Der Film von George A. Romero gilt als Meilenstein des Zombiefilms und Klassiker unter den Horrorfilmen.
Nachdem Romero bereits 1968 mit Die Nacht der Lebenden Toten (OT: Night of the Living Dead) den Zombiefilm populärer machte und vor allem die Zombies so veränderte, wie wir sie heute kennen, nämlich als aus eigener Kraft aus den Gräbern steigend und nicht durch Voodoo zum Leben erweckt, folgte zehn Jahre später der nächste Teil seiner Zombie-Reihe.
Handlung
Die Toten sind auferstanden und durchstreifen das Land. Kaum jemand ist sicher, und eine kleine Gruppe von Überlebenden, zwei Reporter und zwei SWAT-Polizisten, verbarrikadieren sich in einem Einkaufszentrum. Alles ist gut, bis eine Gruppe Rocker das Zentrum ebenfalls als Ziel auserkoren hat. Erst will die Gruppe die Mall teilen, aber die Marodeure dringen auch in verschlossene Geschäfte ein, was den Protagonisten keine Wahl lässt. Sie setzen sich zu Wehr und können die Oberhand gewinnen, aber das Einkaufszentrum ist nun voller Zombies und die Überlebenden müssen erneut fliehen.
Rezension
Es gibt Meinungen zu Dawn of the Dead, die dem Film nicht nur einen wichtigen Einfluss auf die filmischen Zombies bescheinigen, sondern so weit gehen zu sagen, dass das Genre bis heute von diesem Film definiert wird. Und dem schließe ich mich vollkommen an. Ja, Romero hatte schon mit dem Vorgänger die Zombies umgekrempelt und sie vom Voodoo weggeholt, aber in diesem Film hat er obendrein auch den menschlichen Umgang damit beschrieben. Nicht die Untoten sind das Problem, sondern der Neid unter den Menschen – ein Muster, das sich bis heute in Werken wie The Walking Dead oder anderen Zombie-Verfilmungen hält. Selbst in anderen Medien wie Comics, Videospielen und Romanen werden Zombies fast ausschließlich wie hier beschrieben.
Ein Kaufhaus wählte Romero dabei nicht zufällig. Freunde von ihm führten ihn durch eine Mall, an der sie Anteile besaßen. Dabei wurde ihm auch der Vorrat für den Zivilschutz gezeigt. Der Filmemacher dachte sofort daran, dass ein Kaufhaus ideal wäre, um sich im Falle einer Zombieapokalypse darin zu verschanzen, und andere Menschen wahrscheinlich die größere Bedrohung sind.
Das Kaufhaus wird häufig als Zeichen für den Kapitalismus gewertet, die Gruppe mutmaßt sogar, dass die Zombies instinktiv zurückkehren zu dem wichtigsten Ort ihres Lebens. Die Gruppe schwelgt auch in den Waren des Kaufhauses wie Kaviar, Pelzmäntel und Champagner – erst später wird ihnen ihre Lage wieder bewusst, der Konsum war eine Ablenkung, hat das eigentliche Problem aber nicht gelöst. Treffender kann man den Kapitalismus nicht aufs Korn nehmen. Dazu passt auch der Angriff von Stephen (David Emge) auf die Rockerbande, er verteidigt „seinen“ Besitz, was ihn das Leben kostet und das System in der Mall zerstört.
Auf der anderen Seite, wenn wir die Gesellschaftskritik einmal beiseite schieben, haben wir hier einen mehr als soliden Horrorfilm. Natürlich sind die Effekte in einer schon damals billigen Produktion nicht das Maß aller Dinge, aber das müssen sie auch nicht sein. Nicht das Zerfleischen der Zombies ist der große Horror, auch wenn dies teilweise erschreckend echt aussieht, sondern die Ungewissheit. Wen trifft es als nächstes und wann? Traut sich Romero, die schwangere Francine (Gaylen Ross) zu töten? Im ursprünglichen Drehbuch sollte genau das passieren. Dieses wurde nie gedreht, aber es gab schon Testaufnahmen und einen Dummy für Gaylen, der später anderweitig benutzt wurde.
Viele der Beteiligten arbeiteten übrigens umsonst oder für eine kleine Gage. Manche der Schauspieler bekamen durch diesen Film eine solchen Schub, dass ihre gesamte Karriere darauf beruht. Bestes Beispiel ist Tom Savini, der zuvor nur in Romeros Flop Martin zu sehen war und sich hier eigentlich um die Maske kümmern sollte. Er spielte dann spontan den Rocker Blades und machte auch einige der Stunts, später würde er auch in Freitag, der 13te, From Dusk till Dawn, Planet Terror und Machete zu sehen sein. Er durfte in Land of the Dead sich selbst als Zombie spielen, da sein Charakter in diesem Film stirbt.
Die Bedeutung dieses Filmes nicht nur für das Horror-Genre ist definitiv nicht von der Hand zu weisen.
Schnittfassungen
Offiziell existieren drei Schnittfassungen, alle anderen basieren auf einer dieser Fassungen. Der hier behandelte Argento-Cut, auch als Euro oder Italian Version bekannt, entstand, weil Romero dank seines Flops Martin kaum Gelder besorgen konnte. Im Austausch gegen das Recht, eine eigene Fassung schneiden zu dürfen, bezahlte Argento die Hälfte der Produktionskosten von 500.000 Dollar. Im nicht-englischsprachigen Teil von Europa war diese Version lange die einzig verfügbare, die anderen Versionen bekamen zum Beispiel erst 2009 eine deutsche Synchronisation. Die Gesellschaftskritik, die vor allem damalige amerikanische Verhältnisse betraf, wurde zurückgefahren und die Action verstärkt.
Die Version, die Romero selbst verantwortete, wird American Theatrical Cut genannt. So kam der Film 1979 in die US Kinos und auch nach Kanada und Großbritannien. Im Vergleich zum Argento-Cut fehlt hier einiges an Tempo, dafür ist die Atmosphäre wesentlich dichter. Viele Fans bevorzugen diese Fassung. Für seine Version ließ Romero einzelne Stellen auch nochmal neu synchronisieren, um bessere Erklärungen zu liefern.
Für die Internationalen Filmfestspiele von Cannes entstand 1978 eine auf die Schnelle geschnittene Long Version, die 1994 als Director’s Cut in Japan veröffentlicht wurde. Dies ist aber nur eine Marketingmasche gewesen, denn diese Version ist eher eine Rohfassung des Films. Diese Fassung ist die langsamste von allen, mit vielen Szenen, die für die Haupthandlung unwichtig sind. Ironischerweise ist es aber diese Version, die in den USA am verbreitetsten ist.
Als Hybrid Cut wird die 20th Anniversary Edition bezeichnet, die den Romero-Cut mit Szenen aus der Long Version erweitert. Sie erschien nur in englischer Sprache.
In Deutschland war es natürlich alles andere als einfach, denn der damalige Indizierungs- und Beschlagnahmungswahn sorgte für vielerlei Verbote, gerade im Horrorgenre. Explizite Gewaltdarstellungen reichten oft aus, um in Deutschland auf dem Index zu landen, egal wie die eigentliche Aussage des Filmes war. Zombie oder Dawn of the Dead war da keine wirkliche Ausnahme, so wurden immer wieder neue Schnittfassungen auf den Markt geworfen, teilweise mit anderen Namen wie Zombies im Kaufhaus oder Zombie – Das Original, da eine neue Fassung auch immer eine neue Prüfung bedeutete, was den Film zumindest kurzzeitig verfügbar machte. Die Begründungen der Behörden waren dabei teilweise haarsträubend und ließen auch eine gewisse Neutralität vermissen.
Nahezu der ganze Inhalt bestehe aus einer Anhäufung grauenhafter Tötungs- und Verstümmelungsakte an menschlichen Körpern. Dass für diesen Film als Akteure und Urheber der Grausamkeiten sogenannte lebende Tote erfunden werden, ändert nichts an der Tatsache, dass hier in mehr als bestialischer Weise Menschen aufeinander gehetzt werden.
-Auszug aus der Indizierungsentscheidung vom 07.01.1983
Unglaublich, dass der Film in anderen Ländern teilweise ab 14 freigegeben wurde. In Großbritannien, wo ursprünglich Argento veröffentlichen durfte, wollten die Behörden etliche Schnitte, damit der Film überhaupt ab 18 freigegeben wird. Dies lehnte Dario Argento ab, Romero reichte seinen Film ein, der mit nur wenigen Schnitten dann die 18er-Freigabe bekam. Merkwürdigerweise mussten Stellen nicht geschnitten werden, die Argento noch hätte schneiden müssen. Begründet wurde dies mit dem generell düsteren Ton der Argento-Version gegenüber der von Romero.
In den USA war es anfangs wesentlich schwerer. Die MPAA (Motion Picture Association of America) wollte dem Streifen ein X-Rating verpassen, was einer Gleichstellung mit Hardcore-Pornos gleichkommt. Diese Filme dürfen nur in Kinos gezeigt werden, die bereits eine Alterskontrolle beim Eingang vornehmen, was die Kosten für den Film niemals wieder eingebracht hätte, da diese Kinos nach außen hin keine Werbung machen dürfen und natürlich hauptsächlich von Menschen aufgesucht werden, die auf der Suche nach Pornographie sind. In den USA gibt es aber auch die Möglichkeit, den Film nicht bewerten zu lassen. Ein Unrated-Film darf – solange keine Pornographie enthalten ist – auch im normalen Kino laufen, aber nicht beworben werden. Die Mundpropaganda reichte in diesem Fall vollkommen aus, denn nach nur zwei Wochen hatte man nur in New York bereits 1,7 Millionen Dollar verdient.
Seit 2019 ist der Film nicht mehr beschlagnahmt, die FSK hat den Film ungekürzt ab 18 freigegeben.
Fazit
Dieser Film wird seinem Ruf gerecht. Auch wenn die Effekte heute kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken, ist dies genau der Meilenstein, den einfach jeder Zombie- oder Horrorfan gesehen haben sollte. Und ich bin mir auch sicher, der Großteil hat es sogar. Welche Schnittfassung, ist dabei eigentlich egal, denn alle drei (ursprünglichen) Cuts haben ihre Vorteile.
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