Die Erde wird vernichtet. Die einzige Überlebende ist die Odyssey 5.

Inhalt

Im August des Jahres 2007 unternimmt das NASA-Space Shuttle Odyssey mit seiner fünfköpfigen Besatzung unter dem Kommando von Commander Chuck Taggart sowie der Journalistin Sarah Forbes eine Routine-Mission im erdnahen Weltraum. Während ihrer Mission wird die Shuttle-Crew Zeuge der plötzlichen Vernichtung der Erde, die sich in einen rotglühenden Feuerball verwandelt. Eins der Crewmitglieder findet dabei den Tod.

Die restliche Mannschaft bereitet sich auf ihren nahenden Tod vor. Da erscheint plötzlich eine körperlose außerirdische Lebensform mit der Bezeichnung „Der Suchende“ an Bord. Dieser klärt die Crew darüber auf, dass fünfzig weitere bewohnte Welten im Universum auf die gleiche Art und Weise zerstört wurden wie die Erde und dass der „Suchende“ jedes Mal zu spät gekommen ist, um die Hintergründe zu erforschen und die Vernichtung eventuell abzuwenden, doch diesmal ist es ihm wenigstens gelungen, Überlebende ausfindig zu machen. Der Suchende bietet der Shuttle-Mannschaft an, ihre körperlosen Bewusstseine auf die Erde der Vergangenheit des Jahres 2002 in ihre damaligen Körper zu senden, da physische Zeitreisen unmöglich sind, und gibt Commander Taggart für die Mission das Codewort „Leviathan“ mit auf den Weg.

Die Zeitreisenden erfahren von geheimnisvollen künstlichen Intelligenzen namens „Sentients“, welche die Menschheit bereits seit Langem erforschen und dabei „Synthetics“ genannte Bio-Androiden benutzen, welche von echten Menschen kaum zu unterscheiden sind und ihren Ursprung zumindest teilweise auf dem roten Erdnachbarn Mars haben. Eine Gruppe dieser Synthetics war in der Vergangenheit von einer geheimen Regierungsorganisation entdeckt und anschließend vernichtet worden, was unter Umständen die Rachegelüste der Sentients herausgefordert haben könnte.

Neben ihren Nachforschungen bezüglich des kommenden Schicksals der Erde versuchen sie freilich, Fehler der Vergangenheit zu begradigen: Journalistin Sarah möchte ihren 5-jährigen Sohn retten, der an Krebs erkrankte und schließlich daran verstarb und im Jahre 2002 noch am Leben ist; Astronautin Angela will sich mit ihrem Vater auseinandersetzen, der ein korrupter US-Senator ist, während Commander Taggart seine schwierigen Familienverhältnisse zu kitten versucht. Sein Sohn Neil, der als Crewmitglied ebenfalls an Bord der Odyssey war, muss hingegen damit zurechtkommen, nun wieder ein 17-jähriger Student zu sein. Einzig der Wissenschaftler Mendel ergibt sich in der Überzeugung, den Zeitverlauf nicht ändern zu können, in sein Schicksal… zunächst jedenfalls …

Odyssey 5

Rezension

Bis heute lässt sich nicht ausreichend erklären, warum es lediglich bei einer Staffel von Odyssey 5 blieb. An mangelndem Zuschauerinteresse dürfte es zweifellos nicht gelegen haben, da die ersten 14 Episoden der Serie, die ab Juni 2002 auf dem amerikanischen Sender Showtime und zeitgleich beim kanadischen Sender Space zu sehen waren, überaus befriedigende Einschaltquoten einfuhren. Möglicherweise war der Grund dafür ein interner Streit der Macher, an deren Spitze der einstige Showrunner von Star Trek: Enterprise, Manny Coto, stand. Die restlichen 6 Episoden wurden erst zwei Jahre danach, im Oktober 2004, in den USA ausgestrahlt, und auch nicht gerade unbeträchtliche Fan-Proteste konnten die vielversprechende Serie nicht retten.

Und so erfuhr Odyssey 5, lediglich vordergründig Science-Fiction und ansonsten eigentlich deutlich mehr im Mystery-Genre angesiedelt, ein ähnliches Schicksal wie gleich mehrere andere interessante Serienkonzepte aus den späten 90-er- und frühen 2000-er Jahren, die mit einem Cliffhanger endeten und niemals eine Fortsetzung erfuhren – sehr bedauerlich in diesem und auch in anderen Fällen.

Was also bleibt, ist eine spannende und mitreißende Mini-Serie mit einem offenen Ende – doch bis es so weit ist, bekommt der geneigte Zuschauer hier einiges geboten: Bereits nach den ersten Minuten der Pilotfolge steigt die Spannung, als es nach der unerwarteten Zerstörung der Erde zu einem überaus mysteriösen Alien-Kontakt kommt. Neben der gekonnten und routinierten Machart sticht hier natürlich insbesondere der Hauptdarsteller hervor: Peter Weller, bekannt als RoboCop ebenso wie als Buckaroo Banzai, ist ein ausgesprochener Profi und entsprechend gestaltet sich auch seine Darstellung des zweifelnden Space Shuttle-Kommandanten, der im Privatleben gleich mehrere schwere Defizite mit sich herumschleppt.

Doch auch die restlichen Darsteller, allesamt mal mehr, mal weniger bekannte kanadische und amerikanische TV-Schauspieler, machten durchaus eine gute Figur. Der prominenteste unter ihnen dürfte zweifellos Kenneth Mitchell sein, der Commander Taggarts älteren Sohn Marc spielte: Seit 2017 hatte er wiederkehrende Gastparts als Klingone Kol und dessen Vater Kol-Sha in der Star Trek-Serie Discovery.

Wie bei jeder guten Serie ergibt sich das Gesamtbild dessen, worum es geht, nur häppchenweise von Folge zu Folge. Eine beherrschende Frage in der Handlung bleibt natürlich die, ob wirklich die Sentients für die Vernichtung der Erde und der anderen Planeten verantwortlich sind, was anhand der Andeutungen des „Suchenden“ in den Bereich des Möglichen rückt.
Doch natürlich „menschelt“ es auch kräftig unter den Zeitreisenden, deren gereifte Egos in ihre Körper von vor fünf Jahren fahren: Hier fühlt sich der Zuschauer gleich mehrmals an die Serie Zurück in die Vergangenheit erinnert, doch sind die Gemeinsamkeiten eher oberflächlicher Natur, da die Atmosphäre von Odyssey 5 deutlich düsterer gestaltet ist als die melodramatischen Abenteuer von Dr. Samuel Beckett und seines holographischen Freundes Al.

Die Charaktergestaltung in Odyssey 5 kommt vollkommen anders daher als bei Star Trek oder auch Akte X: Die Hauptdarsteller sind keineswegs gute alte Freunde, die wie ein Mann füreinander einstehen. Vielmehr kommt es zu häufigen Konflikten und erst nach und nach entwickelt sich wegen ihrer höchst unterschiedlichen Interessen so etwas wie ein Team.
Es kommt (leider) so, wie es kommen muss: Als die Handlung am spannendsten wird und eine Fortsetzung endlich die Antworten auf ein paar dringende Zuschauerfragen erbracht hätte, endet Odyssey 5 im sprichwörtlichen Nichts. Zweifellos dürfte es Fanfiction-Fortsetzungen auf entsprechenden Seiten sonder Zahl geben. Trotz mehrmaliger damaliger Gerüchte darüber, wenigstens einen abschließenden TV-Film zu produzieren, kam es dazu niemals.

Hierzulande wurde die Serie trotz ihrer hohen Qualität überaus stiefmütterlich behandelt: Zwischen Juni und Oktober 2004 wurden die ersten 14 Folgen der Serie an alles andere als günstigen Sendeplätzen bei SAT1 ausgestrahlt, ziemlich genau drei Jahre später im Jahr 2007 wiederholte man zunächst die ersten 14 Folgen und fügte dann die bis dahin fehlenden letzten Folgen an – und zwar an Samstagen und Sonntagen zwischen 4 und 5 Uhr in der Frühe (!). Da wundert es nicht, dass hierzulande nur ausgesprochene Nerds von der Serie überhaupt Notiz nahmen.

Hierzulande wurde die Serie trotz der Tatsache, dass es eine deutsch-synchronisierte Version gibt, nicht auf DVD veröffentlicht. In den USA, Kanada und Großbritannien jedoch veröffentlichte man die 20 Folgen, und die GB-Version (die auf hiesigen DVD- und BluRay-Playern abgespielt werden kann) ist als Import-DVD-Box erhältlich.

Auch wenn das Ende wegen des niemals aufgelösten Cliffhangers entsprechend enttäuschend ist: Gute Unterhaltung für Mystery-Fans und Freunde eher außergewöhnlicher Science-Fiction dürften sich bestens unterhalten fühlen.

Darsteller

Peter Weller als Commander Chuck Taggart
Sebastian Roché als Kurt Mendel
Christopher Gorham als Neil Taggart
Leslie Silva als Sarah Forbes
Tamara Craig Thomas als Angela Perry
Kenneth Mitchell als Marc Taggart
Gina Clayton als Paige Taggart
Amari Myles als Corey Forbes
Phillip Jarrett als Paul Forbes
Lindy Booth als Holly Culverson
Sonja Smits als Cynthia Hodge


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