Linda Harrison war Schönheitskönigin und Model, bevor sie nach Hollywood ging.

Tanz, Akrobatik und Misswahlen

Linda Harrison wurde am 26. Juli 1945 in Berlin, Maryland (USA), als dritte von insgesamt fünf Töchtern geboren. Ihr Vater, ein Gärtnereibesitzer, hieß Isaac Burbage Harrison. Ihr Mutter, Ida Virginia Harrison, geb. Melson, war Kosmetikerin. Die Vorfahren der Mutter waren Mitte des 17. Jahrhunderts aus Melsonby St. James in North Yorkshire nach Maryland eingewandert. Auch die Vorfahren des Vaters waren englische Immigranten, welche ebenso im 17. Jahrhundert aus West Kirby in England nach Amerika gekommen waren.
Linda Harrisons Großvater Joseph G. Harrison und dessen älterer Bruder Orlando (Bürgermeister von Berlin und Senator von Maryland) gründeten die J.G. Harrison & Sons Nurseries, zu der Zeit größte Obstbaumplantage der USA. Bis zu 500 Mitarbeiter waren dort beschäftigt.

Harrisons Mutter sagte über ihre talentierte Tochter, sie habe gewusst, sie würde ein Star werden. Bereits mit fünf Jahren begann Linda Harrison Ballett und Akrobatik zu lernen. So stand sie schon mit sechs Jahren auf der Bühne. Sie habe es geliebt, sagte sie dazu. 1956 nahm sie an einem Talentwettbewerb des Delmarva Chicken Festival teil und gewann den ersten Preis. Damals war sie elf Jahre alt. Während ihrer Zeit an der Stephen Decatur High School träumte Linda Harrison, inzwischen eine hervorragende Tänzerin und Akrobatin, von einem Leben als Schauspielerin und Star.

Auf nach New York

Nach der Schule begann Linda Harrison ein Studium an der University of Maryland. Sie blieb dort nur für ein Semester. Sie versuchte es danach an einer Sekretariatsschule in Baltimore, welche sie jedoch wenig erhellend fand. Stattdessen ging sie mit ihrer älteren Schwester Kay nach New York, in der Tasche 250 Dollar und die Kreditkarte ihrer Mutter. Glücklich war Harrison mit ihrer Schuldbildung nicht. Im Nachhinein gestand sie sich ein, zu viel verpasst zu haben und bezeichnet ihr Schulwissen als eher mangelhaft.

In New York bewohnte sie gemeinsam mit ihrer Schwester ein Appartement, welches sie von der mütterlichen Kreditkarte zahlten. Ob Ida Harrison ihre Kreditkarte freiwillig oder eher unfreiwillig zur Verfügung gestellt hatte, bleibt ein Geheimnis. Linda Harrison arbeitete in New York als Model und war auch recht erfolgreich. Dennoch wurde sie mit der Stadt nicht wirklich warm und es zog sie zurück nach Maryland. Da ihr Wunsch, Schauspielerin zu werden, immer noch bestand, fasste sie einen Plan: Der erste Platz eines Schönheitswettbewerbes sollte ihr eine Karriere als Darstellerin ermöglichen. Zugegeben, ein etwas merkwürdiger Plan, aber er ging tatsächlich auf. 1962 wurde sie zur Miss Berlin gekrönt. 1964 nahm an weiteren Wettbewerben teil. Auch hier gewann sie. Sie schaffte es bis in die Wahl der Miss America 1965 in Kalifornien. Hier belegte sie „nur“ den zweiten Platz, was sie tief enttäuschte. Hinter der Bühne ließ sie ihren Tränen freien Lauf.

Linda Harrison

Hollywood

Trotz der Zweitplatzierung stellte die Wahl zur Miss America für Harrison die entscheidende Wende dar. Der Agent Mike Medavoy von der General Artist Corporation war während der Wahlen zugegen, um Talente ausfindig zu machen. Harrison mit ihrer perfekten Sanduhrenfigur fiel ihm sofort auf und er brachte sie zu einem Vorstellungsgespräch bei 20th Century Fox. Harrison überzeugte und nahm Unterricht bei der studioeigenen Schauspieltrainerin Pamela Danova.

Ihre erste Rolle spielte sie 1965 für den Film The Agony and the Ecstasy. Sie war damals sehr aufgeregt, da auch ihr Idol Charlton Heston mitspielte.

Weitere kleinere Rollen folgten bis sie mit Planet of the Apes ihren Durchbruch schaffte. Für die Rolle der Nova waren ursprünglich andere Darstellerinnen angedacht, darunter Ursula Andress (Bondgirl aus Dr. No) sowie Raquel Welch, welche bereits in dem Film One Million Years B.C. eine Rolle als leicht bekleideter „Urmensch“ hatte und Angelique Pettyjohn (Shana aus der Star Trek Episode The Gamesters of Triskelion). Alle drei hatten jedoch entweder kein Interesse oder waren nicht verfügbar. So fiel die Wahl auf Linda Harrison.

Harrison war ein wenig kamerascheu, trotz ihrer bisherigen Erfahrungen. So nahm sich Charlton Heston, der die Rolle des George Tayler in dem Film spielte, sich ihrer an und coachte sie. Er gab ihr Tipps, wie sie sich bewegen und wohin sie schauen solle und wie sie die laufende Kamera während ihrer Szenen quasi ausblenden könne. Harrison sagte später, dass es wunderbar gewesen sei, mit Heston zusammenzuarbeiten. Er sei sehr hilfsbereit und ein wahrer Gentleman gewesen.

Über ihre Rolle als Nova erzählte Harrison 1998 in der Dokumentation Behind the Planets of the Apes, dass sie über Tierinstinkte nachgedacht hatte und davon ausgehend, wie Nova sich verhalten würde, weniger als Mensch, sondern eher wie ein verängstigtes Tier: „Es schien mir das zu sein, was die Regie wünschte.“

Auch in der Fortsetzung Beneath the Planetes of the Apes (1968) übernahm Harrison die Rolle der Nova.

Verwicklungen

Während der Dreharbeiten zu Beneath the Planets of the Apes war Linda Harrison gleichzeitig im Seriencast der TV-Drama-Serie Bracken’s World.

Nachdem die Serie abgesetzt worden war, kam es zu einem Zerwürfnis zwischen Harrisons Ehemann Richard Zanuck und dessen Vater Darryl Zanuck, der damals der Studioleiter war. Das Studio hatte Verluste eingefahren, aufgrund dessen wurde Richard Zanuck entlassen und Harrisons Vertrag urplötzlich gekündigt. Angeblich sei sie für 20th Century Fox „zu peinlich“ gewesen. Daraufhin kam es zu einer 22-Millionen-Dollar-Klage gegen Darryl Zanuck, dem CEO und des Vorsitzenden des Studios wegen unrechtmäßiger Kündigung und Vertragsbruch, Verleumdung und emotionaler Bedrängnis. Die Klage wurde außergerichtlich beigelegt.

Spätere Rollen

Nach einem mehrjährigen Sabbatical versuchte Harrison, wieder Fuß zu fassen. Sie interessierte sich sehr für eine Rolle an der Seite von Roy Scheider in dem Film Jaws, wurde jedoch von Steven Spielberg abgelehnt. Stattdessen erhielt sie eine Rolle in Airport 75, was sie nur bedingt zufriedenstellte. Danach hatte sie mehrere Gastauftritte in TV-Serien.

In den 1980er-Jahren begann Harrison, Schauspiel zu studieren. Anschließend bekam sie eine Rolle in Cocoon, wo sie Susan verkörperte. Diese Rolle spielte sie auch 1988 in der Fortsetzung Cocoon: The Return.

1990 kehrte sie zurück nach Berlin, Maryland. Dort eröffnete sie ein Geschäft mit dem Namen „Harrison’s Peach Tree“. Später zog sie zu ihrer Schwester Kay nach Los Angeles.

1995 spielte sie eine kleine Rolle in dem Film Wild Bill. 2001 hatte sie zusammen mit Charlton Heston einen Cameo-Auftritt in Tim Burtons Remake von Planet of the Apes. Sie sagte darüber, dass dieser brutaler sei als die ursprüngliche Verfilmung. Leider fiel der Großteil ihres Auftritts der Schere zum Opfer.

Privatleben

Während der Zeit bei 20th Century Fox lernte Linda Harrison den Produzenten Richard Zanuck kennen. Die beiden heirateten und bekamen zwei Söhne: Harrison und Dean. Nach zehn Jahren wurde die Ehe geschieden. Dennoch blieb das Verhältnis zwischen den beiden gut.

Auf Science-Fiction-Conventions war sie ein gern gesehener Gast. Sie selbst freute sich nach eigener Aussage sehr über Fans und deren Autogrammwünsche.

Heute lebt Linda Harrison zurückgezogen in den USA.

I felt very intuitive that my particular personality and nature were like Nova.

Linda Harrison im Web

Bildquelle: John Mathew Smith & www.celebrity-photos.com from Laurel Maryland, USA – Linda Harrison, CC BY-SA 2.0, Link

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Kirsten P.

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