Als Rose Da Silva sich mit ihrer Tochter Sharon auf den Weg nach Silent Hill macht, landet sie in einem Albtraum.

Rose und Christopher Da Silva (Sean Bean) haben die kleine Sharon adoptiert. Sie wandelt im Schlaf und ruft nach Silent Hill. Therapien und Medikamente schlagen nicht an, also entschließt sich Rose, mit Sharon nach Silent Hill zu fahren. Dort kommt es fast zu einem Autounfall, Mutter und Tochter werden getrennt. Rose (Radha Mitchell) macht sich auf die Suche nach Sharon und entdeckt die grausige Wahrheit hinter der kleinen Stadt…

Rezension

Wenn ein Film auf einem Videospiel basiert, muss er sich gleich an mehreren Maßstäben messen. Wie gut funktioniert er als Film ohne Kenntnis des Spiels und wie gut ist er, mit Kenntnis des Films? Romanverfilmungen haben das Problem eher nicht, da sich hier jeder im Kopf seine eigene Vorstellung macht, bei einem Spiel haben wir aber bereits eine audiovisuelle Vorlage.

Und auf beiden Seiten kann der Film gut punkten. Für Horrorfreunde bietet der Film eventuell zu wenig Horror mit zu wenigen Todesszenen – wenn man die “Massenhinrichtung” am Ende mal außen vor lässt, haben wir drei detailliertere Todesszenen, was manchen Fans halt nicht reicht, aber im Kontext des Filmes ist dies schon gut geraten. Der Film ist halt FSK 16 und richtet sich an vorwiegend an Spieler. Trotzdem finde ich, auch als reiner Horrorfilm kann man mit dem Streifen viel Vergnügen haben.

Zwischen den Welten

Etwas verwirrend können für Neulinge die verschiedenen Ebenen der Stadt Silent Hill sein. Es gibt die reale Welt, in der Christopher mit dem Polizisten Thomas Gucci (Kim Coates) nach seiner Frau und Tochter sucht und es gibt das böse Silent Hill. Dies ist tagsüber mit einer Art Ascheregen bedeckt, man kann nur schwer sehen – nachts verwandelt sich der Ort aber in einen grausigen Ort mit schrecklichen Monstern. Diese sind teilweise auch tagsüber vorhanden, aber nicht so gefährlich wie in der Nacht. Das mag erstmal komisch vorkommen, entspricht aber der Vorlage.

In den bösen Teil der Stadt kommen nur böse Menschen – aber weder Rose noch Sharon (Jodelle Ferland) entsprechen diesem Kriterium. Warum diese – und die Polizistin Cybil Bennett (Laurie Holden) – aber trotzdem  in diesen Teil kommen, das erklärt der Film uns am Ende. Sharon ist alles, was von der Güte von Alessa Gillespie übrig blieb. Diese hat zusammen mit einem Dämon diesen Teil von Silent Hill geschaffen, um ihre Peiniger zu strafen. Denn, sie ist die uneheliche Tochter von Dahlia Gillespie (Deborah Kara Unger), die den Namen des Vaters nicht preisgeben mag. Pech, dass die Gemeinschaft von Silent Hill aus religiösen Fanatikern und Hexenjägern besteht. Alessa wird in der Schule gehänselt, vom Hausmeister vergewaltigt und schließlich als Hexe verbrannt.
Sie war damals in Sharons Alter, also gerade einmal neun Jahre. Auch Rose und Cybill, die in diese Situation nur geraten ist, weil sie hinter Rose und Sharon eine Entführung vermutete und sie deshalb verfolgte, werden von der Anführerin des Kultes Christabella (Alice Krige) als Hexen bezichtigt, nachdem sie das Bild von Sharon in Roses Medaillon gesehen hat. Sie finden Sharon, verbrennen Cybill und wollen erneut ein kleines Mädchen töten, was sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hat. Das zeigt sehr gut, wie stark der Fanatismus in den Köpfen der Mitglieder feststeckt. Rose kann allerdings den Dämon in die Kirche, den Unterschlupf der Sekte, bringen – bisher hatte er dort keinen Zugriff. Es kommt zum Finale, in dem Alessa endlich ihre Rache bekommt.

Silent Hill

In der realen Welt kommt Adoptivater Christopher ebenfalls der Wahrheit auf die Schliche, aber nur am Rande – denn die Ereignisse in Silent Hill rund um den Kult sind 30 Jahre her. Er findet ein Foto von Alessa und vermutet sie als Mutter von Sharon. Doch er stößt nur auf Widerstand und verschlossene Türen, niemand will von Silent Hill reden. Erst sehr spät erfährt er den Grund, warum Silent Hill damals evakuiert und zur Geisterstadt wurde.

Das Zusammenspiel dieser beider Welten treibt die Handlung voran. Während Rose die Auswirkungen spürt, erfährt Christopher immer mehr vom Geheimnis rund um die Stadt, die die Ursache sind, für die Erfahrungen von Rose. Natürlich nimmt sich die Verfilmung einige Freiheiten. So hat man die Namen der Familie geändert und auch die Mutter losgeschickt, die in der Vorlage schon verstorben war – auch der Grund für die Reise wurde geändert, aber beides macht durchaus Sinn im Verlauf der Handlung. Wenig Sinn macht dabei die Existenz von Pyramid Head. So wird eines der Monster genannt, der einen riesigen, fast pyramidenförmigen Helm trägt und ein großes Schwert bei sich hat. In der Vorlage existierte er zunächst nur in Silent Hill 2, hier war er die Verkörperung der Schuld des Protagonisten James Sunderland, der einen Brief seiner toten Frau bekommen hat – er hatte bei ihr Euthanasie begangen. Und es fließt viel vom dritten Teil der Spielereihe mit ein, was wiederum Sinn ergibt, denn dies ist eine direkte Fortsetzung zum ersten Spiel, während bei allen anderen Spielen nur der Ort die Verbindung ist.

Pyramid Head wurde sicherlich mit reingenommen, weil es eine der ikonischsten Figuren der Spielereihe, eventuell auch der Videospielgeschichte, ist. Fans wären eventuell enttäuscht gewesen, wenn DAS Monster nicht dabei gewesen wäre. Enttäuscht war ich nicht, aber ich hätte mir eine größere Rolle für Lisa Trevor gewünscht, die hier nur kurz gezeigt wird. Auch fehlt Dr. Kaufman, aber immerhin basiert der Polizist auf einem, zwar nur namentlich genannten, Charakter aus dem Spiel. Im Spiel ist Harry oft der Meinung, dass er nur träumen würde, hier ist aber von vornherein klar, dass Rose und Sharon in einer anderen Realität stecken. Diese verlassen sie auch nicht, als sie nach Hause zurückkehren, was ebenfalls so nicht in der Vorlage vorkam.

Richtig gepunktet wird aber beim Soundtrack. Nur Ring of Fire von Johnny Cash stammt nicht aus den Spielen, an allem anderen hat Akira Yamaoka mitgewirkt, der den Sound der ersten Spiele komponierte und sogar selbst einspielte. Das nenne ich top gelungen.

Das Gesicht kenne ich doch?

Der Cast ist dabei nicht von schlechten Eltern. Sean Bean braucht wohl keine besondere Vorstellung mehr und er stirbt hier auch nicht. Radha Mitchell kennen Sci-Fi-Fans, die eine Vorliebe für Grusel/Horror haben, auch aus Pitch Black. Laurie Holden spielte in vielen bekannten Serien Gastrollen – am besten bekannt dürfte sie aber aus The Walking Dead sein. Kim Coates spielte schon in so manchem Film mit: Bad Boys, Black Hawk Down und Resident Evil Afterlife – das ebenso lose auf einem Videospiel basiert. Und Alice Krige kennen unsere Trekkies natürlich als Borgkönigin.

Fazit

Das ist die mit Abstand beste filmische Umsetzung eines Videospiels, die ich kenne. Ich erinnere mich noch genau an die Gänsehaut im Kino, als die ersten Klänge des bekannten Themes der Spielereihe erklang. Nur ein paar Sekunden, aber sie waren genug um mich auf eine Menge Fanservice einzustellen. Silent Hill ist die Messlatte für alle Videospielverfilmungen. Es gibt nur einen Punkt Abzug, da für 10 Punkte zu viele Freiheiten genommen wurden.

Info

Regie: Christophe Gans
Drehbuch: Roger Avary
Produktion: Don Carmody, Samuel Hadida, Victor Hadida
Musik: Jeff Danna, Akira Yamaoka
Kamera: Dan Laustsen
Schnitt: Sébastien Prangere
FSK 16

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Total Score
Marco Golüke

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