Was kann der Director’s Cut von Watchmen?
Ein Komiker ist tot
Als ich Watchmen besprochen hatte, meinte ich, dass der Film dann gut sei, wenn er sich nahe an der Vorlage hielt, und dass er schlecht sei, wenn dem nicht der Fall war. Am Ende gab es eine 6/10 und für mich die Aussicht, dass ich noch zwei weitere Versionen besprechen würde. Zum einen den Director’s Cut – der Gegenstand dieser Rezension ist – und zum anderen den Ultimate Cut, der dann demnächst rezensiert wird.
Der Comedian war einer der bekanntesten und berüchtigtsten Vigilanten überhaupt. Als er ermordet wurde, löste das jede Menge Reaktionen aus. Es gab welche, die ihn betrauerten, andere hingegen waren froh, dass er tot war. Doch wer hatte ihn am Ende umgebracht? Der illegal operierende Vigilant Rohrschach will dies herausfinden.
Gleichzeitig löst der Tod des Comedian in dem einzigen übernatürlich begabten Vigilant Dr. Manhattan eine Reaktion aus. Er erinnert sich an ihre gemeinsame Vergangenheit, die Jahrzehnte zurückreicht. Dabei wird klar, dass dieses Wesen sich immer mehr von seiner Menschlichkeit entfernt hat. Was ebenfalls Konsequenzen nach sich zieht.
Ein Cut, aus der Not geboren
Der Director’s Cut von Watchmen entstand jetzt nicht aus dem unbedingten Bedürfnis von Regisseur Zack Snyder, nochmal explizit seine Version des Films auf Disc zu brennen. Es ist zwar seine bevorzugte Fassung, doch die Entscheidung, sie herauszubringen, hat einzig und allein Warner Bros. gefällt.
Mit Ursache dafür war, dass der ursprüngliche Kinofilm finanziell jetzt nicht so sehr der Bringer war. Bei einem Budget von 130 bis 138 Millionen Dollar spielte er an den Kinokassen nur 185,4 Millionen ein. Wenn man außerdem bedenkt, dass da noch die komplexe Rechtesituation war, die zu einer komplizierten Verteilung der Einnahmen führte, war es verständlich, dass der Filmkonzern diese Extra-Fassung herausbrachte.
Allerdings kam der Director’s Cut nur in den USA heraus. Hier in Europa hatte Paramount die Rechte für den Vertrieb. Und hier sollte man später den Ultimate Cut herausbringen, der – wie gesagt – zu einem späteren Zeitpunkt noch besprochen wird.
Mehr zu sehen = Mehr Charakterisierungen
Der Director’s Cut ist zunächst einmal im Vergleich zur Kinoversion länger. Insgesamt 3:06 h muss man an Zeit mitbringen, ehe dann der Film vorbei ist. Er hat im Vergleich zur ursprünglichen Fassung 24 Minuten und 19 Sekunden mehr Laufzeit.
Die größere Länge ergibt sich unter anderem aus einigen Szenen, die anders und/oder länger laufen. So zum Beispiel die Vietnam-Rückblende, in der man sieht, wie der Comedian mit seinem üblichen Humor die Vietcong jagt und tötet. Auch die Erinnerungsszene, als versucht wird, eine Gruppe von gemeinsam Verbrechensbekämpfern aufzubauen, läuft länger.
Der Vorteil dieser längeren Sequenzen im Director’s Cut ist natürlich, dass dadurch auch mehr Material eingebaut wird, mit dem die jeweiligen Figuren mehr charakterisiert werden. Hier ist es vor allem der Comedian, bei dem man noch mehr merkt, was für ein zynischer Bastard er war, der mit sichtlichem Vergnügen den Finger in offene Wunden legte.
Wer profitiert?
Ebenso gibt es Filmaufnahmen, die neu hinzugekommen sind. So wird beispielsweise eine Szene eingebaut, wo man Rohrschach bei seinen Ermittlungen beobachtet. Auch existieren jetzt deutlich mehr Kioskszenen, die in der Vorlage eine der wichtigsten Eckpunkte der Geschichte waren.
Rohrschach ist es unter anderem, der von den neu hinzugefügten Szenen im Director’s Cut profitiert. Man sieht ihn dadurch in wichtigen Momenten auftauchen, sei es in seiner zivilen oder seiner maskierten Identität. Was dazu führt, dass die Bedeutung seiner Figur noch mehr verstärkt wird.
Über die Einfügung von noch mehr Kioskszenen bin ich persönlich am glücklichsten, da sie in der Graphic Novel kleine Momente bedeuteten, wo die Story innehielt und das Geschehen aus der Sicht einer normalen Person reflektiert wurde. Das hatte im Originalfilm deutlich gefehlt.
Ein zwiespältiges Bild
Doch das Manko des Kinofilms bleibt erhalten. Noch immer ist der Film, und damit auch der Director’s Cut, dann gut, wenn er sich nah der Vorlage hält. Und noch immer, was man vor allem an dem immer noch komplett bescheuerten Ende sieht, ist er dann schlecht, wenn er diese verlässt und Eigenes in die Geschichte reinbringt.
Womit sich für diese Fassung ein zwiespältiges Bild ergibt. Einerseits erfreuen mich die zusätzlichen Szenen, wie zum Beispiel die Ermordung der ersten Nite Owl durch eine Gang von Punks. Aber andererseits wird das eigentliche Manko nicht behoben. Was schade ist.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Längere und mehr Szenen
Negativ
- Immer noch schlecht, wenn etwas eigenes zur Story hinzugefügt wird.
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