Die Rache ist kein berauschendes Kinoabenteuer.
Die Rückkehr alter Bekannter
Da der 2007er Transformers-Film ein riesiger Erfolg war, war klar, dass es dazu ein Sequel geben würde. Und von Anfang an stand fest, dass Michael Bay, der ja bereits im ersten Teil die Regie führte, auch im zweiten Teil hinter der Kamera stehen würde. Denn, so der Regisseur, es war ja sein Baby, und er wollte nicht, dass sich jemand anderes darum kümmert.
Doch die Produktionsphase für diesen Nachfolger sollte nicht frei von Komplikationen sein. Das lag vor allem daran, dass in der Zeit Streiks sowohl von den Drehbuchautoren als auch von den Regisseuren drohte. Was zur Konsequenz hatte, dass Michael Bay 2007 bereits erste Storyboard-Entwürfe anfertigte, damit die Animateure während der potentiellen Streiks zu tun hatten. Und auch wenn die Filmemacher am Ende nicht streikten, legten dafür die Skriptautoren die Arbeit nieder, was seine eigenen Probleme mit sich brachte.
Zunächst einmal versuchte Paramount vorab, wieder Roberto Orci und Alex Kurtzman davon zu überzeugen, das Drehbuch für die Transformers: Die Rache genannte Fortsetzung zu verfassen. Doch die beiden lehnten zunächst wegen Schedulekonflikten ab, ehe sie schließlich trotzdem überzeugt werden konnten, zurückzukehren, u. a. da Paramount alle Alternativen zu den zweien nicht gefielen.
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Mit zu dem Duo gesellte sich dieses Mal der Drehbuchautor und Produzent Ehren Kruger, der die Macher durch sein Wissen von der Transformers-Lore überzeugen konnte. Das Trio erhielt insgesamt 8 Millionen Dollar, konnte allerdings zunächst kein fertiges Skript vorlegen, da der Drehbuchautorenstreik anfing. Stattdessen verfassten sie ein ausführliches Treatment, welches Regisseur Michael Bay zu einem Skriptment ausbaute, und so mehr Humor, mehr Action und mehr Charaktere einbaute. Als dann der Streik vorbei war, schlossen sich die Drehbuchautoren für zwei Monate in einem Hotel ein und erstellten das finale Skript.
Das Thema von Die Rache sollte sein, dass man sich von zu Hause entfernt befinden würde, da beispielsweise die Autobots überlegten, zurück nach Cybertron zu gehen, während Sam Witwicky aufs College ging. Der Tonfall sollte humoriger werden, während der Film gleichzeitig insgesamt düsterer werden sollte. Am Ende gab es noch ein paar Änderungswünsche, da zum einen General Motors den Chevrolet Volt bewerben und zum anderen das US Militär ihre Railgun präsentieren wollte.
Gedreht wurde fast auf der gesamten Welt, wobei der Endkampf in Ägypten gefilmt wurde. Die Dreharbeiten dort wurden streng geheimgehalten. Nur wenige Personen waren involviert. Die Dreherlaubnis dafür erhielt die Produktion, als Michael Bay Kontakt mit dem ägyptischen Vorzeigeägyptologen Zahi Hawass aufnahm.
Noch mehr alte Bekannte, die zurückkehren
Es kehrten viele bekannte Gesichter und Stimmen in „Die Rache“ zurück. Shia LeBeouf, Megan Fox, Josh Duhamel, Tyrese Gibson, John Turturro, Kevin Dunn und Julie White nahmen wieder ihre Rollen auf. Peter Cullen, Hugo Weaving, Mark Ryan, Jess Harnell, Robert Foxworth, Charlie Adler und Frank Welker verliehen den Transformers erneut ihre jeweilige Stimme. Neu hinzu kamen Ramon Rodriguez als Sam Witwickys nerviger Mitbewohner Leo Spitz, Isabell Lucas als die mysteriöse Alice sowie John Benjamin Hickey als Sicherheitsberater des Präsidenten Theodore Galloway. Tony Todd sprach The Fallen, eine wichtige Figur des Films, derweil man André Sogliuzzo als Sideswipe, Tom Kenny als Wheelie und Skids sowie Reno Wilson als Mudflap hören konnte.
Nach den Ereignissen von Transformers arbeiten die Autobots gemeinsam mit dem US-Militär zusammen und haben die NEST-Einheit gegründet. Gemeinsam jagen sie die Decepticons und bringen diese nach und nach zur Strecke. Das gefällt nicht jedem. Vor allem der Sicherheitsberater des US-Präsidenten Theodore Galloway ist unzufrieden, vor allem deswegen, weil die intelligenten Roboter nicht bereit sind, ihre Geheimnisse mit den Vereinigten Staaten zu teilen.
Derweil verändert sich das Leben von Sam Witwicky. Er geht jetzt aufs College. Doch zuvor lädt ein Splitter des Allsparks Cybertronisches Wissen in sein Gehirn hoch, was dazu führt, dass er immer wieder Anfälle hat, in denen er geheimnisvolle Symbole hinkritzelt. Ein wiedergeborener Megatron, dieses Mal im Dienste des Fallen, dem Urahn der Decepticons, hofft, dass diese Schrift ihn und seine Leute zu einer großen Energonquelle führt. Und die will er haben, koste es, was es wolle.
Charakterzeichnung nicht vorhanden
Der erste Transformers-Film war Mittelmaß. Nicht schlecht, aber eben auch nicht gut. Er hatte seine Schwächen, vor allem, was den Humor anging, der manchmal ziemlich pubertär war. Das Versprechen von Regisseur Michael Bay und den Drehbuchautoren in der Fortsetzung Die Rache mehr auf die Charaktere einzugehen, ließ hoffen. Aber andererseits sollte auch mehr Action und Humor eingebaut werden. Ob das alles überhaupt funktionieren kann?
Kann es nicht. Vor allem was die Figuren angeht, hat die Fortsetzung im Vergleich zum Vorgängerfilm, der ja in Sachen Figurenzeichnung ohnehin nicht gerade preisverdächtig war, massiv nachgelassen. Anscheinend sind die Verantwortlichen der Meinung gewesen, dass nahezu alle wichtigen neuen Charaktere auch gleichzeitig als Comedy Relief dienen müssen. Was allerdings vorne und hinten nicht funktioniert.
Denn neue Transformers wie Mudflap, Wheelie oder Jetfire gehen einem in Die Rache schon nach kurzer Zeit auf die Nerven. Vor allem die Zwillinge Mudflap und Skids, die bewusst tumb dargestellt werden und die sich jederzeit in die Wolle kriegen, sind in Sachen Persönlichkeiten wahrlich keine Glanzstücke. Im Gegenteil: Jedes Mal, wenn sie auftauchen und ihre üblichen Gags abspulen, hat man das Gefühl, das jede einzelne Gehirnzelle nach und nach wegstirbt.
Wenn die wichtigen Charaktere zu Randfiguren verkommen
Das Problem ist, dass diese neuen Figuren so prominent eingeführt werden, dass die alten, zumindest die, die den ersten Film überlebt haben, zu Randfiguren verkommen. Ratchet, Ironhide und Bumblebee sind bestenfalls AAA-Stichwortgeber und dürfen sich ab und an mit den Decepticons prügeln. Nur Optimus Prime erhält etwas mehr Profil, was jedoch über den Status als nobler Anführer, der jederzeit große Reden schwingen kann, nicht hinausgeht. Und bei den Decepticons ist es noch schlimmer. Da wird mit großem Tamtam Megaron wiederbelebt, und was ist? Für den Rest des Films spielt er keine große Rolle. Weder wird seine Beziehung zu Starscream großartig ausgebaut, noch die zu seinem Master, The Fallen. Der übrigens bis auf die Info, dass er der große Schurke dieses Films ist, auch nicht sonderlich viel Profil bekommen hat.
Immerhin wurde dieses Mal fast komplett auf den pubertären Humor des ersten Films verzichtet. Trotzdem rettet das Die Rache nicht davor, eine nahezu Komplettkatastrophe zu werden.
Bei den Menschen sieht es nicht besser aus. Zwar gibt es hier etwas mehr Charakterisierungen. Doch auch in diesem Fall ist es wie mit den Transformers: Sie verkommen zu Randfiguren. Sam Witwicky hat noch am meisten Profil, alle anderen allerdings, darunter die von Megan Fox „dargestellte“ Mikaela Banes, sind bestenfalls Stichwortgeber, die von der Action herumgetrieben werden. Oder sie sind, wie Ramon Rodriguez’ Figur, nerviger Comedy Relief.
Ein schlechterer Werbefilm
Problematisch ist in Die Rache auch die Darstellung, dass wenn du Teil des Militärs bist, du automatisch zu den Guten gehörst. Derweil du, wenn du Zivilist und Bürokrat bist, bestenfalls eine Nervensäge bist und von Tuten und Blasen keine Ahnung hast. Dadurch und auch durch die zahlreichen Actionszenen, in denen die US-Soldaten prominent präsentiert werden, verkommt dieser Kinofilm noch mehr als sonst zu einem puren Werbefilm für die US-Armee.
Allerdings wird nicht nur für das glorreiche Militär penetrant geworben, sondern auch für alle anderen Unterstützer in Form von prominent platzierten Autos und Motorrädern, bei denen deutlich das jeweilige Logo gut in Szene gesetzt wird. Bereits der allererste Transformers-Film war stellenweise ein riesiger Werbefilm. Doch dieses Mal wird das alles getoppt.
Es ist einfach so, dass der Film darunter leidet, dass er alles sein will. Er will die Fans noch mehr ansprechen (wirklich?), er will familienfreundlicher sein, er will düsterer sein, er will mehr Humor haben, mehr Action, mehr Charakter und gleichzeitig die US-Firmen und das Militär zufriedenstellen. Und Die Rache schafft es nicht, alles unter einen Hut zu kriegen, so dass am Ende alles darunter leidet.
Jemand ist tot? Egal.
So sterben natürlich jede Menge Roboter, doch die meiste Zeit reagiert man nur mit einem Achselzucken darauf. Und die wenigen Male, bei denen jemand Wichtiges stirbt, wird dies so bescheuert präsentiert, dass der Tod der jeweiligen Figur jegliche Wirkung verliert. Sie ist tot und die Action geht weiter, bis in einer übertrieben melodramatischen Szene ihr vorzeitiges Ableben beklagt wird und sie dann vergessen wird, ehe man sich für eine Wiederbelebungsszene wieder an sie erinnert.
Es ist nun nicht so, als ob Die Rache keine Ideen hat. Doch am Ende sind zwar viele interessante Ansätze vorhanden, die allerdings in diesem Mehr an Mehr völlig untergehen. Darunter auch Figuren, über die man gerne mehr erfahren hätte, wie zum Beispiel Arcee, ein Charakter, den vor allem Fans des Franchise gut kennen. Sie taucht auf, hat ein paar Zeilen und darf dann im Finale sterben, ohne auch nur ansatzweise charakterisiert zu werden.
Ebenso gibt es immer wieder Momente, in denen klar wird, dass die Story des Films von bestimmten Szenen aus gedacht wurde und der Plot entsprechend hingebogen wurde. Etwa, dass eine wichtige Figur sich allein den überzähligen Decepticons stellt, und seine Kameraden zu spät auftauchen. Wieso dem so ist? Wird nicht geklärt.
Moment, wo kommt das auf einmal her?
Bestimmte Szenenwechsel in Die Rache hauen auch nicht ganz hin. Da fahren die menschlichen Helden im finalen Akt durch eine Wüste, nur um auf einmal auf einer befahrenen Straße unterwegs zu sein, die vorher nicht gezeigt wurde. Oder dass sie auf einmal in einer verlassenen Stadt sind, die zufälligerweise in der Nähe der Pyramiden ist.
Haut denn die Action hin? Auch hier hakt es. Es gibt zwar gute Szenen, die durchaus spektakulär wirken. Doch von der völlig unnötigen Wackelkamera mal abgesehen, die leider damals immer noch Standard war, merkt man in vielen Szenen, dass sehr auf Computereffekte gesetzt wurde. Und die sind stellenweise sehr schlecht gealtert.
Transformers: Die Rache ist im Vergleich zum ersten Film ein völliger Absturz. Es war vielleicht doch keine so gute Idee, ein Mehr an Mehr zu haben. Trotzdem kamen die Leute in die Kinos und haben ihn sich angeguckt. Mit dem Ergebnis, dass zwei Jahre später Transformers 3 herauskam.
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