Mit Was wäre, wenn die Welt ihre mächtigsten Helden verloren hätte? zeigt sich What If …? erneut von einer komplett anderen Seite.
Eine wahre Wundertüte
Nick Fury (Samuel L. Jackson) und Natasha Romanov (Lake Bell) sind unterwegs, um Tony Stark aka Iron Man (Mick Wingert) zu treffen und für die Avengers-Initiative zu rekrutieren. Doch dann läuft etwas schief, als die Black Widow dem Millionär ein Mittel gegen seine Paladium-Vergiftung injiziert. Der Superheld kippt nämlich auf einmal tot um und die ehemalige russische Agentin wird als Verdächtige verhaftet.
Doch Nick Fury, der Anführer von S.H.I.E.L.D. sieht die Dinge anders und ermöglicht ihr die Flucht, mit dem Auftrag, den wahren Schuldigen zu finden. Gleichzeitig sterben allerdings alle anderen potentiellen Kandidaten für die Avengers-Initiative. Thor wird von einem von Hawkeye (Jeremy Renner) aus Versehen abgeschossenen Pfeil umgebracht und der Bogenschütze wird kurz darauf tot in seiner Zelle wiedergefunden. Wer ist für diese Taten verantwortlich?
What If …? entwickelt sich jede Woche aufs Neue zu einer wahren Wundertüte. Man weiß zu Beginn einer Folge nie, was einen dieses Mal erwartet. Was wäre, wenn Captain Carter die erste der Avengers geworden wäre? war eine Art Hommage an Captain America: The First Avenger, wo sich noch recht nahe an den aus den Kinofilmen bekannten Ereignissen gehalten wurde. Anders hingegen Was wäre, wenn T’Challa zu Star Lord geworden wäre?, das sich nur rudimentär an die Filme hielt und stattdessen eine optimistische Nachricht präsentierte, kombiniert mit einem der letzten Arbeiten von Chadwick Boseman. Was wäre, wenn die Welt ihre mächtigsten Helden verloren hätte? ist dagegen erneut das komplette Kontrastprogramm. Es hält sich zwar einerseits nahe an den Ereignissen des MCUs und interpretiert sie aber anderseits vollständig anders.
Er ist wieder da!
Dabei ist dies auch die Episode, in der am wenigsten bekannte MCU-Schauspieler ihre jeweiligen Charaktere sprechen. Black Widow wird beispielsweise von der Darstellerin Lake Bell gesprochen und nicht von Scarlett Johansson. Bruce Banner erhält seine Stimme von Mark Ruffallo, der diese Figur ja auch ab Avengers dargestellt hat, aber nicht von Edward Norton. Und die Stimme von Betty Ross stammt nicht von Liv Tyler, sondern von Stephanie Panisello. Doch ist dies nur eine Beobachtung am Rande.
Wobei es für Langzeitfans ohnehin nur ein Highlight gibt: Nämlich, dass Clark Gregg wieder Phil Coulson darstellt. Dieser Charakter war in der Frühphase von Marvel eine beliebte Nebenfigur, ehe sie nach dem ersten Avengers-Film einer der Hauptdarsteller der Agents of S.H.I.E.L.D.-Serie wurde. Die hat dann lange Zeit die Marvel-Fahne im Fernsehen hochgehalten, auch wenn die Reihe irgendwann nicht mehr offiziell zum Cinematic Universe gehörte. Was doch schade war, da die Fernsehserie ihren eigenen beträchtlichen Charme hatte und viele aus den Comics bekannten Figuren und Konzepte darstellte.
Die Faszination von Was wäre, wenn die Welt ihre mächtigsten Helden verloren hätte? entsteht dabei wirklich aus der Tatsache, wie das titelgebende Ereignis eintreten konnte. Dementsprechend kommt die Spannung weniger aus der Frage auf, wo die Unterschiede zum MCU sind, sondern vielmehr daher, wer der Täter ist. So wird innerhalb von 33 Minuten ein typisches Whodunnit, ein Kürzel für die Frage, wer der Täter war, präsentiert, mit einigen interessanten Entwicklungen und überraschenden Todesfällen.
Ein Notbehelf, leider
Frei nach dem bekannten „7 kleine Superhelden“-Prinzip erlebt man, wie nach und nach diverse Heroen ins Gras beißen. Dabei ist das Ableben vom Hulk das Krasseste von allen. Denn dies nimmt doch überraschend grafische Ausmaße an, wie man sie für eine solche Animationsserie nicht erwartet hätte.
Ein wahres Highlight ist außerdem, als die Asgardier unter dem Kommando von Loki (Tom Hiddleston) und Lady Sif (Jaimie Alexander) auftauchen, um den Tod von Thor zu rächen. Doch gleichzeitig ist dies auch Grund dafür, dass Was wäre, wenn die Welt ihre mächtigsten Helden verloren hätte? am Ende nicht so gut gefällt, wie die vorherigen Folgen. Denn so faszinierend es sein mag: Es ist unterm Strich nur ein Notbehelf, um die Episode zu einem halbwegs glaubwürdigen Abschluss zu bringen.
Es wäre besser gewesen, wenn die Macher von What If …? bis zum Ende der Folge auf das Whodunnit vertraut hätten. So wird der wahre Schuldige zwar durch klassische Spürnasenarbeit gefunden. Doch wie er anschließend zur Strecke gebracht wird, ist dann doch typisch superheldenhaft und enttäuscht in dem Kontext der Handlung, wo ja weniger die entsprechenden besonderen Fähigkeiten im Mittelpunkt standen, sondern mehr der Intellekt.
Ein starkes Bild
Immerhin ist die Auflösung von Was wäre, wenn die Welt ihre mächtigsten Helden verloren hätte?, wer der wahre Täter war, eine gelungene. Es ist eine schöne Überraschung und zeigt, zu was Trauer alles führen kann. Es ist ein Finale, das gut unterhält.
Und auch das, was danach kommt, ist gut gelungen. Stark ist das Bild, das Nick Fury an den Särgen der Avengers zeigt. Und nicht minder großartig ist dann der Rest, inklusive einer Andeutung, dass selbst, wenn die ursprünglich geplante Besetzung der Superheldengruppe nahezu alle tot sind, es da draußen immer noch einige Heroen gibt, die im Kampf gegen das Unrecht antreten können.
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