Von quadratischen Schweinen bis Killerrobotern – Space Truckers liefern alles durchs All.
Mit Kampfrobotern zur Weltherrschaft
Im Jahr 2196 schmiedet der machtbesessene Unternehmer E. J. Saggs (Shane Rimmer) auf dem Neptunmond Triton einen finsteren Plan, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Nahezu unaufhaltsame Killerroboter, die sein Lakai Dr. Nabel (Charles Dance) entwickelt hat, sollen die Erde erobern. Zum Dank lässt er Nabel töten, denn wer braucht schon Wissenschaftler? Das Einzige, was Saggs braucht, ist ein Dummer, der die tödliche Fracht zur Erde liefert.
Als dem Space Trucker John Canyon (Dennis Hopper) eine Fracht quadratischer Käfigschweine abgenommen wird, nimmt der den neuen Job dankend an. Begleitet wird er von Mike (Stephen Dorff), dessen Arbeitgeber sich bei einer Schlägerei ins All verabschiedet, und Cindy (Debi Mazar), die eigentlich nur eine Mitfahrgelegenheit zur Erde sucht. Die bietet John im Austausch dafür an, dass sie sich mit ihm verlobt.
Unterwegs bekommen es die drei Space Truckers mit dunklen Asteroiden und Weltraumpiraten zu tun. Auf dem Piratenschiff werden zu allem Übel auch noch die Killerroboter aus der Stasis geweckt und sie müssen die Fracht noch vor der Landung auf der Erde vernichten. Dort wird sie ohnehin nicht mehr benötigt, denn Saggs hat die Erde bereits ganz legal unter seine Kontrolle gebracht, indem er sich zum Präsidenten hat wählen lassen. Um seinen finsteren Plan B zu vertuschen, bietet er den Space Truckers einen Koffer voll Schweigegeld samt einer Bombe an.
Zwangsverlobung und Cyborgvergewaltiger
Der Film kann eigentlich nur als Parodie verstanden werden. Doch selbst dafür sind einige Szenen ziemlich fragwürdig. Allen voran wäre hier Johns Verlobung mit Cindy zu nennen, die alles andere als freiwillig ist. Der alte Lustmolch erpresst die deutlich jüngere Frau, die seine Tochter sein könnte, mit ihrem Wunsch, zur Erde zu fliegen. Unterwegs verliebt sie sich natürlich in den noch jüngeren Mike, worauf John eifersüchtig reagiert. Zu seiner Ehrenrettung gibt er Cindy am Ende frei und wünscht den beiden alles Gute. Er selbst bandelt dafür mit Cindys Mutter an, die dank Cryoschlaf nicht wirklich viel älter als ihre Tochter ist.
Der Weltraumpirat, auf den die drei im Asteroidengürtel treffen, ist kein geringerer als Dr. Nabel, der sich inzwischen Captain Macanudo nennt. Wie er den Mordanschlag seiner eigenen Schöpfung überleben und sich anschließend selbst zu einem Cyborg umbauen konnte, obwohl ihm der halbe Körper und sogar die Hälfte seines Schädels abhanden gekommen sind, fragt man besser gar nicht erst. Und dass ausgerechnet er den Truck aufgabelt, der seine Schöpfung transportiert, kann auch nur damit erklärt werden, dass der Weltraum so verdammt klein ist.
Die Crew will er eigentlich hinrichten lassen, doch überzeugt ihn Cindy, von diesem Vorhaben abzulassen, indem sie sich einmal mehr als Sexobjekt opfert. Zum Glück kommt es nicht dazu, denn nach einigen Startschwierigkeiten mit dem Anlasserkabel seines Cyborgpimmels überwältigt Cindy ihn und reißt ihm ein paar Schläuche raus. Wozu die giftgrüne Flüssigkeit darin dient, ist nicht von Belang.
Cindy schnappt sich jedenfalls seine Uniform und kann damit tatsächlich die tumben Piraten täuschen. Zumindest bis der echte Macanudo auftaucht, der es einmal mehr geschafft hat, sich vor dem sicheren Tod zu retten. Dumm nur, dass seine Leute bereit den Frachtanhänger des Trucks geöffnet haben, wodurch ein Kampfroboter aufwacht. Das Chaos bricht aus und die angeketteten Trucker können entkommen, auch weil sich die Piraten total irrational verhalten. Just in dem Moment, wo sie mit dem Truck fliehen, fliegt der Piratenkreuzer in die Luft.
Doch die drei haben bereits ein neues Problem, denn wie Macanudo noch kurz vor seinem Ableben mitteilen kann, wachen immer mehr Killerroboter auf, wobei sich die Anzahl mit jeder Welle verdoppelt. Wo der Nutzen liegt, sie auf so etwas Dummes zu programmieren, ist eine weitere Frage, die besser ungestellt bleibt. Wenigstens die Lösung, die Tötungsmaschinen in der Erdatmosphäre verglühen zu lassen, ist einigermaßen einleuchtend.
Auf dem Planeten angekommen, müssen die Überlebenden feststellen, dass Saggs inzwischen Präsident der Erde geworden ist. Warum hat er nicht gleich für dieses Amt kandidiert? Und wozu hat er seine eigenen Gefolgsleute auf Triton von einem Kampfroboter abschlachten lassen? Nur als Test? Was für ein mieser Chef! Und als Präsident ist er nicht besser, platziert er im Koffer mit dem Schweigegeld doch eine Bombe. Zum Glück ist Mike ein Idealist und pfeffert den Koffer nichtsahnend aus dem Fenster, wo er auf die Limousine von Saggs fällt, der sich sogleich selbst ins Jenseits befördert. Zumindest das Ende glänzt durch epische Gerechtigkeit!
Ist das Kult oder kann das weg?
Neben der hanebüchenen Story wartet Space Truckers mit Spezialeffekten auf, die vielleicht Anfang der 1980er noch halbwegs überzeugt hätten, aber für 1996 einfach nur unterirdisch sind. Nur zum Vergleich: Im selben Jahr erschien Roland Emmerichs Independence Day und nur ein Jahr später Paul Verhoevens Starship Troopers. Dennoch haben die handgemachten Weltraumszenen wie auch die quadratischen Gummischweine aus fragwürdiger Haltung etwas Kultiges. Das Piratenschiff sieht sogar richtig cool aus.
Ein Pluspunkt ist auch die Physik der Raumstation, welche Gravitation durch Rotation erzeugt. Das Innere des Diners entspricht dabei dem äußeren Erscheinungsbild und weist eine deutliche Rundung auf. Nicht dazu passt jedoch, dass die drei Protagonisten bei der Flucht aus dem Diner, das gerade Leck geschlagen ist, auf dem Gang in ein Damen-WC abbiegen und von dort einen geheimen Lift nach unten nehmen. Unten heißt in dem Fall Richtung Außenhülle, nur waren sie bereits schon ganz außen. Von dort aus dürfte es nicht weiter gehen.
Das ist aber noch gar nichts gegen die ganzen Sicherungskabel, die in der Postproduktion nicht wegretuschiert worden sind. Einmal sieht man sie deutlich aufblitzen, als John einem Schläger seines Auftraggebers an Bord des Schweineanhängers eine einschenkt. Neben den Kabeln gibt es dann noch schlecht animiertes Blut und einen davon schwebenden Zahn. Offensichtlich sollte hier Schwerelosigkeit simuliert werden, was auch nicht immer konsequent durchgezogen wird. Später sieht man dann noch einmal die Kabel, an denen die Killerroboter außerhalb des Trucks durchs All schweben.
Es fragt sich, ob es sich hier einfach nur um Patzer handelt, das Budget von rund 25 Mio. US-Dollar nicht ausgereicht hat oder sich der Film selbst nicht ernst nimmt? Vieles spricht für Letzteres, was ihn irgendwie schon wieder kultig macht. An den Kinokassen ist Space Truckers jedenfalls gefloppt und spielte nur knapp 1,6 Mio. US-Dollar ein, was aber mitunter daran lag, dass er in den meisten Ländern gar nicht erst im Kino lief, sondern gleich für den Videomarkt ausgewertet wurde. Für die Veröffentlichung auf DVD und Blu-Ray wurden folgerichtig auch keine Bildfehler wie Staub und Kratzer entfernt.
Wer ein ernst zu nehmendes Weltraumabenteuer erwartet, wird zwangläufig enttäuscht werden, doch wer auf skurrile Unterhaltung steht, wird mit dem Ergebnis glücklich werden. Letzteres dürfte sich wohl auch Charles Dance gedacht haben, der das Drehbuch interessant fand und die Rolle des Macanudo auf Anraten seiner Tochter übernahm. Natürlich wieder als Bösewicht, als den man ihn schon aus Last Action Hero und Die Suche nach dem goldenen Kind kennt
Rückblickend ist es nicht nur für Charles Dance ein Karriereknick, von dem er sich glücklicherweise wieder erholt hat, sondern auch für Dennis Hopper (1936-2010). Der Star aus Easy Rider und Apocalypse Now hatte allerdings zuvor schon mit Super Mario Bros. heftig ins Klo gegriffen. Gegenüber diesem Tiefpunkt ist Space Truckers schon fast wieder ein Highlight seiner Karriere. Jedenfalls ist die Weltraumparodie dank der beiden hochkarätig besetzt, was wohl der größte Pluspunkt sein dürfte.
Fazit: „König der Schmutzfinken“
Ende 2023 lief Space Truckers bei Schlefaz, wobei Oliver Kalkofe und Peter Rütten nicht umhin kamen, auch die guten Seiten des Streifens zu erwähnen. Darunter einige wirkliche skurrile Gags und die teils ausgefallenen Kostüme. Die Einordnung unter die schlechtesten Filme aller Zeiten erscheint daher ungerechtfertigt. Geht man davon aus, dass der Film sich selbst auf die Schippe nimmt und bewusst Trash sein will, funktioniert er eigentlich ganz gut und sollte eher als Kulfaz (kultigste Filme aller Zeiten) gehandelt werden. In dieser Kategorie lief bereits Flash Gordon, und auch wenn Space Truckers bisher noch keine vergleichbar große Fangemeinde hat, ist er doch immerhin als limitiertes Mediabook für Sammler erschienen. Wer den Humor der Macher teilt, sollte ruhig zugreifen. Der Film hat definitiv Unterhaltungswert!
Drehbuch: Ted Mann & Stuart Gordon
Regie: Stuart Gordon
Erscheinungsjahr: 1996
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Ein hochkarätiger Cast, der sichtlich Spaß am Trash hat.
- Abgefahrene Kostüme und Setting.
- Versöhnliches Ende.
Negativ
- Schlechte CGI und sichtbare Halteseile.
- Gruselige Sexisten.
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