Eine Gruppe von Space Relic Hunters jagt eine besondere Reliquie.
Irre, einfach nur Irre
Alle Religionen des bekannten Universums sind vernichtet worden. Stattdessen gibt es nur noch die Universalreligion mit ihren vier Göttern Charon, Aresia, Jupiter und Venus. Seitdem sind die Reliquien der verbotenen Kulte heiß begehrt.
Die Menschenfrau Xia und ihr Partner, der mysteriöse Little Mercur sind zwei Reliquienjäger. Sogar sehr Erfolgreiche, die es in jeder Mission schaffen, ans Ziel zu kommen. Ihr neuster Auftrag hat es jedoch in sich. Ein gewisser Sir Uranos beauftragt sie, eine besondere Reliquie zu finden. Und zur Unterstützung stellt er ihnen Vitellius zur Seite, einen Söldner, der früher zur Armee des herrschenden Pantheons gehörte. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, das Objekt der Begierde zu finden, ehe es andere tun.
Space Relic Hunters ist ein One-Shot von der Autorin Sylvain Runberg (Orbital, Warship Jolly Roger) die dieses Mal wieder mit dem Künstler Grun (On Mars_) zusammenarbeitet. Das Ergebnis ist eine Geschichte, die von Anfang den Leser in den Bann zieht. Eine Story voller Wendungen, die man nicht hat kommen sehen. Eine irre Erzählung, die eine Riesengaudi ist und noch dazu großartig illustriert.
Ein faszinierendes Duo
Doch der Reihe nach: Man lernt in dem Comic zu Beginn vor allem zwei Protagonisten kennen. Die Menschenfrau Xia, die, wann immer sie kann, an einer Flasche irgendeines Likörs nippt. Und ihrem Partner Little Mercur, der gemeinsam mit ihr die wildesten Abenteuer unternimmt, gleichzeitig aber auch die mahnende Stimme der Vernunft ist, um sie vor allzuwilden Eskapaden abzuhalten. Und dessen wahre Identität unbekannt ist, da er sein richtiges Aussehen unter einem nichtssagenden Helm verbirgt.
Es ist ein Duo, dass einen in Space Relic Hunters auf Anhieb fasziniert. Vor allem aber auch, weil die Zusammensetzung eben nicht aus zwei Exzentrikern besteht. Sondern aus einer Exzentrikerin und einer „normalen“ Person. Und die trotzdem perfekt miteinander harmonisieren.
In dieses Ensemble stößt dann Vitellius, der Söldner, hinzu. Nach außen hin wirkt er wie ein altgedienter Soldat, der in seinem Leben vieles erlebt hat und deshalb abgehärtet ist. Nur, dass dieses Bild von dem Kreativteam in dem Album schon fast genüsslich zerstört wird. So stellt sich heraus, dass er einen schwachen Magen hat. Und mit seinen Flugkünsten ist es auch nicht weit her. Dadurch wird schnell klar, dass er in dem Trio der eindeutige Unterlegenere ist.
Wie gefesselt
Doch auch der Auftrag, den das Trio in „Space Relic Hunters“ annimmt, verläuft nicht so, wie geplant oder erwartet. Die Mission führt sie auf eine abgelegene Welt, die einzige, auf der die Armee des Imperiums gescheitert ist. Es ist nicht so, dass die Bewohner so widerspenstig sind. Das sind sie sowieso, wie in dem Album gezeigt wird. Es ist vielmehr die Tatsache, dass auch die Umwelt sich auf alles stürzt, was nicht zu dem Planeten gehört und dementsprechend tödlich ist.
Nimmt man dann noch einige Enthüllungen im letzten Drittel des Albums mit hinzu, dann weiß man, wieso man von der Erzählung wie gefesselt ist. Trotz, oder vielleicht auch gerade wegen der Tatsache, dass die Charakterisierungen nicht wirklich in die Tiefe gehen. Die Figurenzeichnungen bleiben oberflächlich. Anstatt für tiefschürfende Persönlichkeitendarstellungen interessiert sich das Album lieber für den nächsten Twist oder den nächsten Gag.
Doch wo andere Comics wegen der mangelnden Charaktertiefe zu Recht kritisiert werden würden, nimmt man das Space Relic Hunters nicht übel. Im Gegenteil: Die Story würde bei tiefgreifenden Charakterisierungen so nicht funktionieren. Man muss es sich wie folgt vorstellen: Was man hier hat, ist keine SciFi-Saga, die einem zum Nachdenken anregen will. Stattdessen ist dies eine Art Actionfilm im Comicformat, wo man am besten das Gehirn abschaltet und genießt. Was auch hervorragend funktioniert.
Purer Spaß
Die Illustrationen von Grun tun dazu ihr übriges. Er hat einen sehr realistischen Stil, wobei er die Vielfalt der Aliens lebendig darstellt. Hinzu kommt auch noch die pastelartige Kolorierung, die nicht knallig bunt wirkt, sondern eher zurückhaltend wirkt, was durchaus passend ist.
Space Relic Hunters ist der pure Spaß. Definitiv empfehlenswert.
Autor: Sylvain Runberg
Zeichner: Grun
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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