James Sunderland besucht erneut Silent Hill, um seine totgeglaubte Frau Mary zu suchen. 23 Jahre nach der Erstveröffentlichung schickt Konami ein Remake ins Rennen.
Nach dem die Resident Evil Reihe schon einige Remakes bekommen hat, kommt nun auch Konami mit einem ersten Remake zum neben Resident Evil größten Survival Horror Franchise daher. Warum man den zweiten Teil als Ausgang genommen hat, ist schnell geklärt. Es ist bei weitem der populärste Teil und steht thematisch frei, während der erste und der dritte Teil inhaltlich zusammenhängen. Fans kritisieren trotzdem, dass man mit Remakes nicht mittendrin anfangen sollte und von den Teilen 2 und 3 bereits HD Remaster existieren, der erste Teil, der noch für die Playstation 1 erschienen ist, wurde aber bisher nicht neu aufgelegt.
Handlung
Vor 3 Jahren starb Mary, die Frau von James Sunderland. Völlig unerwartet bekommt er einen Brief von ihr, in dem sie ihm mitteilt, dass sie in Silent Hill, an ihrem besonderen Ort auf ihn wartet. James macht sich auf den Weg in die kleine Stadt am Toluca See und trifft nicht nur andere Menschen wie Angela, Eddie und Maria, sondern auch albtraumhafte Kreaturen, die offenbar nach seinem Leben trachten. Auf der Suche nach Mary gerät er immer wieder an Orte, die mehr mit der Hölle, als der realen Welt zu tun haben.
Rezension
Direkt zu Beginn, ein kleiner Hinweis. Ich habe das Originalspiel damals auf der Xbox gespielt und das HD Remaster auf der Xbox 360. Ich halte das Original schon für ziemlich gut gelungen und den besten Teil der Reihe. Ich war so gespannt auf das Spiel, dass ich mir extra eine Playstation 5 gekauft habe. Meine Erwartung war also immens. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Aber mal langsam mit den jungen Einhörnern – fangen wir doch mal vorne an. Wer das Original gespielt hat, wird schon beim Anfang merken, dass man sich hier sehr deutlich an der Vorlage hält und diese maximal erweitert. Alles fühlt sich vertraut an, die Gegend ist hübscher, aber familiär. Es gibt mehr Raum, mehr Rätsel und mehr Möglichkeiten – so kann James auch Scheiben einschlagen, um z.B. Munition aus einem Auto zu holen oder einen Weg in ein Gebäude zu finden. Das ist natürlich keine große Innovation, aber trägt gut zur Immersion bei.
Kämpfe stehen hier nicht im Vordergrund, sind aber zumindest stellenweise unausweichlich. Stupides draufhauen bringt einen dabei aber selten ohne Schaden durch, Ballern kostet natürlich Munition, die wir zwar ziemlich überall finden, aber trotzdem reicht sie nicht. Ich hatte mich zu Beginn gar nicht groß mit dem Ausweichknopf befasst, erst bei einem bestimmten Bosskampf, musste ich es zwangsläufig – und wollte das Spiel eigentlich neu starten, da ich so viel Heilung und Munition verschwendet hatte. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich es nicht trotzdem versuchen würde.
Ausweichen ist also oft das A und O, ebenso wie das Einteilen der Munition. Schon bald finden wir ein Radio, welches – neben der Taschenlampe – zu den nützlichsten Gegenständen der Reihe gehört, die in fast allen Teilen vorkommen. Das Radio ist meistens still, aber wenn Monster in der Nähe sind, fängt es an zu rauschen. Das ist bei den teilweise engen und unübersichtlichen Gebäuden, die meistens sogar in kompletter Dunkelheit liegen, nur der Schein der Taschenlampe erhellt es ein wenig. Während manche Monster von dieser angezogen werden, reagieren andere darauf abweisend. Das kann man aber auch wunderbar nutzen, um die Gegner an bestimmte Orte zu locken.
Während die andere große Survial Horror Reihe Resident Evil den Fokus mehr auf den Survival Aspekt legt, steht bei Silent Hill 2 der Horror im Vordergrund. Das merkt man vor allem am Design der Monster, die überwiegend wie malträtierte, verstümmelte Menschen aussehen, teilweise aber auch einfach nur wie groteske Monster, die anatomisch nicht korrekt sind. Auch beim Bossdesign lässt man sich einiges einfallen, allen voran natürlich der ikonische Pyramid Head, den ich schon in meinem Review zum ersten Film der Reihe erwähnte. Dort war er aber nur ein weiteres Monster, während er hier eine ganz andere Bedeutung hat, die ich mal nicht spoilern möchte.
Denn die Story ist bei so einem Game natürlich immens wichtig. Lebt Mary wirklich noch? Warum sucht Angela ihre Mutter? Was hat es mit Maria und Laura auf sich? Die Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach zu verdauen, vor allem Angela hat eine tragische Geschichte hinter sich, bei der ich glatt eine Triggerwarnung ausspreche. Der Horror in Silent Hill 2 geht unter die Haut, wir hören Schreie, sehen wie Monster sich gegenseitig malträtieren, bekommen quasi einen Jumpscare, immer dann, wenn wir eigentlich der Meinung sind, es ist jetzt mal ruhig, lesen Notizen, die einen Einblick in die Gräueltaten in der Stadt geben – und erfahren die Hintergründe hinter James Suche nach Mary. Und das ist natürlich alles erstmal verwirrend, denn erst am Ende fügt sich alles zusammen und ergibt einen Sinn. Oder auch nicht, denn man muss schon sehr aufpassen, wirklich alles zu lesen und in den richtigen Zusammenhang zu bringen.
Apropos Ende – während das Original sechs verschiedene Enden hat, haben wir hier nochmal zwei mehr. Während viele anderen Spiele dieses Genre mit einem Ende auskommen, welches sich maximal in Nuancen wie z.B. den Überlebenden unterscheidet, sind die Enden hier allesamt unterschiedlich. Dafür muss man aber auch unterschiedliche Dinge im Spiel machen und manche Endsequenzen sind erst beim zweiten Durchspielen verfügbar. Zwei davon sind sogar als Joke-Enden gedacht, wie im ersten Teil (und dem Original) gibt es ein UFO-Ende, bei denen Aliens James mitnehmen, er trifft dabei Harry Mason, den Protagonisten des ersten Teils. Und in einem anderen Joke-Ende entdeckt James, dass ein Hund die Ereignisse in Silent Hill steuert. Die anderen Enden spoilere ich aber nicht.
Technisch gibt es absolut nichts auszusetzen. Das Spiel ist mit passender Musik unterlegt, die in der sogenannten Otherworld hart und industriell klingt, in der nebeligen Version von Silent Hill aber eher ruhig und gelassen. Das Radiorauschen kommt aus dem Controller, die Farbe des Controllers ändert sich mit dem Gesundheitsstand. Diesen Status bekommen wir auch visuell auf dem TV zu sehen, aber nur, wenn es kritisch wird.
Die polnischen Entwickler Bloober Team haben sich auch dem Kampfsystem angenommen, welches immer eines der größeren Mankos der Reihe war und ebenso haben sie die Kamera geändert, damit es moderner wird. Die Fixed-Camera wurde früher eingesetzt, weil die Hardware der PS1 und PS2 nicht gut genug war, um eine freie Kamera zu ermöglichen, später blieb diese als Markenzeichen sowohl bei Silent Hill als auch bei Resident Evil im Einsatz. Ebenfalls der Hardware geschuldet ist die Dunkelheit und der Nebel in den Silent Hill Spielen. Während wir bei Resident Evil nur selten große Teile einer Stadt sehen, spielt Silent Hill oft mitten in der Stadt. Damit man nicht in weiter Ferne Häuserfassaden zeigen muss, die die Hardware nicht hinbekommen hat, wurde die Stadt nebelig. Das wurde zu einem Markenzeichen der Reihe, deswegen hat es der Nebel auch in diese Version geschafft.
Aber, es gibt auch Schattenseiten – allerdings ist dies alles Jammern auf extrem hohem Niveau. Das neue Design von James Sunderland erinnert so sehr an Leon Kennedy aus dem Resident Evil 4 Remake, dass es sogar meiner Frau auffiel, die normalerweise nicht zuschaut, wenn ich zocke und erst recht nicht, wenn es um Horror geht. Alle Charaktere wurden sonst sehr genau umgesetzt, lediglich Maria bekam ein anderes Outfit – was gerade bei ihr aber keinen Sinn macht, denn Maria hat ebenfalls eine besondere Bedeutung für James, auch diese werde ich aber nicht spoilern.
Spieltypisch gibt es natürlich Logiklücken, so muss James einen Umweg für einen Schlüssel laufen, den er aber locker mit seiner Waffe, einem Brett mit Nagel, hätte erreichen können. Oder es zumindest mal versuchen. Auch macht die Existenz von Rätseln generell keinen Sinn, noch weniger in einem Krankenhaus, aber dies ist eben ein Teil des Survival Horror Genres. Und James steckt seine Hand einfach überall rein, wo es geht, obwohl es keinen Hinweis für ihn darauf gibt, dass dort etwas von Bedeutung sein könnte. Wir wissen es, da wir damit interagieren können, aber James weiß es nicht. Das sind typische Symptome für ein Videospiel, damit muss man leben, aber man könnte dies mit einer Notiz oder einer Zeile Monolog ändern.
Es gibt keine deutsche Sprachausgabe, was heutzutage schade ist, aber verschmerzbar. Aber, mir gefallen die neuen Stimmen nicht. Das liegt weniger an der Stimme an sich, sondern mehr an der Tonlage. Im Original war mehr Feuer dahinter. Vor allem Maria klang 2001 wesentlich verführerischer, als im Remake. Und genau das ist bei ihr wichtig.
Bloober Team ist übrigens kein unbekannter Name im Genre – sie zeichnen unter anderem für die Horrorspiele Layers of Fear, Blair Witch und The Medium verantwortlich. Und sie haben manche ihrer früheren Werke mit Easter Eggs gewürdigt, ebenso wie das Originalspiel und generell die Geschichte rund um Silent Hill. Und sie sind Fans dieses Spiels, also waren sie wahrscheinlich genau die Richtigen für ein Remake. Das Spiel ist erstmal exklusiv für Playstation 5 und Windows.
Fazit zu Silent Hill 2 Remake
Wenn Remakes so sind wie dieses, dann sind sie großartig. Im Prinzip hat man es hier genauso gemacht wie beim Remake des ersten Resident Evils und sich sehr dicht an die Vorlage gehalten. Und das ist einfach der richtige Weg, um neue Fans anzusprechen und die alten Fans zum Kauf zu bewegen. Ich will jetzt wenigstens noch drei andere Remakes – 1, 3 und 4. Wenn die ähnlich gut werden, dann gerne auch alle anderen. Ich bin gespannt, ob man für die thematisch zusammenhängenden Teile 1 und 3 eventuell ein Doppelfeature plant. Ich bin aber auch so ehrlich – dies ist das erste Silent Hill in 12 Jahren, die Demo P.T. zum abgesagten Silent Hills mal außen vorgelassen – eventuell trübt dies meinen Blick ein wenig, denn ich habe die Reihe schon vermisst.
Info
Entwickler: Bloober Team
Publisher: Konami Digital Entertainment
Plattform: PlayStation 5, Windows
Veröffentlichung: 08. Oktober 2024
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