In Vergessene Welt: Jurassic Park findet das Leben wieder seinen Weg.

Die Fortsetzung kommt

Jurassic Park war ein Mega-Erfolg. Ein Meisterwerk der Filmgeschichte, das in jederlei Hinsicht Maßstäbe setzte, und bei dem Regisseur Steven Spielberg bereits während des Drehs davon überzeugt war, dass ein Sequel notwendig sei. Doch während der Filmemacher dieser Auffassung war, war Autor Michael Crichton zurückhaltender. Erst mit etwas Verzögerung und nach Beredung mit Spielberg selbst kündigte er an, dass er eine Fortsetzung schreiben würde.

Das Verfassen der Romangrundlage von Vergessene Welt: Jurassic Park dauerte von 1994 bis 1995. Die Filmarbeiten sollten ein Jahr darauf anfangen. Verspätung entstand allerdings dadurch, dass Steven Spielberg gerade mit seinem neuen Studio Dreamword Productions beschäftigt war. Deshalb zögerte er , ob er sich auf den Stuhl des Regisseurs setzen sollte, was auch der Grund dafür war, dass für diesen Posten für kurze Zeit sein guter Freund Joe Johnston im Gespräch war.

Doch am Ende, als Michael Crichtons Buch im September 1995 veröffentlicht wurde, stand fest, dass der Regisseur der Fortsetzung derselbe sein würde wie auch des ersten Teils. Steven Spielberg hatte während der Vorbereitungszeit bereits mit dem Drehbuchautor David Koepp Ideen für das Sequel entwickelt, was Konsequenzen haben sollte.

Die Arbeit ist getan, der Autor kann gehen

Denn für das Drehbuch von Vergessene Welt: Jurassic Park verwarfen beide viele Elemente der Romanvorlage. Außerdem empfahl der Filmemacher, dass der Autor sich weniger am Buch orientieren sollte, als vielmehr an Filmen wie dem 1925er Die Verlorene Welt. Auch der Safari-Streifen Hatari aus dem Jahr 1962 hatte enormen Einfluss auf das fertige Skript.

Was hingegen seinen Weg in den Film finden sollte, waren Elemente aus dem ersten Roman. So stammte die Eröffnungssequenz, wo ein kleines Mädchen die lebendigen Dinosaurier entdeckte, aus jenem Buch. Ebenso wurden diverse Todesszenen übernommen, wenn auch für andere Charaktere, als es in der Vorlage der Fall war.

Michael Crichton selbst wurde während der Produktion von Vergessene Welt: Jurassic Park übrigens nicht konsultiert. Laut Executive Producer Kathleen Kennedy wusste er angeblich, dass ab dem Moment, wo er sein Buch ablieferte, seine Arbeit getan war. Allerdings erhielt er das fertige Skript, als er sich weigerte, gewisse Merchandiserechte zu bewilligen.

Wenige Rückkehrer, viele neue Gesichter

Der Cast setzte sich überwiegend aus komplett neuen Schauspielerin zusammen. Vom alten Film kehrten nur Jeff Goldblum, Sir Richard Attenborough, Joseph Mazzalo und Ariana Richard in ihre alten Rollen zurück. Wobei ihre Bedeutung für den neuen Teil sehr unterschiedlich war. Jeff Goldblum war der Hauptdarsteller, Sir Richard Attenburough erhielt zumindest ein paar Auftritte, derweil Joseph Mazzalo und Arians Richard nur in einer einzigen Szene zu sehen waren und ansonsten gar nichts zum Film beitrugen.

Als neue weibliche Hauptdarstellerin in Vergessene Welt: Jurassic Park wurde Julianne Moore als Dr. Sarah Harding gecastet. Pete Postlehwaite wurde zum Großwildjäger Roland Tembo und Arliss Howard zum primären Filmantagonisten, John Hammonds Neffe Peter Ludlow. Vince Vaughn erhielt den Zuschlag für die Rolle des Photojournalisten Nick Van Owen, für die er noch nicht mal vorsprechen musste. Vanessa Lee Chester wurde zu Ian Malcolms Tochter Kelly Curtis. Die Tatsache, dass sie eine Farbige war, führte innerhalb der Produktion zu Diskussionen, doch Regisseur Steven Spielberg legte diese dadurch bei, dass er darauf verwies, dass er selbst zwei farbige Kinder adoptiert hatte. Peter Stormare wurde zum Zweiten einer InGen-Expedition, Dieter Stark, derweil Harvey Jason in die Rolle seine besten Freundes schlüpfte. Richard Schiff konnte man in der Rolle des Experten für Feldausrüstung Eddie Car bewundern und Thomas F. Duffy ließ sich für seine Figur, den Paläontologen Dr. Robert Burke, lange Haare stehen. Abgerundet wurde das Ensemble durch Camilla Belle, die als Cathy Bowman auf die Saurier stieß.

Entfremdende Vorahnung

Ein junges Kind entdeckt auf der Isla Sorna Dinosaurier. Dr. John Hammond heuert den Überlebenden der Isla-Nublar-Expediton, Ian Malcolm an, um sich diese Sache näher anzugucken. Um ihn zusätzlich zu motivieren, setzt er ihn darüber in Kenntnis, dass dessen Freundin, die Paläontologin Dr. Sarah Harding, sich bereits auf dem Eiland befindet. Und so stampft der Mathematiker in Windeseile eine eigene Expedition aus dem Boden, um ihr nachzureisen. Allerdings reist seine Tochter Kelly Curtis insgeheim mit.

Schon bald finden sie heraus, dass sie nicht die einzige Gruppe sind, die die Insel erforschen. Eine Fang- und Jagdexpedition von InGen, geleitet von John Hammonds Neffen Peter Ludlow, will hier lebendige Saurier einfangen und für einen Zoo auf dem Festland missbrauchen. Doch natürlich fangen schon bald an, Dinge schiefzulaufen, und die Menschen werden erneut Freiwild für die verschiedensten Saurierarten.

Steven Spielberg muss während der Dreharbeiten zu Vergessene Welt: Jurassic Park geahnt haben, dass das Endprodukt enttäuschen würde. Er sagte später aus, dass er sich immer mehr von dem Film entfremdete, dass er sich innerlich fragte, ob dies alles sei. Und es war seiner Meinung nach ein Fehler, dass die Charaktere wussten, dass sie auf eine Insel voller Dinosaurier gehen würden.

Doch ob es wirklich daran lag? Fakt ist, dass das Sequel nicht mal ansatzweise an den hochklassigen Vorgänger herankommt. Man merkt die Ambition, dem Erstling nahezukommen, wenn ihn nicht sogar zu übertrumpfen. Unterm Strich muss man allerdings schlicht und ergreifend sagen, dass sich man zwar Mühe gegeben hat, aber dass das Spektakel nicht darüber hinwegtäuscht, dass man es hier mit einem eher mittelmäßigen zweiten Teil zu tun hat.

Gute Schauspieler

Was nicht an den Schauspielern liegt. Jeff Goldblum kann in jeder Sekunde von Vergessene Welt: Jurassic Park überzeugen. Er gibt glaubhaft den Veteranen, der schon von vorneherein ahnt, dass die Dinge schieflaufen würden. Der weiß, dass es nur darum geht, Leben zu retten, ehe die große Katastrophe ausbricht. Und der trotzdem nicht allzu rechthaberisch auftritt. Wobei sein Aspekt als Mathematiker nicht mehr erwähnt wird.

Auch Juliane Moore kann überzeugen. Sie ist neugierig und behält in brenzligen Situationen Nervenstärke und Übersicht. Was ihr oft genug das Leben rettet. Wobei bei ihr der Beruf ebenfalls bald keine Rolle mehr spielt. Sie ist Paläontologin, führt sich aber teilweise wie ein Tölpel auf. Viele gefährliche Lagen entstehen auch nur dadurch, dass sich ihr Charakter diverse Fehler erlaubt, wie eben beispielsweise einen Baby-T-Rex mitzunehmen, um ihn zu heilen.

Sir Richard Attenburough kann in Vergessene Welt: Jurassic Park ebenfalls glänzen. Wobei sich seine Auftritte eh auf ein Mindestmaß beschränken und er den großväterlichen, etwas altersschwachen Mann geben darf. Womit sein Beitrag zur Handlung auch sehr umfassend wiedergegeben wurde.

Schlechte Figuren

Der restliche Cast wird nur selten mehr als unbedingt notwendig charakterisiert. Was unter anderem dazu führt, dass man schnell weiß, wer sterben wird und wer nicht. Und so kommt Vanessa Lee Chesters Figur nicht über ein nervig hinaus, derweil Vince Vaughns Nick Van Owen zwar seine Momente hat, aber am Ende auch nicht sonderlich gut in Erinnerung bleibt.

Besonders die Antagonistenseiten bleibt in diesem Film schwach und unbedeutend. Überwiegend handelt es sich um Abziehbilder, um Figuren, die nur die Funktion des Bösen darzustellen haben, mehr aber auch nicht. Sehr extrem merkt man das bei Peter Stormares Charakter, der immer negativ dargestellt wird, so dass sein Ableben wohl befriedigend ausfallen soll. Und Arliss Howard stellt den arroganten, eingebildeten und nichts lernenden Firmeneigentümer dar, den natürlich am Ende des Films die gerechte Strafe erteilt.

Das Problem von Vergessene Welt: Jurassic Park ist, dass er eben der Nachfolger von Jurassic Park ist. Einem Film, bei dem die Natur an sich im Grunde genommen der Hauptgegenspieler war. Hier ist sie nicht Antagonist, sondern eine einfache Kulisse, so dass die Gefahr zwar von den Sauriern ausgeht. Aber es gibt eben viele Leute, deren Hauptcharaktereigenschaft ist, dass sie nichts Gutes im Schilde führen und dadurch eben blass sind. Was dem Sehvergnügen sehr schadet.

Am Ende fällt alles auseinander

Und ganz extrem ist der finale Akt, wo ein erwachsener T-Rex in San Diego ausbricht und dort sein Unwesen treibt, so dass Ian Malcom und Sarah Harding die Lage retten müssen. Spätestens hier fällt der gesamte Film auseinander.

Das Problem ist, dass in diesem Akt Vergessene Welt: Jurassic Park teilweise zu einer Action-Komödie verkommt. Wenn der T-Rex in die Stadt trabt und die Zollbeamten nichts mitkriegen, kann man nur müde lächeln. Und wenn eine Familie sich vorher zankt und dann bei seinem Anblick in Panik ausbricht, kann man um ein Augenverdrehen nicht drumherum kommen.

Das große Problem ist auch, dass bis auf die beiden Hauptfiguren und den primären Antagonisten keine andere Figur vorkommt. Heißt, dass die Entwicklung nahezu aller Charaktere mit dem Ende des zweiten Akts jäh gestoppt wird. Denn ab da spielen sie ja keine Rolle mehr, weshalb man auch nicht weiß, was aus ihnen final wurde, was enttäuschend ist.

Gutes Ergebnis

Und so reizvoll die Bilder von Dinosauriern in der modernen Welt in Vergessene Welt: Jurassic Park auch sein mögen: Die optische Diskrepanz zwischen Isla Sorna und San Diego ist einfach zu krass. Man wird aus dem Geschehen rausgeworfen und die Action wirkt außerdem wie ein überlanger Epilog, der nicht zur vorherigen Handlung passt.

Immerhin können die Bilder und Special Effects überzeugen. Nur selten merkt man, dass die Computereffekte des Films schon über mehrere Jahrzehnte alt sind. Und die praktischen Effekte sind wie üblich hervorragend. Außerdem bietet der Kinofilm visuell einprägsame Szenen, wie etwa, wenn die Velociraptoren im dichten Gras Jagd auf die fliehenden Expeditionsteilnehmer machen. Oder wenn die T-Rex-Eltern sich liebevoll um ihr Kind kümmern.

Trotzdem war Vergessene Welt: Jurassic Park ein Erfolg. Bei einem Budget von 73 Millionen Dollar spielte er immerhin 618,6 Millionen $ ein. Das ist zwar im Vergleich zum Einspielergebnis des ersten Teils, der über 1 Milliarde lag, deutlich weniger. Aber immer noch zufriedenstellend. Genug, um einen dritten Teil zu rechtfertigen, der dann allerdings nicht mehr von Steven Spielberg gedreht werden sollte.

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Warpskala

Warpskala
4 10 0 1
4/10
Total Score

Positiv

  • Jeff Goldblum
  • Grandiose Special Effects

Negativ

  • Überwiegend schwache Figuren
  • Schlechter finaler Akt
Götz Piesbergen

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