Mit Was wäre, wenn der Watcher seinen Schwur gebrochen hätte? endet eine aufsehenerregende erste Season von What If…?

Die Guardians of the … Multiverse

Um den mit den Infinity-Steinen ausgerüsteten Ultron (Ross Marquand) zu besiegen, trommelt der Watcher (Jeffrey Wright) Helden aus dem gesamten Multiversum zusammen. Captain Carter  (Hayle Atwell), Party Thor (Chris Hemsworth), Killmonger (Michael B. Jordan), Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) , Star Lord (Chadwick Boseman) und Gamora (Cynthia Kaye McWilliams) sollen ihm helfen, dieses Wesen aufzuhalten. Doch es stellt sich die Frage, ob diese Guardians of the Multiverse, wie sich diese Gruppe nennt, auch wirklich gegen den übermächtigen Roboter bestehen können.

Als es schließlich zur Konfrontation kommt, geraten diese Helden ins Hintertreffen. Bis die Black Widow (Lake Bell) aus der Heimat von Ultron ihnen zur Hilfe eilt. Mit ihrer Unterstützung gelingt es ihnen, das Blatt zu wenden. Doch dann gibt es eine böse Überraschung, als einer von ihnen beschließt, seinem eigenen Plan zu folgen.

What If…? war bislang eine erstklassige Unterhaltung. Denn auch wenn die Serie überwiegend düster war, boten die einzelnen Folgen spannende Geschichten, die sich verschieden stark vom MCU unterschieden. Mit Was wäre, wenn der Watcher seinen Schwur gebrochen hätte? liegt jetzt der Abschluss der ersten Season vor. Gleichzeitig ist dies auch die Episode, die eben auf keinem bekannten Film basiert, sondern ihr eigenes Ding erzählt.

Vorhersehbarer Plotverlauf

Allerdings baut die Folge natürlich auf den Ereignissen der vorherigen Episode auf, wo man ja erleben konnte, wie Ultron zu der großen Gefahr wurde, was dann letzten Endes den Watcher dazu animierte, Hilfe zu suchen. Und so folgt die Handlung dem gängigen Plotverlauf solcher Art von Filmen. Ein Team unterschiedlicher Individuen wird zusammengetrommelt, muss sich zusammenraufen, um dann zum Finale entgegen aller Erwartungen siegreich zu sein.

Dementsprechend darf man von Was wäre, wenn der Watcher seinen Schwur gebrochen hätte? auch nicht davon ausgehen, dass die Handlung irgendwie interessant oder großartig neu erzählt wird. Im Gegenteil: In ihren Grundzügen folgt sie ausgetretenen Pfaden. Das, was diese Episode allerdings so abwechslungsreich macht, sind die Figuren.

Im Prinzip ist dies ein Best Off der ersten Season. Man erhascht kleinere Eindrücke, wie es nach dem Ende der entsprechenden Folgen weiterging. Wie Captain Carter beispielsweise in ihrem Universum dieselbe Kameradschaft mit der Black Widow aufbaute, wie Captain America. Oder wie Star Lord Ego bekämpft. Es werden im Prinzip (fast) alle Cliffhanger der vorherigen Episoden aufgelöst, was mit ein Grund dafür ist, wieso man diese Folge gerne gucken wird.

Ein leeres Blatt

Natürlich darf man auf Grund der Episodenlänge nicht erwarten, dass die Charakterisierungen besonders ins Detail gehen oder bestimmte Plottwists gut aufgebaut werden. Das merkt man vor allem an der Figur von Gamora, die in Was wäre, wenn der Watcher seinen Schwur gebrochen hätte? das erste Mal auftaucht. Sie ist ein ungeschriebenes Blatt, die wohl in ihrem Universum gemeinsam mit Tony Stark Thanos besiegt und die Infinity Steine zerstört hat. Doch darüber hinaus bleibt sie leer, ohne Persönlichkeit, was dann doch enttäuschend ist.

Immerhin können dafür die anderen Figuren glänzen. Man sieht einen sorgenfreien Thor, dessen Aktionen allerdings manchmal unerwünschte Nebeneffekte haben, oder einen Killmonger, der seine eigenen Pläne verfolgt. Ein Highlight sind dabei vor allem Captain Carter, die in ihrer Darstellungsweise sehr an Captain America erinnert, als natürlicher Anführer. Und Doctor Strange, der sich bemüht, seine Taten von einst zu sühnen, in dem er den Guardians of the Multiverse hilft. Der Watcher selbst taucht nur am Ende und am Anfang der Folge auf.

Wunderbar sind auch die Momente, in denen es szenische Anspielungen auf das MCU gibt. So zum Beispiel die ikonische Kamerarundfahrt um die Guardians, die sicherlich nicht von ungefähr an die Avengers erinnert. Oder die erste Szene mit Captain Carter, die wie eine Hommage The Return of the First Avenger wirkt.

Mehr wäre mehr gewesen

Doch all dies kann einen nicht davon abhalten, nach dem Ende der Folge zum Fazit zu kommen, dass dieser Abschluss leider die schlechteste Episode von der ganzen What If…?-Reihe ist. Das Problem von Was wäre, wenn der Watcher seinen Schwur gebrochen hätte? liegt ironischerweise in der Folgenlänge. Bislang war es der Serie gut gelungen, eine Story innerhalb von 35 Minuten fertig zu erzählen. Doch dieses Mal gelingt es ihr nicht.

Gerade an Gamora merkt man, wie gut es What If…? getan hätte, wenn sie statt neun zehn Folgen umfasst hätte. Dies hätte der Serie mehr Zeit gegeben, den finalen Konflikt noch besser zu erzählen und mehr auf die Figuren einzugehen. Dass dies nicht geschieht, ist schade, weil man so das Gefühl hat, dass hier jede Menge Charakterentwicklung übers Knie gebrochen wird.

Versteht mich nicht falsch, das Finale ist gut. Die Tatsache, dass hier wirklich auf alle früheren Folgen eingegangen wird, inklusive der Zombies-Episode, ist grandios. Aber man merkt an allen Ecken und Enden, dass es der Story besser getan hätte, sie hätte nochmal 35 Minuten gehabt. Was am Ende schade ist, da so der ansonsten sehr positive Gesamteindruck getrübt wird.

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Götz Piesbergen

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