Dungeons & Dragons: Die Wiege der Königin ist der Auftakt zur Secret Level-Serie.

Lasst uns ein Videospiel schauen

Videospieladaptionen haben die letzten Jahre einen enormen Popularitätsschub erfahren. Sei es im Kino wie beispielsweise bei Der Super Mario Bros. Film oder im Fernsehen, wie Fallout oder The Last of Us. Mittlerweile ist es nicht mehr so, dass man beim Gedanken daran, dass ein beliebtes Videogame adaptiert wird, das kalte Grausen kriegt, sondern so, dass man sich im Gegenteil sogar darauf freut.

Natürlich gibt es jede Menge Videospiele, bei denen man meinen könnte, dass sie durchaus eine Adaption wert sind oder gerne wieder auf die Leinwand oder Bildschirm zurückkehren könnten. Und da kommt Secret Level ins Spiel. Erschaffen von Tim Miller, der zuvor Love, Death & Robots kreiert hat, erhalten in dieser Reihe fünfzehn verschiedene Videospiele Episoden. Dabei wird die Reihe in zwei Schüben releast. Der erste, der am 10. Dezember herauskam, umfasst acht Folgen. Die zweite, die die restlichen sieben umfassen wird, soll am 17. Dezember aufrufbar sein. Dabei wirbt die Reihe in den USA unter anderem damit, dass sie Arnold Schwarzenegger und Keanu Reeves als Sprecher gewonnen hat.

Die erste Episode ist Dungeons & Dragons: Die Wiege der Königin. In ihr rettet eine Gruppe von Abenteurern einen Jungen, der der Drachengöttin Tiamat geopfert werden soll. Er hört eine finstere Stimme, die ihn immer wieder übernimmt und zu Aktionen treibt, die anderen schadet. Die Gruppe bringt ihn zu dem Golddrachen Oriel, der den Jungen retten kann. Doch dann geschieht Furchtbares.

Es wird gemogelt

Sechzehn Minuten ist die Auftaktfolge von Secret Level lang, wovon schon zwei Minuten für den Abspann draufgehen. Und ein wenig ist Die Wiege der Königin auch eine Mogelpackung, da sie jetzt nicht auf einem bestimmten Videospiel basiert, als vielmehr auf dem berühmten Pen-and-Paper-Rollenspiel, das allerdings in all den Jahren schon oft als Grundlage für diverse Games herangezogen wurde, wie beispielsweise das bekannte Baldur’s Gate 3.

Die Kürze der Episode verlangt natürlich Opfer. Eines der größten, das dabei gebracht werden muss, ist die Zugänglichkeit. Es ist zwar offensichtlich, wer gut und wer böse ist. Aber viele Begriffe oder Figuren werden einem Dungeons & Dragons-Unkundigen nichts sagen. Einen Teil kann man sich zwar aus dem Storyverlauf zusammenklamüsern, wie beispielsweise, dass der Name Tiamat nichts Gutes bedeutet. Aber nur jemand, der sich wirklich mit der Lore der Vorlage auskennt, weiß, dass das der Name einer fünfköpfigen Drachengöttin ist, die, weil sie die Welt verderben wollte, vor Urzeiten aus der physikalischen Welt verbannt wurde. Oder dass die Golddrachen, die nobelsten und edelsten aller Drakoformen in Dungeons & Dragons, so etwas wie die natürlichen Feinde der Tiamat sind.

Auch die Charakterisierungen werden in Die Wiege der Königin stark abgekürzt. Die diversen Charaktere werden zwar gut vorgestellt, aber bis auf die Drow Paladin Mora erhalten die anderen Figuren kaum nennenswerte Tiefe. Was eben der Kürze der Zeit geschuldet ist.

Es muss auch an die Neulinge gedacht werden

Immerhin bietet die Folge einige wunderbare Actionszenen. Allein der Kampf der Party auf der Brücke gegen die Licharmee, die von einem untoten Lich-Magier, der Eismagie beherrscht, angeführt wird, ist fantastisch und packend inszeniert. Derweil die Szene, in der Tiamat aus Oriel herausbricht, einem Gänsehaut hervorruft. Animationstechnisch ist die Reihe daher wirklich grandios.

Aber hoffentlich ist Die Wiege der Königin jetzt nicht symbolhaft für den Rest der Secret Level-Reihe. Denn eigentlich bietet sich die Serie wunderbar dazu an, Leute auf bestimmte Videospiele aufmerksam zu machen. Wenn sie sich jedoch nicht wenigstens ansatzweise die Mühe gibt, auch Neueinsteiger anzusprechen, hat sie ein Problem.

In diesem Fall kann man das noch dadurch rechtfertigen, dass Dungeons & Dragons eben eine unglaublich deepe Lore hat. Aber ehrlich gesagt, wäre das in meinen Augen eine faule Ausrede. Denn so nett die Story auch sein mag, so großartig die ganzen Anspielungen für Kenner sind, es sollte wenigstens der Versuch unternommen werden, neugierige Leute anzusprechen. Was hier eben leider nicht geschieht.

Info

Regie: Maxime Luère, Léon Bérelle, Dominique Boidin, Rémi Kozyra
Showrunner: Tim Miller
Drehbuch: K. D. Davila and Levin Menekse, Short Story by: Brooke Bolander
Animationsstudio: Unit Image
Cast: Noah Manzoor als Solon, Madeleine Knight als Mora, Laura Wohlwend als Tally, Delroy Atkinson als Luzum, Umulisa Gahiga als Ahokal, Paul Ridley als Oriel, Rita Estevanovich und Tracy Wiles als Tiamat

 


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Götz Piesbergen

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