Auch wenn das kleine graue Kästchen bei uns erst im September 95 erschienen ist – in Japan, wo Sony seinen Ursprung hat, war es am 3.12.1994 schon so weit.
Und wer hätte gedacht, dass diese Konsole den Videospielbereich auf den Kopf stellen würde? Am wenigsten wohl der damalige Branchenprimus Nintendo, ohne den die Konsole nie erschienen wäre. Ursprünglich sollte Sony nämlich „nur“ eine CD-Erweiterung für das Super Nintendo Entertainment System (SNES) herstellen und hätte eine Konsole mit der SNES-Technologie und ihrem CD-Rom produzieren dürfen. Sony war der logische Partner, denn sie stellten bereits Chips wie den SCP700 (Sound) für die Konsole her.
Nintendo hatte allerdings Zweifel am Projekt, bzw. dem Vertrag mit Sony. Bei der „kompletten Konsole“ wäre Nintendo nur an Hardwareverkäufen beteiligt gewesen, Sony hätte aber Nintendo-Titel auf CD pressen dürfen. Und bei jedem CD-Spiel hätte Sony mitverdient. Als 1991 auf der Consumer Electronics Show (CES), der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik, Sony bereits ihre Konsole vorstellten, erfuhren sie kurz darauf, dass Nintendo einen ähnlichen Vertrag mit Phillips geschlossen hatte.
Sony wollte die Entwicklungszeit nicht ungenutzt lassen. Ken Kutaragi, der schon den SCP700 entwickelt hatte, wurde auch mit dem Projekt Playstation betraut. Kurz bevor Konkurrent Sega sein MegaCD veröffentlichte, gab Nintendo bekannt, dass es eine Einigung gab und Nintendo, Sony und Philips gemeinsam am CD-Laufwerk für das SNES arbeiten würden. Doch Nintendo bekam erneut kalte Füße und es stellte sich bald heraus, dass sie das Projekt nicht ernsthaft verfolgten. Also wurde die ursprüngliche Konsole, die den Modulschacht für SNES-Spiele noch hatte, nicht mehr weiterentwickelt, stattdessen machte man sich daran, eine komplett eigenständige Konsole zu bauen, die obendrein technisch weiter entwickelt war. In diesem Artikel widmen wir uns nur der Ur-Playstation und der verschiedenen Versionen von ihr.
PlayStation (1994)
Der Name blieb gleich, die Erweiterung sollte Play Station-X und die komplette Konsole Nintendo Play Station heißen. Als Kürzel setzte sich also anfangs PSX durch und wird auch teilweise noch heute verwendet, obwohl es bereits eine offizielle PSX gibt.
Die Konsole kam am 3.12.1994 in Japan auf den Markt. Zu dieser Zeit war der Konsolenmarkt im Umbruch, denn neben den „alten Hasen“ Nintendo, Sega und Atari (die seit 1986 keine neue Konsole rausgebracht hatten), kamen auch Commodore (Amiga CD 32), Panasonic (3DO) und NEC (PC-FX) mit Erstlingen oder einer neuen Konsole dazu. Sega versuchte es gleich doppelt, denn die 32X-Erweiterung für das Mega Drive erschien nur kurz vor der neuen Konsole, Saturn. Ironischerweise setzten beide 64-Bit Konsolen, das Nintendo 64 und der Atari Jaguar, auf Module, während alle anderen Konsolen mit CD-Laufwerken und 32-Bit ausgestattet waren. Sony fuhr eine aggressive Strategie und pumpte eine Menge Geld ins Marketing, als Elektronikriese hatte man nicht nur die finanziellen Mittel dafür, sondern auch den richtigen Namen. Durch das CD-Laufwerk konnte man auch Musk hören, Spielstände wurden mit einer Memory Card gespeichert. Der Controller hatte vier Schultertasten und „Hörner“ für eine bessere Ergonomie. Diese sollten zu einem Markenzeichen der Playstation werden. Ansonsten sah der Controller dem des SNES von Nintendo recht ähnlich – lediglich die Tastenbezeichnungen wichen stark von den weit verbreiteten Buchstaben ab. Ein Kreis, ein Quadrat, ein Dreieck und ein X wurden aber ebenso zu einem Markenzeichen. Später kam ein Dual Shock Controller heraus, der nicht nur Analogsticks bot, sondern auch eine Vibrationsfunktion. Zu Beginn waren diese noch recht rudimentär ausgelegt, es rumpelte halt bei bestimmten Spielszenen. Ferner gab es Lightguns, eine Maus, ein Multitap für vier Spieler, ein Linkkabel um bis zu vier Konsolen miteinander zu verbinden und den Analog Joystick, der oft inkorrekt Flight Stick genannt wird, wegen seines Designs. Nur in Japan erschien 1999 auch die Pocketstation, eine Weiterentwicklung der Memory Card die sich stark an der VMU von Segas Dreamcast (1998) orientierte und es ermöglichte, Minigames auf der Memory Card zu spielen. Auch eine Diskettenlaufwerk ist erschienen, welches die Memory Card ersetze – allerdings auch wieder nur in Japan.
Es gab einige besondere Versionen der Konsole. Die sogenannte Net Yaroze, mit der man selbst programmieren konnte und eine weiße Playstation, mit der man Video-CDs abspielen konnte. Die Debugging Station genannte Konsole wurde nur an Entwickler und Redaktionen rausgegeben, da hier auch gebrannte CDs ohne Probleme abgespielt werden konnten. Schon damals konnte man mit Hilfe des Programmes Bleem! Playstation Spiele auf dem PC und später sogar auf der Dreamcast spielen. Und das sogar mit verbesserter Grafik, die auf der originalen Playstation so nicht möglich war. Es gab einige rechtliche Auseinandersetzungen zwischen Sony und der Bleem! Company, die dazu führten, dass 2001 Bleem! eingestellt werden musste.
Die Playstation verkaufte sich über 102 Millionen Mal – sie ist damit die erste Videospielkonsole, welche die Marke von 100 Millionen Einheiten geknackt hat. Als Spielehighlights gelten Tomb Raider, Tekken, Resident Evil, Metal Gear Solid, Gran Turismo und einige andere.
PS One (2000)
Sony überarbeitete die erste Konsole und brachte sie als PS One im Juli 2000 erneut auf den Markt, sie war kleiner und man konnte einen separat erhältlichen 5-Zoll LCD-Bildschirm anschließen, mit dem es möglich war, die Playstation einfach mitzunehmen – mehr als einen Stromanschluss brauchte sie dann nicht mehr. Einen Adapter für den Zigarettenanzünder im Auto gab es auch. Theoretisch konnten so Kids während langen Autofahrten auf der Rückbank Playstation zocken. Etliche Anschlüsse wurden gestrichen, damit die Konsole kleiner werden konnte. Die PS One verkaufte sich 2000 besser als jede andere Konsole, auch besser als die Playstation 2 aus dem eigenen Haus. Im gesamten Produktionszyklus wurde sie über 20 Millionen Mal verkauft.
PlayStation Classic (2018)
Nachdem Nintendo mit dem NES Classic Mini und dem SNES Classic Mini neue Versionen ihrer alten Konsolen auf den Markt brachten, zog auch Sony nach. Im Dezember 2018 erschien die Playstation Classic mit zwei Controllern und 20 vorinstallierten Spielen. Besonders gut aufgenommen wurde sie allerdings nicht, denn die Fachpresse empfand sie als zu langsam, zu teuer und die Spielauswahl als zu schwach. Obendrein hatte man sich die originalen Controller, die beim ersten Release 1994 dabei waren als Vorbild genommen und nicht die Analog- oder DualShock-Controller die später der Playstation beilagen. Die Spielauswahl variierte zwischen der japanischen und der westlichen Version. Japanische Käufer konnten sich über Parasite Eve freuen, während westliche Spieler mit Grand Theft Auto und Destruction Derby beglückt wurden. Beliebt wurde sie aber in der Modding-Szene. Die Classic kann sehr einfach mit weiteren Spielen aufgemotzt werden.
…und sonst so?
PlayStation ist heute ein Synonym für Gaming bzw. Videospielkonsole geworden. Selbst Menschen, die nichts damit am Hut haben, wissen, das eine Playstation für Videospiele ist. So wundert es nicht, dass die Playstation 2 zur meistverkauften Konsole der Welt wurde und die Nachfolger schlugen eigentlich immer die Konkurrenz. Lediglich die Wii von Nintendo konnte damals die PS3 schlagen, welche wiederum knapp die Xbox360 schlug, auch aufgrund des BluRay-Players. Auf den Rängen hinter der PS2 als meistverkaufte Konsole tummeln sich aber Nintendo DS, Switch und der Game Boy – kein Wunder, dass die Handhelds von Sony gegen Nintendo keine Chance hatten.
Meine persönliche Geschichte mit der PlayStation
Die PlayStation war meine erste, eigene, stationäre Konsole – davor hatte ich einen Amiga 500 und einen Gameboy. Dank ihr wurde ich in solch tolle Franchises wie Resident Evil und Silent Hill eingeführt. Ich erinnere mich auch noch gut daran, wie ich mit meinem Schulkameraden Eugen Command & Conquer: Alarmstufe Rot mit dem Linkkabel gespielt habe. Er mit den Russen, ich den Allierten. Natürlich war es klasse, was die Konsole damals so konnte.
Ich wechselte aber mit der ersten Xbox ins Lager von Microsoft und blieb auch dort. 360, One, One X, Series X – auch eine Dreamcast hatte ich mal, sowie einen Gamecube. Fast alles nur für „meine“ Franchises angeschafft. Trotzdem stehen hier auch die PS2 bis zur Ps5, sowie die Playstation Classic und eine Vita und eine PSP besitze ich auch noch. Seit der PS2 kaufe ich erst eine neue Konsole, wenn ich ein bestimmtes Exklusiv-Spiel spielen möchte. Das war auf der PS2 GTA San Andreas, auf der PS3 Metal Gear Solid 4 und auf der PS5 das Remake von Silent Hill 2. Die Series X habe ich erst gekauft, als das Remake zu Resident Evil 4 nur dafür erschienen ist. Ich hatte zwar eine PS4 Pro schon daheim stehen, wollte aber kein Downgrade spielen.
Mich nerven diese Exklusivtitel sehr. Soll doch jeder die Konsole haben, die er für besser hält – und die Software gibt es einfach für alle Systeme.
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