Nach dem 3. Weltkrieg werden Streitigkeiten zwischen West und Ost in Roboterturnieren ausgefochten.

Stahlgiganten in der Arena

Nach einem Atomkrieg ist die Erde weitgehend verstrahltes Ödland. Dennoch streiten sich die beiden verbliebenen Machtblöcke, das westliche Bündnis (im Original Market) und die russisch dominierte Konföderation, um die brachliegenden Ländereien. Es geht um die Kontrolle über Ressourcen und davon gibt es so einige in Alaska. Statt einen neuen Krieg um solche Gebiete zu führen, lassen die Machtblöcke ihre besten Kämpfer in Roboterduellen gegeneinander antreten. Die Roboter sind mehrere Meter hoch, schwer bewaffnet und werden von einem darin sitzenden Menschen, dem Robot Jockey, gesteuert. Der Gewinnerseite werden die Ländereien von einem unabhängigen Schiedsgericht zugewiesen.

Im Streit um Alaska treten Achilles (Gary Graham) und Alexei (Paul Kolso) gegeneinander an. Alexei ist ein berüchtigter Schlächter, der nicht nur die gegnerischen Kampfroboter zerlegt, sondern bis zum Tod ihrer Robot Jockeys kämpft. Im Kampf gegen Achilles wendet er unerlaubterweise Fernkampfwaffen im Nahkampf an. Bei dem Versuch, eine Raketenfaust von der Zuschauertribüne abzulenken, stürzt Achille’ Kampfroboter in selbige, wobei hunderte Menschen verletzt und getötet werden.

Jim, wie der Robot Jox mit bürgerlichem Namen heißt, will seine Karriere daraufhin beenden. Er hatte einen Vertrag für zehn Kämpfe unterschrieben, den er nun erfüllt sieht, auch wenn sein letzter Kampf unentschieden ausging. Für ihn soll Athena (Anne-Marie Johnson) einspringen, die erste Frau und überdies erste Invitro-Person, die einen Kampfroboter steuert. Da sie kaum eine Chance gegen Alexei hat, lässt sich Jim doch noch auf einen letzten Kampf ein. Doch Athena knockt ihn aus und schleicht sich in den Kampfroboter.

Unterdessen wird der für das Bündnis tätige Entwickler der Kampfroboter, Dr. Matsumoto (Danny Kamekona), von einem konföderierten Spion ermordet, der die Spionage dabei noch seinem Opfer anzuhängen versucht. Der übergelaufene Robot Jox Tex Conway (Michael Alldredge) fliegt dennoch auf und stirbt auf der Flucht. Matsumotos neuste Geheimwaffe konnte er noch nicht verraten, weshalb Athena sie gegen Alexei einsetzen kann. Allerdings mit mäßigem Erfolg.

Alexei boxt seine Kontrahentin ins Koma, bevor Achilles sie retten kann. Es kommt zum finalen Gefecht zwischen den beiden, welches streckenweise sogar im Weltraum ausgetragen wird. Als die beiden Kampfroboter hinüber sind, geht das Gefecht in einen persönlichen Faustkampf über. Doch Achilles ist des Kämpfens müde und schlägt einen anderen Weg ein.

Der erste Transformers-Realfilm

Tatsächlich war Regisseur Stuart Gordon (1947-2020) von den Transformers inspiriert, als er Robot Jox drehte. Einer der Kampfroboter transformiert sich sogar in einen Kettenpanzer. Bei den Waffen hat man sich auch einiges einfallen lassen. So fliegen im wahrsten Sinne des Wortes die Fäuste und am Ende kommt eine Kettensäge aus dem Schritt von Alexeis Roboter zum Einsatz, was schon irgendwie skurril wirkt. Ansonsten gibt es noch jede Menge Raketen, Laser und Nahkampfgebashe. Das erinnert ein wenig an die Jaeger aus Pacific Rim (2013), die ihrerseits von Robot Jox inspiriert zu sein scheinen.

1989 wurden die Roboterszenen allerdings noch nicht am Computer generiert. Stattdessen wurde mit ferngesteuerten Modellen und Stop-Motion gearbeitet. Für Nahaufnahmen mit den Schauspielern sind zudem Teile in Originalgröße gebaut worden. Die Stop-Motion-Szenen wurden größtenteils unter freiem Himmel im ausgetrockneten See El Mirage in der Mojave-Wüste gedreht, was einige Schwierigkeiten mit sich brachte. Das Wetter wechselte während der Dreharbeiten ständig, meist war es unangenehm heiß, dann kamen wieder Sandstürme auf. Obendrein rissen die Kabel, an denen die Kanzel der Schiedsrichter aufgehängt war, wodurch das teure Modell komplett zerstört wurde.

Der Film stand unter keinem guten Stern. Das Budget war mit 6,5 Millionen Dollar knapp bemessen, weshalb u. a. eine Unterwasserszene gestrichen werden musste. Das Drehbuch musste ebenfalls deutlich überarbeitet werden. Die Dreharbeiten waren für Januar 1987 angesetzt und da im gleichen Jahr Robocop gedreht wurde, musste schließlich noch der Titel von Robo Jox in Robot Jox geändert werden, um keinen rechtlichen Ärger aufgrund zu großer Ähnlichkeit zu riskieren. Dabei war Robot Jox wahrlich kein Rip-Off, da überhaupt kein Cyborg-Gesetzeshüter darin vorkommen sollte.

Die Veröffentlichung zog sich dann noch einmal zwei Jahre hin, denn das Studio Empire Pictures ging zwischenzeitlich pleite. Firmengründer Charles Band stand mit 26 Mio. Dollar im Minus, konnte mit der Bank aber den Deal aushandeln, dass er alle bereits begonnenen Projekte behalten konnte. Als Robot Jox dann endlich in rund 800 amerikanischen Kinos startete, hatte sich die weltpolitische Lage jedoch geändert. Mit dem beginnenden Zerfall der Sowjetunion waren Filme, die das Thema des Kalten Krieges bedienten, nicht länger gefragt. Zudem war der Hype um die Transformers vorübergehend abgeklungen, womit auch dieser Aspekt an Attraktivität einbüßte. Das letztendliche Einspielergebnis von knapp über einer Million Dollar reichte nicht einmal ansatzweise an die Produktionskosten heran. Nichtsdestotrotz war der Film 1990 für den International Fantasy Film Award in der Kategorie Bester Film nominiert.

Vom Kinoflop zum Kultfilm

Wirkte Robot Jox bereits beim Kinostart leicht antiquiert, erfreuen sich die handgemachten Spezialeffekte heutzutage unter Retrofans wieder zunehmender Beliebtheit. Hinzu kommt, dass die Transformers wieder hoch im Kurs stehen und dank der Pacific Rim-Filme gilt selbiges ebenso für gigantische Kampfroboter. Wer Robot Jox dann vielleicht noch als Kind im Fernsehen gesehen hat, bekommt ganz schnell nostalgische Gefühle.

Was die Roboterkämpfe an Kreativität aufbieten, fehlt leider beim Tiefgang der Charaktere. Die meisten wirken stereotyp, insbesondere der Spion Tex Conway. Dieser kommt als schießwütiger Cowboy daher, der seine Nation aus purer Geldgier verrät. Bei der Ermordung von Dr. Matsumoto stellt er sich überaus dumm an, lässt sich bei der Tat filmen und springt dann auf der Flucht völlig unnötig in den Tod. Athena kommt derweil zunächst als taffe Frauenrolle daher, muss am Ende jedoch vom Held gerettet werden. Das wirkt noch antiquierter als die Spezialeffekte, zumal die Alien-Filme zu der Zeit schon weiter waren.

Hochaktuell ist dagegen wieder der Konflikt zwischen dem Westen und Russland. Es wäre direkt wünschenswert, wenn sich beide Seiten den Film mal anschauen würden. Achilles könnte hier als leuchtendes Vorbild dienen, da er am Ende des Kämpfens überdrüssig ist und Alexei die Hand zur Versöhnung reicht. Dieses positive Finale wertet den Film erheblich auf, welcher mit dem Sturz von Achilles’ Kampfroboter in die Zuschauertribüne außerdem auf die zivilen Kollateralschäden kriegerischer Auseinandersetzungen aufmerksam macht.

Bekannte Gesichter des Sci-Fi-Genres

Stuart Gordon, der sich später auch für Fortress – Die Festung (1993) verantwortlich zeichnete, hat für Robot Jox einige Schauspieler vor die Kamera geholt, die innerhalb des Sci-Fi-Genres noch große Bekanntheit erlangen sollten. Allen voran Hauptdarsteller Gary Graham (1950-2024), der wenig später in der Serie Alien Nation (1989-1990) sowie fünf weiteren TV-Filmen mitspielen sollte. Trekkies ist er ebenfalls kein Unbekannter. Zunächst spielte er den Ocampa Tanis in der Voyager-Episode Suspiria, in Enterprise war er dann der wiederkehrenden Rolle des vulkanischen Botschafters Soval zu sehen. Zwischendurch hatte er zudem noch einen Gastauftritt in einer Episode der Babylon 5-Spin-Off-Serie Crusade.

In der Babylon 5-Episode Der unsichtbare Feind war derweil Anne-Marie Johnson zu sehen, die in Robot Jox die Retorten-Kriegerin Athena darstellt. Achilles’ Filmgegner Alexei wird von Paul Koslo (1944-2019) verkörpert. Dieser hatte unter anderem Gastauftritte in Kampfstern Galactica, Knight Rider und Stargate – Kommando SG-1. Auf der Kinoleinwand war er unterdessen in dem amerikanisch-japanischen Sci-Fi-Film Starfire (1990) zu sehen.

Fazit zu Robot Jox: Robo Fight Club mit Stop-Motion-Charme

Robot Jox mag kein großer Kassenschlager gewesen sein, aber im Rückblick ist er ein kultiger Geheimtipp, in dessen handgemachten Spezialeffekten viel Liebe zum Detail steckt. Die Handlung ist vielleicht nicht allzu anspruchsvoll, bietet jedoch durchaus Gesellschaftkritik und endet mit einem hochaktuellen Statement gegen Krieg. Es ist schön, dass dieses filmische Kleinod inzwischen auf Blu-Ray erschienen ist und das sogar als hochwertiges Mediabook, welches gleich noch den zweiten Teil Robot Wars (1993) enthält. Neben einem informativen Booklet bieten auch die Discs einiges an sehenswertem Bonusmaterial.

Info

Drehbuch: Stuart Gordon & Joe Haldeman
Regie: Stuart Gordon
Musik: Frédéric Talgorn
Kamera: Mac Ahlberg
Schnitt: Lori Ball & Ted Nicolaou

 


Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Warpskala

Warpskala
6 10 0 1
6/10
Total Score
Letzte Artikel von Sebastian Bach (Alle anzeigen)

Kommentar verfassen