Ein düsteres Kapitel aus der irdischen Geschichte scheint sich auf Ekos zu wiederholen. Kirk und Spock stellen fest, dass ein irdischer Historiker dahinter steckt.

Staffel 2, Folge 20, Sternzeit unbekannt
„Schablonen der Gewalt“ – „Patterns of Force“

Schablonen der GewaltDie Handlung

Kirk und Spock beamen „undercover“ auf den Planeten Ekos. Dort finden sie sich in einer exakten Kopie des nationalsozialistischen Deutschlands wieder. Die beiden Offiziere sind auf der Suche nach dem Historiker John Gill, der auf Ekos offenbar die Rolle des „Führers“ eingenommen hat. Kurz nach ihrer Ankunft werden sie als „Zeonisten“ verhaftet. Die Zeonisten werden von den Ekosiern gehasst und verfolgt wie einst in Deutschland die jüdische Bevölkerung.

Kirk und Spock können später dem Gefängnis entkommen und schließen sich einer Untergrundbewegung an. Es stellt sich heraus, dass Gill niemals öffentlich auftritt, sondern nur per Videobotschaft mit „seinem Volk“ kommuniziert.

McCoy, der inzwischen als Major verkleidet ebenfalls auf Ekos eingetroffen ist, stellt fest, dass Gill unter dem Einfluss von Drogen steht. Der Parteivorsitzende Melakon verfolgt seine eigenen Ziele und hat Gill diese Drogen verabreicht. Gill, willenlos geworden, führt Melakons Anweisungen widerstandlos durch. McCoy schafft es, Gill ein Medikament zu verabreichen, dass diesen klarer werden lässt. Sofort beginnt Gill, das Volk mittels Videoübertragung über Melakons Machenschaften aufzuklären. Melakon schießt auf Gill und verwundet ihn tödlich. Er selbst wird augenblicklich von dem Zeonisten Isak erschossen.

Bevor Gill stirbt, versucht er Kirk zu erklären, warum sich auf Ekos der Nationalsozialismus entwickelt hat. Gill selbst ist dafür verantwortlich. Er hatte bei seiner Ankunft auf Ekos eine instabile Gesellschaft vorgefunden und wollte sie formen. Dabei bediente er sich eines der seiner Meinung nach effektivesten Staatsformen der irdischen Geschichte: dem Nationalsozialismus. Er nahm irrtümlich an, eine friedliche Variante davon schaffen zu können bis Melakon die Macht an sich gerissen hat. Nach Gills Tod beschließen die Parteimitglieder, dessen ursprüngliche Idee von einer Gesellschaft aufzunehmen und zu leben.

Schablonen der GewaltRezension von „Schablonen der Gewalt“

Hier behandelt Star Trek eine sehr sensible, komplexe Thematik. Der deutsche Nationalsozialismus ist ein schwieriges Thema. Das steht eindeutig fest. Somit bietet diese Episode einiges an Zündstoff, vor allem für die Zuschauer in Europa.

Gills Begründung eines funktionierenden Systems ist waghalsig. Er bezeichnet den Nationalsozialismus als effektive Staatsform. Wer weiß, woher er diese Idee hatte. Die einzige Effizienz bestand bekanntlich darin, alles auszulöschen, was als „nicht deutsch“ galt. Das, was Gill beschreibt von blühender Wirtschaft und Aufschwung, hat in der Form gar nicht stattgefunden. Deutschland war am Boden und das Nazi-Regime hat es auch nicht besser gemacht. Wo das Ganze geendet hat, dürfte jedem bekannt sein.

Ein gesellschaftliches und politisches System, das auf den Prinzipien des Nationalsozialismus basiert, darf keine alternative Staatsform sein. Ausgrenzung, Hass und Vernichtung werden über kurz oder lang die stetigen Begleiter sein.

Ist friedlicher Nationalsozialismus überhaupt möglich?

Schaut man in die deutsche Geschichte, so ist ein von Beginn an aggressiver Hintergrund erkennbar, der über die Jahre immer deutlicher wurde, bis er schließlich im Vordergrund stand. Der Faschismus war eine feste Säule, Schuld an Versagen oder negativen Entwicklungen wurde einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zugesprochen. Man sprach von Herrenrasse und Reinheit. Bereits da ist längst kein innerer Frieden mehr spürbar.

Der Nationalsozialismus war von Beginn an eine radikale, rassistische, antidemokratische Bewegung. Ihr Ursprung findet sich bereits um 1880. Später nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie zu einer gefestigten politischen Bewegung. Kurz darauf übernahm die NSDAP mit Adolf Hitler an der Spitze die Macht in Deutschland.

Wann war der Nationalsozialismus jemals friedlich? Und wo will Gill diese Information her haben? Als Historiker, der sich mit diesem Thema auskennt, muss er gewusst haben, dass ein solches System unweigerlich aus den Fugen gerät. Es braucht nur einen entschlossenen Charakter, der nach Macht strebt. Wie Melakon. Eine Übernahme gestaltet sich relativ einfach. Die Strukturen dieser Gesellschaftsform sind recht starr. Man bedient sich einfach seiner eigenen Gefolgschaft, füttert die noch unsicheren Personen an, macht ihnen Versprechen über besondere Positionen und sammelt so seine Unterstützung. Anschließend putscht man sich an die Spitze. Hier bedient Melakon sich bestimmter Drogen, um Gill willenlos zu machen. Fertig ist die Machtübernahme.

Das Problem bei „Schablonen der Gewalt“ ist nicht die angebliche Verherrlichung der NS-Zeit. Es wird durchaus klar, dass die Zeonisten unter den Ekosianern leiden und dass das nicht in Ordnung ist. Die Brisanz der Episode liegt darin, dass die Gefahr der Verharmlosung besteht.

Komplexes Thema

„Schablonen der Gewalt“ böte genug Stoff für eine Doppelfolge. Das Thema ist einfach zu komplex, um es in der üblichen Zeit einer einfachen Episode abzuhandeln. Um das Ganze in 45 Minuten zu pressen, wurde das Thema zu schnell und zu leichtfertig abgefasst. Letztlich lässt sich das Ganze, wie es sich hier präsentiert, so zusammenfassen: Nazis? Was ist mit Gill los? Woher der Hass auf Zeonisten? Ah, Drogen. Befreiung von Melakons Einfluss. Ekos gerettet. Bereits zum Frieden mit Zeon. Juhu, fertig, alles wieder gut.

Nein, SO leicht durchbricht man keine starren staatlichen Machtgefüge. Das wäre so, als hätte man Deutschland vom NS-Regime befreit, indem man je einen Vertreter der späteren Alliierten ins Machtzentrum geschickt, die „bösen“ Verantwortlichen mal eben beseitigt oder vom Gegenteil überzeugt hätte, und alle weiteren Beteiligten wären bereitwillig gewesen, eine neue, friedliche Zukunft zu gestalten. Wenn das so leicht gewesen wäre, hätte Europa sich einen verheerenden Krieg ersparen können.

So gesehen wurde die Story sehr zusammen gepresst und eilig erzählt, was ich für schade und kontraproduktiv halte. In einer Doppelfolge wäre mehr Zeit gewesen, auf die Gefüge einzugehen. Die Entstehung des ekosianischen Nationalsozialismus hätte besser beleuchtet werden können. Das Vorgehen der Widerstandsgruppen wäre ausführlicher dargestellt worden. Die Motive Melakons hätten deutlicher ausgearbeitet werden können.

Fazit

Insgesamt betrachtet, ist die Thematik, trotz ihrer schwierigen Umsetzung, durchaus für Star Trek geeignet. Allerdings nicht in der Kürze, wie sie hier umgesetzt wurde.

Fun Facts

  • „Schablonen der Gewalt“ war lange Zeit die einzige Folge, die nicht im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Man hielt das Thema für zu sensibel.
  • Lange existierten mal bestätigte, mal widerrufene Gerüchte über eine angeblich unter Verschluss gehaltene Synchronisation unter dem Titel „Kirks Alptraum“ oder „Kirks Traum“.
  • 1995 wurde diese Episode in Deutschland als VHS veröffentlicht (ich besitze eine Kassette).
  • 1996 wurde „Schablonen der Gewalt“ zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum ausgestrahlt (ORF), später lief sie im deutschen Pay-TV.
  • Deutsche Erstausstrahlung im Free-TV war erst 2011.
  • Aufgrund der Thematik erhielt „Schablonen der Gewalt“ FSK 16.

Der deutsche Titel

Hier wurde „Patterns of Force“ sinngemäß übersetzt mit „Schablonen der Gewalt“. Ich halte den Titel für passend. Gill bedient sich einer Schablone aus der irdischen Historie. Mit diesem Vorbild gerät seine Vision einer Gesellschaftsordnung in eine Gewaltspirale.

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Kirsten P.

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