Die dritte Season von Star Trek – Discovery ist vorbei. Zeit, ein Fazit zu ziehen.
Auf zu neuen Handlungsorten
Die Ausgangslage der dritten Star Trek – Discovery-Staffel war alles andere als einfach. Die Serie hatte zwar ihre Fans, doch viele Hard-Core-Trekkies waren von der Reihe nicht angetan. Die erste Season gab ein uneinheitliches Bild ab und die zweite war eine einzige Katastrophe, in der vieles an den Haaren herbeigezogen wirkte und Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) zu oft den Tag rettete. Immerhin versprach das Ausgangszenario einiges, weil die Serie sich in einen Zeitraum wagte, der bislang von keiner einzigen Star Trek-Reihe abgedeckt wurde. Wodurch Widersprüche zur bekannten Kontinuität vermieden werden würden.
Die Protagonisten waren im 32. Jahrhundert angekommen und mussten sich mit einer vollkommen veränderten Galaxie auseinandersetzen. Nach einem Ereignis, das „der Brand“ genannt wurde und in dem das Dilithium vieler Schiffe explodierte, war die Föderation nur noch ein Schatten ihrer selbst. Dazu sah sie sich mit einer anderen Macht-Gruppierung konfrontiert, die sich „die Smaragdkette“ nannte.
Die Produzenten der Reihe schafften es auf Anhieb, das Beste aus diesem neuen Szenario zu machen. Dabei ließen sie sich Zeit. Langsam, schon fast gemächlich wurde die Crew der Discovery auf eine Schnitzeljagd geschickt. Zunächst stellten sie fest, wie sehr die Galaxie sich geändert hatte und erhielten dann später mit Adira Tal (Blu del Barrio) ein neues Crewmitglied, ehe sie schließlich am Ende der vierten Folge auf das stießen, was von der Föderation übrig war.
Man entwickelt sich fort
Diese Zeit ist gut genutzt worden, indem sich die Serie nicht nur ausschließlich auf Michael Burnham und ihre nahen Freunde fokussierte, sondern ebenso wurde sich die Mühe gemacht, auf andere Figuren einzugehen. Mit dem Ergebnis, dass in der dritten Season die Brückencrew an sich wesentlich mehr Tiefe erhielt.
Davon profitierten vor allem Keyla Detmer (Emily Coutts) und ihre beste Freundin Joann Owosekun (Oyin Oladejo). Die Erstgenannte hatte vor allem in der ersten Hälfte der Season mit den Auswirkungen der brutalen Ankunft der Discovery zu kämpfen und wirkte allgemein so, als ob sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden würde. Ihre Kameradin hingegen machte sich sichtbar und spürbar Sorgen um sie und konnte dann in der letzten Episode selbst glänzen.
Doch auch D. Nhan (Rachael Ancheril) hatte einige Momente, in denen sie im Mittelpunkt des Geschehens stand. Doch ist sie mit der fünften Folge Die Bewährungsprobe aus der Serie herausgeschrieben worden. Dies ist der erste größere Minuspunkt der Season. Die Schauspielerin Rachael Ancheril wurde für diese Staffel extra zum Maincast befördert und verschwindet dann noch im ersten Drittel dieser, ohne erneut aufzutauchen. Und leider ist es nicht bei diesem Tiefpunkt geblieben.
Viele große Enttäuschungen
Denn auch was mit der Imperatorin Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) geschah, das konnte einem Zuschauer übel aufstoßen. Die aus dem Spiegeluniversum stammende ehemalige Herrscherin war zunächst ein Unruhefaktor innerhalb der Besatzung des Schiffes. Sie schwamm bewusst gegen den Strom und hielt sich an keine Befehle. Doch in Aasgeier erhielt sie auf einmal merkwürdige Anfälle, die visuell fantastisch dargestellt wurden. Was genau nicht mit ihr stimmte, ist schließlich in dem Terra Firma-Zweiteiler aufgeklärt worden. Dabei wurde die Doppelfolge auch dafür genutzt, um sie wie Nhan aus der Serie rauszuschreiben.
Die Problematik ist, dass die Haupthandlung während des Zweiteilers quasi auf der Stelle trat und sich nicht weiterentwickelte. Zwar konnte man hier einige nette Szenen sehen, doch summa summarum hätte es statt einer Doppelfolge auch eine einzelne getan, wovon die Serie problemlos profitiert hätte.
Ebenso enttäuschend ist die Enthüllung, was den „Brand“ verursacht hatte, ausgefallen. Dass dieses Ereignis nur aufgrund der Kombination diverser unglücklicher Umstände entstand, zu denen auch ein Kelpianer mit besonderen Kräften gehörte, passte irgendwie nicht so ganz zu dem, was man erwartet hatte. Es wurde gut rübergebracht, aber man hätte sich eine epischere, bessere Auflösung gewünscht.
Es wurde auf die Kritik gehört
Allerdings, und das muss man betonen, dies waren die drei einzigen wirklich großen Negativaspekte, die Discovery in der dritten Season hatte. Denn ansonsten hatte man das Gefühl, dass die Macher sich die Kritik der Fans zu Herzen nahmen und Dinge änderten.
Das zeigte vor allem die Entwicklung von Michael Burnham. Noch immer war sie die Figur, die im Zentrum der meisten Folgen stand. Genauso, wie sie auch in der ersten Hälfte der Season ihre nervige Angewohnheit nicht ablegen konnte, sich über die Befehle ihrer Vorgesetzten hinwegzusetzen. Episoden wie Bewohner der Erde und Aasgeier zeigten dies besonders gut. Doch im Nachhinein wirkten diese Folgen bewusst so konzipiert, um diesen schlechten Aspekt ihrer Persönlichkeit zu verdeutlichen. Denn zum ersten Mal wurde am Ende der letztgenannten Episode deutlich gemacht, dass ihre Aktionen, so sehr sie sich dafür auch entschuldigte, nicht mehr funktionierten und endlich spürbare Konsequenzen nach sich zogen. Was schließlich zu Wiedervereinigung III führte, der besten Episode der Staffel. Diese ist übrigens ebenfalls der Wendepunkt in Michael Burnhams Verhalten, weil sie hier einsah, dass ihr normales Vorgehen so nicht mehr weitergehen konnte. Und ab diesem Moment begann sie sich zu ändern, besser zu werden, mehr ein Teamplayer zu werden, der auch Rücksicht auf seine Kollegen nahm. Die logische Konsequenz daraus war, dass sie am Ende der Season selbst auf dem Kapitänsstuhl der Discovery Platz nehmen konnte, auf dem vorher Saru (Doug Jones) saß.
Der Kelpianer machte ebenfalls innerhalb der dritten Season eine interessante Wandlung durch. Zum ersten Mal als richtiger und nicht temporärer Kapitän der Discovery musste er sich erstmal auf seinem Posten zurechtfinden. Das lief nicht immer reibungslos wie Vergiss mich nicht zeigte. Doch insgesamt war er ein hervorragender Schiffskommandant, der in seine Offiziere das richtige Vertrauen setzte. Das bewies er schon, als er Tilly (Mary Wiseman) zu seiner neuen Nummer 1 machte, nachdem Michael Burnham ihn enttäuschte. Er war ein guter Zuhörer, der, wenn es darauf ankam, leise eindrucksvolle Argumente brachte. Das konnte man ebenfalls in Wiedervereinigung III sehen, wo er dem Oberhaupt der Ni’Var klar machte, dass sie zur Föderation gehören. Und sein Fingerspitzengefühl war ebenso angebracht, als er in den letzten drei Episoden der Season mit dem jungen Kelpianer Su’Kal (Bill Irwin) interagierte und ihn behutsam dazu brachte, sich dem zu stellen, was er fürchtete. Dass er am Ende dann auf seiner Heimatwelt blieb, um sich um Su’Kal zu kümmern, war da nur folgerichtig. Wobei sich für die vierte Staffel die Frage stellen wird, in welcher Funktion er wieder zurückkehren wird.
Ein außergewöhnliches Paar kriegt ein außergewöhnliches Kind
Und um nochmal auf Tilly zurückzukommen: Es war sicher einer der denkwürdigsten Momente der dritten Season, als Saru in Wiedervereinigung III den Ensign fragte, ob sie bereit wäre, seine neue Nummer 1 zu werden. Doch auch hier konnte Discovery zeigen, wie sehr die Charaktere sich verändert haben. Aus dem unsicheren Kadetten aus der ersten Staffel ist eine Person geworden, die trotz anfänglicher Bedenken den Posten mit Würde und Stolz füllte. Und die ihrem Kapitän in jederlei Hinsicht den Rücken stärkte, was man zum Beispiel in Das Schutzgebiet sah. Dass unter ihrer Aufsicht Osyraa (Janet Kidder) die Discovery übernehmen konnte, muss man ihr nicht ankreiden, da die Herrin der Smaragdkette eine gefährliche und intelligente Gegnerin war. Am Ende ist offen, ob sie auch unter Captain Burnham erneut die Nummer 1 werden wird. Es wäre der Figur zu wünschen.
Interessant ist auch, wie sich an Bord der Discovery eine außergewöhnliche Familie entwickelte. Bereits zuvor waren Paul Stamets (Anthony Rapp) und Hugh Culber (Wilson Cruz) das Vorzeigepaar der Serie. Und mit Adira Tal erhielten sie ein Kind, das mindestens ebenso hervorstach wie sie.
Denn die Figur wurde von Blu del Barrio dargestellt, die, genau wie ihr Charakter, non-binär ist. Und wie bei dem homosexuellen Ehepaar wählte Star Trek – Discovery die exakt richtige Herangehensweise an dieses immer noch schwierige Thema. Sie fokussierten sich auf die Persönlichkeit der Figur und stellten die Frage des Geschlechts als eine vernachlässigbare Nebensache dar, ohne ein großes Gewese daraus zu machen.
Ein verdammt guter Admiral
Adira entpuppte sich in der dritten Season als eine wichtige neue Figur. Ein Mensch, der einen Trill-Symbionten in sich trug, was eigentlich nicht möglich war. Doch hier funktionierte es, aus Gründen, die leider nicht thematisiert worden sind. Interessant ist außerdem, dass sie sich nach Gray Tal sehnte, ihrem Vorgängerwirt, der, passenderweise von dem Transmann Ian Alexander dargestellt wurde. Dey war eine Riesenbereicherung für die Serie und scheint auch in der vierten Staffel wieder mit dabei zu sein.
Ihre Väter entwickelten sich derweil unterschiedlich weiter. Hugh Culber wurde so etwas wie ein Counselor, der ein offenes Ohr für die mentalen Nöte der Mannschaft hatte und sich auch von einer Imperatorin nicht einschüchtern lies. Während sein Ehemann Stamets, wenn er sich nicht an seinem Gegenpol Jett Reno (Tig Notaro) rieb, sich vor allem als ein stolzer Vater von Adira präsentierte. Eine Rolle, die zu ihm passt. Gegen Ende der Staffel wurde der Figur eine Art gerechter Zorn auf Michael Burnham angedeiht, der hoffentlich auch in der nächsten Season wieder aufgegriffen wird.
Doch auch Oded Fehr muss erwähnt werden. Der Admiral der Sternenflotte wurde wohltuend anders dargestellt als seine Vorgänger. Ein intelligenter und scharfsinniger Mann, der die Ideale der Föderation sogar dann hochhielt, als ihm ein heiß ersehnter Friedensvertrag präsentiert wurde, für den er genau diese nur hätte über Bord werfen müssen. Dass er es nicht tat, spricht für ihn.
Gute Nebencharaktere
Auch David Cronenberg ist ein solches Highlight. Kovich, wie seine Figur hieß, ist eine mysteriöse Gestalt, über die man selbst nach dem Ende der vierten Season immer noch nichts Näheres weiß. Bekannt ist nur, dass er sich von Georgious Gebaren in Bewährungsprobe nicht einschüchtern lies, sondern stets nüchtern auftrat. Auch seine Figur wird in der vierten Season wiederkehren.
Was man sich für die nächste Staffel wünschen würde, wäre eine dauerhafte Funktion für Cleveland „Book“ Booker. Die von David Ajala dargestellte Figur hatte rückblickend viele verschiedene Aufgaben. Zunächst war er es, der Michael Burnham rettete und ihr Geliebter wurde. Danach schien es so, als ob die Macher der Serie nicht so recht wussten, was man mit ihm anstellen sollte. Mal war er zentraler Bestandteil einer Folge (Das Schutzgebiet), ein anderes Mal löste er ein großes Rätsel. Und im Finale konnte er gemeinsam mit Michael Burnham helfen, die Smaragdkette zu besiegen. Immerhin war seine Charakterisierung immer in sich stimmig. Mal sehen, was die nächste Season für ihn aufbieten wird.
Was jedoch nicht auf Osyraa zutrifft. Die Anführerin der Smaragdkette war der große Antagonist der dritten Season. Und als solche erwies sie sich in ihren wenigen Auftritten als intelligent und hochgefährlich. Kein Wunder also, dass es ihr gelang, in Su’Kal die Kontrolle über die Discovery an sich zu reißen. Leider wurde diese sehr gute Darstellung in Ein Zeichen der Hoffnung Teil 2 komplett über Bord geworfen, sodass sie in dieser Episode nur noch eine 08/15-Schurkin war.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Doch insgesamt war die dritte Season von Star Trek – Discovery ein Schritt in die richtige Richtung. Und man kann gespannt sein, wie die vierte wird. Denn das Setting bietet immer noch jede Menge Handlungspotential.
Die beste Folge ist übrigens Wiedervereinigung III, weil hier die Serie den TNG-Zweiteiler aufgriff und auf seine eigene Art und Weise weiterführte. Eine richtig schlechte Episode gab es in dieser Season nicht. Wohl aber einige mittelmäßige. Und von denen ist vor allem Bewährungsprobe am unteren Ende anzusiedeln.
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da wart ihr aber sehr mild mit eurer kritik.
ich kann nicht nachvollziehen wie man in der kritik hier sagen kann, man hätte den brückenchars mehr tiefgang gegeben – die angesprochene psychose von detmer war doch nach 2 folgen schon wieder rum, von weiteren spätfolgenfolgen dieser krankheit war dann schon wieder nichts mehr zu sehen dabei dauert sowas sehr lange bis man es los wird.
ebenso was saru betrifft – nach seinem überstanden vaharei in staffel2 war er kurzzeitig als selbstbewusst, sogar leicht aggressiv, zu sehen, nur um ihn dann ebenfalls gefühlt 2 folgen später wieder wie davor, besinnlich und nachdenklich, zu sehen.
nhan bekam erst aufmerksamkeit als sie aus der serie sollte. genau so hatte man das in staffel2 auch bei airiam gemacht, man erfuhr endlich etwas über sie um sie noch in der gleichen folge hops gehen zu lassen.
bis auf die beiden unnötigen mirrorfolgen war auch mirrorgio in der 3.staffel nur noch ein überbezahlter unnötiger sidekick, unbegreiflich dass man daraus auch noch ein eigenes spin-off macht.
ouwos glänzen in der letzten folge war ein schlechter scherz, gerade wenn man es braucht erfährt man, dass sie mal leidenschaftliche schwimmerin war und deswegen luft anhalten kann wie ein profitaucher.
man nahm sich ja nicht mal die zeit die oberschurkin der 3.staffel näher zu beleuchten – osyraa sollte die hauptgegnerin dieser staffel sein aber gesehen hat man sie wie oft? was hat man denn von ihr erfahren? so richtig ins bild gerückt wurde sie doch erst als die staffel schon fast vorbei war und eine folge später war sie dann auch schon tot. und was ist nun mit den smaragdis – so mächtig wie die scheinbar waren ist es unvorstellbar dass das mit ihrem tod alles gleich zerbrochen sein soll…?
auch die aussage, man hätte börni in die richtige bahn gelenkt ist für mich persönlich unzutreffend. in staffel1 noch von jedem am schiff gehasst, wurde sie in staffel2 plötzlich als die beste freundin von jedem an bord gezeigt – seltsam wenn man bedenkt dass diese staffeln nahtlos ineinander übergegangen sind. in staffel3 war sie zu beginn plötzlich die total unbekümmerte rebellin die sich nicht mal sicher war ob sie noch teil der flotte sein will, verstärkt dadurch dass sie halt mal 1jahr ohne flotte leben musste. und nur weil sie ihre mutter sie mal eben aus der reserve gleockt hat, wusste sie plötzlich wieder was es heißt offizier der sternenflotte zu sein, was sie ja danach auch immer wieder lauthals, rührend und voller stolz hinausschreien musste. (so á la „wenn wir oft genug betonen dass es hier um sternenflottenoffiziere geht glaubt man uns dass wir hier eine startrek-serie machen“) so schnelle charakterwandlungen machten börni am ende noch unglaubwürdiger.
was man technisch alles verbockt hat, darüber will ich jetzt nicht mal sprechen.
Hi Mira, danke für deinen Kommentar. Ich denke, der beweist perfekt, wie unterschiedlich die Geschmäcker sein können, bzw. wie unterschiedlich man das Gesehene bewerten kann. Meiner Meinung nach war die dritte Season ein Schritt in die richtige Richtung, vor allem im Vergleich zu den ersten beiden. Es wurden viele Sachen richtig gemacht, wenn auch längst nicht alle. Dennoch bin ich auf die vierte Staffel sehr gespannt.
Danke dir! 🙂