Mit Star Trek kam 2009 ein neuer Film in die Kinos. Er handelte wieder von Captain Kirk, stellte aber eine andere Zeitlinie dar.
Zeitreisen machen mir Kopfweh
Der Vater des ungestümen jungen James Tiberius Kirk fiel in einer Schlacht der U.S.S. Kelvin mit einem romulanischen Kriegsschiff unbekannter Bauart. Kirk leidet unter dem Verlust und sucht nach einem Sinn im Leben. Eines Tages landet er in einer Bar in Iowa, die regelmäßig von Sternenflotten-Offizieren frequentiert wird und gerät in einen Streit. Mit gebrochener Nase und weiteren Blessuren trifft er auf Captain Christoper Pike, der seinen Vater gut kannte.
Pike bietet dem intelligenten Kirk an, der Sternenflotte beizutreten und in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Zunächst zeigt dieser sich wenig begeistert, doch nach einer überschlafenen Nacht meldet er sich und wird angenommen. Rasch wird aus ihm einer der erfolgversprechendsten Kadetten der Akademie. Nach drei Jahren steht ihm seine bislang schwierigste Prüfung, der „Kobayashi Maru“ Test bevor, der von Commander Spock programmiert wurde und darauf abzielt, das Verhalten eines Raumschiff-Captains im Angesicht des sicheren Todes zu testen. Kirk mogelt und wird daraufhin bis zu seiner Verhandlung suspendiert.
Doch noch während seine Vorgesetzten über Kirks Ausschluss beraten, erreicht ein Notruf von Vulkan die Erde. Schnell werden alle flugfähigen Schiffe bemannt. Da dringender Personalbedarf herrscht, werden auch alle Kadetten, außer Kirk, auf ihre Schiffe versetzt. Mittels eines Tricks gelingt es seinem Freund, Dr. „Pille“ McCoy, den uneinsichtigen Studenten an Bord der U.S.S. Enterprise 1701 zu schmuggeln.
Kirk verbringt den Flug zunächst auf der Krankenstation. Doch die Borddurchsage Ensign Chekovs, dass man in einen Gewittersturm im All fliege, lässt ihn alarmiert aufhorchen. Ein Phänomen wie dieses soll aufgetreten sein, als das Schiff seines Vaters zerstört wurde. Atemlos hastet Kirk zur Brücke, um seine Kameraden zu warnen. Pike vertraut den Instinkten seines Schülers und geht unter Warp, doch zu spät. Die Enterprise gerät in ein Chaos aus Trümmern und ist in eine tödliche Falle getappt…
Alles von vorn
2007 erlebte das Fandom das zweite Jahr ohne Star Trek seit 20 Jahren. Als dann 2008 offiziell ein Kino-Reboot unter der Regie von J. J. Abrams angekündigt wurde, waren die Freudenrufe allerdings zunächst verhalten. Die meisten Fans hatten sich nach der Pleite von Star Trek: Enterprise eine Fortführung der Next Generation gewünscht. Ganz oben auf der Wunschliste stand eine Art nächste Generation der nächsten Generation.
Stattdessen servierte man der wartenden Fangemeinde einen Neuanfang, der auf den ikonischen Figuren des Captain Kirk, Mr. Spock und Dr. McCoy beruhte. Als Produzent und Drehbuchautor hatte man J. J. Abrams verpflichtet, der gerade mit Mission Impossible III und seiner Serie Lost große Erfolge feierte. Auch die Vorstellung des Casts wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Während Zachary Quinto, der durch die Serie Heroes zum Star geworden war, als Spock große Anerkennung fand, war man sich bei Chris Pine als Captain Kirk weniger sicher. Dr. McCoy sollte von Karl Urban dargestellt werden, der als Eomer im zweiten und dritten Der Herr der Ringe Film brilliert hatte und in Vin Diesels Riddick – Chroniken eines Kriegers den Nekromonger Vaako gab.
Andere Zeitlinien
Schon vor der Premiere diskutierte man also im Netz und in den sozialen Netzwerken heiß – und teilweise scharf über den neuesten Franchise-Ableger. Am 7. Mai 2009 startete der Film dann endlich in den deutschen Kinos und wurde insgesamt dann doch recht positiv aufgenommen – und das durchaus zu Recht. Die Story gerät zwar im Grunde eher banal und geradlinig, eben nach dem heute so typischen Marvel-Muster. Insgesamt fühlt man sich aber doch gut unterhalten.
Okay, das Drehbuch von Star Trek (2009) strotzt vor Logik-Löchern und unnötigen Ausreißern aus dem althergebrachten Canon. Der Antagonist Nero ist im Großen und Ganzen nicht viel mehr als ein gesichtsloser Neuaufguss des Shinzon aus Star Trek: Nemesis, auch wenn man sich alle Mühe gab, diese Tatsache durch einen neuen Background zu verschleiern. Und warum zum Geier werden Romulus und Vulkan zerstört? Das alles ist schon harter Tobak für den alteingesessenen Fan.
Dennoch lässt sich entgegenhalten, dass die Canon-Klippe recht geschickt durch einen schlichten dramaturgischen Kniff umschifft wurde. Abrams versetzte die Enterprise samt Crew kurzerhand in eine alternative Zeitlinie (inzwischen als Kelvin-Timeline bekannt). Diese Tatsache gewährte ihm die ein oder andere Freiheit, durch die er Star Trek massentauglicher und somit für die große Leinwand erfolgversprechender gestalten konnte.
Erfolgreich
Und genau dieses Ziel wurde erreicht. Abgesehen von den fast schon inflationär verwendeten Lensflares verfügt Star Trek (2009) über zahlreiche Schauwerte, die einfach nur Spaß machen. Schon der Anfang des Films zeigt mit der Raumschlacht zwischen der USS Kelvin und dem Romulaner-Borg Hybridenschiff Narada, wohin die Reise geht und ist grandios in Szene gesetzt. Der Regisseur spart nicht mit brachialer Action, gewährt uns aber während des Kampfes auch einen kurzen, völlig tonlosen Blick von außen auf beide Raumschiffe, eine tolle Idee.
Eine weitere denkwürdige Szene ist Kirks erster Blick auf die USS Enterprise, die gerade im Raumdock gebaut wird. Okay, okay. Abrams hat hier anscheinend etwas gründlich missverstanden. Die San-Francisco-Flottenwerft, in der das Schiff dem Canon nach gebaut wurde, befindet sich im Erdorbit und nicht auf der Erde. Dennoch gehört gerade die Szene, in der Kirk auf seinem Motorrad einen ersten Blick auf das unfertige Sternenflottenschiff erhascht, mit zu den schönsten des Films. Derartige visuelle Aha-Momente ziehen sich durch den gesamten Blockbuster und sorgen für einen guten Unterhaltungswert, der mit den großen Disney-Vorbildern mitzuhalten vermag.
Ähnliches lässt sich über die besetzten Rollen sagen. Die Einführung des Captain Kirk als junger Rebell geriet witzig und großmäulig und passte im Grunde sehr gut zur Figur, die wir aus den 60er Jahren kennen. Zachary Quinto als Spock und Karl Urban als Pille können zweifellos als Idealbesetzungen gesehen werden, die den Humor der Original-Serie problemlos wiederaufleben ließen. Auch John Cho als Sulu und der 2016 leider verstorbene Anton Yelchin als Chekov hatten ihre Vorbilder gut studiert, brachten aber auch ihre eigene Attitüde in die Rollen ein. Über Simon Pegg als Scotty scheiden sich die Geister. Seine manchmal schon fast albernen Comedy-Einlagen sind nicht jedermanns Geschmack, gaben dem Gesamtwerk aber einen weiteren Schubs in Richtung Four Quadrant Movie.
Fazit zu Star Trek (2009)
Insgesamt ging das Kalkül gut auf. Während Teile des Fandoms empört die Nase rümpften und den Film als franchiseunwürdig bewerteten, spielte er weltweit rund das Dreifache seiner Kosten wieder ein und kam bei den unbedarften Zuschauern somit offenbar sehr gut an.
Der bis dato letzte Kinofilm, Star Trek: Nemesis, hatte 2002 dagegen gerade einmal etwas mehr als seine Kosten eingespielt und wurde damit zu einem Flop. Damit hatte J. J. Abrams seine Hausaufgaben gemacht und die Vorgaben Paramounts erfüllt. Zudem belebte der Film das Fandom und stieß eine lange überfällige Diskussion darüber an, in welche Richtung sich das Franchise entwickeln müsse, um künftig wieder erfolgreich zu sein. Sicherlich ist das Endergebnis nicht ideal. Ein wenig mehr Tiefe hätte sowohl dem Drehbuch, als auch dem Zuschauer sicherlich gut getan. Doch insgesamt ist Star Trek (2009) ein unterhaltsamer Popcorn-Blockbuster, der es versteht, die Lust auf mehr zu wecken.
Info
Sternzeit: 2258,42
Regie: J. J. Abrams
Drehbuch: Alex Kurtzman, Roberto Orci
Produktion: J. J. Abrams, Damon Lindelof
Musik: Michael Giacchino
Kamera: Daniel Mindel
Schnitt: Maryann Brandon, Mary Jo Markey
Dt. Premiere: 07. Mai 2009
US Premiere: 08. Mai 2009
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