François Truffaut hat das französische Kino deutlich geprägt.

Eine turbulente Kindheit

François Truffaut hat eine turbulente Kindheit erlebt. Er kam am 6. Februar 1932 in Paris, Frankreich, zur Welt. Es war lange Zeit unklar, wer sein biologischer Vater war, weshalb er seinen Nachnahmen von seinem späteren Adoptivvater erhielt. Er lebte allerdings in seinen früheren Jahren selten bei seinen Eltern. Stattdessen wurde er zwischen verschiedenen Nannies und seiner Großmutter hin und hergereicht. Es war Letztere, die ihm seine Liebe zu Büchern und Musik gab und bei der er bis zu seinem Alter von acht Jahren lebte, als sie starb. Danach wohnte er bei seinen Eltern.

Allerdings war das Leben zu Hause nicht zufriedenstellend, weshalb er so oft es möglich war, bei Freunden übernachtete. Ebenso bot ihm das Kino eine Möglichkeit, der Tristesse zu entfliehen, was sogar so weit ging, dass er die Schule schwänzte und sich stattdessen in die Kinos schlich, um Filme zu gucken. Sein Taschengeld reichte nämlich nicht für die Tickets aus.

Die Konsequenz dieses Lebens war, dass François Truffaut mit 14 Jahren von zahlreichen Schulen rausgeworfen wurde. Weshalb er in diesem Alter beschloss, sich selber alles Wichtige beizubringen. So hatte er es sich zum Ziel gesetzt, jeden Tag drei Bücher zu lesen und drei Filme zu sehen.

Schonungslos gnadenlos

Ein weiterer wichtiger Einfluss auf sein Leben waren seine regelmäßigen Besuche bei Henri Langlois Cinémathèque Française, einer gemeinnützigen Filmorganisation, die über ein riesiges Filmarchiv verfügt und jeden Tag Filme zeigt. Dort kam er mit vielen verschiedenen ausländischen Regisseuren und deren Werken in Berührung. Und so wurde unter anderem seine Begeisterung für Alfred Hitchcock erweckt.

1948 gründete er seinen eigenen Filmclub. Dabei traf er André Bazin, der ein Freund von ihm wurde und ihm in seinen ersten Jahren hilfreich zur Seite stand. Doch zunächst trat François Truffaut 1950 der französischen Armee bei. Ursprünglich wollte er der Filmabteilung beitreten, wurde stattdessen jedoch zum Artilleristen. Was ihm nicht passte, sodass er innerhalb von zwei Jahren mehrere Male desertierte. Es war am Ende sein Freund, der seinen politischen Einfluss nutzte, um ihn rauszuhauen und ihm einen Job bei dem Filmmagazin Cahiers du cinéma verschaffte.

Das sollte für den künftigen Filmemacher wichtig sein. Mit großem Eifer stürzte er sich in seine neue Aufgabe und erarbeitete sich bald einen furchterregenden Ruf als „Der Totengräber des französischen Kinos“. Denn seine Kritiken waren brutal und schonungslos. Als er 1954 einen besonders gnadenlosen Text schrieb, brachte ihm das genügend Aufmerksamkeit ein, sodass er schließlich beim wesentlich bekannteren Filmmagazin Arts-Lettres-Spectacles anfangen konnte. Im Laufe der nächsten vier Jahre verfasste er über 500 Artikel für diese Zeitschrift.

Schlechte Erfahrungen beim Kultfilm-Machen

Doch irgendwann zog es François Truffaut hinter die Kamera. Und so schrieb er 1955 das Drehbuch zum Kurzfilm Ein Besuch, bei dem er auch selber Regie führte. Ein Jahr darauf machte er seine ersten Erfahrungen als Schauspieler, als er in Jacques Rivettes Schach – und andere Spiele eine kleine Rolle hatte. Übrigens hatte der spätere berühmte Filmemacher Jean-Luc Godard (Alphaville) hier ebenfalls einen kleinen Auftritt. Und mit dem Kurzfilm Anna la bonne sammelte er erste Erfahrung als Produzent.

Doch es sollte sein Werk Sie küssten und sie schlugen ihn sein, das ihn für das französische Kino so bedeutsam machen sollte. Er begründete damit die Französische „New Wave“-Bewegung, die bewusst mit der traditionellen Art und Weise, Filme zu machen, brach und gezielt experimentierte. Er wurde somit zum Wegbereiter für Filmemacher wie Jean-Luc Godard oder Claude Chabrol.

Ein absoluter Filmklassiker war dann 1962 das Liebesdrama Jules und Jim, in dem er eine jahrzehntelange Liebesbeziehung zwischen zwei Freunden und einer impulsiven Frau behandelte. 1966 begab er sich anschließend das erste Mal ins Ausland, um in England Ray Bradburys Meisterwerk Fahrenheit 451 zu adaptieren. Er liebte das Buch, was vermutlich mit Grund für die Entscheidung war, sich in gänzlich neue Gefilde zu wagen. Denn bislang hatte François Truffaut nur in Schwarz/Weiß und auf Französisch gedreht. Auch hatten seine Produktionen ein wesentlich geringeres Budget, als es dieser SciFi-Film haben sollte. All dies führte allerdings ebenfalls dazu, dass der Filmemacher seine Probleme hatte. Es half ebenso nicht, dass der Hauptdarsteller Oscar Werner unzufrieden mit seiner Figur war und vom Set stürmte, weshalb der Regisseur mit Körperdoubles arbeiten musste. Letzten Endes war der Film an den Kinokassen ein Flop, wobei er seit damals den Ruf eines Kultfilms erhielt. Doch für den Filmemacher hatten diese nicht so schönen Erfahrungen als Konsequenz, dass er von da an nie mehr außerhalb Frankreichs persönlich Filme machen sollte.

Meisterwerke der Filmgeschichte

Eine Rückkehr zur alten Norm stellte daher sein biografisches Filmdrama Der Wolfsjunge aus dem Jahr 1970 dar. Das Besondere an diesem war, dass er hier nicht nur wie üblich Regie führte und das Drehbuch schrieb, er wirkte auch vor der Kamera in der Hauptrolle mit. Es war das erste Mal, dass er das machte, da seine früheren Filmauftritte nur auf Kleinstrollen beschränkt waren. Gleichzeitig war es allerdings auch das vorerst letzte Mal, dass er einen Film in Schwarz/Weiß drehen sollte. So waren seine nächsten Kinofilme, wie beispielsweise die Komödie Die amerikanische Nacht aus dem Jahr 1973, farbig. Übrigens gewann er für diesen den Oscar für den besten ausländischen Film.

Stichwort „Ausland“: Dort hatte François Truffaut 1977 einen weiteren Auftritt. Er trat in Steven Spielbergs Die unheimliche Begegnung der 3. Art als der französische Wissenschaftler Claude Lacombe auf. Es war das einzige Mal, dass er in einem größeren Film mitspielte, wo er nicht der Regisseur war, und noch dazu in einer für ihn fremden Sprache, nämlich dem Englischen. Er nutzte übrigens die Drehpausen, um an dem Drehbuch für seine Liebeskomödie Der Mann, der die Frauen liebte zu schreiben, den er im selben Jahre machte.

Nachdem er einige nicht so erfolgreiche Filme drehte, hatte er 1980 mit Die letzte Metro wieder großen Erfolg. Der Kinofilm, in dem unter anderem Catherine Deneuve und Gérard Depardieu die Hauptrollen innehatten, wurde für den Oscar als bester ausländischer Film nominiert und gewann 10 César Awards, eine der renommiertesten Auszeichnungen Frankreichs. Sein letztes Werk war wieder in Schwarz/Weiß gedreht worden. Es war die Krimikomödie Auf Liebe und Tod.

Zu früh verstorben

Im Juli 1983 wurde bei François Truffaut nach einem Schlaganfall ein Gehirntumor festgestellt. Er mietete daraufhin das Haus von France Gall und Michael Berger in der Normandie, wo er für den Rest seines Lebens lebte. Er verstarb am 21. Oktober 1984 in Neuilly-sur-Seine, im Alter 52 Jahren.

Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er mehrere Filme in Arbeit. Sein Ziel war es, im Laufe seines Lebens 30 Kinofilme zu drehen, sich dann zur Ruhe zu setzen und Bücher zu schreiben. Gemäß imdB fehlten zu dieser Marke nur noch zwei Produktionen.

Und nach seinem Tod wurden viele seiner Drehbücher posthum verfilmt. Dazu zählte die Komödie Die kleine Diebin (1988) sowie die Idee für das Drama The Magic Skin (2011).

Der Regisseur war von 1957 bis 1965 mit Madeleine Morgenstern verheiratet, mit der er zwei gemeinsame Töchter hatte. 1968 war François Truffaut kurzzeitig mit der Schauspielerin Claude Jade verlobt und von 1981 bis 1984 mit Fanny Ardant zusammen. Mit ihr hatte er eine Tochter 1983 gezeugt.

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Götz Piesbergen

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