradlinig und manche Raumschiffe wirken fleckig. In den Augen gibt es feuchten Glanz, ansonsten ist mit solchen Effekten eher sparsam gearbeitet worden. An Leuchteffekten mangelt es dagegen nicht, obgleich einige an den falschen Stellen benutzt worden sind. So glühen die vorderen Schubdüsen der Enterprise-B rot wie Impulstriebwerke.
Die Hintergründe kommen komplett aus dem Computer, egal ob Weltraum oder bewölkte Himmel. Das sieht soweit recht gut aus, zumal die Sterne leuchten. Ebenso sind auf Computermonitoren Weltraumbilder zu sehen. Das wirkt in Anbetracht des sonst eher comichaften Stils fast schon wieder zu realistisch.
Fazit: Faszinierend, aber nicht perfekt
Die Rahmenhandlung um Spocks Reaktion auf Kirks zweite Todesmeldung ist ganz rührend erzählt und die Reise als Vorwand zu benutzen, um Spocks Innenleben zu erforschen, ist ein interessanter Ansatz. Allerdings wäre eine chronologische Anordnung mit mehr Bezügen auf die Freundschaft zu Kirk wünschenswert gewesen. Ebenso werden Spocks späte Jahre völlig ausgeklammert.
Grafisch kann der Comic nur halb überzeugen. Es gibt wirklich schöne Motive, aber ebenso furchtbare Fauxpas‘. Als Bonus gibt es immerhin ein paar Vorzeichnungen von David Messina. Außerdem enthält der hintere Teil des Bandes ein dreiseitiges Interview mit Scott Tipton, der erzählt, wie er Comicautor geworden ist und wie er an seine Arbeit herangeht. Neben dem vorliegenden Comic beantwortet Tipton auch Fragen zu der Comicreihe Klingonen: Die Sprache des Blutes, von der eine Ausgabe sogar als Special-Variante in klingonischer Sprache veröffentlicht wurde. Der Spock-Band, den er mit seinem Bruder David geschrieben hat, ist bei Cross Cult auch als Hardcover-Variante erschienen, allerdings inzwischen verlagsvergriffen.
Info
Autoren: Scott & David Tipton
Zeichner: David Messina
Farben: Ilaria Traversi & Chiara Cinabro
Verlag: Cross Cult
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story6/10
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Zeichenstil5/10
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Kolorierung8/10
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