Mit Redanische Spionage wird wieder an die Romanvorlage der The Witcher-Serie angeknüpft.
Endlich wieder eine Romanvorlage
Triss Merigold (Anna Shaffer) kommt nach Kaer Morhen, um dort Ciri (Freya Allan) in Magie auszubilden. Doch ehe sie überhaupt damit anfangen kann, untersucht sie, was mit dem Waldschrat und der mysteriösen Kreatur los ist, die Ciri das letzte Mal überfallen hat. Dabei kommt sie etwas auf die Spur, was mit der ehemaligen Prinzessin in Verbindung steht.
Yennefer (Anya Chalotra) gelangt auf ihrer Flucht nach Oxenfurt, wo gerade ein Pogrom stattfindet. Alle Elfen werden zusammengetrieben, festgenommen und weggeführt. Sie werden der Spionage verdächtigt. Die einzige Möglichkeit, der Situation zu entkommen, ist zu fliehen. Wobei ihr ein alter Bekannter helfen kann.
Nachdem die letzten beiden Folgen ja, wie in den jeweiligen Kritiken schon angemerkt, eher eine narrative Lücke schlossen, als sich an den Romanen zu orientieren, ist dies mit Redanische Spionage anders. Endlich dient wieder ein Buch als Vorlage. Genauer gesagt handelt es sich dabei um den Beginn von Das Erbe der Elfen.
Es zwischenmenschelt
Da wie dort kommt Triss Merigold nach Kaer Morhen. Und ihre Ankunft bedeutet eine ganze Reihe an Veränderungen, nicht für die Hexer, die das Schloss bewohnen, sondern auch für Ciri selbst. Es wird hier wunderbar gezeigt, wie sehr sich die Zauberin dafür stark macht, dass man der Prinzessin ein paar Möglichkeiten gibt, sich wie eine Frau zu fühlen. Was die beginnende Freundschaft zwischen den beiden natürlich verstärkt.
Interessant ist dabei ebenfalls, dass sie sich von Geralt (Henry Cavill) für eine Nacht mehr wünscht, als nur eine Freundschaft. Das hat man in dieser Form in dem Roman nicht gelesen, passt aber zu der Darstellung ihrer Beziehung allgemein, die man am besten mit einem „es ist kompliziert“ zusammenfassen kann. In jedem Fall zeigt Redanische Spionage, dass der Hexer ihrem Wunsch nicht nachgeben möchte.
Es gibt hier also jede Menge zwischenmenschliche Momente, ehe dann gegen Ende der Folge die Serie sich wieder dem Gesamthandlungsfortschritt zuwendet. So erfährt man, wieso der Waldschrat und die andere Kreatur sich so verhielten und welche Rolle Ciri dabei spielt. Hier wird auf den Beginn der Fernsehserie zurückgegriffen, auf Ciris Flucht aus Cintra. In jedem Fall wird dadurch Spannung für die kommenden Folgen geschürt.
Eher unpassend
Dabei ist die Charakterisierung der Figuren überwiegend hervorragend. Es wird Ciris unbedingter Wille gezeigt, sich zu behaupten, auch wenn sie hierbei wiederholt Schmerzen erleidet. Triss hingegen ist gefühlt die erste Magierin, die anscheinend ohne Hintergedanken agiert. Und über ihre Interaktionen mit Geralt und Vesemir (Kim Bodnia) in Redanische Spionage muss man keine Worte verlieren, die sind großartig.
Doch dann wurden gegen Ende dieser Handlung einige Szenen eingebaut, die forciert wirken, und die man als Leser der Romanvorlage auch nicht kennt. Denn Vesemir macht eine Entdeckung bezüglich Ciri, die in ihm Hoffnung für die Zukunft der Hexer erweckt. Nur, dass diese Momente in der Folge merkwürdig unmotiviert und daher unpassend wirken.
Natürlich vergisst Redanische Spionage auch Yennefer nicht. Sie und Cahir sind immer noch auf der Flucht und gelangen nach Oxenfurt. Dieser Part der Folge ist insofern interessant, als dass man sieht, wie die niflgaardische Aktion, Elfen willkommen zu heißen, zu Gegenreaktionen der anderen Königreiche führt. Mit fürchterlichen Konsequenzen für dieses andere Volk.
Plötzlich mutig
Dabei bietet der Plot nicht nur nachdenklich bis schreckliche Momente, sondern auch heitere und gelungene. So gibt es hier ein Wiedersehen mit Rittersporn (Joey Batey), dem Barden und Freund von Geralt. Er gibt bei seinem ersten Auftritt nach langer Zeit erstmal gleich wieder ein Liedchen zum Besten, das sich in die Gehörgänge des Zuschauers fressen wird.
Doch dann gibt es eine überraschende Enthüllung, die zeigt, welchen Einfluss Geralt auf seine Umgebung hat. Denn Rittersporn, der bei seinen bisherigen Auftritten eben nicht durch Heldenmut glänzte, beweist auf ein Mal in Redanische Spionage, dass er zu mutigen und lobenswerten Taten in der Lage ist, indem er den in Not geratenen Elfen hilft, außer Landes zu gelangen. Und das ohne Hintergedanken. Dabei wird sein Auftritt auch für einige komische Momente genutzt, die in dieser doch nachdenklichen Atmosphäre für ein wenig Aufheiterung sorgen. Vor allem seine Interaktion mit Yennefer ist grandios.
Und trotzdem hat auch diese Handlungsebene einen schwachen Moment. Denn die Szene, in der Yennefer mit ein paar anderen Flüchtlingen in der Kanalisation unterwegs ist, ist doch sehr vorhersagbar geworden. Man kann genau vorhersehen, was als nächstes geschehen wird, bzw. wer jetzt sterben wird. Das ist bei dieser Serie, die solch klischeehaften Handlungen vermeidet, enttäuschend.
Vorbereitungsarbeit
Eine kleine Seitenhandlung handelt davon, wie König Vizimir von anderen Personen dahingehend manipuliert wird, das Königreich Cintra für sich zu beanspruchen. Der Plot ist ganz nett, dient aber auch eher dazu, dass hier etwas für die kommenden Episoden vorbereitet wird.
Am Ende ist Redanische Spionage wieder eine gute Folge, wenn auch mit Mankos behaftet.
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