Ursula K. Le Guin hat im Laufe ihres Lebens mehrere Meisterwerke der Phantastik verfasst.

Wenn die Liebe zum Buch bereits als Kind eingeimpft wurde

Die Erdsee-Reihe, Die Linke Hand der Dunkelheit oder Das Wort für Welt ist Wald: Ursula K. Le Guin hat die Science-Fiction und auch die Fantasy mit mehreren Werken bereichert, die heutzutage unvergessen sind und ebenso oft in anderen Medien adpatiert worden sind. Dabei untersuchte sie in ihren Geschichten die verschiedensten Themen.

Die Autorin kam am 21. Oktober 1929 als Ursula Kroeber in Berkley, Kalifornien zur Welt. Ihre Eltern waren der renommierte Anthropologe Alfred Louis sowie Theodora Kroeber, die, als sie 60 Jahre alt wurde, eine erfolgreiche Schriftstellerin wurde. Sie hatte drei ältere Brüder, darunter auch Karl Kroeber, der ein bekannter Literaturwissenschaftler wurde.

Bei den Kroebers gab es jede Menge Bücher, weshalb alle Geschwister bereits in jungen Jahren lesebegeistert waren. Ebenso hatten sie viele berühmte Gäste und Freunde, darunter auch Robert Oppenheimer, der für Ursula K. Le Guin später als Vorlage für den Protagonisten ihres Romans Freie Geister diente. Ihre erste Berührung mit der Science-Fiction und Fantasy hatte sie bereits als kleines Kind, weil sie die Magazine Thrilling Wonder Stories und Astounding Science Fiction las. Auch für Mythologien und Legenden hatte sie enormes Interesse.

Wenn die Liebe den Lebensplan verändert

Ihre erste Geschichte verfasste sie, als sie neun Jahre alt war. Als sie elf war, schickte sie Astounding Science Fiction ihre erste Kurzgeschichte zu. Doch diese wurde abgelehnt, weshalb sie für die nächsten zehn Jahre keine weitere Story mehr einsendete.

Ursula K. Le Guin machte ihren Schulabschluss an der Berkley High School und studierte anschließend am Radcliffe College der Harvard Universität Renaissancefranzösische und -italienische Literatur. In diesem Fach erhielt sie auch 1951 ihren Bachelor of Arts. 1952 machte sie ihren Master in Französisch an der Columbia University und begann, auf einen Doktortitel hinzuarbeiten. Dafür kriegte sie ein Fulbright Stipendium, um 1953 und 1954 in Frankreich zu studieren.

Doch das Leben hatte andere Pläne. Denn im Jahr 1953 traf sie auf dem Weg nach Frankreich den Historiker Charles Le Guin, den sie schließlich im Dezember desselben Jahres in Paris heiratete. Dies markierte auch das Ende für ihre Karrierepläne, denn während ihr Mann seinen Doktor an der Emory University in Georgia und an der University of Idaho fertigmachte, lehrte sie Französisch und arbeitete als Sekretärin. Bis dann 1957 ihre Tochter Elisabeth zur Welt kam. 1959 gebar sie ihre zweite Tochter Caroline und die Familie zog nach Portland, wo 1964 ihr Sohn Theodor geboren wurde. Und auch, wenn die Autorin später noch zwei weitere Stipendien kriegen sollte, blieb sie in ihrer Heimat.

Erste Schritte als Autorin

Es war im Jahr 1959, als das erste Werk von Ursula K. Le Guin herauskam. Es handelte sich dabei um das Gedicht Folksong from the Montayna Province. Zwei Jahre später wurde mit An die Musik ihre erste Kurzgeschichte herausgebracht. Beide Produkte sind Teil des fiktionalen Orsinia-Landes.

Doch da ihre weiteren Geschichten von den Verlagen als nicht zugänglich abgelehnt wurden, wandte sie sich der Science-Fiction zu. In diesem Genre war ihr erstes Werk die Kurzerzählung April in Paris, die 1962 im Fantastic Science Fiction-Magazin herauskam. In den darauffolgenden Jahren schrieb sie 1964 mit Semleys Geschmeide die erste Geschichte ihres Hainish-Zyklus sowie Die Namensregel, was eine der Auftaktstories zu ihrem Erdsee-Universum war, das übrigens dadurch hervorstach, dass die Protagonisten dunkelhäutig und die Antagonisten weißhäutig waren. Ihr erstes richtiges Buch war 1966 Rocannos Welt.

1968 wurde ihre Geschichte Neun Leben im Playboy-Magazin herausgebracht. Doch geschah das unter außergewöhnlichen Umständen, da sie gefragt wurde, ob die Erzählung ohne ihren vollständigen Vornamen abgedruckt werden könne. Die Autorin stimmte zu, auch wenn sie den Grund dafür nicht verstand und dies das erste und ebenso einzige Mal war, dass sie Vorurteile gegen sich als Frau von Seiten eines Verlegers oder Redakteurs mitkriegte. In jedem Fall geschahen alle Nachdrucke nicht unter dem Kürzel U. K. Le Guin, sondern mit ihrem kompletten Namen Ursula K. Le Guin.

Mehrfach preisgekrönt

Die vielleicht beste Schaffensperiode im Leben der Autorin war von 1966 bis 1974. In dieser Zeit kamen mehrere Erzählungen von ihr heraus, die sehr erfolgreich waren und auch teilweise preisgekrönt wurden. Mit Der Magier von Erdsee erschien 1968 ein Jugendbuch von ihr, das ein Megaseller wurde. Die Linke Hand der Dunkelheit (1969) wurde unter anderem sowohl mit einem Hugo wie ebenfalls einem Nebula-Award ausgezeichnet, womit die Autorin die erste Frau war, die diese Preise gewann. In jenem Band beschäftigte sie sich mit feministischen Themen. Auch für Das Wort für Welt ist Wald (1973) kriegte sie einen Hugo, wobei sie in diesem Buch den Vietnam-Krieg als Inspirationsquelle für ihre Geschichte nahm. Und mit Freie Geister (1974) schaffte sie das Kunststück, als erste Person überhaupt erneut einen Hugo wie auch einen Nebula-Award zu gewinnen.

Mit diesen Romanen fing Ursula K. Le Guin an, in ihren Büchern immer mehr politische und gesellschaftliche Themen anzusprechen. Etwas, was sich durch ihre nachfolgende Karriere wie ein roter Faden zog. Dabei begann sie allerdings auch, sich in andere Genres vorzuwagen.

So schrieb sie 1979 Nächstes Jahr im September einen realistischen Roman. Gleichzeitig war dies ebenso der Auftakt zu einer Schaffenszeit, wo sie überwiegend Geschichten für ein jüngeres Publikum verfasste. Diese Epoche dauerte bis 1994, wobei sie in dieser Phase auch den Essay-Band The Language of the Night (1974) oder Wild Angels (1975) schrieb. Mit Tehanu kehrte sie 1990 zu Earthsea zurück und gewann dafür erneut einen Nebula Award.

Ein großer Geist erlischt

Mit der Kurzgeschichtensammlung Four Ways to Forgivness (1995) und der Kurzgeschichte Old Music and the Slave Women (1999) erforschte sie das Thema Freiheit und Rebellion in einer Sklavengesellschaft. Mit Die Erzähler kam ihre finale Hainish-Geschichte heraus, derweil Das Vermächtnis von Erdsee (2001) und Rückkehr nach Erdsee, ihre letzten Bände im Earthsea-Universum waren. Für letztgenannten Roman gewann sie 2002 den World Fantasy Award.

In den letzten Jahren ihres Lebens schrieb Ursula K. Le Guin immer weniger fiktionale Werke, als vielmehr nonfiktionale. Sie verfasste Essays, Gedichte aber auch Übersetzungen. Ihre letzten Publikationen waren Dreams Must Explain Themselves, Ursula K. Le Guin: Conversations on Writing und die Gedichtsammlung So Far So Good: Final Poems 2014 – 2018, die alle posthum herauskamen.

Am 22. Januar 2018 verstarb die Schriftstellerin im Alter von 88 Jahren. Laut ihrem Sohn war sie die letzten Monate ihres Lebens bei schwacher Gesundheit und starb vermutlich an einem Herzanfall. Es gab eine private und eine öffentliche Erinnerungszeremonie.

Inspiration für viele!

Ursula K. Le Guin war eine erfolgreiche und einflussreiche Autorin. Man sagt ihr nicht nur nach, dass ihre Werke maßgeblich dazu beitrugen, dass das Science-Fiction-Genre sich erweitern und viele seiner Autoren auch im Mainstream Anerkennung fanden. Ebenso war sie ein Vorbild für viele prominente Schriftsteller wie Neil Gaiman, Ian Banks oder Salman Rushdie. Viele weibliche SciFi-Autorinnen wie Vonda Mcintyre wurden von ihr ebenfalls beeinflusst, nicht zuletzt dadurch, dass sie, als letztgenannte einen Workshop 1971 in Seattle gründete, eine der Lehrkräfte wurde.

Die Werke der Schriftstellerin wurden für verschiedene Medien adaptiert. Zu den prominenten Verfilmungen zählen sicherlich die von dem berühmten Studio Ghibli aus dem Jahr 2006, wobei sie von der Geschichte enttäuscht war. Und die Serienadaption vom SciFi-Channel aus 2004 fiel in ihren Augen schon allein dadurch durch, weil viele der Darsteller weiß waren und nicht rote, braune oder schwarze Hautfarben hatten, wie es in den Büchern der Fall war.

Ursula K. Le Guin im Web

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Götz Piesbergen

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