Der Schlaf der Gerechten fehlt in der ersten Episode der Sandman-Serie.

Endlich verfilmt

Neil Gaiman ist heute ein Superstar. Seine Romane verkaufen sich hervorragend und dienen auch gerne als Grundlage für Filme und Serien wie American Gods. Dabei liegen die Wurzeln für den Erfolg des Autors in der Welt der bunten Bilder, genauer gesagt den Comics.

Dort wurde er nämlich zum Star, als er in den 1980er Jahren anfing, The Sandman zu schreiben. Der Name wurde damals bereits schon vorher von einigen DC-Figuren genutzt. Doch die Interpretation des britischen Autors war eine völlig andere. Seine Darstellung war die eines übernatürlichen Wesens, einer der sogenannten Ewigen (Endless im Englischen), das, nachdem es jahrelang gefangen war, seine Macht wieder aufbauen muss.

Neil Gaiman hatte schon immer vor, den Comic zu verfilmen. Wobei er allerdings viel Wert darauf legte, dass das Ergebnis auch seinen Vorstellungen entsprach. Weshalb er am Ende gemeinsam mit Allan Heinberg und David S. Goyer, alles keine unbekannten was Comics und Comicadaptionen angeht, sich selber daran machte, die Comicserie in eine Fernsehreihe für Netflix umzusetzen.

Was einen erwarten wird

Im Jahr 1916 wird Dream (Tom Sturridge), der König der Träume, und einer der sieben Ewigen durch ein okkultes Ritual gefangengenommen. Sein Geiselnehmer wird Sir Roderick Burgess (Charles Dance), der von seinem Gefangenen verlangt, dass er entweder seinen verstorbenen Sohn wieder ins Leben zurückholt oder ihn unsterblich macht. Doch der Sandman schweigt.

Er schweigt selbst dann, als der junge Alex (Benjamin Evan Ainsworth) zunächst seinen Raben erschießt und danach aus Versehen seinen Vater tötet. Und während er gefangen ist, grassiert in der Welt eine mysteriöse Schlafkrankheit, die die Befallenen entweder ewig schlafen, schlafwandeln oder erst gar nicht einschlafen lässt. Ebenso wandelt auch einer seiner Alpträume durch die Welt und sorgt für Tote. Dream wird benötigt, um wieder Ordnung zu schaffen.

Der Schlaf der Gerechten ist der Auftakt zur The Sandman-Serie. Und bereits jetzt ist bekannt, dass die erste Staffel die ersten beiden Storyarcs der Comicvorlage in zehn Folgen abdecken wird. Nämlich Präludien und Notturni und Das Puppenhaus.

Unterschiede im Vergleich zur Vorlage

Bei der Adaption sind die Verantwortlichen intelligent vorgegangen. Sie haben sich einerseits so nahe wie möglich an der Vorlage gehalten, sie aber auch andererseits behutsam an die Neuzeit angepasst.

So wurde der Handlungszeitraum von Der Schlaf der Gerechten aus den 1980er Jahren ins Jahr 2022 verlegt. Auch wurden einige Charaktere anders gecastet als in den Comics. So ist Dreams Bibliothekar kein weißer Mann mehr, sondern eine schwarze Frau, dargestellt von Vivienne Acheampong. Und sie ist nicht der einzige Fall, bei dem man sich beim Casting bewusst anders entschied, als man es von der Vorlage her kannte.

Nicht großartig geändert wurde hingegen das Aussehen von Dream selbst. Wie in den Comics ist er ein hagerer, großgewachsener Mann mit einer bleichen Haut. Nur, dass er in der Serie realistischer aussieht. Dargestellt wird er von den Briten Tom Sturridge.

Man lässt sich Zeit

Dream aht in Der Schlaf der Gerechten im Prinzip nicht so viel zu tun. Die meiste Zeit sitzt er in seinem Gefängnis, spricht nicht, sondern beobachtet. Dementsprechend wenig wird er auch in der Auftaktfolge charakterisiert. Man erfährt einiges über seine Funktion und sein Königreich, doch ansonsten wird den Nebenfiguren in dieser Episode die Bühne überlassen.

Doch das tut der Faszination, die diese erste Folge ausstrahlt, keinen Abbruch. Denn es  wird eben nicht ganz auf eine Charakterisierung von Dream verzichtet. So erfährt man beispielsweise, dass er auch trauern kann, als er um seinen erschossenen Raben weint. Oder, dass er diejenigen bestraft, die gegen seine Regeln verstoßen.

Der Schlaf der Gerechten lässt sich viel Zeit mit dem Handlungsfortschritt. Die Tatsache, dass Dream als Gefangener zur Passivität verdammt ist, nutzt die Episode, um sich stattdessen den Familienverhältnissen der Burgess zu widmen. Man erlebt einen tyrannischen Roderick, der seinen letzten noch lebenden Sohn ständig mit dessen verstorbenem Bruder vergleicht. Und einen Alex, der zwar so etwas wie Liebe findet, aber am Ende genau wie sein Vater wiederholt versucht, mit dem gefangenen Endless zu verhandeln.

Da kommt noch einiges auf einen zu

Gleichzeitig wird hier aber auch die Saat für die kommenden Episoden gelegt. Damit ist nicht nur die Flucht von Dream gemeint und dessen Erkenntnis, dass sich während seiner Abwesenheit sein Reich enorm verändert hat, sondern ebenso das Schicksal von Ethel Cripps, der Geliebten von Roderick Burgess, die ihn am Ende dann bestiehlt und dabei einige Sachen mitnimmt, die Dream gehören. Oder der frei herumlaufende Alptraum, der entscheidend mit dazu beitrug, dass der Ewige über all die Jahre gefangengehalten worden war.

Der Schlaf der Gerechten ist eine gute Auftaktfolge, in der viel aufgebaut wird, handlungstechnisch aber nicht viel passiert. Dafür gibt es am Ende Teaser von kommenden Ereignissen, die schon vielversprechend aussehen.

Übrigens ist die Episode, was die Spezialeffekte angeht, einfach nur grandios. Vor allem die visuelle Darstellung von Dreams Reich ist grandios. Gleichzeitig legt es die Messlatte hoch für das, was da noch kommt.

Warpskala

Warpskala
10 10 0 1
10/10
Total Score

Positiv

  • Erstklassige Comicadaption
Götz Piesbergen

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