Sir Alec Guinness ist auch bekannt als „Mann der tausend Gesichter“.
Ein Kind Londons
Sir Alec Guinness, der mit bürgerlichem Namen Alec Guinness de Cuffe hieß, stammte aus London. Genauer gesagt aus Marylebone, wo er am 2. April 1914 das Licht der Welt erblickte. Sein Vater ist unbekannt, wobei Sir Alec Guinness immer vermutet hatte, dass es sich um einen Freund der Familie de Cuffe gehandelt haben musste. Zwar verschwieg seine Mutter, Agnes de Cuffe, ihm den Namen, aber es erschien auffällig, dass Andrew Geddes, der besagte Familienfreund, immer wieder finanzielle Unterstützung zur Verfügung gestellt hatte.
Dennoch wuchs Guinness in ärmlichen Verhältnissen auf. Er wurde „im Chaos geboren“, schrieb er in seiner Autobiographie. Später begann er in einer Werbeagentur zu arbeiten, erhielt ein Schauspielstipendium, kam dann zum Theater und gab 1934 sein Debut. 1936 wurde er Mitglied des Old Vic Theatres, dem berühmten Theater in The Cut in Lambeth, London. In dem Theater, welches im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1944 wieder in Betrieb genommen wurde, spielten ebenfalls Sir Laurence Olivier und Sir Ralph Richardson. Später, als das Theater als Royal National Theatre weitergeführt wurde, traten auch Maggie Smith, Peter O‘Toole und Anthony Hopkins dort auf. Hier versammelten sich über die Jahre so einige bedeutende britische Darsteller.
Von der Bühne zum Film
1946 gab Sir Alec Guinness sein Kameradebut. In dem Film Geheimnisvolle Erbschaft trat er als Herbert Pocket auf. Die Regie führte Sir David Lean (Die Brücke am Kwai, Lawrence von Arabien, Dr. Schiwago). Lean und Guinness sollten über Jahrzehnte lang immer wieder zusammenarbeiten. Schon 1948 hatte Sir Alec Guinness wieder eine Rolle in einem Film von Lean. In der Verfilmung von Oliver Twist (Charles Dickens) spielte er den Juden Fagin. Zwar erhielt Guinness für seine Darstellung sehr viel Lob, jedoch kamen später Vorwürfe auf, dass durch die Figur antisemitische Klischees bedient worden waren.
Der Durchbruch gelang Sir Alec Guinness 1949 mit seiner achtfachen Rolle in der Komödie Adel verpflichtet. Er stellte hier die Mitglieder einer höchst exzentrischen, reichen Familie dar, welche alle nacheinander Opfer eines Mörders werden. So wurde er in den 1950er Jahren zu einem der bekanntesten britischen Komödianten und galt als Aushängeschild der Londoner Ealing Studios.
1956 kam Sir Alec Guinness nach Hollywood. Gemeinsam mit Grace Kelly stand er für Der Schwan vor der Kamera.
Liebe zum Detail
Sir Alec Guinness Erscheinung mochte zwar kein Aufsehen erregen, wirkte er doch eher unscheinbar, jedoch legte er eine Detailbesessenheit und Präzision an den Tag, sodass seine Rollen eine unnachahmliche Ausstrahlung erhielten. Beispielsweise umgab seine Darstellung des Obiwan Kenobi eine überzeugende faszinierende Aura, welche absolute Überlegenheit ausstrahlte. Guinness war unglaublich wandlungsfähig und ging in seinen Rollen komplett auf. Selbst wenn er selbst sagte, seine Leistung sei nicht überragend gewesen, konnte man sich darauf verlassen, dass Guinness wieder eine Meisterleistung hingelegt und mit äußerst subtilen, schauspielerischen Mitteln eine gelungene Darstellung abgeliefert hatte.
Dabei galt er als hochprofessioneller Schauspieler, der stets sehr respektvoll mit allen am Set beteiligten Personen umging. George Lucas war von der Engelsgeduld und Hilfsbereitschaft des Schauspielers angetan, der ebenso dafür sorgte, dass die anderen Darsteller aus Krieg der Sterne mit größerem Ernst an die Sache herangingen.
Internationaler Ruhm
Seine Rolle als Colonel Nicholson in Die Brücke am Kwai machte Sir Alec Guinness weltweit bekannt und verschaffte ihm den Ruf eines grandiosen Charakterdarstellers. Für diese Rolle erhielt Sir Alec Guinness den Oscar als bester Hauptdarsteller.
Die folgenden Jahre waren eine Zeit der großen Rollen. So spielte Guinness 1959 in Unser Mann in Havanna den unfreiwilligen britischen Agenten James „Jim“ Wormold. 1962 kam es wieder zu einer Zusammenarbeit von Guinness und Lean. In Lawrence von Arabien stellte Guinness den Fürsten Faisal dar. 1964 machte ihn Anthony Mann in dem Monumentalfilm Der Untergang des Römischen Reiches zum Kaiser. Guinness spielte hier den römischen Herrscher Marcus Aurelius. 1965 wirkte Sir Alec Guinness wieder in einem Lean’schen Film als russischer General Jewgraf und als begleitender Erzähler mit.
Danach wurde es ruhiger um Sir Alec Guinness. Die Hauptrollen gingen zunehmend an jüngere Darsteller. Für Guinness blieben – immerhin prägnante – Nebenrollen. Die 1970er Jahre hingegen brachten ihm einige gute Rollen ein. 1970 war er als König Charles I. in Cromwell – Krieg gegen den König zu sehen. Zwei Jahre später spielte er den deutschen Diktator Adolf Hitler in Hitler – Die letzten zehn Tage. 1976 konnte er wieder sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen, als er in Eine Leiche zum Dessert den blinden Butler Jamesir Bensonmam schauspielerte.
Star Wars
1977 fand sein großes Comeback statt. Für George Lucas Krieg der Sterne übernahm er die Rolle des Obiwan Kenobi. Er hatte während der Dreharbeiten zu Eine Leiche zum Dessert das Drehbuch gelesen und befand Krieg der Sterne für „maybe a good one“. Da der Film mit einer unerwarteten Wucht einschlug, wurde Guinness auf diese Weise schlagartig auch bei den jüngeren Kinogängern bekannt. Zwar fiel die Gage mit 150.000 Pfund nicht übermäßig üppig aus, aber da er einen Anteil von 2,25 % an den überschüssigen Einnahmen hatte, konnte er sein weiteres Leben in finanzieller Unabhängigkeit verbringen. Guinness trat auch in den nachfolgenden Star Wars-Filmen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jediritter auf.
Zwar verschaffte ihm Obiwan Kenobi unerwarteten Ruhm, jedoch hielt Sir Alec Guinness diese Rolle nicht für seine beste. Darüber hinaus schätzt er die, in seinen Augen überflüssige und sein Privatleben störende, Verehrung seiner Person nicht, blieb distanziert und gab auch keine Autogramme.
Ab Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre übernahm Sir Alec Guinness weniger Rollen. 1979 spielte er zum ersten Mal in einer Fernsehproduktion mit statt in einem Kinofilm. Als pensionierter Meisterspion George Smiley trat er in Dame, König, As, Spion, einer Verfilmung von John le Carrés gleichnamigem Roman, auf. 1980 war er als Earl of Dorincourt in Der kleine Lord zu sehen. 1985 arbeiteten Guinness und Lean ein letztes Mal zusammen. In Leans Film Reise nach Indien spielte Guinness die Rolle des Professor Godbole. 1994 war Sir Alec Guinness zum letzten Mal in einem Kinofilm zu sehen. In Stumme Zeugin stellte er „The Reaper“ dar. Im TV trat er 1996 in seinem letzten Fernsehfilm Cambridge Fieber auf.
Privatleben
Über das private Leben von Sir Alec Guinness ist wenig bekannt, da er dieses stets von der Öffentlichkeit ferngehalten hat.
Bekannt ist, dass er 1938 die Schauspielerin Maurela Salaman geheiratet hat. Das Paar bekam 1940 einen Sohn, Mathew Guinness, der später ebenfalls Schauspieler wurde. 1941 wurde Sir Alec Guinness zum Kriegsdienst eingezogen und diente bei der Royal Navy.
Als sein Sohn Matthew lebensgefährlich erkrankte, schwor Sir Alec Guinness, er würde zum Katholizismus konvertieren, wenn dafür sein Sohn genesen würde. In den 1950ern hielt er sein Wort und trat gemeinsam mit seiner Ehefrau der Roman Catholic Church bei.
1959 wurde Sir Alec Guinness in den Adelsstand erhoben.
Im Jahr 2000 ging er aufgrund eines Glaukoms in eine Klinik. Es stellte sich heraus, dass er an inoperablem Prostatakrebs erkrank war. Auch seine Leber war befallen. Am 5. August 2000 starb Sir Alec Guinness im Alter von 86 Jahren. Zwei Monate später folgte ihm seine Ehefrau Maurela. 62 Jahre miteinander verheiratet gewesen, wurden sie nebeneinander auf dem Friedhof der Saint Lawrence’s Roman Catholic Church in Petersfield, Grafschaft Hampshire, zur letzten Ruhe gebettet.
Essentially I’m a small part actor who’s been lucky enough to play leading roles for most of his life.
Sir Alec Guinness im Web
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