Roy Dotrice ist gegen Ende seines Lebens Außergewöhnliches gelungen.

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

Es war der 26. Mai 1923, als auf der Kanalinsel Guernsey, genauer gesagt in Bailiwick auf Guernsey Roy Dotrice zur Welt kam. Über seinen Bildungswerdegang ist nichts bekannt. Doch angesichts seines Geburtsdatums kann man sich sicherlich denken, dass ein gewisses historisches Ereignis eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen sollte.

Der Zweite Weltkrieg nämlich sollte sich erheblich auf sein Leben auswirken. Als der Krieg ausbrach und die Deutschen 1940 die Kanalinsel besetzten, mussten er, seine Mutter und sein Bruder nach England fliehen. Dort trat er der Royal Air Force als Funker und Schütze bei und flog so zahlreiche Missionen über feindlichem Gebiet. Er wurde allerdings abgeschossen und er und seine Kameraden gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft. In dieser lernte er das Theater kennen und lieben, weil er damit die Gemüter seiner Mitgefangenen erheitern konnte.

Als der Weltkrieg vorbei war, entschloss sich Roy Dotrice, das, was er in der Kriegsgefangenschaft erlernt hatte, auch in die Tat umzusetzen. Er heiratete zu jener Zeit seine Schauspielkollegin Kay Newman und begann, als Schauspieler zu arbeiten. Zunächst trat er in vielen Theaterproduktionen auf, wo er, laut eigenen Angaben, weit über hundert Theateraufführungen selbst produzierte und auch Regie führte.

Ausflüge in die Phantastik

Doch in den 1950er Jahren lockte das Fernsehen. Und er folgte dem Ruf, als er 1957 sein Bildschirmdebüt in dem Fernsehfilm The Adventure gab. Das war auch das Jahr, wo er in der Serienadaption Treasure Island von Robert Louis Stevenson Abe Gray darstellte. Und, wie es für die damalige Zeit Standard war, war er ebenso in diversen Theateraufführungen im Fernsehen zu sehen. So auch 1960, als er im Rahmen des „BBC Sunday-Night Play“ auftrat.

Wie allerdings viele andere Schauspieler ebenfalls, beschränkte er sich irgendwann nicht nur auf Theaterproduktionen, sondern trat auch in reinen Unterhaltungsproduktionen auf. Zum Beispiel 1965, als Roy Dotrice an der Seite von Kirk Douglas in Kennwort ‚Schweres Wasser‘ auftrat. Und 1969 wurde er für seine Hauptrolle in der Comedyreihe Misleading Cases sogar mit einem BAFTA-Award als bester Darsteller ausgezeichnet.

1970 begann er, auch in andere Genres reinzuschnuppern, beispielsweise mit einem Auftritt in der Horror-Anthologie Tales of Unease. Auch in dem Geschichten aus der Gruft-Film aus 1972 – in dem Joan Collins und Peter Cushing ebenfalls mitspielten – war er in einem Storysegment zu sehen. 1975 machte er schließlich seine ersten SciFi-Erfahrungen, als er in der britischen Kultserie Mondbasis Alpha-1 für zwei Episoden als Comissioner Simmonds auftrat. Und 1980 war er die Stimme für Harvey Keitels Benson in Saturn-City.

Ein gern gesehener Gast

Die 1980er waren für Roy Dotrice eine Zeit, zu der er in vielen bekannten und berühmten US-Fernsehserien Gastauftritte hatte. Sei es 1981 in Magnum, 1984 in Remington Steele oder Hart aber Herzlich (1984): Es gab kaum eine bekannte Serie dieser Dekade, wo er nicht für einen kurzen Auftritt vorbeischaute.

Natürlich gab es ebenso Filmauftritte von ihm. Und zu einem seiner besten gehörte Amadeus (1984), wo er den Vater von Wolfgang Amadeus, Leopold Mozart, darstellte. Allerdings blieb er dem Horror-Genre treu, als er in einem Segment des Anthologie-Films Stephen King’s Golden Tales als Vampirfürst Jeffrey Draco auftrat. 1986 stellte er in der Miniserie Shaka Zulu den britischen König Georg IV. dar.

Unvergessen ist sein Mitwirken in der legendären Fernsehserie Die Schöne und das Biest, wo er von 1987 bis 1990 Jacob „Father“ Wells darstellte. Er trat neben Ron Perlman, der das titelgebende Biest schauspielte, und Jay Acovone, der als Deputy D.A. Joe Maywell mitwirkte, in allen 55 Episoden auf. Ebenso konnte er für eine Folge auch die Geschichte beisteuern. Und in der Sportkomödie Liebe und Eis konnte er in einer der größeren Rollen begeistern.

Zurück in die Gruft

1995 trat Roy Dotrice in gleich zwei prominenten Fernsehserien auf. Die eine war die von Steven Spielberg erschaffene und kurzlebige Erde 2, wo er für zwei Episoden The Elder darstellte. Wesentlich bekannter dürfte hingegen sein Auftritt in Babylon 5 gewesen sein, wo man ihn in einer Folge als Frederick Lantz bewundern konnte.

1996 rief schon wieder die Gruft bzw. die damalige Auflage von Geschichten aus der Gruft, in der er in einer Episode zu sehen war. 1998 trat er in große Fußstapfen, als er in Hercules – The Legendary Journeys Zeus darstellte, der zuvor vom großen Anthony Quinn zum Leben erweckt wurde. Und von 1999 bis 2000 trat er in zwei Folgen der SciFi-Serie Sliders – Das Tor in eine fremde Dimension auf.

2003 war Roy Dotrice in dem Scifi B-Movie Alien Jäger in einer Nebenrolle zu sehen. Und spielte in demselben Jahr in der Joss Whedon-Serie Angel – Jäger der Finsternis für eine Episode Roger Wyndam-Price.

Eine unglaubliche Leistung!

2003 war aber auch das Jahr, wo ihm etwas Außergewöhnliches gelang. In jenem Jahr kamen die Audiobuchadaptionen der ersten beiden Game of Thrones-Bücher heraus. Er selbst sprach in diesen Adaptionen einige Charaktere bzw. genauer gesagt sollte er bis zum fünften Band insgesamt 224 Figuren sprechen! Eine außerordentliche Leistung, mit der er zu Recht ins Guiness Buch der Rekorde kam. Die Vertonung des dritten Teils A Storm of Swords kam 2004 heraus und die von den Bänden vier und fünf 2011.

2008 konnte er erneut mit Ron Perlman zusammenarbeiten, als er in Hellboy 2 den alten Elfenkönig Balor darstellte. Und seine letzte Rolle war 2012 in der Fernsehadaption von Game of Thrones, wo er in zwei Episoden als der Alchemist Hallyne mitwirkte.

Doch zurück zum Anfang. Zu seiner Ehe mit Kathy Newman. Die beiden blieben lange ein Paar, bis der sprichwörtliche Tod sie schied. Denn seine geliebte Ehefrau, mit der er drei Töchter hat, die wie ihre Eltern Schauspieler wurden, verstarb 2007. Er blieb danach unverheiratet.

2008 sollte Roy Dotrice zum Offizier des britischen Empires ernannt werden. Er war ein stetes Mitglied des Garrick Clubs, einem Gentleman Club in London, und war Baseball-Fan, genauso wie er fürs Leben gerne angeln und Fußball genoss. Er verstarb am 16. Oktober 2017 an natürlichen Ursachen.

Roy Dotrice im Web

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Götz Piesbergen
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