Exotische Aliens und ein Mensch an Bord eines lebenden Raumschiffs in einem weit abgelegenen Teil des Universums? Das muss Farscape sein.

Worum geht es?

Der amerikanische Wissenschaftler und Raumpilot John Crichton erzeugt während des Jungfernfluges mit der Experimental-Raumfähre „Farscape One“ ein lediglich kurze Zeit stabiles Wurmloch und wird durch dieses in einen weit entlegenen Teil des Weltraums transferiert. Er findet sich in einer gewalttätigen Auseinandersetzung einer Gruppe von Aliens mit den äußerlich menschlichen „Peacekeepers“ wieder, die ihrem Namen keine große Ehre zu machen scheinen. Der kriegerische Luxaner Ka D’argo, die blauhäutige delvianische Priesterin Pa’u Zotoh Zhaan und der gnomenhafte und arrogante Despot Dominar Rygel XVI. vom Volk der Hynerianer können an Bord eines ebenfalls gefangenen biomechanischen Raumschiffes, „Leviathaner“ genannt, namens „Moya“ aus der Gewalt der Peacekeepers fliehen.

Allerdings gelangt die Peacekeeper-Pilotin Aeryn Sun dabei mit an Bord. Nachdem die unfreiwillig zusammengewürfelte neue Crew der Moya sich einigermaßen miteinander arrangiert hat, gehen sie auf eine Reise ins Ungewisse in einem Universum voller mal mehr, mal weniger erfreulicher Wunder. Dabei werden sie stets dichtauf von den Raumschiffen der Peacekeeper verfolgt, welche ein grausames Imperium in diesem galaktischen Quadranten bilden. Ihrem Kommandanten Bialar Crais geht es dabei vor allem um die „Wurmloch-Technologie“, mit der Crichton hierher gelangt ist: Durch sie erhofft sich Crais eine Erweiterung des Machtbereiches der Peacekeeper und will sie deswegen unbedingt in die Hände bekommen. Unterstützung erhält die Crew der Moya nach einer Weile von der triebhaften Nebari Chiana, die ebenfalls aus der Gefangenschaft durch die Peacekeeper geflohen ist.

Farscape - Verschollen im Weltall

Als Bialar Crais auf seiner Suche nach den Flüchtigen nicht weiterkommt, stellt man ihm seitens des Peacekeeper-Oberommandos einen Spezialisten zur Seite: Den halbkybernetischen Mensch-Scarraner-Hybriden Scorpius, der für seine grausamen Methoden bekannt ist. Derweil begegnen Crichton und die Moya-Crew Aliens aus Dutzenden von Welten, entdecken unter vielem anderem eine vermeintliche parallele Erde und werden Zeuge davon, wie die organische Moya ihren Sohn Talyn gebiert. Dieser jedoch gerät unglücklicherweise in die Hände von Crais, der eine unheilvolle Symbiose mit dem jungen Leviathaner eingeht. Schließlich gerät John in die Hände von Scorpius, der ihm einen mentalen Klon seiner selbst in das Bewusstsein implantiert, welcher mehr und mehr die Kontrolle über den Menschen erlangt…

Rezension

Bis heute ist die Serie Farscape, die in der deutschen Fassung den unnötigen Untertitel „Verschollen im All“ erhielt, wohl eine der abgedrehtesten Science-Fiction-Serien, die das fantastische Fernsehen je hervorgebracht hat. Gerade aus diesem Grund jedoch ist sie nach wie vor eine absolute Kult-Show für ihre Fans geblieben, obwohl der abschließende Zweiteiler in diesem Jahr auch schon stolze 15 Jahre zurückliegt.

Zum Bemerkenswertesten an der Serie, die übrigens als australisch-amerikanische Co-Produktion entstand, gehört das Zusammenspiel der computeranimierten (Weltraum-) Trickeffekte, die sich damals bereits meilenweit von denen aus ihrer Anfangszeit abhoben, und der animatronischen Figuren und Masken, mittels denen die fantasievollen Alien-Kreaturen in der Serie erschaffen wurden. Kein Wunder, dass man hierauf zurückgriff: Co-produziert wurde die Serie schließlich von The Jim Henson Productions unter der Leitung von Brian Henson, dem Sohn des titelgebenden legendären Puppenkünstlers, dem die Welt nicht nur die Seasamstraße und die Muppet Show, sondern auch Filmklassiker wie Der dunkle Kristall und Die Reise ins Labyrinth verdankt. Wer jedoch bei Farscape nun an eine kindgerecht inszenierte Puppentrickserie denkt, befindet sich in einem beträchtlichen Irrtum. Zwar gibt es zumindest äußerlich durchaus niedliche Geschöpfe in recht deutlichem Muppet-Stil wie etwa Dominar Rygel XVI. (dessen Verhalten jedoch mitunter in krassem Widerspruch zu seiner Optik steht), Kreaturen wie die fischköpfigen und Feuer speienden Sheyang hingegen oder die reptilienhaften Scarraner dürften nicht eben zu gutem kindlichem Nachtschlaf beitragen.

Hinzu kommt, dass die Serie mit ihrer teilweise ziemlich harten Machart, die auch (natürlich fernsehgerechte) Folter- und Sexszenen beinhaltet, um einige Grade härter gestaltet ist als andere Serien aus der gleichen Zeit. Dennoch wurde Farscape bei seiner deutschen Erstausstrahlung im Herbst 2000 bei SAT1 so beworben, dass man sie für eine Serie im Star Trek-Stil hätte halten können; das ist sie ganz sicher nicht. Vermutlich war es genau der Wunsch danach, einen Gegenpol zum „friedlichen“ Roddenberry’schen Universum zu bilden, als man an die Konzeption der Serie heranging. Das, was dabei herauskam, ähnelt weit eher einer härteren und schmutzigen Version des benachbarten Star Wars-Kosmos.

Von den ersten Folgen an ist Farscape handlungsmäßig stark chronologisch aufgebaut, was Gelegenheitszuschauern schon recht bald in ähnlicher Weise keine Chance mehr lässt wie zu seligen Babylon 5-Zeiten. Große Gewichtung liegt auch auf der Entwicklung der alles andere als einfachen Charaktere, die man meistenteils nicht in die typischen Gut/Böse-Klischees aufteilen kann und die hier und da durchaus ihre jeweilige Gesinnung wechseln wie ein schmutziges Unterhemd. Insbesondere die flatterhafte Chiana ist ein Musterbeispiel hierfür und gar der optisch an die Borg aus Star Trek erinnernde Scorpius scheint mit der Zeit nicht mehr ganz so böse zu sein wie anfangs gedacht. Außerdem entspinnen sich während der vier Serienstaffeln einige hochinteressante Nebenhandlungen wie etwa die schwierige Beziehung zwischen Zhaan, wie die Delvianerin kurz genannt wird, und dem tragischen Stark, der ein schlimmes Schicksal hinter sich hat. Bei alledem hebt sich die Serie stilistisch deutlich (und auch angenehm!) von rein amerikanischen Serienproduktionen ab und erinnert in vielem weit eher an die einige Jahre später erscheinende Neuauflage von Doctor Who, was ziemlich sicher ihrer Entstehung in Australien zu verdanken ist.

Farscape - Verschollen im Weltall

Trotz anfangs ausgezeichneter Einschaltquoten in Australien und den USA wirkte sich der Druck durch die zu Beginn der 2000er-Jahre immer stärker werdende Konkurrenz im Bereich fantastischer TV-Serien ungünstig auch auf Farscape aus: Die geplante fünfte Serienstaffel wurde nicht mehr realisiert, und Staffel 4 endete 2002 offen mit dem (ACHTUNG SPOILER!) Tod zweier Hauptdarsteller. Gerüchten zufolge lag die Absetzung von Farscape, das in den USA vom Sender Syfy ausgestrahlt wurde, darin bedingt, dass man zusätzliches Budget für die zeitgleich entstehende Serie Stargate Kommando SG-1 bereitstellen wollte. Ganz von der Hand scheint man dies nicht weisen zu können, da die beiden Farscape-Hauptdarsteller Ben Browder und Claudia Black nach dem Ende der Serie Hauptrollen in Stargate übernahmen.
Das Ende von Farscape führte zu weltweiten Fan-Protesten, denen man im Jahr 2003 schließlich durch die Produktion des zweiteiligen Abschlussfilms The Peacekeeper Wars Rechnung trug. Dieser wurde 2004 auf Syfy ausgestrahlt und bescherte dem Sender überraschenderweise die bis dahin höchsten Einschaltquoten seit seines Programmstarts.

Hier in Deutschland waren die beiden ersten Staffeln der Serie mit mäßigem bis schwachem Erfolg bei SAT1 zu sehen, Staffel 3 und 4 folgten erst im Jahr 2010 beim Spartensender Anixe, wobei es bis heute keine deutsche Synchronisation der 4. Staffel gibt (im Gegensatz zu den Peacekeeper Wars).

Die Serie wurde 2013 vom Hersteller AL!VE MEDIA zunächst in Form fünf einzelner Staffelboxen und zwei Jahre später als Komplettbox auf Blu-ray veröffentlicht.
Immer wieder einmal ist die Rede von einer Fortsetzung Farscapes, unter anderem davon, die Serie als Anime weiterzuführen, da sie auch in Japan ein großer Erfolg war. In Sicht ist davon leider bislang nichts. Eines jedoch ist sicher: Wiedersehen macht Freude und das immer wieder einmal!

Infos

Deutscher Titel: Farscape – Verschollen im All
Original: Farscape
Produktionsland: Australien, USA
Idee: Rockne S. O’Bannon
Produktion: The Jim Henson Productions, Hallmark Entertainment
Musik: Guy Gross

Darsteller

Ben Browder: John Crichton
Claudia Black: Aeryn Sun
Anthony Simcoe: Ka D’Argo
Gigi Edgley: Chiana
Virginia Hey: Pa’u Zotoh Zhaan
Wayne Pygram: Scorpius, Harvey
Paul Goddard: Stark


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Thorsten Walch
Ein Gedanke zu „Special: Farscape – Verschollen im All“
  1. Farscape war und ist mit Recht eine der besten Sci-Fi-Serien der frühen 2000er…und darüber hinaus.
    Der durchgehende Handlungsstrang, die Designs und die Schauspielerischen Leistungen machen Farscape neben B5 zu einer immer noch interessanten Space Opera.
    Lange Zeit gab es ja kaum ähnlich gute Produktionen. Und – obwohl ich großer Star Trek-Fan bin – habe ich gerade diese Ausflüge in das Farscape-Universum genossen, stellte es doch – mit der schon oben erwähnten Raumstation – einen sehr angenehmen Kontrast zum roddenberryschen Universum dar.
    Die Sci-Fi-Landschaft braucht eindeutig mehr solcher Produktionen!

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