Jules Verne gilt als einer der Väter der Science-Fiction.

Frühe Einflüsse

In 80 Tagen um die Welt, 20.000 Meilen unter dem Meer, Von der Erde zum Mond …: Jeder kennt diese Titel. Entweder, weil man die Romane von Jules Verne gelesen hat, oder weil man eine von vielen Verfilmungen oder sonstigen Adaptionen gesehen hat. Noch heute, über 100 Jahre nach dem Tod des berühmten Schriftstellers, inspiriert er die Vorstellungskraft der Menschen.

Geboren wurde er am 8. Februar 1828 in Nantes, Frankreich. Sein Vater Pierre Verne war ein Anwalt, derweil seine Mutter Sophie Allotte de La Fuÿe aus einer Reederfamilie stammte. Außerdem hatte er noch vier Geschwister, drei Schwestern und einen Bruder.

1834, im Alter von sechs Jahren, wurde Jules Verne auf ein Internat geschickt und kam zwei Jahre später auf die katholische École Saint‑Stanislas Schule. In diesen Jahren lernte er viele Sachen kennen, die ihn für sein Leben prägen sollten. Auf der Internatsschule wurde ihm das Genre der Robinsonaden nähergebracht, derweil ihn im privaten Leben schon bald die Schiffsfahrt faszinieren sollte. So gibt es die Legende, dass er als Elfjähriger versucht haben soll, als Kabinenjunge auf große Fahrt zu gehen. Was allerdings sein Vater gerade noch rechtzeitig verhindern konnte, er nahm ihm das Versprechen ab, von nun an nur noch in seiner Vorstellungskraft zu reisen.

Erste, mühsame Gehversuche

1842 schrieb sich der künftige Schriftsteller als Laienstudent an der religiösen Petit Séminaire de Saint-Donatien ein. In jener Zeit unternahm er seine ersten Gehversuche als Autor, als er als Jugendlicher anfing an Un prêtre en 1839 zu schreiben. In diesem beschrieb er die Zeit an jenem Lehrinstitut und zeichnete dabei kein gutes Bild. Übrigens vollendete er den Text nicht und eine deutsche Übersetzung existiert ebenfalls nicht. Von 1844 bis 1846 ging er auf die Lycée Royal, wo er am 29. Juli seinen Schulabschluss machte.

1847 verfasste Jules Verne seine ersten vollständigen Texte. Nach dem Vorbild von Victor Hugo schrieb er bis 1849 drei Dramen. Doch weder Alexandre VI (1847), noch La Conspiration des poudres (1848) und auch nicht  Un Drame sous Louis XV (1849) ware viel Erfolg vergönnt. Hinzu kam außerdem, dass der Vater beschloss, dass Jules als ältester Sohn seine Rechtsanwaltspraxis übernehmen sollte, sodass er nach Paris zog, um dort Jura zu studieren. In jener Zeit hatte er zwei unglückliche Liebschaften. Die erste war seine Kusine Caroline, die dann verehelicht wurde. Die zweite war die ein Jahr ältere Rose Herminie Arnaud Grossetière, für die er insgesamt 30 Gedichte schrieb. Doch ihre Eltern hielten nichts von einer Ehe mit ihm, sondern verheirateten sie stattdessen mit dem reichen und älteren Landbesitzer Armand Terrien de la Haye.

1848 hatte der angehende Autor das erste Studienjahr überstanden und war zwischenzeitlich zwecks Vorbereitung für das zweite Jahr wieder nach Nantes gezogen. Danach ging es zurück nach Paris, wo er mitten in die Turbulenzen der Französischen Revolution von 1848 hineinkam. Er überstand die allerdings unbeschadet und fing schon bald wieder mit dem Studium an. Doch parallel dazu schrieb er mehrere Theaterstücke und auch die Texte für Chansons seines Nachbarn, des Komponisten Aristide Hignard. Das Erstaunliche ist, dass trotz der Tatsache, dass er als Schreiber sehr aktiv war, er sich dennoch weiterhin fleißig ums Studium bemühte und 1851 seinen Abschluss machte.

Erste Erfolge

Doch Jules Verne fing nicht an, dem Wunsch seines Vaters zu folgen. Dazu muss ein wenig zurückgeblickt werden. Denn bereits 1849 freundete er sich mit Alexandre Dumas dem Jüngeren, dem Sohn des bekannten Schriftstellers, an. Gemeinsam produzierten sie ein Theaterstück, das 1850 uraufgeführt wurde. Ein Jahr darauf traf er den Autor Pierre-Michel-François Chevalier, der der Chefredakteur des Magazins Musée des familles war und der die erste Kurzgeschichte von Verne, Ein Drama in Mexiko, kaufte und 1851 publizierte. Dasselbe tat er in demselben Jahr auch mit Ein Drama in den Lüften. Dies war der Anfang einer erfolgreichen Karriere als Schriftsteller.

Der Vater versuchte allerdings, seinen Sohn dazu zu bringen, von dem Schriftstellergewerbe abzulassen. Der Höhepunkt wurde schließlich im Januar 1852 erreicht, als er ihm seine Rechtsanwaltspraxis anbot. Doch nach reichlicher Überlegung lehnte der Filius ab und konzentrierte sich vollständig auf die Schriftstellerei. Übrigens spielte er in all dieser Zeit mit dem Gedanken, eine eigene Novelle zu verfassen, wozu ihn Alexandre Dumas der Ältere ermutigte. Es sollte allerdings noch einige Jahre dauern, bis das Vorhaben umgesetzt werden würde.

Denn zuvor sollte Jules Verne in den Hafen der Ehe einlaufen. 1856 wurde er zu einer Hochzeit eingeladen, wo er sich mit der Familie der Braut befreundete. Besonders fühlte er sich zu Honorine Anne Hébée Morel hingezogen, einer 26-jährigen Witwe mit zwei Kindern. Und um am besten um sie werben zu können, ging er auf das Angebot seines Bruders ein, Börsenmakler zu werden. Mit dieser finanziellen Sicherheit konnte er sie am 10. Januar 1857 heiraten.

Der Durchbruch

Der Autor bemühte sich, allen Verpflichtungen gleichermaßen nachzukommen. Er stand früh auf, um schreiben zu können, ehe er anschließend an die Börse ging, um dort zu arbeiten. Den Rest der Zeit verbrachte er dann zum Beispiel damit, einen von ihm mitgegründeten Club zu besuchen, oder die Bibliothek aufzusuchen, um Nachforschungen zu betreiben.

1858 und 1861 wurde Jules Verne auf Seereisen eingeladen, die sich für seine Zukunft als wichtig erweisen sollten. Die erste Reise führte von Bourdeaux nach Liverpool und Schottland. Er verarbeitete seine Erinnerung in der semibiographischen Memoire Reise mit Hindernissen nach England und Schottland, die jedoch erst 1989, also mehrere Jahrzehnte nach seinem Tod, veröffentlicht wurde. Die zweite ging nach Stockholm von dort aus weiter nach Telemark. Die Rückreise erfolgte schließlich etwas sehr flott, da die Geburt seines Sohnes Michel kurz bevorstand. Am Ende verpasste der Vater diese allerdings knapp.

Die Reisen inspirierten den Autor am Ende dazu, sein erstes Buch fertigzustellen. Es sollte der erste Typ einer neuen literarischen Gattung werden, der „Roman de la Science“, also wissenschaftlich basierten Romane. Und so kam 1863 Fünf Wochen im Ballon heraus, seine erste richtige Novelle, der erste Vertreter der „Voyages extraordinaires“, der „Außergewöhnlichen Reisen“-Reihe und der endgültige Durchbruch des Schriftstellers.

Gute Bekannte

Wesentlich mit zum Erfolg sollte eine Bekanntschaft beitragen, die er über seinen Bekannten Alfred de Bréhat machen sollte. Es handelte sich um den Verleger Pierre-Jules Hetzel, der das Potential der Geschichten Jules Vernes erkannte und dessen ersten Roman für sein Magazin Magasin d’Éducation et de Récréation kaufte. Er stattete den Autoren mit einem lukrativen Vertrag aus, wonach dieser drei Bücher im Jahr schreiben sollte und dafür eine gute Summe erhielt. Bedingung war eben, dass die Romane zuerst in der Zeitschrift in Form von Fortsetzungsgeschichten erschienen, ehe sie schließlich in gesammelter Form veröffentlicht werden würden.

Hetzel hatte zu Beginn der Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller erheblichen Einfluss auf dessen Geschichten. Der Autor akzeptierte zunächst alle Änderungsvorschläge des Redakteurs, unter anderem eine anderes Ende für Abenteuer des Kapitän Hatteras oder dass er den für Jules Verne ungewöhnlich pessimistischen Paris im 20. Jahrhundert ablehnte, der auch erst 1994, Jahrzehnte später, herauskam. Die Verbindung zwischen ihnen änderte sich erst mit 20.000 Meilen unter dem Meer, 1869, wo es zwischen den Zweien zu einem Konflikt über die Herkunft von Captain Nemo kam. Es wurde ein Kompromiss gefunden, doch danach hatte sich ihr Verhältnis deutlich abgekühlt und der Schriftsteller begann von da an, den Großteil der weiteren Vorschläge des Herausgebers abzulehnen.

Es sollte allerdings nicht zu seinen Schaden sein. Jules Verne verdiente gut, sogar dann noch, als sein Vertrag dahingehend geändert wurde, dass er nur noch zwei statt drei Romane im Jahr abliefern musste. Er kaufte sich im Laufe der Zeit diverse Segelboote. Jedoch war er nicht nur als Romanautor tätig, sondern schrieb ebenso Theaterstücke, die finanziell gesehen sogar erfolgreicher waren. So verfasste er gemeinsam mit Adolphe d’Ennery 1876 die Theaterversion seines Buches Der Kurier des Zaren.

Privates Ungemach

Doch so erfolgsgekrönt der Schriftsteller im Beruflichen war, privat bereitete ihm sein Sohn große Probleme. Michel Verne heiratete gegen den Wunsch seines Vaters eine Schauspielerin, hatte mit einer minderjährigen Mätresse zwei Kinder und stürzte sich in Schulden. Erst im Laufe der Jahre sollte sich das Verhältnis zwischen den beiden verbessern. Ein weiteres Familienmitglied, sein Neffe Gaston, sollte 1886 zwei Mal auf ihn schießen. Der erste Schuss ging daneben, der zweite traf allerdings das Bein des Autors und sorgte dafür, dass er von da an permanent humpelte. Das war auch das Jahr, wo seine Mutter und Jules Hetzel verstarben, wonach seine Geschichten deutlich düsterer wurden. 1888 ging er in die Politik und wurde zum Stadtrat von Amiens gewählt, einen Posten, den 15 Jahre beibehielt.

Jules Verne verstarb am 24. März 1905 an Komplikationen durch Diabetes und einem Schlaganfall. Von da an überwachte sein Sohn Michel Verne die Publikationen weiterer Geschichte, wobei sich später herausstellte, dass er erhebliche Veränderungen am Material vornahm. Etwas, was dann im Laufe von weiteren Auflagen korrigiert wurde.

Der Einfluss von Jules Verne auf die Kulturgeschichte darf nicht unterschätzt werden. Jedes Kind kennt Namen wie Captain Nemo oder Phileas Fogg. Dabei wurden viele seiner Romane im letzten Jahrhundert in einigen Ländern ursprünglich in einer kindgerechten, gekürzten Fassung herausgebracht, was sich erst ab dem 1980er Jahren ändern sollte. Bezüglich seines Einflusses auf die Science-Fiction stritt der Autor stets ab, dass er so etwas wie ein Prophet der Zukunft sei, was die spätere Forschung sogar bestätigte. Trotzdem ist es unbestritten, dass er gemeinsam mit H. G. Wells, Hugo Gernsback oder Kurd Laßwitz das Genre der Zukunftsgeschichten mit seinen Erzählungen maßgeblich prägte.

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Götz Piesbergen

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