24 Stunden herrscht der blanke Horror.
Wenn die Wahrheit der blanke Horror ist
John Dee (David Thewlis) geht, nach dem er Morpheus seines Rubins beraubt hat, in ein Schnellrestaurant. Zunächst hält er sich zurück, beobachtet die Leute. Er sieht, wie sie miteinander reden und wie sie ihre geheimsten Wünsche zurückhalten.
Und dann wird er aktiv. Mit Hilfe des Rubins beeinflusst er die Gäste und die Mitarbeiter. Er zwingt sie dazu, stets die Wahrheit zu sagen. Und steigert sich immer mehr und mehr in sein Vorhaben rein, ihnen so eine neue Welt zu schenken. Er scheint unaufhaltsam.
Die Teaser-Aussage, dass in 24 Stunden der blanke Horror herrscht, ist nicht gelogen. In der Tat ist dies eine Folge, in deren Verlauf man als Zuschauer schwer zu kämpfen hat. Schon allein deswegen, weil die Macher sich nahe an den Comics halten und so die langsame, aber stetige Eskalation in die Fernsehadaption rüberbringen.
Kein offensichtliches Interesse
In den Comics ist es natürlich kein John Dee, sondern ein bekannter Superschurke mit dem Namen Doctor Destiny. Doch da das DC-Universum im Laufe der Sandman-Serie schon bald keine Rolle mehr spielte, beziehungsweise es sogar schwierig geworden wäre, die entsprechenden Lizenzen zu kriegen, wurde die Geschichte in der Adaption umgeändert. Aus Doctor Destiny, der aus dem Arkham Asylum geflohen ist, wurde John Dee, der Sohn des Mannes, der den Sandman einst einsperrte.
Und der wird in 24 Stunden wunderbar von David Thewlis zum Leben gebracht. Er stellt die Figur als jemand dar, der alles interessiert beobachtet, dieses Interesse jedoch nie offensichtlich präsentiert. Stattdessen wirkt er die meiste Zeit, als ob er gerade frisch erwacht ist, was ja im Prinzip sogar stimmt.
Dabei kann man in dieser Episode beobachten, wie sich die Figur immer mehr und mehr in eine Art Wahn hineinsteigert. Wie er die anderen Gäste als Versuchsobjekte ansieht und missbraucht. Und wie er seine Kontrolle über sie im Laufe der Zeit verstärkt.
Keine Hilfe in Sicht
24 Stunden ist wahrhaft keine leichte Kost. Einfach, weil es krank macht, wenn man all dies sieht. Wenn man sieht, wie die Leute anfangen, nicht mehr zu lügen. Wie sie dazu gebracht werden, alle Hemmungen über Bord zu werfen. Und wie sie dann am Ende sich selber verstümmeln, töten oder Selbstmord begehen. Die ganze Zeit fragt man sich, wo Morpheus bleibt, wieso er nicht eingreift.
Dabei weiß man vom Ende von Hoffnung in der Hölle, dass John Dee den Sandman in einem Moment der Schwäche ausgeknockt hat. Und der Beginn von dieser Folge betont nochmal, dass der Herr der Träume erstmal keine Hilfe ist. Dass John Dee weiter agieren kann, ohne dass ihn jemand aufhält.
Man bekommt Mitleid mit den Gästen. Auch wenn 24 Stunden zeigt, dass einige von ihnen das nicht verdienen. Der Koch entpuppt sich als Pädophiler, derweil Judy Talbot enthüllt, dass ihre Freundin Rose deshalb vor ihr geflohen ist, weil sie sie geschlagen hat. Doch am Ende ist dies einem egal, einfach, weil man sieht, wie sie gequält werden, wie John Dee sie immer wieder daran hindert, das Restaurant zu verlassen, und wie sich ihre Unsicherheit über das, was geschieht, langsam in Horror verwandelt.
Brutal
Man wird als Zuschauer definitiv nicht geschont. Vor allem die letzten Momente sind brachial und brutal. Man sieht, wie sich Leute die Finger abhacken und wie sich Betty die Augen aussticht. All dies verdeutlich die Macht, die John Dee über diese Personen hat.
Deshalb ist es wie eine Art Erlösung, als endlich Dream auftaucht. Wobei auch hier klar gemacht wird, dass das Ende kein einfaches sein wird. Und in der Tat macht es John Dee Morpheus schwer, an das letzte Objekt seiner Macht zu kommen. Für einen Moment sieht es sogar so aus, als ob er den Herrn der Träume besiegen kann.
24 Stunden schließt den Handlungsbogen rund um die verlorene Macht von Sandman ab. Und bereits die letzten Augenblicke deuten darauf hin, worum es dann in den nächsten Episoden gehen wird. Man darf gespannt sein.
Warpskala
WarpskalaPositiv
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