Bevor CGI-Roboter von Michael Bay auf der großen Leinwand uns unterhielten, gab es bereits einen Transformers-Film im Kino.
Eine kleine Einschränkung müssen wir aber bei Kino gleich zu Beginn machen, denn der Film The Transformers: The Movie kam in Deutschland nie ins Kino und wurde erst 1994 auf RTLplus unter dem Titel Transformers – Der Kampf um Cybertron ausgestrahlt, auf DVD heißt er sogar ganz salopp nur Transformers, und es ist an keiner Stelle ersichtlich, dass dies ein Film ist. Lediglich die angegebene Laufzeit von 85 Minuten gibt einen kleinen Hinweis darauf.
Handlung
Es ist das Jahr 2005. Die Decepticons kapern ein Schiff der Autobots und fliegen damit zu Autobot City auf der Erde. Bei einem großen Angriff werden der Autobot-Anführer Optimus Prime und Megatron, der Anführer der Decepticons, schwer beschädigt. Starscream, der bisherige Adjutant von Megatron, übernimmt kurzerhand das Kommando und entsorgt seinen ehemaligen Befehlshaber, zusammen mit einigen anderen ramponierten Gefährten, im All. Auf der Erde übergibt Optimus Prime die Matrix der Führerschaft an Ultra Magnus, bevor seine Systeme versagen.
Die verlassenen Decepticons werden derweil von Unicron, einer riesigen Maschine mit Planetenhunger, gerufen. Die Matrix ist das Einzige, was ihn stoppen kann. Megatron bekommt einen neuen Körper und wird zu Galvatron, die anderen werden ebenfalls verbessert und sie bekommen ein neues Schiff zur Verfügung gestellt. Ihre Mission: Die Matrix zerstören; aber erst holt sich Galvatron seine Position bei den Decepticons zurück, in dem er Starscream von seiner Existenz befreit. Beim Kampf gegen die Autobots schafft es Galvatron tatsächlich, die Matrix an sich zu bringen, er hat aber andere Pläne. Doch er hat die Rechnung ohne Unicron gemacht, der ihm klar macht, dass er keine Wahl hat, als zu gehorchen. Unicron greift Cybertron an und der Hitzkopf Hot Rod stellt sich Galvatron. Er schafft es, die Matrix an sich zu bringen und Unicron zu besiegen – dadurch wird er zu Rodimus Prime, dem neuen Anführer der Autobots.
Hintergrund
Wie schon bei den Masters of the Universe, wurde die Trickserie geschaffen, um das Spielzeug zu promoten. Und das lief wirklich gut, denn die Transformers sind eigentlich seit Mitte der 80er ein Thema mit mehreren Trickserien und mittlerweile sieben Realfilmen, selbstredend gab es auch immer die passenden Spielsachen dazu. Der Film spielt zwischen Staffel Zwei und Drei der Trickserie, und sein einziger Zweck ist eigentlich, die alten Roboter aus dem Weg zu räumen, denn diese basieren noch auf den Figuren von Takara. Galvatron, Hot Rod und viele der neuen Charaktere hier wurden aber einzig für den Film konzipiert und sind Eigenkreationen von Hasbro, die in Japan aber wieder von Takara vermarktet wurden. Waren die alten Transformers noch relativ realistisch in den Formen, bekamen die neuen Modelle einen eher futuristischen Look. Der Film brauchte eine lange Zeit bis zur Fertigstellung, deswegen kommen Figuren, die in der zweiten Staffel eingeführt wurden, gar nicht im Film vor, und natürlich wurde die Matrix vorher nie erwähnt. Kritiker mochten den Film nicht, weil man die Serie kennen musste, um ihn zu verstehen. Fans mochten ihn nicht, weil so ziemlich jeder bekannte und liebgewonnene Charakter starb. Er spielte nur 6 Millionen Dollar im Kino ein und ist dafür verantwortlich, dass G.I. Joe: The Movie gar nicht mehr ins Kino kam, sondern direkt auf Video veröffentlicht wurde. Rodimus Prime war sogar dermaßen unbeliebt bei den Kindern, dass Eltern sich beschwerten und Optimus Prime zurückkehrte. Nach der dritten Staffel wurde noch eine nur drei Episoden umfassende vierte Staffel produziert, in der so ziemlich alle neuen Spielzeuge eingeführt wurden, Hasbro wollte aus unbekannten Gründen die Serie nicht mehr finanzieren.
Rezension
Ich muss hier leider gleich in die Vollen gehen, denn das Drehbuch ist einfach nicht gut. Es wirkt wie eine Mischung aus Star Wars, Marvel und der klassischen Heldenreise. Hot Rod, ein noch junger Autobot, ist ein rebellischer Charakter, wird am Ende aber zum großen Helden. Unicron vermittelt enorme Galactus Vibes, was durch seine Transformation am Ende des Films in einen weiteren Transformer noch unterstrichen wird. Zwischen dem Angriff auf Autobot City, der Verwandlung in Galvatron und dem Finale wird obendrein noch eine Menge Zeit geschunden, in dem wir einfach komplett unnötige Nebenschauplätze besuchen.
Während wir die Motivation von Galactus übrigens kennen, er ernährt sich von Planeten, können wir dies bei Unicron nur erahnen. Ja, er frisst die Planeten quasi auf, aber das kann auch aus reiner Boshaftigkeit passieren. Eventuell hat er aber auch etwas vom MCU-Thanos und will einfach nur die Population verringern, damit die Überlebenden bessere Chancen haben. Wir wissen es nicht. Und wir können die Gründe nur erahnen. Und warum eigentlich weiß Unicron echt alles? Dass er Herolde erschafft, eben wie Galactus, lasse ich hier mal außen vor. Ach ja, natürlich ist Unicron auch ein Transformer.
Man merkt dem Film außerdem derbe an, dass er eigentlich nur ein großer Werbefilm ist. Man hat etliche Figuren mit reingebracht, nur um sie im Bild zu haben. Es fällt mir schwer, diesen Film für Dinge zu kritisieren, die schon in der Serie etabliert wurden, aber warum genau müssen die Dinobots dumm wie Brot sein? Weil wir heute wissen, dass ein Stegosaurier ein Gehirn in der Größe einer Walnuss hatte? Das heißt nicht, dass sie dumm waren.
Wie schon erwähnt, sollte hier Platz für neue Toys gemacht werden. Und das ist ein Tritt für alle Fans, denn Optimus Prime sterben zu sehen, der ja sowas wie He-Man für diese Serie ist/war, ist schon hart, aber dann gleichzeitig auch noch etliche andere Charaktere sterben zu sehen, und die Bösen werden einfach wiedergeboren – das ist übel.
Es gibt aber auch Kritik an dem Film, die ich einfach entkräften muss. So meint der YouTube-Kanal CinemaSins, dass die Roboter in dem Autobot-Raumschiff doch alle ins All gesaugt werden müssten, wegen diesem riesigen Loch in der Seite. Das würde allerdings „Luft“ erfordern und da die Roboter nicht atmen, ist Luft wohl eher nicht vorhanden. Der Kanal ist aber auch dafür bekannt, dass er Fehler künstlich erzeugt.
Hot Rod wird wichtig, das ist früh klar. Denn als Optimus die Matrix weiterreichen will, fällt sie ihm aus der Hand und wird von eben diesem Jungspund aufgefangen. Dies wird mit gleißenden Effekten untermalt. Nicht gerade sehr subtil. Und so machen wir uns auf eine Reise quer durch das All, wo wir allerhand fremde Spezies treffen, die allesamt Maschinen sind. Die Quintessons mit ihren Sharkticons, die Junkions und auch die Bewohner von Lithone, dem Planeten, der zu Beginn des Filmes von Unicron verschlungen wurde.
Wir sollten nicht vergessen – dies ist ein Kinofilm. Zuschauer haben extra Geld dafür ausgegeben und bekommen nur eine lange Episode der Trickserie, die obendrein noch etliche Figuren auslöscht, die vorher etabliert wurden. Er ist qualitativ nicht höherwertiger als die Serie selbst, setzt die Serie als bekannt voraus und ist zwingend nötig, um die weitere Handlung der Serie zu verfolgen. Die Story ist prinzipiell nicht schlecht, aber eben nicht eines Kinofilmes würdig.
Es gab wirklich eine Menge neuer Charaktere in diesem Film, aber manche wurden gar nicht produziert. Wie Unicron und Arcee, die weibliche Autobot. Ja, ganz genau. Ein weiblicher Roboter mit Brüsten. Ich kann ja verstehen, dass man weibliche Stimmen einbaut, denn bisher waren die Transformers komplett männlich eingesprochen, aber muss man Arcee quasi zur Quotenfrau machen und ihr so weibliche Attribute geben? Sie hat nämlich nicht nur Brüste, sondern auch geschminkte Lippen. Klingt abstrus, oder?
Synchronisation
Das A und O einer Trickserie sind die Sprecher, denn diese müssen mit ihrer Stimme schauspielern. Und wir haben hier wirklich ein paar echt große Namen auf der Liste. Orson Welles spricht zum Beispiel Unicorn, in seiner letzten Arbeit vor seinem Tod. Falls bei dem Namen nichts klingelt, was ich bezweifele – das ist der Produzent, der mit einem Hörspiel die USA in eine UFO-Panik gestürzt hat. Ach ja, Citizen Kane ist auch von ihm und er hatte auch einige Auftritte als Schauspieler. Und er reißt den Charakter wirklich an sich und liefert eine Performance ab, die dem Charakter absolut gerecht wird. Megatron wird von Frank Welker gesprochen, der ihn auch in der Trickserie sprach und ansonsten in so ziemlich jedem großen 80er Cartoon dabei war. Galvatron hingegen wird von Leonard „Spock“ Nimoy gesprochen, leider aber nur in diesem Film, Welker übernimmt die weiteren Auftritte von ihm. Ebenso ist Peter Cullen als Optimus Prime mit dabei, der ihn auch so ziemlich sonst überall gesprochen hat und zum Beispiel auch Nemesis in Saber Rider and the Star Sheriffs seine Stimme lieh. Darüber hinaus ist auch er in etlichen anderen Serien zu hören, wie Duck Tales, Visionaries, Brave Starr, Turtles – man kam als Kind der 80er und 90er quasi nicht an ihm vorbei.
Die von RTLplus angefertigte Synchronisation galt beim DVD-Release als verschollen, deswegen wurde eine neue Fassung erstellt, die TV-Synchro war allerdings nicht unter Transformers abgelegt. Es ist allerdings unklar, ob diese Version immer noch existiert. Im Deutschen haben wir leider für Megatron und Galvatron den gleichen Sprecher bekommen und zwar in beiden Fassungen, was aber der eher unmotiviert klingenden deutschen (DVD) Version keinen Abbruch tut. Das kann daran liegen, dass die DVD-Version von nur drei Sprechern plus dem Erzähler Michael Deckner eingesprochen wurde, während die TV-Fassung zwar auch Dubletten enthält, die sich aber auf Nebencharaktere beschränken. Klingt der Dialog zwischen Unicron und Megatron im Original noch episch, ist er in der deutschen Version eben nur lustlos. Schade, denn es ist die Version, die wir präsent haben.
Dafür entschädigt in allen Versionen der Soundtrack. Das Opening Theme wurde von der Band Lion eingespielt und ist eine Variation des Trickserien-Intros. Stan Bush steuerte zwei Songs bei (Er schrieb auch einen Song für Bloodsport, Fight to Survive) und Vince DiCola sorgte für die Hintergrundmusik. Sogar Weird Al Yankovic ist mit Dare to be Stupid zu hören. Der komplette Soundtrack ist auf einer Einzel-CD und einer Doppel-CD erschienen.
Veröffentlichungen
In Deutschland existieren zwei DVD-Fassungen, die sich inhaltlich nicht unterscheiden. Lediglich das Cover wurde bei der zweiten Version verändert. Neben dem Film gibt es Trailer und eine Slideshow und die englische Fassung wird als Special Bonus beworben. Dafür gibt es im Ausland auch BluRays und sogar 4K-UHDs, die vor Inhalt nur so strotzen. Deleted Scenes, Audiokommentare, Steelbook – eigentlich alles, was man von einer normalen VÖ erwartet. In Deutschland haben wir leider nicht das Glück und die Discs sind leider nicht die günstigsten.
Fazit
Wie viele „Filme zu großen Franchises“ macht auch dieser einige Fehler. Der Nostalgietrip ist heute aber immer noch gelungen, wenn man eine gescheite Version ergattern konnte. Der Soundtrack kickt richtig gut rein und ist eines der Highlights des Films. Hauptkritikpunkt bleiben die Unverständlichkeit, wenn man die Serie nicht gesehen hat, und die fehlende Motivation des Hauptgegners Unicron. Hat man die deutsche DVD, ist auch noch die lustlose Synchro zu bemängeln. Aber wie gesagt: Für die Nostalgie ist dies immer noch ein Mega-Fest. Wird Zeit für eine deutsche BluRay mit beiden deutschen Tonspuren.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Soundtrack
- Galvatron & Unicron
Negativ
- Etliche bekannte Charaktere sterben
- Handlung ist in die Länge gezogen
- Deutsche Fassung schlecht synchronisiert
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