Es ist Zeit, sich mit dem Stand der Dinge in Sachen Barbie zu beschäftigen.

Barbie ist etwas für Mädchen!

Meine erste Reaktion auf die Filmpläne zu Barbie? Unglaube. Wie bitte sollte man ein Spielzeug verfilmen, dass keine Story besaß. Wo einfach nur irgendwelche Figuren und ggf. Accessoires präsentiert werden, die sich vor allem an Mädchen orientieren. Das kann doch nichts werden.

Zugegeben: Diese Einstellung war ignorant und arrogant. Halt die Haltung von jemanden, der in einer Zeit groß wurde, wo man als Junge schief angeguckt wurde, wenn man sich für solches Spielzeug interessierte. Als künftiger Mann hatte man gefälligst Sachen wie Transformers, Teenage Mutant Ninja Turtles oder Masters of the Universe zu spielen. Wobei LEGO und Playmobil auch in Ordnung waren.

Doch seit damals hat sich einiges getan. Das Bild von Barbie als pures Mädchenspielzeug, harmlos, pink und ein traditionelles Rollenbild transportierend wurde aufgebrochen. Das Spielzeug wurde bunter, diverser, realitätsnaher. Die Figur wurde Astronautin, Wissenschaftlerin und hatte eine Rollstuhlfahrerin als Freundin. Und natürlich erlebte sie in Form von verschiedenen Animationsfilmen und Videospielen eigene Abenteuer.

Ein Teaser, um Meinungen zu ändern

Trotzdem bleibt ein wenig … Unbehagen. So ganz konnte ich dann doch das, was ich als Kind der 1980er und 1990er Jahre durch die Umgebung aufgesogen hatte, nicht abschütteln. Bis der erste Teaser zum Film herauskam. Und ich sofort fasziniert war.

Das Besondere an diesem Teaser war, dass er die Figur episch und monumental präsentierte. Das bekannte „Also sprach Zarathustra“-Thema, was man aus 2001: Odyssey im Weltall kennt, ertönte. Und doch wirkte alles so dermaßen übertrieben, wurde es mit einem solchen Augenzwinkern dargestellt, das klar wurde, dass der Film sich nicht ernst nehmen würde.

Doch der Weg zu diesem Teaser, der mich faszinierte, war ein langer und steiniger. Die Arbeiten an der Realverfilmung begannen schon 2009, also zwei Jahre nachdem Mattel-Konkurrent Hasbro mit der Realadaption von Transformers jede Menge Geld scheffeln konnte. Ursprünglich arbeitete die Spielzeugfirma mit Universal Pictures zusammen und Laurence Mark (Showgirls, I Robot) sollte Produzent werden. Doch diese Pläne zerschlugen sich.

Neues Studio, neues Glück?

2014 wurde ein neuer Anlauf gewagt. Dieses Mal mit Sony Pictures. Jenny Bicks (Sex and the City) sollte das Drehbuch schreiben, derweil Laurie MacDonald und Walter Parks mit ihrer Firma Parkes + MacDonald Image Nation Produzenten werden sollten. Das fertige Skript sollte im Laufe der kommenden Monate mehrere Male überarbeitet werden. Außerdem wurde die bekannte Comedian Amy Schumer (Inside Amy Schumer) Teil des Produktionsteams und verhandelte im Dezember 2016 mit Sony, um die Hauptrolle zu übernehmen. Doch im März 2017 verließ sie überraschenderweise die Produktion und meinte, dass es Schedulekonflikte wären, die verhindern würden, dass sie ab Juni des Jahres an den Dreharbeiten teilnehmen könnte. Erst vor kurzem bekannte sie allerdings in einem Interview, dass es kreative Differenzen waren, die zu ihrem Ausstieg führten.

Mit dem Abgang von Amy Schumer stand die Realverfilmung von Barbie mal wieder vor dem Aus. Zwar bemühte sich Sony, das Projekt doch noch irgendwie zu retten. So versuchte man Anne Hathaway (Interstellar, The Dark Knight Rises) für die Hauptrolle zu bekommen und führte, um ihr die Arbeit am Film schmackhafter zu machen, sogar Gespräche mit der australischen Regisseurin Aletha Jones (Fun Mom Dinner). Doch am Ende waren diese Bemühungen umsonst, und im Oktober 2018 lief die Option von Sony, Barbie zu verfilmen, aus.

Was sich allerdings als Glücksfall herausstellen sollte. Den die Filmrechte gingen an Warner Bros. Und damit auch der Abgang aller zuvor beteiligten Leute geschah, konnten die quasi Tabula rasa machen. Und als eine der ersten Maßnahmen casteten sie Margot Robbie (Suicide Squad, Birds of Prey) in der Titelrolle, womit ihnen ein großer Coup gelang. Denn die Schauspielerin hatte durch ihre Rolle als Harley Quinn bewiesen, dass sie in der Lage war, einerseits herrlich durchgeknallt zu spielen, aber ebenso von jetzt auf gleich ernst zu werden.

Wenn Pink nicht mehr auf Lager ist

Allerdings übernahm sie nicht nur die Hauptrolle, sondern wurde, als erfahrene Produzentin, eine der Produzenten des Films. Für die Regie stand auch kurzzeitig Patty Jenkins (Wonder Woman) im Gespräch, doch am Ende sollte die Wahl auf jemand anderen fallen. Das Drehbuch wurde von Greta Gerwig und Noah Baumbach gemeinsam geschrieben. Sie arbeiteten daran vor allem während der Coronapandemie und hatten, laut eigener Aussage, freie Hand. Gerwig selbst, die im Juli 2021 als Regisseurin bestätigt wurde, verfasste dafür ebenfalls ein abstraktes Gedicht. Im Oktober 2021 wurde Ryan Gosling als Ken gecastet und Helen Mirren sprach das Voiceover für den Trailer und filmte außerdem auch noch einen kleinen Kameoauftritt. Die Dreharbeiten liefen von März bis Juni 2022. Interessanterweise wurde dabei vor allem auf praktische Effekte gesetzt, was unter anderem dazu führte, dass ein bestimmter Pinkton sehr häufig verwendet wurde. Und deshalb auch zu einer zeitweisen weltweiten Knappheit der Farbe führte.

Und seit dem ersten Teaser rollt eine Werbekampagne durch die Welt, die ihres gleichen sucht. Immer wieder werden neue Filmschnippsel oder Details präsentiert. Zuletzt unter anderem eine Szene, in der Ryan Gosling als Ken ein Lied über seine Figur sang. Es gibt immer mehr Kooperationen, in denen Objekte in Pink dargestellt werden. Auch die Kult-SciFi-Serie Doctor Who machte da mit, wie ein Tweet beweist, wo die TARDIS entsprechend farbig angemalt wurde.

https://twitter.com/bbcdoctorwho/status/1679038474765099008

Die Hoffnung ist, dass es Barbie gelingt, den bislang eher mauen Kinosommer, der vor allem dadurch „glänzte“, dass jede Menge Filme, von denen erwartet worden war, dass sie die Kassen zum Klingeln bringen würden, floppten. Flash und Indiana Jones 5 sind da ganz prominente Merkmale, wobei vor allem der erstgenannte Film für Warner Bros. einen enormen wirtschaftlichen Verlust in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags bedeutet.

Eins ist sicher: Es ist Mattel und Warner Bros. gelungen, dass man selbst als jemand, der der Figur Barbie eher skeptisch bis ablehnend gegenüber stand, fasziniert ist. Und man durchaus ernsthaft überlegt, hineinzugehen. So auch, und das ist der momentane Stand der Dinge, meine Wenigkeit.

warpshop

Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Götz Piesbergen

Kommentar verfassen