Mit der vierten Staffel von Deep Space Nine wurde der Status Quo im Star Trek-Universum auf den Kopf gestellt.
Dinge ändern sich und bleiben gleich
Die Nachricht, dass Michael Dorn mit Beginn der vierten Season Teil von Deep Space Nine werden würde, war ein Paukenschlag. Es war klar, dass die Serie quotentechnisch nicht an The Next Generation heranreichte, bzw. dass diese sowieso rückläufig waren. Doch dass dann die Macher mit Worf den beliebtesten Klingonen von der großen Serie rüberbrachten, damit hat man als Zuschauer nach dem Ende der dritten Staffel nicht gerechnet.
Zum Glück haben die Macher von DS9 darauf verzichtet, die Einführung des ehemaligen Enterprise-Offiziers zum Anlass zu nehmen, die Serie konzeptionell neu aufzustellen. Im Gegenteil: Sie fokussierten sich noch mehr darauf, was die Fernsehserie so gut machte, und entwickelten die vielen Charaktere weiter. Und führten dabei noch den einen oder anderen Plottwist ein.
Und man merkt beim Gucken der jeweiligen Folgen, dass die Verantwortlichen sich Gedanken gemacht hatten, wie sie die Figuren weiterentwickeln würden, bzw. wie sie Worf in das bisherige Figurenensemble integrieren würden. Zunächst einmal wurde seine Ankunft in dem Der Weg des Kriegers-Zweiteilers als Anlass genommen, den Status Quo des Star Trek-Universums gehörig auf den Kopf zu stellen. Denn am Ende der zweiten Folge der vierten Season waren die Klingonen, die lange Zeit mit der Föderation alliiert waren, nicht mehr Bündnispartner! Und Worf selbst wurde erneut ein Außenseiter, weil er sich gegen das Imperium und für die Föderation entschied.
Vorsicht, Ironie!
Die Konsequenzen dieser Ereignisse haben sich dann durch die vierte Staffel gezogen. Nur leider waren die Folgen, in denen dieses Thema behandelt wurde, häufig diejenigen, die am wenigsten überzeugen konnten. Das Schwert des Kahless war, trotz der Rückkehr von Kor (John Colicos), grauenhaft anzusehen. In Die Söhne des Mogh tauchte wieder Worfs Bruder Kurn (Tony Todd) auf und man langweilte sich. Am besten war da immer noch Das Gefecht, das am Ende nur darunter leidet, dass die Aktionen der Klingonen unlogisch waren. Allgemein lässt sich dabei feststellen, dass die Episoden, die sich nur um die Klingonen und ihre Pläne drehen, absolut langweilig sind, weil die Rasse ausgelutscht ist.
Bei der Figur von Worf an sich, ist die Situation anders gelagert. Die Macher von Deep Space Nine haben es ihm nicht einfach gemacht. Denn sie ließen den Klingonen eine ganze Zeitlang fremdeln, ehe er schließlich in der Crew fest integriert war. Er war zunächst auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Und rieb sich dabei in Der Hippokratische Eid mit Odo (René Auberjonois), in dessen Kompetenzbereich er sich einmischte. Irgendwann zog er auf die Defiant um, wo er in Das Wagnis erst lernen musste, was es heißt, ein guter Führungsoffizier zu sein. Und dann ist da noch eine gewisse ungeklärte Anziehung zwischen ihm und Jadzia Dax (Terry Farrell). Wo man wirklich gespannt drauf sein kann, was sich da entwickeln wird.
Auch Jadzia hat sich weiterentwickelt. In Wiedervereinigt wurde ihre Vergangenheit thematisiert und es gab den, welch Skandal (Ironie), ersten gleichgeschlechtlichen Kuss in Star Trek. Nur, dass diese Episode leider, trotz dieses für damalige Zeit Tabubruchs, langweilig war. In Das Schwert des Kahless machte sie allerdings die beste Figur. Und in Hoffnung war sie Julian Bashir (Alexander Siddig) eine wertvolle Unterstützung.
Ernste und komische Momente
Julian Bashir ist ebenfalls eine Figur, die sich in der vierten Staffel enorm gewandelt hat. Denn er musste sich gleich zwei Mal seinen Überzeugungen als Arzt stellen. In Der Hippokratische Eid, als er versuchte, abtrünnige Jem’Hadar von ihrer Ketracell-White-Sucht zu befreien, sehr zum Missfallen seines Freundes Miles O’Brien (Colm Meaney) . Und zum anderen in Hoffnung , als er vergeblich versuchte, eine Alien-Spezies von einer tödlichen Krankheit zu heilen. In beiden Episoden zeigt sich die ernste Seite des Stationsarztes. Seine komische Seite konnte er in Unser Mann Bashir unter Beweis stellen, die in Sachen Humor mit die beste Folge der gesamten Season war.
Und Miles O’Brien? Erneut ist der Chief Leidtragender von außergewöhnlichen Ereignissen gewesen. In Strafzyklen wurde er für etwas bestraft, was er nicht getan hat. Eine knallharte Folge, in der Colm Meaney ein Mal mehr beweist, was für ein grandioser Schauspieler er ist. Doch es gibt auch gute Nachrichten für die Figur. Denn seine Frau Keiko (Rosalind Chao) kam mit seiner Tochter Molly zurück nach Deep Space Nine und wurde erneut schwanger. Wobei sie das Kind dann insofern „verlor“, als dass der Embryo in Quarks Schicksal in Kira Nerys (Nana Visitor) transplantiert wurde, die jetzt das Kind für die Familie austrug. Und die dafür in den Familienkreis der O’Briens aufgenommen wurde.
Was für den Major das beste Ereignis war. Denn ansonsten hatte sie nur zwei eher lahme Folgen, die sie mit Gul Dukat (Marc Alaimo) zusammentaten. Doch sowohl Indeskretion als auch Zu neuer Würde sind langweilig und können schlicht und ergreifend nicht überzeugen. Abgesehen davon hatte die Figur nicht so viel zu tun.
Ein Auf und Ab
Licht und Schatten gibt es ebenfalls bei Quark (Armin Shimerman). Der Ferengi-Barkeeper konnte in Folgen wie Kleine grüne Männchen, die einfach grandios war, an der Seite seines Bruders (Max Grodénchik) und seines Neffen (Aron Eisenberg) glänzen. Auch Quarks Schicksal ist ein wahres Highlight, das man sich ansehen muss! Vor allem das Ende, wo sich zeigt, dass er, trotz allem, was in der Vergangenheit passiert ist, Freunde an Bord der Raumstation hat, die ihn in der Stunde der Not unterstützen, ist grandios. Nur, dass dem gegenüber Der Streik steht, eine Folge zum Einschlafen.
Womit vom Maincast nur noch Odo und die Siskos überbleiben. Und auch beim Constable gibt es Aufs und Abs, was die charakterzentrischen Folgen angeht. In Emotionen werden noch einmal seine Gefühle für Kira Nerys angesprochen, derweil in Die Muse Llwaxana Troi ( Majel Barrett-Roddenberry) wieder zurückkommt. Und leider sind beide Episoden langweilig und können nicht überzeugen. Besser sind seine Aktionen in Das Wagnis, wo er einen anderen Gestaltenwandler töten, sowie der Schicksalsschlag, der ihn in Das Urteil erwischt. Denn diese Folge endet mit einer für den Constable gewaltigen Status-Quo-Änderung.
Und Jake Sisko (Cirroc Lofton)? Der Sohn von Benjamin Sisko (Avery Brooks) wird leider nur selten eingesetzt. Doch wenn dies geschieht, dann kommt häufig etwas Exzellentes dabei rum. Der Besuch ist mit die beste Folge der gesamten vierten Staffel. Allerdings muss man auch erwähnen, dass dafür andererseits Die Muse nicht überzeugen kann.
Glänzend bis zur letzten Nebenfigur
Und somit kommen wir zu Captain Benjamin Sisko. Es ist wirklich Kunst, wie es Deep Space Nine schafft, seine Figur in jeder Episode auftauchen zu lassen, ohne dass er die Handlung dominiert. Und das Ergebnis kann überzeugen. Man erlebt in dieser Season einen Captain, der im Laufe der Staffel in Kasidy Yates (Penny Johnson Jerald) endlich wieder eine Person gefunden hat, die er lieben kann. Doch dann wird die Beziehung in In eigener Sache auf die Probe gestellt. Ebenso zeigt sich, wie viel Wert der Captain auf die Ideale der Föderation legt, und wie sehr ihm der Verrat von Ian Eddington (Kenneth Marshall) zusetzt. Die er übrigens auch in dem grandiosen Zweiteiler Die Front und Das verlorene Paradies verteidigt.
Auch bei den Nebenfiguren, die nicht so häufig auftreten, beweist DS9 Aufmerksamkeit zum Detail. Ob die Entwicklung, die Gul Dukat in Indiskretion und Zu neuer Würde durchmacht, allerdings dem Charakter gut tut, wird sich erst zeigen müssen. Meiner Meinung nach schadet die Enthüllung, dass der einstige Antagonist jetzt zu einer Art „Held“ geworden ist, der Figur. Es fehlt dadurch das Element der Unberechenbarkeit, des skrupellosen Opportunismus, der ihn mit auszeichnete. Doch dafür sieht man in Kleine, grüne Männchen, wie Nog zur Sternenflottenakademie reist, was die Zuspitzung einer Entwicklung ist, die bereits die dritte Season auszeichnete. Das Schöne ist, dass die Figur danach nicht in Vergessenheit gerät, sondern im Mid-Season Zweiteiler sehr gut eingesetzt wird. Und Garak (Andrew Robinson)? Der Schneider ist wie eine Zwiebel. Jedes Mal entdeckt man etwas Neues an ihm. So zum Beispiel, als er sich mit Gul Dukats Tocher Ziyal (Tracy Middendorf) in In eigener Sache anfreundet. Oder als er in Quarks Schicksal als Auftragsmörder angeheuert wird. Das Schöne ist, dass jeder neue Aspekt zu dem Schneider passt, ohne dass es merkwürdig wirkt.
Und das Dominion? Die große Gefahr der dritten Staffel? Sie sind ebenfalls noch da, wenn auch in der vierten Season mehr im Hintergrund arbeitend. Den Konflikt im Vordergrund überlassen sie den Klingonen. Doch wenn sie auftauchen, dann ist das immer ein Garant für eine sehr gute Episode. Das Wagnis sowie der Die Front und Das verlorene Paradies-Zweiteiler sind beste Beispiele dafür. Weil man hier sieht, wie ein einzelner Gestaltwandler absolutes Chaos anrichten kann und sogar die Demokratie der Föderation an den Rand des Untergangs führt. Und man erfährt durch die Folge Der Hippokratische Eid sowie Die Abtrünnigen mehr über ihr Militär, bzw. wie das aufgebaut ist. Dabei werden die Jem’Hadar näher dargestellt, ohne von ihrem Schrecken zu verlieren.
Wie geht es weiter?
Und dann sind da noch die Maquis. Die sich mit In eigener Sache eindrucksvoll zurückmelden. Auf einmal hat die Raumstation es mit einer weiteren Fraktion zu tun, die in Zukunft garantiert für Probleme sorgen wird. Nur welche, das wird die Frage sein.
Insgesamt kann man sagen, dass die vierte Staffel von Deep Space Nine überwiegend gut war. Höhepunkte waren Das Wagnis, sowie der Zweiteiler in der Mitte der Season. Allerdings sackte nach diesem das Niveau der Serie ab und konnte sich erst wieder zu Strafzyklen berappeln.
Der Blick in die Zukunft verspricht eine Auflösung des Föderations-Klingonen-Konflikts. Auch darf man darauf gespannt sein, wie Odo mit dem Verlust seiner Fähigkeiten umgehen wird. Der Maquis hat sich ebenfalls zurückgemeldet und man darf davon ausgehen, dass das Dominion sich für weitere Schläge bereit machen wird. Nur, bitte, weniger klingonenzentrische Folgen. Denn die waren definitiv mit Grund dafür, dass die vierte Season nicht vollends überzeugen konnte.
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