Michael Piller war einer derjenigen, die die Geschicke von Star Trek in die richtige Bahn lenkten.
Mit Verspätung der Familientradition folgend
Es ist unbestreitbar, dass Star Trek das Kind von Gene Roddenberry ist. Und das Rick Berman nach dem Tod des Schöpfers lange Zeit die Geschicke des Franchises geschickt leitete. Doch arbeiteten sie nie alleine, sondern hatten viele Leute um sich, Mitproduzenten oder Drehbuchautoren, die ihnen bei dieser Aufgabe hilfreich waren. Wie beispielsweise Michael Piller.
Er war einer von jenen Leuten, denen der spätere Beruf förmlich in die Wiege gelegt wurde. Denn er wurde am 30. Mai 1948 in Porst Chester, New York, in eine jüdische Familie geboren, wo beide Eltern professionelle Schreiber waren. Sein Vater Gene Piller war Drehbuchautor in Hollywood, derweil seine Mutter Ruth Roberts Songwriter war.
Ursprünglich wollte Michael Piller in ihre Fußstapfen treten, doch ein Professor am College entmutigte ihn. Laut den Erinnerungen ließ dieser kein gutes Haar an seinen Skripten, was dem späteren Produzenten förmlich das Herz brach. Letzten Endes brachte ihn das dazu, sich dem Journalismus zuzuwenden. Er arbeitete für CBS News in New York, für WBTV in Charlotte, North Carolina und WBBM-TV in Chicago, Illinois. Während dieser Zeit gewann er für seine Arbeit insgesamt zwei Emmys.
Ein Telefonanruf mit Folgen
Doch sollte ihn das Drehbuchschreiben nie wirklich loslassen. Und als er eines Tages in New York das Stück Chorus Line sah, beschloss er, es wieder zu probieren. Er zog dafür nach Los Angeles und arbeite die späten 1970er Jahre zunächst als Zensierer und dann als Fernsehprogramm-Executive für den Fernsehsender CBS. Er wurde der Director of Dramas und irgendwann schrieb er die ersten Skripte. Es war 1981, als er zunächst ein Drehbuch für Cagney & Lacey und später für Simon & Simon verkaufte. Das führte dazu, dass er eine feste Position als Schreiber für die letztgenannte Serie erhielt und er drei Jahre später, von 1985 bis 1986, dann ebenfalls Produzent bei der Fernsehserie wurde.
Nachdem seine Zeit bei der Reihe vorbei war, trat er 1987 das erste und auch einzige Mal als Schauspieler auf. Das war in der Komödie Die Bikinifalle, wo er eine kleine Rolle als Mr. Ziegler hatte. Ebenso war er Co-Produzent für fünf Folgen von Miami Vice und ein Jahr darauf Produzent der kurzlebigen Mystery-Serie Probe.
Es war ein Telefonanruf seines Freundes Maurice Hurley, das 1989 Michael Pillers Leben grundsätzlich veränderte. Hurley lud ihn dazu ein, im zweiten Jahr von Star Trek – The Next Generation ein Drehbuch beizusteuern. Es wurde Die Macht der Nanniten, das er mit Michael Wagner zusammen verfasste. Jener war auch Executive Producer bei der Serie, ehe er sie verließ. Sein Nachfolger wurde schließlich Michael Piller selbst.
Der Garant für Ruhe
Das geschah in der dritten Staffel der Serie und es war für die Reihe ein Glücksfall. Denn als Showrunner sorgte Piller dafür, dass endlich Ruhe und Stabilität einkehrten. Nachdem in den ersten beiden Seasons eine Art Drehtürpolitik herrschte, konnte er im Laufe der Staffel einen stabilen Stab an Drehbuchautoren aufbauen und begründete gleichzeitig eine Politik, nach der jeder ein Skript einreichen konnte. Was zu solch starken Folgen wie Die alte Enterprise führte.
Doch auch er selbst sollte weiterhin Skripte verfassen. So war er für das Drehbuch des Zweiteilers In den Händen der Borg und Angriffsziel Erde verantwortlich, welche für viele Fans die besten Folgen der The Next Generation-Ära waren. Als Rick Berman 1991 von Paramount Pictures gebeten wurde, eine neue Star Trek-Serie zu erfinden, wandte dieser sich an Michael Piller. Und gemeinsam erschufen sie Star Trek – Deep Space Nine. Er schrieb für die Reihe den Pilotfilm Der Abgesandte, der 1993 ausgestrahlt wurde, und diente die ersten beiden Seasons als Showrunner, ein Posten, den er danach an Ira Steven Bahr abgab. Als Baseballfan war er es übrigens, der Benjamin Sisko die Begeisterung für diesen Sport angedeihen ließ.
Mit ein Grund für diesen Wechsel war sicherlich die Tatsache, dass er ab 1994 wieder mit Rick Berman und dieses Mal auch Jeri Taylor eine neue Star Trek-Fernsehserie für das Netzwerk UPN entwickelte. Daraus sollte Star Trek – Voyager entstehen, deren Geschicke er in den ersten beiden Season als Showrunner lenkte.
Viel zu früh verstorben
Nach dieser Zeit verließ er Star Trek. Michael Piller arbeitete zwar danach immer noch als Creative Consultant, eine Funktion, in der er Anmerkungen zu eingeschickten Skripts abgab, ansonsten probierte er sich allerdings an neuen Projekten. So verkaufte er 1996 sein erstes Filmdrehbuch für ein Projekt mit dem Namen Oversight. Doch bis zum heutigen Tage wurde es nicht verfilmt. 1997 kehrte er ein letztes Mal zu Star Trek zurück, als er mit Rick Berman das Skript zu Star Trek IX – Der Aufstand schrieb. Er dokumentierte die Arbeit daran in einem Buch mit dem Titel Fade In, das er allerdings zu Lebzeiten nicht veröffentlichte. Es wurde nach seinem Tod im Internet publiziert und seine Ehefrau Sandra ließ es später auch in gedruckter Form herausbringen.
Ebenso erschuf er 1995 für UPN die Science-Fiction-Western-Serie Legend, mit Richard Dean Anderson und John De Lancie in den Hauptrollen. Doch die Reihe erwies sich als ziemlicher Flop und wurde bereits nach nur 12 Folgen wieder eingestellt.
1999 gründete Michael Piller gemeinsam mit seinem Sohn Shawn die Produktionsfirma Pillar². Die Firma unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag mit dem Fernsehsender WB Television Network, doch am Ende wurde kein einziges Konzept der beiden produziert. Erfolgreicher lief es hingegen 2001, als Piller, basierend auf dem Stephen King-Roman Dead Zone – Das Attentat, die Fernsehserie Dead Zone kreierte. Die lief ab 2002 sehr erfolgreich für sechs Staffeln und hatte Anthony Michael Hall und Nicole de Boer in den Hauptrollen. Die letzte Produktion, an der Michael Piller mitwirkte, war die Fernsehreihe Wildfire, die ab 2005 auf dem ABC Family Channel lief.
Leider verstarb Michael Piller am 1. November 2005 im Alter von 57 Jahren an Kopf- und Nackenkrebs. Er hinterließ seine Ehefrau Sandra Piller, mit der er seit 1981 verheiratet war, sowie seine drei Kinder, die er mit ihr hatte. Darunter auch seinen eben erwähnten Sohn Shawn. Es gab jede Menge Beileidsbekundungen und Tribute, nicht nur von Schauspielern wie Wil Wheaton, sondern ebenfalls von Produktionsstudios wie Lions Gate Television.
Michael Piller im Web
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