Die klingonische Koloniewelt Khitomer wird angegriffen.

Star Trek Comicband 11 – Der Khitomer-Konflikt (Mike Johnson, Roberto Orci)Ein neuer Krieg droht

Völlig überraschend wird die klingonische Kolonie auf Khitomer vom Orbit aus beschossen. Auf einen Notruf hin lässt Captain Kirk Kurs setzen, doch als die Enterprise eintrifft, sind die Angreifer längst weg und haben nur Leichen hinterlassen. Die Klingonen, die kurz darauf ebenfalls eintreffen, halten nun die Föderation für verantwortlich, zumal Kirk nach seinem Besuch auf Kronos einen schlechten Ruf im Imperium hat. Commander Kor lässt ihn und sein Außenteam verhaften. Seinem Ersten Offizier Spock bleibt nur der Rückzug, bevor die Enterprise von den mit Narada-Technologie aufgewerteten Klingonenkreuzern zerstört werden kann.

Unterdessen trifft sich eine Flotte der Sektion 31 mit den Romulanern, die hinter dem Angriff auf Khitomer stecken. Beide haben ein Interesse daran, das klingonische Imperium in die Knie zu zwingen. Für diesen Zweck hat die Sektion 31 die Romulaner sogar mit fortschrittlichen Waffen ausgestattet, die einst Khan für die U.S.S. Vengeance entwickelt hat. Deren Signatur hat auch Carol Marcus entdeckt und vor ihrer Verhaftung noch schnell an die Enterprise übermittelt.

Spock lässt sich auf diese Erkenntnis hin davon überzeugen, Kurs auf Kronos zu setzen und seinem Captain zu Hilfe zu eilen. Der ist aber längst von der Sektion 31 befreit und auf einen romulanischen Kreuzer gebeamt worden. Wieder auf der Enterprise lässt Kirk sich gleich wieder mit einem Außenteam zurück in die Ratshalle der klingonischen Hauptstadt beamen, um einen Anschlag mit roter Materie zu verhindern. Allerdings werden sie dabei ausgerechnet von Hikaru Sulus Schwester Yuki gestellt, die erst kurz zuvor zur Crew der Enterprise gestoßen ist und sich nun als Agentin der Sektion 31 zu erkennen gibt.

Kirk kann Yuki vor den Augen des klingonischen Kanzlers davon überzeugen, die rote Materie nicht einzusetzen. Da die Sektion 31 sein Gespräch abhört, ändern die Agenten ihre Strategie und erschießen die Romulaner. Deren Flotte kann ebenfalls mit einem Schläferprogramm der eigenen Waffentechnologie zerstört werden. Da die Föderation nun wieder im Besitz der roten Materie ist und sowohl die Romulaner als auch die Klingonen schwere Verluste erlitten haben, glaubt man die Föderation im Vorteil.

Rezension von Der Khitomer-Konflikt

Die Sektion 31 war schon in Deep Space Nine eine zwielichtige Organisation und noch mehr in Discovery. Was sie in diesem Comic abzieht, spottet jedoch jeder Beschreibung. Sie plant die Vernichtung einer gesamten Zivilisation, was Völkermord wäre. Das war zwar auch bei der künstlichen, gegen die Gründer des Dominion eingesetzten Seuche der Fall, da war die Föderation allerdings in der Defensive und mit der eigenen Vernichtung konfrontiert. Hier wird dagegen völlig ohne Not ein Krieg gegen die Klingonen angezettelt, nur weil die möglicherweise zu einer Bedrohung werden könnten. Und dazu verbündet man sich dann noch mit den Romulanern, die nicht minder aggressiv und obendrein weitaus heimtückischer sind. Was für eine komplett irre Strategie!

Kirk bemüht sich nach Kräften, das Verhältnis zu den Klingonen zu verbessern, indem er der angegriffenen Kolonie Hilfe leistet. Natürlich misstraut Kor seinen Motiven und soll am Ende sogar Recht behalten. Da die Sektion 31 in den Angriff involviert ist, trifft die Föderation zumindest indirekt eine Mitschuld. Wenigstens braucht Kirk aber nicht von der Enterprise gerettet zu werden, da dies schon die Sektion 31 erledigt. Dabei wird mal eben so Kor über den Haufen geschossen. Im alten Kanon ist Kor ein bedeutender Charakter, der sogar noch im 24. Jahrhundert eine Rolle im Krieg gegen das Dominion spielen wird. Ihn mit einem feigen Schuss in den Rücken zu entsorgen, dürfte so einigen Fans sauer aufstoßen.

Noch krasser ist Sulus Schwester, die hier neu eingeführt wird. Sie stellt sich als Agentin der Sektion 31 heraus und zielt am Ende mit einem Phaser auf ihren eigenen Bruder. Zum Glück kommt es nicht zum Äußersten, und die rote Materie, die im Comic Die Rache der Vulkanier in die Hände der Romulaner gelangt ist, kann wieder sichergestellt werden. Doch ist diese Superwaffe bei der Sektion 31 wirklich in den richtigen Händen? Soeben wollten ihre Agenten damit noch die Klingonen ausrotten.

Die Situation scheint außerdem nur auf den ersten Blick entschärft, weil die Föderation die beiden feindlichen Imperien mit eben dieser Superwaffe bedrohen kann. Doch das ist keine Basis für einen echten Frieden. Die Klingonen werden sowohl der Föderation als auch den Romulaner den Angriff auf ihre Heimatwelt niemals verzeihen. Ebenso wenig werden die Romulaner der Sektion 31 deren Verrat verzeihen. Eine ganze Flotte samt Besatzungen mit der Selbstzerstörung der gelieferten Waffen ins Nirvana zu befördern, ist ein kriegerischer Akt. Sowohl die Romulaner als auch die Klingonen werden nun zum Krieg rüsten. Der einzige Trost dabei ist, dass die Klingonen und Romulaner auch untereinander verfeindet sind, sodass am Ende jeder gegen jeden kämpfen wird. Das eigentliche Ziel der Sektion 31, die Sicherheit der Föderation zu gewährleisten, wurde nicht nur verfehlt, sondern aktiv untergraben. Da nutzt es auch nichts, Admiral Marcus als „Wahnsinnigen“ zu brandmarken, wenn der Rest der Organisation seine irrsinnigen Pläne noch posthum verwirklicht.

Farbenfrohes Feuerwerk

Was den Comic trotz der aberwitzigen Story am Ende doch lesenswert macht, sind die tollen Bilder. Der Detailgrad ist atemberaubend und die Charaktere sind hervorragend getroffen. Der Faltenwurf der Kleidung ist ebenfalls sehr realistisch. Daran, dass die Romulaner Gesichtstattoos und die Klingonen Stirnpiercings haben, wird man sich indes zwar wahrscheinlich nie gewöhnen, aber das sind nun mal die Vorgaben der Abrams-Filme. Trotzdem könnten die Klingonen wenigstens etwas individueller aussehen. Alle haben die gleichen Stirnhöcker. Wenigstens haben sie und die Romulaner wieder Haare. Und die romulanischen Uniformen sind ebenfalls an das angelehnt, was man bisher kennt.

Die romulanischen Raumschiffe sehen derweil besser aus als die Birds of Prey in Die Rache der Vulkanier. Sie sind eine Mischung aus Bird of Prey und Warbird, wobei sie fast schon zu sehr nach 24. Jahrhundert aussehen. Die Kanonen der Sektion 31 sind zudem etwas übertrieben groß. Immerhin ist das Gesamtdesign noch wesentlich angenehmer als das der neuen Klingonenkreuzer mit Narada-Technologie. Der hintere Teil sieht nach einen Bird of Prey der K’Vort-Klasse aus, doch nach vorne ragen schwarze Tentakel heraus, in deren Mitte ein gigantischer Scheinwerfer strahlt. Man hätte die Technologie der Narada auch unauffälliger integrieren können. Leider taucht dieses grottenhässliche Design in späteren Comics der neuen Zeit immer wieder auf.

Ebenso furchtbar sehen die Raumschiffe der Sektion 31 aus; zumindest die sichelförmigen Kreuzer mit nur einer Warpgondel. Der große Kreuzer mit vier Warpgondeln im letzten Kapitel ähnelt dann schon wieder der Stargazer. Eine wahre Augenweide ist dagegen die Enterprise. Ja, die Jar-Jar-Variante ist die hässlichste von allen, aber im Comic ist sie dermaßen gut in Szene gesetzt, dass der Anblick trotzdem schön ist. Zumal hier auch die Koloration einen hervorragenden Beitrag leistet. Die Farben sind satt, der Lichteinfall ist dank weicher Farbverläufe fast schon fotorealistisch, und es wird auch nicht mit Glanz- sowie Leuchteffekten gespart.

Bei den Umgebungen ist teilweise mit Mustern wie Marmorierung statt mit Farben gearbeitet worden. Die Covergestaltungen, von denen die meisten direkt vom Zeichner des Comics selbst stammen, stehen dem Inhalt in nichts nach, sodass alles einheitlich positiv zu bewerten ist.

Fazit: Ehrloses Verhalten gegenüber den Klingonen

Nach all den Neuinterpretationen alter Classic-Episoden merkt man bei diesem Comic wieder, dass das alte Star Trek tot ist. Und mehr noch: Roberto Orci pisst auf das Grab, indem er das Andenken an Gene Roddenberrys Utopie mit Füßen tritt. Werte wie Diplomatie und Völkerfreundschaft werden in diesem Comic komplett über Bord geworfen. Zwar nicht direkt von der Föderation, aber von einer Sektion 31, die völlig frei dreht und Amok läuft. Wie soll da jemals Frieden zwischen der Menschheit und den Klingonen entstehen? Zumal der Mond Praxis bereits zerstört wurde und auch dafür die Sektion 31 verantwortlich ist. Das Reboot-Universum wird damit auf lange Sicht ein dystopischer Kriegsschauplatz werden.

Immerhin die grafische Umsetzung ist bombastisch und lohnt den Kauf dann doch irgendwie. Was dem Comic an hoffnungsvoller Zukunftsutopie fehlt, wird damit teilweise ausgeglichen. Der 11. Star Trek-Band ist bei Cross Cult als Softcover erschienen, allerdings inzwischen verlagsvergriffen.

Info

Autor: Mike Johnson & Roberto Orci
Zeichner: Erfan Fajar
Farben: Sakti Yuwono, Ifasyah Noor & Beny Maulana
Verlag: Cross Cult
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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Warpskala

Warpskala
6 10 0 1
  • Story
    3/10
  • Zeichenstil
    10/10
  • Kolorierung
    10/10
6/10
Total Score

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