Die Crew der Enterprise-D bekommt es mit Aufständischen, Romulanern und Monstern zu tun.

Star Trek Comicband 2 – Tor zur ApokalypseWenn Romulaner um Hilfe bitten

Der vorliegende Band unterteilt sich in fünf Einzelgeschichten, die über einen größeren Handlungsbogen miteinander verbunden sind. Im ersten Teil besuchen Riker und Data die Archivstation Daystrom One, wo sie eine vermeintlich außer Kontrolle geratene KI untersuchen sollen. In einem Tesserakt werden sie plötzlich von romulanischen Agenten angegriffen, die versuchen, Data zu entführen.

In der zweiten Geschichte werden ausgerechnet Worf und Ro Laren auf eine diplomatische Mission geschickt, um auf Votar VII zwischen der rigelianischen Kolonieregierung und einigen aufständischen Kaylar zu vermitteln. Letztere haben einen Staudamm eingenommen. Die Regierung behauptet, die Rebellen würden den Damm sprengen wollen, doch nicht alles ist so, wie es scheint. Am Ende wollen die Kaylar nur eine bessere Bezahlung.

Ein Notruf katapultiert die Enterprise in ihr drittes Abenteuer. Die U.S.S. Jackson hat laut deren neuem Chefingenieur Probleme mit ihrem Warpantrieb. Und welches Team wäre besser geeignet, dem nachzugehen, als LaForge und O’Brien? Der Chefingenieur der Jackson steht in der Kritik, da er offenbar Gespenstern nachjagt, denn mit dem Warpantrieb scheint zunächst alles in Ordnung zu sein. Doch bei der Untersuchung kommt es augenscheinlich fast zu einem Warpkernbruch. Die Auflösung führt die Crew der Enterprise einmal mehr auf die Spur der Romulaner.

In der vierten Geschichte trifft die Enterprise auf eine Flotte der Pakled, welche sich wieder einmal für überlegen schlau halten und sich dabei selbst zerstören. Troi ist jedoch der Meinung, dass die Pakled nicht ganz sie selbst waren. Data verfolgt ihren Kurs zurück zu einem Planeten im Barugon-System, von dem ein Außenteam, bestehend aus Troi, Ro und Dr. Crusher, ebenfalls verändert zurückkehrt. Eine manipulierte Ferengi-Gedankenkontrollvorrichtung ist dafür sowie für den Tod dreier Sicherheitsleute verantwortlich.

Nachdem die drei Frauen wieder bei klarem Verstand sind, führt ein weiterer Notruf die Enterprise zum Planeten Rete Mire, wo Data schließlich doch noch von den Romulanern entführt wird. Wie sich herausstellt, haben die Romulaner ein weiteres Gateway der Iconia entdeckt, welches sie jedoch zu einem Planeten fürchterlicher Weltraummonster geführt hat. Diese drohen nun, durch das Tor zu dringen und alles zu verwüsten.

Die Romulaner haben Data entführt, weil sie seine Hilfe brauchen, um die Weltraummonster aufzuhalten. Picard, Riker und Worf eilen also nicht nur zu Datas Rettung, sondern müssen die gesamte Galaxis vor einer Invasion bewahren. Nachdem die Schlacht gewonnen ist, erinnert Picard den romulanischen Commander Tomalak, dass dieser nur um Hilfe hätte bitten müssen. Die ganzen Intrigen und Entführungsversuche waren also vollkommen überflüssig. Letztendlich war alles nur ein Ausdruck des überbordenden Misstrauens der Romulaner.

In der Eaglemoss-Ausgabe gibt es neben dem Hauptcomic als Zugabe noch einen alten Goldkey-Comic zur Classic-Serie. In dem Zweiteiler Sceptre of the Sun geht es um einen Despoten namens Chang, der Kirk, Spock und McCoy erpresst, ihm ein magisches Zepter zu beschaffen. Auf ihrer Reise kämpfen die Drei gegen Steinstatuen und treffen auf eine Gruppe Menschen von der Erde, die ihnen offenbaren, dass sie und Chang Augments aus der Ära der Eugenischen Kriege sind. Die ganzen magischen Erscheinungen entpuppen sich am Ende als Illusionen.

Rezension von Tor zur Apokalypse

Die Einzelgeschichten sind sehr abwechslungsreich, wobei die erste leider gleich die schwächste ist. Aus dem Tesserakt wird man nicht schlau, denn es scheint sich nicht wirklich um einen vierdimensionalen Kubus zu handeln. Das Ganze sieht eher wie ein virtueller Datenraum aus. Außerdem sollte die Föderation diese Technologie zu diesem Zeitpunkt gar nicht besitzen und wie sie genau funktioniert, wird auch nicht erklärt.

Wenn die Föderation aber schon mit solch fortgeschrittenen Datensystemen herumexperimentiert, sollte sie diese wenigstens ausreichend schützen. Wie aus dem Nichts tauchen Romulaner auf flashgordonesken Raketopets auf, um Data zu entführen. Wie sind sie damit auf die Station und noch dazu in einen gesicherten Bereich gelangt? Das unbemerkte Eindringen der Romulaner bleibt ein Rätsel, das auch nach ihrer Auslieferung an eine Sternenbasis der Föderation nicht gelöst wird. Im Prinzip wird der Logikfehler mit der Vertagung des Rätsels zugegeben.

Die zweite Geschichte ist da schon wesentlich interessanter und in sich schlüssiger. Das Duo Worf und Ro funktioniert super, eine Lektion in Sachen Diplomatie ist für beide lehrreich. Etwas verstörend ist lediglich, dass die Rigelianer als Mitglieder der Föderation auf Profit aus sind und obendrein ihre Kaylar-Arbeiter ausbeuten. Die Wirtschaft innerhalb der Föderation funktioniert ohne Geld, womit der Konflikt obsolet wäre. Mit der Rahmenhandlung hat dieses Kapitel ausnahmsweise nichts zu tun.

Das dritte Kapitel ist spannend erzählt, da anfangs nicht klar ist, was vom Chefingenieur der U.S.S. Jackson zu halten ist. Am Ende wird eine Sabotagevorrichtung der Romulaner entdeckt, die den vermeintlichen Warpkernbruch lediglich vorgetäuscht hat. Da auf der Enterprise nach deren Besuch von Sternenbasis 215 ein baugleiches Gerät gefunden wird, scheint die Basis infiltriert worden zu sein. Leider wird diese Spur nicht weiter verfolgt.

Das vierte Kapitel ist wieder etwas schwerer zu vermitteln, da der Nutzen dieser Intrige für die Romulaner nicht ganz einleuchtend ist. Tomalak will die Enterprise nach Rete Mire locken. Das hätte man auch einfacher haben können, als den Verstand von Troi, Ro und Crusher zu manipulieren, um die Enterprise zu übernehmen. Dieser Plan scheitert schon aufgrund deren zahlenmäßiger Unterlegenheit. Die Pakleds scheinen bei alledem nur Zufallsopfer zu sein und wären wohl auch ohne das Gedankenkontrollgerät ihrer eigenen Dummheit erlegen.

Die letztendliche Auflösung im finalen Teil ist in Hinblick auf die Beziehungen zwischen der Föderation und Romulus durchaus interessant. Tomalak lenkt die Enterprise aufwendig in seine Richtung, statt einfach um Hilfe zu bitten. Das offenbart das tiefe Misstrauen der Romulaner, die offenkundig von sich selbst auf andere schließen. Picard ist derweil etwas leichtsinnig, dass er sich nicht nur persönlich in die romulanische Anlage beamt, sondern obendrein Riker mitnimmt. Damit befinden sich der Captain, der erste Offizier, mit Data auch der zweite Offizier sowie mit Worf der Sicherheitschef der Enterprise in einer akuten Gefahrensituation. Beim Verlust des Außenteam würde damit der Zusammenbruch der kompletten Kommandostruktur drohen.

Brandgefährlich ist die Lage allemal, denn die Weltraummonster, die beide Mächte bedrohen und so zur Kooperation zwingen, verkörpern das absolute Böse. Das macht sie leider äußerst stereotyp. Sie sind so böse wie sie hässlich sind und ihr einziges Ziel besteht darin, alles zu vernichten. Warum auch immer, wer braucht schon Motive?

Obendrein ist der Plot um ein Dimensionstor, was besser verschlossen geblieben wäre, nicht wirklich neu und kreativ. Man denke nur an Spezies 8472 aus der Voyager-Doppelfolge Skorpion. Ähnliches in Verbindung mit einem antiken Tor gab es bereits in dem Babylon 5-Film Das Tor zur 3. Dimension, wobei sich sogar die Kreaturen ähnlich sehen: Groß, hässlich und mit rotglühenden Augen. Ferner ähnelt die Handlung auch dem Plot des Computerspiels Doom 3, in dem ebenfalls das Herumexperimentieren mit der Technologie einer untergegangenen Zivilisation das Tor zur Hölle öffnet, aus dem Dämonen in unsere Dimension eindringen. Und als wäre das nicht schon genug der Abkupferei, sieht das Tor zur Apokalypse auch noch aus wie ein Stargate samt Iris. Warum die Romulaner diese Iris öffnen, ist nicht zu begreifen.

Picard will jedenfalls erst Data in die andere Dimension schicken, um den Dimensionsriss von dort aus zu versiegeln. Warum auch immer das nur von der anderen Seite aus geht. Am Ende opfert sich jedoch ein romulanischer Centurion, dem es tatsächlich gelingt, den Riss zu schließen, bevor die Monster ihn töten. Warum hat Tomalak nicht gleich einen seiner Leute den Befehl erteilt? Warum erst die Enterprise aufwändig in mehrere Fallen locken und Data entführen? Die Auflösung entwertet das gesamte Szenario!

Der Zeichenstil zur Apokalpyse

Der Zeichenstil ist durch alle Kapitel hinweg gewöhnungsbedürftig, um es mal höflich zu formulieren. David Messina ist zwar für seine grobe Linienführung bekannt, doch dies ist mit Abstand seine schlechteste Arbeit.  Die Charaktere sind teils stark abstrakt dargestellt. Ihre Gesichter sind extrem kantig, die Hautfalten verlaufen willkürlich kreuz und quer. Aus der Nähe erkennt man die meisten noch einigermaßen, aber je mehr sie im Hintergrund stehen, desto kindlicher wirkt der Stil. Augen werden zu Punkten und zuweilen fehlen die Gesichter völlig. Bei den Händen sehen die Runzeln an den Gelenken durchgehend aus, wie der Buchstabe G.

Von den Umgebungen können zumindest die fremden Welten einigermaßen überzeugen. Allerdings wurde bei dem Damm auf Votar VII offensichtlich der berühmte Hoover-Damm als Vorlage benutzt. Nur die futuristische Steuerzentrale ist hinzugedichtet worden. Diese wirkt allerdings aufgepfropft und wenig detailliert. Die Muster der romulanischen Kuppel im Finale sind da deutlich ausgefeilter.

Was gar nicht geht, sind die Raumschiffzeichnungen. Die Enterprise ist bestenfalls noch an ihren Umrissen zu erkennen, wobei sie auf einem Bild einen Knick im Verbindungshals hat, der dort überhaupt nicht hingehört. Die Fenster sind willkürlich verteilt und auch sonst mangelt es an Details. Erst zu Beginn des fünften Kapitels verbesserst sich der Stil und auf dem Coverbild des dritten Kapitels sieht die Enterprise sogar wirklich gut aus. Warum nicht durchgehend so viel Mühe investiert wurde, ist nicht nachvollziehbar. Zuweilen sieht die Enterprise wie ein abstraktes Kunstwerk aus und ebenso die U.S.S. Jackson, deren Zugehörigkeit zur Excelsior-Klasse sich gerade noch erahnen lässt.

Von innen sehen die Raumschiffe kaum besser aus. Die Gänge sind halbwegs okay, aber über manche Details kann man nur den Kopf schütteln. So hat die Krankenstation eine extrem hohe Türschwelle, die gerade bei medizinischen Notfällen schnell zur Stolperfalle werden müsste. In der Serie gibt es solche Türschwellen nicht. Die filigrane Deckenstruktur der Brücke ist ebenfalls fast immer grobschlächtig dahin gekritzelt und nur auf wenigen Bildern mit etwas mehr Liebe zum Detail umgesetzt. Immerhin die Computerdisplays sehen gut aus, aber dabei handelt es sich um einkopierte LCARS-Menüs. Die gehören aber schon nicht mehr zum Zeichenstil, sondern sind Teil der Nachbearbeitung.

Die Koloration ist weitgehend gelungen und holt immerhin etwas mehr Detailtiefe heraus. Das liegt vor allem an der ausgiebigen Nutzung von Leucht- und Glanzeffekten. Die Weltraumhintergründe sind keine eingefärbten Zeichnungen, sondern komplett einmontierte Bilder, was zwar der Optik zugutekommt, allerdings mit dem stark abstrahierten Zeichenstil bricht.

Ein echtes Highlight ist die Covergalerie am Ende. Die alternativen Covervarianten von Joe Corroney weisen einen komplett anderen Zeichenstil auf, der wesentlich detaillierter ist. Die Charaktere sind sofort wiedererkennbar. Perspektive, Posen und Faltenwurf sind exzellent umgesetzt. In dem Stil hätte man sich den gesamten Comic gewünscht.

Rezension von Sceptre of the Sun

Über die zusätzliche Goldkey-Geschichte in der Eaglemoss-Ausgabe verliert man derweil besser nicht zu viele Worte. Die Anspielung auf die Eugenischen Kriege ist ganz nett, aber sonst ist die Story eher dünn. Illusionen wie eine Hand, welche die Enterprise festhält, kennt man bereits aus Der Tempel des Apoll. Chang ist schlussendlich nur ein weiterer Khan, allerdings mit telepathischen Kräften und dem Aussehen von Ming aus Flash Gordon.

Der Zeichenstil ist selbst für die damalige Zeit hart an der Grenze. Die Enterprise erkennt man wieder, aber aus den Warpgondeln sollten keine Flammen schießen. Bei den Charakteren hat man derweil oft Mühe, sie wiederzuerkennen. Spock kann man natürlich an seinen Ohren identifizieren, aber Scotty sieht seiner Serienvorlage nicht einmal entfernt ähnlich. Die Koloration macht es nicht einfacher, denn alle gelben Uniformen sind grün und die roten ebenfalls. Die blauen sind derweil viel zu hell, als wären sie falsch gewaschen worden.

Die Goldkey-Hefte sollten bei der Bewertung keine Rolle spielen. Sie sind ein netter Bonus und dürften vor allem bei den älteren Semestern Kindheitserinnerungen wecken. Außerdem sind sie historisch interessant, da sie die Entwicklung der Comickunst dokumentieren. Farbschattierungen, Glanzeffekte und digitale Hintergrundgestaltungen gab es früher schlichtweg noch nicht.

Fazit: Manche Tore sollten besser geschlossen bleiben

Der Auftakt von Tor zur Apokalypse ist zwar etwas bemüht und die Gegner am Ende sind allzu stereotyp, die mittleren drei Kapitel sind jedoch durchaus spannend. Beim Zeichenstil stellt sich zuweilen die Frage, ob das ein Kind gemalt hat? Dafür ist die Kolorierung wiederum gelungen. Erschienen ist Tor zur Apokalypse bei Cross Cult als Softcover sowie als Hardcover. Beide Varianten sind jedoch verlagsvergriffen. Alternativ hat Eaglemoss ebenfalls einen Hardcover-Band im Rahmen seiner Star Trek Graphic Novel Collection herausgegeben. Allerdings sind davon nur die ersten vier Bände auf Deutsch erschienen, womit es dieses Abenteuer nur auf Englisch gibt und dank der Eaglemoss-Pleite auch nur in Restbeständen.

Info

Originaltitel: Intelligence Gathering
Autoren: Scott & David Tipton
Zeichner: David Messina
Assistenz-Zeichner: Mirco Pierfederici, Gianluigi Gregorini, Sara Pichelli
Farben: Ilaria Traversi & Elena Casagrande
Verlag: Cross Cult / Eaglemoss
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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Warpskala

Warpskala
5 10 0 1
  • Story
    5/10
  • Zeichenstil
    4/10
  • Kolorierung
    8/10
5/10
Total Score

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