Mit Lieber Freund … werden die ersten Weichen fürs Season-Finale der The Witcher-Reihe gestellt.
Wieder vollgepackt
Geralt (Henry Cavill) und Ciri (Freya Allan) haben Kaer Morhen verlassen. Nachdem sie unterwegs einen Chernobog erledigt und dabei ihr Pferd Plötze verloren haben, erreichen sie den Tempel der Melitele. Dort hofft der Hexer, dass sein Überraschungskind lernt, ihre Magie zu kontrollieren.
Während sie fort sind, greift der Magier Rience (Chris Fulton) Kaer Morhen an, derweil Istredd (Royce Pierreson) Ciris Herkunft recherchiert. In Niflgaard wird das erste Elfenbaby seit Ewigkeiten geboren. Und Triss Merigold (Anna Shaffer) muss entscheiden, wem ihre Loyalität gilt.
Wie üblich ist Lieber Freund … eine vollgepackte The Witcher-Folge. Es geschieht hier viel, derweil man gleichzeitig das Gefühl hat, dass hier die ersten Weichen fürs Staffelfinale gestellt werden. Schließlich dauert die momentane Season nur noch zwei Episoden, die aktuelle, die Gegenstand dieser Rezi ist, nicht mitgerechnet.
Es geht voran
Dabei verlässt Ciri endlich nach fünf Folgen Kaer Morhen, womit die Serie sich wieder mehr der Romanvorlage Das Erbe der Elfen annähert. In der wurde ja ebenfalls beschrieben, dass die ehemalige Prinzessin in den Tempel der Melitele kommt, wobei in den Büchern der Zeitraum, in dem sie sich dort befindet, länger dauert und sie dort auch mehr allgemeine Bildung erhält. Aber über diesen Adaptionsunterschied kann man hinwegsehen.
Was Lieber Freund … leistet, ist, dass es die Beziehung zwischen Geralt und Ciri auf ein neues Niveau stellt. Zu Beginn der Folge macht Cirilla deutlich, dass sie von der Entscheidung ihres väterlichen Mentors, ihr das Mutagen zu verweigern, alles andere als begeistert ist. Doch dann ändert sich ihre Stimmung, als sie im Tempel der Melitele ankommen und sie erfährt, dass sie dort Magie lernen soll. Was ihr wieder eine Motivation, ein Ziel gibt, weil sie so etwas lernt, mit dem sie eigenständig sein kann, sich selber wehren kann.
Sehr schön ist dabei ihre Interaktion mit der Leiterin des Tempels, Nenneke. Man lernt hier eine warmherzige Person kennen, die sich um die kümmert, die ihr anvertraut werden. Und die es scheinbar problemlos schafft, dass die Leute ihr vertrauen.
Problembehaftet
Bei den anderen Plots sticht vor allem der um Istredd hervor. Hier wird wieder auf die Romane zurückgegriffen, wobei es hier zu Unterschieden kommt. Denn in den Büchern war es nicht der Magier, der die Informationsbesorger aufsuchte, sondern Geralt selbst. Was jedoch nichts an dem Sinn und Zweck dieses Plots ändert, nämlich, dass man mehr Infos über Herkunft und Bedeutung von Ciri erhält.
Allerdings ist Lieber Freund … nicht ohne Probleme. Denn so nett die Folge auch ist: Es macht sich hier das Gefühl breit, dass die Macher ein Pacingproblem haben, was sich dann spätestens in den nächsten beiden Episoden bemerkbar machen dürfte.
Denn aktuell tritt vor allem der Elfenplot gefühlt auf der Stelle. So schön und nett es auch ist, zu sehen, wie die Elfen sich in Niflgaard einleben, so sehr würde man sich wünschen, dass endlich etwas geschieht, damit dieser Handlungsfaden einen Sinn und Zweck erhält. Es deutet sich zwar am Ende mit der Geburt des Elfenkindes an, dass da was kommen könnte. Aber angesichts der Tatsache, dass da eben nur noch zwei Folgen sind, wird die verbleibende Zeit knapp.
Es fehlt an einer emotionalen Bindung
Ein weiteres Problem, das Lieber Freund … hat, ist etwas, das auch in den letzten Folgen immer wieder aufkam. Nämlich die Tatsache, dass Personen einfach so an einem komplett unterschiedlichen Ort auftauchen, ohne dass gezeigt wird, wie sie dahin gekommen sind. Das wird besonders bei dem Auftauchen von Rience in Kaer Morhen deutlich.
Er ist auf einmal da, greift Vesemir an und wird von Triss vertrieben. Doch wie er dort hingekommen oder von dort geflohen ist, das ist vollkommen unklar. Vermutlich via Teleportation, aber wie ist es möglich, dass sich Magier einfach so in Kaer Morhen reinteleportieren können? War er überhaupt schon mal an diesem Ort? Denn Triss Merigold musste ja richtig anreisen und hat sich nicht direkt dorthin transportiert.
Auch wirkt der Start von Lieber Freund … vollkommen unmotiviert. Geralt und Ciri sind unterwegs, werden von einem Chernobog angegriffen, erledigen ihn, Plötze stirbt und dann geht es weiter. Problem ist, dass man hier keine Gefühle verspürt. Der Tod von Geralts Reittier wird von dem Hexer nach den Ereignissen nicht wieder angesprochen. Man hat das Gefühl, dass es einfach nur so geschieht, weil es geschehen muss. Hier rächt es sich übrigens, dass man in dieser Staffel bis auf die erste und die vorliegende Folge nie gesehen hat, wie die Protagonisten wirklich reitend von Ort zu Ort reisen. Wodurch die emotionale Verbindung zu Plötze nicht vorhanden ist und ihr Ableben einen nur für den Moment traurig macht.
Lieber Freund … ist eine Folge, bei der einige aktuelle Probleme der The Witcher-Serie offen zu Tage treten. Weshalb die Vorfreude auf die letzten beiden Episoden auch eher gedämpft ausfällt.
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Wertung
WertungPositiv
- Nähert sich wieder der Romanvorlage an
- Plot von Istredd
Negativ
- Probleme treten zu Tage
- Leute tauchen einfach so an verschiedenen Orten auf, ohne großartige Erklärung, wie sie dorthin gekommen sind
- Emotionale Bindung zu Plötze nicht vorhanden
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