In Seltene Arten tun Charaktere merkwürdige Dinge.

Nahe an der Vorlage

Geralt und Rittersporn werden von dem Edelmann Borch Drei Dohlen eingeladen, sich ihm und einer größeren Gruppe anzuschließen, um einen Drachen zu jagen. Da zu der Gruppierung auch Yennefer zählt, schließt der Hexer sich der Gemeinschaft an. Doch in dieser ziehen nicht alle an einem Strang. Ein reisender Ritter will für sein Königreich das Ungetüm töten, unterstützt von der Zauberin. Einige Reavers stiften Unruhe, derweil es ebenso Zwerge gibt, die einzig und allein an einem Heilmittel interessiert sind, welches sie erbeuten wollen. Schon bald treten die Spannungen offensichtlich zu Tage, als dem Ritter beim Scheißen die Kehle durchgeschnitten wird. Und es ist nicht der einzige Tod, der bei der Jagd geschieht.

Ciri reist mit dem Magier Mäusesack und dem Elfen Eithnè durch die Gegend. Doch dann entlarvt die Prinzessin den Magus als einen Doppler, der sie daraufhin nach einer Verfolgungsjagd einfängt und fesselt. Als jedoch der Ritter Cahir eingreift, der Ciri schon seit dem Untergang ihrer Heimat verfolgt, wird die Situation komplex.

Die Episode Seltene Arten basiert überwiegend auf der Kurzgeschichte Die Grenze des Möglichen aus dem zweiten Band der Geralt-Saga, Das Schwert der Vorsehung. Dabei wird sich für The Witcher-Verhältnisse sehr nahe an der Vorlage gehalten. Es gibt zwar hier und da ein paar kleinere Unterschiede, was vor allem die Entwicklung des Plots angeht, doch im Großen und Ganzen wird das Geschehen so übernommen, wie man es auch aus den Büchern kennt.

Es wirkt forciert

Dabei liegt der Fokus der Handlung hauptsächlich auf der Darstellung der Gruppierung und ihren jeweiligen Teilnehmern, die alle unterschiedliche Motive für ihre Jagdteilnahme haben. Geralt schließt sich der Gemeinschaft nur wegen Yennefer an, die sich ihrerseits ein Heilmittel gegen ihre Unfruchtbarkeit erhofft. Die Zwerge sind auch auf der Suche nach einem Heilmittel für ihren König, derweil der Leiter der ganzen Gruppe Borsch Drei Dohlen derjenige ist, dessen Motive am längsten im Unklaren liegen.

Natürlich kommt es während der Jagd in Seltene Arten zu diversen Vorfällen. Ein Charme dieser Folge ist eben, wie die Gruppierung beginnt, schnell auseinanderzufallen und die jeweiligen Mitglieder ihre eigenen Interessen verfolgen. Dass dabei vor allem die skrupellosen Reaver über Leichen gehen, nimmt man als gegeben hin. Immerhin wurde das Opfer, der Ritter, vorher als naiver Unsympath dargestellt, der sich mutiger gab, als er in Wahrheit war.

Doch ebenso wird die Beziehung zwischen Yennefer und Geralt thematisiert. Und hier rächt sich die Erzählweise der Serie. Denn laut der Story sind zwischen dieser Episode und der Aufgestaute Begehren-Folge mehrere Jahre vergangen, in denen sich die beiden immer mal wieder begegnet sind. Das realisiert man jedoch nur als Leser der Romane. In der Serie wird dies nur angedeutet, weshalb die Entwicklung der Beziehung hier nicht so recht Sinn ergibt. Man hat mehr das Gefühl, dass hier versucht wurde, am Ende der Folge dafür zu sorgen, dass die Figuren sich beziehungstechnisch in einer bestimmten Lage befinden, damit das kommende Staffelfinale eingeleitet werden kann. Wie dies bewerkstelligt wird, wirkt einfach forciert und nicht logisch.

Es entwickelt sich nur langsam weiter

Was auch für Geralts Verhalten gegen Ende der Folge gilt. Hier hat man ebenfalls das Gefühl, dass diese Episode vom Ende her geschrieben wurde und die Charakterentwicklung dementsprechend angepasst wurde, anstatt dass sie sich organisch entwickeln kann. Denn sonst würde das Verhalten des Hexers unlogisch wirken.

Immerhin kann ansonsten die Charakterisierung der anderen Figuren gefallen. Rittersporn ist einmal mehr für den Comic Relief verantwortlich, da er als Schürzenjäger allem hinterherjagt, was ihm gefällt. Und selbst ein eindeutiges Nein hindert ihn nicht daran, sein Glück weiter zu versuchen. Ebenso ist die Überraschung gelungen, wer Borch Drei Dohlen in Wahrheit ist, weshalb seine Vorgehensweise und seine Motive am Ende in einem anderen Licht erscheinen.

Natürlich gibt es in dieser Folge auch noch die Ciri-Handlung. Doch die tritt größtenteils auf der Stelle. Sie selbst entwickelt sich in Seltene Arten kaum weiter. Was jedoch nicht für ihre Gegenspieler gilt, eben den Doppler und Cahir. Aber so langsam muss hier mehr Fortschritt passieren. Denn während sich die Handlungsebene von Geralt und Yennefer seit Aufgestaute Begehren enorm weiterentwickelt hat, bewegt sich die der Prinzessin gefühlt seit Ewigkeiten nur in Tippelschritten vorwärts. Und das geht einfach nicht mehr. Hier muss sich das Handlungstempo endlich erhöhen, hier muss endlich etwas passieren. Denn momentan ist dieser Handlungsfaden der große Schwachpunkt der The Witcher-Serie.

Seltene Arten, Rare Species, ist eine durchschnittliche Folge, die unter fragwürdigen Entscheidungen von Figuren sowie dem nur langsamen Weiterentwickeln des Ciri-Plots leidet.

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