Der Ruf der Toten ertönt und Kate Daniels kann diesen nicht ignorieren.
Eine neue Ära
Das Leben von Kate Daniels hat sich enorm verändert. Sie ist jetzt eine selbstständige Privatdetektivin, die mehr schlecht als recht über die Runde kommt. Sie lebt mit dem Herren der Bestien zusammen und kümmert sich gemeinsam mit ihm um das Rudel. Eigentlich könnte sie glücklich sein.
Doch dann wird sie von der Roten Garde angeheuert, die einen ihnen Schutzbefohlen verloren haben. Bei der Untersuchung stößt sie nicht nur auf einige Ungereimtheiten. Sondern ebenso auf etwas aus ihrer Vergangenheit, dass sie an einigen glücklichen Entwicklungen der letzten Zeit zweifeln lässt.
Ruf der Toten ist der Beginn einer neuen Ära in der Stadt der Finsternis-Reihe. Zum ersten Mal ist Kate Daniels nicht mehr Mitglied des Ordens, sondern eine freiberufliche Detektivin. Und ihre Beziehung zu Curran, dem Anführer des Rudels, der Vereinigung aller Werwesen in Atlanta, ist endlich eine Glückliche, nachdem klar ist, dass der Werlöwe sie und nur sie allein als seine Gefährtin haben möchte.
Einige Überraschungen
Doch dies wäre kein Ilona Andrews Roman, wenn es nicht einige… interessante Entwicklungen geben würde. Da ist zum einen, dass die Detektei innerhalb weniger Seiten jede Menge neue Angestellte kriegt. Dass Derek, der Werwolf der schon seit Die Nacht der Magie an der Seite von Kate Daniels kämpft, mit dabei ist, verwundert nicht. Es wird auch glaubwürdig begründet.
Überraschend ist hingegen in Ruf der Toten, dass Kate Nash wieder auftaucht, nachdem ihre Freundschaft im letzten Roman, in Magisches Blut, doch erheblich gelitten hat. Auch hier begründet Ilona Andrews es jedoch logisch und nachvollziehbar, wieso die geheime Werhyänin wieder auftaucht. Denn sie hat im Prinzip ihre Heimat verloren und sucht dadurch eine neue, die sie an der Seite ihrer Freundin findet. Außerdem ist dies auch die Grundlage für Geheime Macht, ihren eigenen Roman, der in der Stadt der Finsternis-Reihe als Nächstes dran ist.
Und auch Ascanio ist eine überraschende Hinzufügung. Hier zeigt sich, wieso man die Alpha der Boudas, Tante B, nicht unterschätzen darf. Denn mit einer Herzensgüte, die nichts Gutes verheißt, drückt sie Kate den noch jungen Mann aufs Auge, der zuvor wohl überwiegend über die Stränge geschlagen ist. Er wird vor allem als eine Nervensäge sondergleichen charakterisiert, als jemand, der ein Großmaul ist, aber gleichzeitig auch einiges an Potential hat. Mal sehen, was Ilona Andrews mit der Figur noch anstellen wird.
Ein grandioser Endkampf
Der Hauptplot in Ruf der Toten dreht sich um die vermisste Person. Wie üblich kombiniert Ilona Andrews dies mit jeder Menge Worldbuilding. So lernt mit Roman den Priester von Tschernobog, dem slawischen Gott der Finsternis und des Bösen. Doch ist dieser heilige Mann jetzt nicht der Antagonist, sondern sogar ein freundlicher und jovialer Mann, der über erstaunliche Fähigkeiten verfügt. Außerdem wird das Konklave eingeführt, die Zusammenkunft der wichtigsten Organisationen von Atlanta, darunter nicht nur die Hexen, sondern ebenso das Rudel und das Volk.
Das ist insofern wichtig, als dass der Fall immer dramatischer wird. Ilona Andrews baut eine Bedrohung auf, die die Fundamente ihres Universums gefährdet. Und präsentiert dabei einen Erfinder, der realitätsblind ist und dementsprechend den wahren Antagonisten, ohne es zu wissen, zugearbeitet hat. Was dann zu einem Finale führt, dass erhebliche Auswirkungen haben wird.
Es ist ein grandioser Endkampf, der hier in Ruf der Toten beschrieben wird. Allgemein muss man sagen, dass solche epischen Auseinandersetzungen Ilona Andrews liegt, wie man ja bereits in Die dunkle Flut feststellen durfte. Denn hier wird eine Massenauseinandersetzung zwischen jeder Menge Fraktionen und Leute beschriebe, kombiniert mit persönlichen Eindrücken, da das ganze von Kate Daniels selbst geschildert wird.
Unnötig
Im Prinzip ist dies ein fantastischer Roman. Wäre da nicht eine unnötige Charakterentwicklung, in der Kate auf ein Mal Zweifel an der Liebe von Curran aufkommen. Genauer gesagt, dass diese auf natürlichem Weg entstand, sondern dass sie ungewollt oder unbewusst nachgeholfen hat. Doch zum Glück wird dieser unnötige Plot nachdrücklich aus der Welt geschafft.
Ruf der Toten mag in einem Aspekt nicht überzeugen, ist aber am Ende dennoch ein grandioses Werk!
Info
Autor: Ilona Andrews
Titel: Ruf der Toten
Serie: Stadt der Finsternis 05
Originaltitel: Magic Slays
Übersetzer: Bernhard Kempen
Verlag: Egmonty Lyx
Erschienen: 03/2012
Einband: Broschiert
Seiten: 378
ISBN: 978-3-8025-8343-8
Sonstige Informationen: Produktseite
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