Eine Crew von Weltraumpiraten muss einen Jungen zurück zu seinen Eltern bringen.
Weltraumpiraten als Kindermädchen
Während eines Überfalls auf eine Lagerhalle schleicht sich der zehnjährige Peter Tracton (David Mendenhall) an Bord eines Frachters, der prompt von Weltraumpiraten entführt wird. Als diese den Frachter leerräumen, gelangt auch der Junge an Bord ihres Piratenschiffs, wo er erst einmal im Weg steht und wie eine Flipperkugel umher gestoßen wird. Immerhin der Alphamensch „Flightplan“ (Thom Christopher), einziger Alien der Crew, entschuldigt sich bei ihm.
Der Grund, warum alle so beschäftigt sind, ist die Flotte von Abfangjägern, welche die bestohlene Company den Piraten hinterherschickt. Leider bemerken Peters Eltern, die für die Company arbeiten, erst zu spät, dass ihr Sohn weg ist. Warum die Abfangjäger nicht zurückgerufen werden können, ist dennoch schleierhaft. Noch unfassbarer ist jedoch der Plan, den Jungen mittels eines automatisierten und schwer bewaffneten Kampfsterns aus den Fängen der Piraten zu befreien. Offenbar ist es der Company egal, ob sie den Jungen tot oder lebendig zurück bekommen.
Auf die Idee, mit den Piraten über die Freilassung von Peter zu verhandeln, kommt offenbar niemand. Dabei sind die Outlaws durchaus bereit, den Jungen wieder zurück zu seinen Eltern zu bringen, denn sie hatten ohnehin nie beabsichtigt, ihn zu entführen. Der ehemalige Raumflotten-Colonel Hawk (Vince Edwards) verspricht ihm sogar, dass er ihn nach dem nächsten Raubzug auf seiner Heimatwelt Procyon III absetzen wird.
Zunächst legt seine Crew aber erst einmal einen Zwischenstopp auf der Raumstation des Gangsterbosses Zariatin (Ray Stewart) ein, bei dem sie noch Schulden haben. Um diese abzubezahlen, sollen sie auf Regulus V eine Tankerflotte stehlen. Den Jungen will Zariatin als Pfand behalten. Der geht allerdings mehrfach stiften und wird dabei von zwei Lösegelderpressern gefangen. Die bekommen es kurz darauf mit dem automatisierten Kampfstern zu tun, der darauf programmiert wurde, auf alle Angreifer zu schießen. Warum die beiden Gangster einen Warnschuss abgeben, ist ebenso unbegreiflich, wie die Reaktion der Company. Wäre Peter nicht in eine Rettungskapsel geschlichen, hätte das seinen Tod bedeutet.
Dank der Psi-Fähigkeiten des Alphamenschen kann Hawks Crew die Rettungskapsel finden und den Jungen an Bord nehmen. Sie erledigen ihren Job und fliegen drei der vier gestohlenen Tanker zu Zariatin, während Amanda (Patsy Pease) Peter mit dem vierten Tanker nach Hause fliegen soll. Da Zariatin gerne alle vier Beuteschiffe hätte, lässt er Amanda abschießen. Sie muss auf einem nahen Planeten notlanden, auf dem sie von Zariatins Leuten getötet wird.
Um den Jungen erneut aus den Händen des Gangsterbosses zu befreien, opfern sich nach und nach alle verbliebenen Piraten, einschließlich Hawk. Der kann sich schwer verletzt auf sein Schiff schleppen, wo er von Peter reanimiert wird. Die Station wird unterdessen von dem Schlachtschiff der Company angegriffen, welches alle Raumschiffe der dort ansässigen Schmuggler, Piraten und Kopfgeldjäger eliminiert. Schlussendlich müssen Hawk und Peter gegen den automatisierten Kampfstern antreten, den sie mit einem gezielten Schuss auf dessen Hauptlaser zerstören können. Anschließend bringt Hawk den Jungen wie versprochen nach Hause.
Sador lässt grüßen
Das Budget von Space Raiders wird mit 2 bis 5 Mio. US-Dollar angegeben, was wenig mehr ist als das Budget von Sador – Herrscher im Weltraum (1980). Um Geld zu sparen, hat Produzent Roger Corman sämtliche Raumschiffmodelle und sogar ganze Spezialeffektszenen aus Letzterem übernommen. Die Abfangjäger der Company sind wiederverwendete Malmori-Jäger und die Aufnahmen des automatisierten Kampfsterns, der in der deutschen Übersetzung tatsächlich so bezeichnet wird, entsprechen 1:1 den Einstellungen von Sadors Kriegsschiff. Gleiches gilt für die Schlachtszenen mit den Raumschiffen, welche Zariatins Raumstation verteidigen. Man könnte meinen, dass die Nestor, Cayman und Gelt wiederauferstanden seien, nur um sofort wieder auf die exakt gleiche Weise zu sterben.
Das Transportschiff des Cowboys muss in Space Raiders als Tanker herhalten und für die Station des Gangsterbosses wurden wiederum Aufnahmen von Dr. Hephaestus‘ Raumstation recycelt. Das eigene Budget dürfte vor allem in die neuen Innensets geflossen sein. Darunter eine Bar, in der es zu einer klischeemäßigen Prügelei inklusive Essensschlacht kommt, und das Zimmer, in welchem sich Peter offenkundig derart langweilt, dass er stiften geht. Übrigens sind die formschönen Designerlampen an der Wand häufig in Star Trek-Serien zu sehen. Auch die großen Produktionen beteiligen sich am Recycling.
Ein ebenfalls neues Innenset hat das vollbusige Raumschiff der Piraten erhalten, welches in Sador – Herrscher im Weltraum noch Shads Schiff Nell verkörperte. Der schmale Zugang zum Cockpit ist einem großen Innenraum gewichen und es gibt sogar einen Maschinenraum. Warum dessen Zugang so klein ist, dass nur ein Kind hindurch passt, ergibt absolut keinen Sinn. Aber wenigstens kann sich Peter somit nützlich machen. Später zeigt ihm Hawk noch, wie man Asteroiden abknallt, was sich bei dem Schuss auf den Kampfstern noch als hilfreich erweisen wird. Das große Steuerpad ist übrigens nicht recycelt worden, sondern wurde durch eine Steuerkonsole mit allerhand Schaltern und blinkenden Knöpfen ersetzt.
Dafür bestehen die meisten Außenaufnahmen des Piratenschiffes aus wiederverwendeten Szenen. Der Anflug auf Regulus V entspricht 1:1 dem von Nell auf den verlassenen Kopfgeldjägerplaneten, auf dem Shad Gelt anwirbt.
Ein paar neue Modelle gibt es aber doch, allen voran das Frachtschiff, welches die Piraten auf Procyon III entführen. Für den Planeten entstand weiterhin eine neue Modelllandschaft sowie ein Matte Painting mit dem Frachter, um das Lagerhallenset zu erweitern. Übrigens wird der Planet in der deutschen Übersetzung falsch ausgesprochen, denn er entspricht der deutschen Bezeichnung Prokyon und nicht Prozion.
Ebenfalls neu ist die Rettungskapsel, mit der Peter den Lösegelderpressern entkommt. Deren Schiff entspricht allerdings wieder dem der Walküre Saint-Exmin. Und natürlich wirkt die Innenausstattung wie aus Schrottteilen zusammengeschustert. Die Luke zur Rettungskapsel sieht zum Beispiel verdächtig nach der Klappe einer Waschmaschine aus.
Das Recycling betrifft bei Space Raiders nicht nur die Sets, Raumschiffmodelle und Spezialeffekte, sondern ebenso den Soundtrack. Bereits die Titelmelodie im Vorspann ist exakt dieselbe wie bei Sador – Herrscher im Weltraum. Nicht, dass der Soundtrack von Sador schlecht wäre, aber James Horner war hier wirklich nicht sonderlich kreativ.
Sympathische Piraten und skurrile Aliens
Der Plot um ein paar Outlaws, die sich um ein Kind kümmern müssen und dadurch zu Helden werden, ist ebenso wenig neu wie das Thema der glorreichen Sieben in Sador. Bis heute wird diese Grundidee immer wieder kopiert und neu interpretiert, sei es in Safe- Todsicher (2012) mit Jason Statham oder zuletzt im südkoreanischen Actionfilm Special Delivery (2022). Regisseur Howard R. Cohen war da noch einer der Ersten und was er abgeliefert hat, funktioniert bestens.
Der bunt zusammengewürfelte Piratenhaufen kommt durchaus sympathisch rüber. Allen voran Vince Edwards (1928-1996), der hier den abgehalfterten Ex-Colonel Hawk mimt, welcher sich nunmehr mit Diebstählen über Wasser hält. Als besonderes Gimmick sammelt er Ringe, die man laut seiner Aussage nicht kaufen, sondern nur finden, stehlen oder geschenkt bekommen kann. Zum Abschied gibt er einen an Peter weiter. Neben seiner Schauspielkarriere war Edwards im Übrigen auch Fernsehregisseur und stand als solcher viermal für Kampfstern Galactica hinter der Kamera.
Zu Hawks Crew gehören fünf weitere Mitglieder, von denen eines gleich zu Beginn stirbt und durch die Luftschleuse entsorgt wird. Von den Übrigen ist der Alphamensch „Flightplan“ am interessantesten und das nicht nur wegen seines Aussehens, welches Peter zunächst erschreckt. Der Alien hat außerdem mediale Fähigkeiten und zeigt darüber hinaus als Erster Empathie für den Jungen. Um seiner Spezies mehr Tiefe zu verleihen, ist sogar eine eigene Schriftsprache entwickelt worden, die kurz auf einer Zeitschrift in seinen Händen zu sehen ist. Gespielt wird er von Thom Christopher, der zuvor bereits in Buck Rogers (1981) zu sehen war, sonst aber eher am Broadway-Theater wirkte.
Die einzige weibliche Hauptrolle Amanda wird von Patsy Pease verkörpert, die sonst vor allem in TV-Rollen zu sehen war. Amanda wie auch die beiden männlichen Crewmitglieder Ace & Aldebaran sind anfangs nicht allzu begeistert über den blinden Passagier, freunden sich aber schnell mit Peter an und geben am Ende sogar ihr Leben, um ihn zu schützen. Die beiden Darsteller Luca Bercovic und Drew Snyder sind vor allem aus TV-Serien bekannt.
Dass die Chemie zwischen den Charakteren so gut funktioniert, liegt schlussendlich auch am Kinderstar David Mendenhall. Dieser dürfte vor allem für seine Rolle in Over the Top (1987) bekannt sein, in dem er an der Seite von Sylvester Stallone spielte. Dem folgte jedoch keine große Hollywoodkarriere. Mendenhall trat nur noch gelegentlich in einer Handvoll Filme sowie Serien auf, zuletzt 2014.
Auf der Gegenseite der Weltraumpiraten steht eine mehr oder weniger gesichtslose Company. Zu Beginn und zwischendurch sieht man mal kurz eine Konzernvertreterin sowie Peters Eltern, aber das war’s auch schon. Im weiteren Filmverlauf wird die Company einzig und allein durch ein automatisiertes Schlachtschiff verkörpert, durch welches teure Innensets und Statistenrollen für die nicht vorhandene Crew eingespart worden sind.
Als eigentlicher Bösewicht muss dann der Gangsterboss Zariatin herhalten. Der ist durch und durch korrupt wie skrupellos, was durch sein finsteres Aussehen unterstrichen wird. Er mag vielleicht ein wenig eindimensional sein, funktioniert als Gegner aber immer noch besser als die anonyme Company. Oder die beiden Kindesentführer, die sich ähnlich dumm anstellen wie die feuchten Banditen Harry und Marv aus Kevin allein zu Haus (1990).
In einer kleinen Nebenrolle ist schlussendlich noch Dick Miller (1928-2019) zu sehen, der Rest der Besetzung besteht mehr oder weniger aus Statisten. Einige mussten für ihre Rolle in bizarre Alienkostüme schlüpfen, bei denen sich die Maskenbildner wirklich ausgetobt haben. Besonders im Gedächtnis bleibt eine Blondine, der Ace erst an den Hintern grabscht, nur um sich kurz darauf mit Grausen abzuwenden, als sie sich herumdreht und dabei ihr groteskes Gesicht entblößt.
Hinzu kommt ein mittels Stop-Motion animierter außerirdischer Riesenkäfer, den Peter auf Procyon III einfängt. Hawk überzeugt den Jungen später, das Tier wieder freizulassen, was Peters eigene Situation widerspiegelt. Allerdings lässt er den Käfer auf einem anderen Planeten frei, womit hier eine invasive Art eingeschleppt wird. Vielleicht nicht die beste Idee…
Fazit von Space Raiders: Mehr als nur eine billige Sador-Kopie
Wie es sich für eine Produktion von Roger Corman gehört, ist Space Raiders natürlich Trash vom Feinsten. Dabei wird auch noch ordentlich Material aus dem Vorgängerfilm Sador – Herrscher im Weltraum recycelt. Dafür sollte es eigentlich Punktabzug geben, doch für sich genommen funktioniert der Film eigentlich ganz gut, sodass man darüber leicht hinwegsehen kann. Es gibt einige durchaus erinnerungswürdige Szenen und einen sympathischen Cast, der zwar aus weniger bekannten Gesichtern besteht, bei dem dafür aber die Chemie stimmt.
Vielleicht liegt es aber auch an den Kindheitserinnerungen, die einem beim erneuten Sehen hochkommen, dass man diesem Film keine schlechtere Bewertung geben möchte als Sador. Einmal mehr ist hier aus wenig viel gemacht worden, sodass zumindest Freunde gepflegten Trashs voll auf ihre Kosten kommen.
Info
Drehbuch: Howard R. Cohen
Regie: Howard R. Cohen
Jahr: 1983
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Einfühlsame Geschichte.
- Abgefahrene Aliens.
- Eingängiger, wenn auch recycelter Soundtrack.
Negativ
- Teils billige Sets, die tatsächlich Trash sind.
- Wiederverwendete Spezialeffekte.
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