In der Episode Wenn Du in der Dunkelheit verloren bist der Videospielverfilmung The Last of Us wird uns vor allem die Welt erklärt.
1968
In einer Talkshow unterhalten sich zwei Wissenschaftler mit dem Gastgeber über die Gefahren einer Pandemie. Während einer der beiden eine Virus-Pandemie befürchtet, vertritt der zweite einen anderen Standpunkt. Er hält eine Pilz-Pandemie für viel gefährlicher. Bei Viren sterben zwar manchmal Millionen, aber am Ende siegt der Mensch. Bei Pilzen hingegen sieht er keine Möglichkeit, dass die Menschheit siegreich ist. Manche Pilzarten höhlen den Wirt regelrecht aus und übernehmen die komplette Kontrolle über ihn, dafür müsste die Temperatur zwar ein wenig steigen, aber so etwas kann ja irgendwann passieren.
In dieser recht kurzen Sequenz wird Bezug auf Corona und die Erderwärmung genommen und sehr genau erklärt, was uns erwartet. Keine Zombies, die von den Toten aufstehen, sondern „verwandelte Menschen“, die unter der Kontrolle eines Pilzes stehen. So kurz die Szene auch ist, es reicht, um auf die kommenden Minuten einzustimmen.
2003
Joel Miller (Pedro Pascal) hat Geburtstag. Seine Tochter Sarah lässt ihm seine alte Uhr reparieren, abends schauen die beiden noch einen Film an, den Sarah sich bei den Nachbarn geliehen hat. Joel wird von seinem Bruder Tommy (Gabriel Luna) angerufen, er sitzt im Knast und braucht jemanden, der die Kaution stellt. Joel macht sich auf den Weg, seine Tochter schläft, wacht aber mitten in der Nacht durch Krach auf. Sie geht der Sache nach und sieht das Haus der Nachbarn offen stehen. Sie möchte nach dem Rechten sehen, entdeckt jedoch, dass die Mutter der Nachbarin, die eigentlich an den Rollstuhl gebunden ist, sehr agil ist und gerade die eigene Tochter getötet hat. Bei der Flucht vor der Seniorin kommt Joel mit Tommy zurück, sie versuchen die Stadt zu verlassen, dabei kommt es aber zu einem Unfall. Bei der weiteren Flucht zu Fuß stellt ein Soldat Joel und Sarah, er eröffnet das Feuer und tötet Sarah, bevor Tommy ihn erledigen kann.
Das hier ist ebenfalls wieder eine Seltenheit. Normalerweise bekommen wir, wenn überhaupt, zum Erklären der Welt einen Prolog. Hier wird uns aber ein zweiter präsentiert. Dieser charakterisiert vor allem Joel, zeigt ihn als leicht schusselig, aber von Grunde auf als einen netten Menschen. Es zeigt aber auch, was die Situation aus ihm gemacht hat. So verweigert er anderen Menschen seine Hilfe, nachdem die Situation eskaliert ist. Am Ende sitzt er weinend bei seiner erschossenen Tochter.
2023
Joel lebt 20 Jahre später in einer Quarantänezone, die vom Militär regiert wird. Hier macht er, neben normaler Arbeit, sich auch noch als Schmuggler einen Namen. Seine Partnerin Theresa ‚Tess‘ Servopoulos (Anna Torv) macht es ihm gleich, die beiden versuchen eine Autobatterie zu bekommen.
Dabei geraten sie mit Robert (Brendan Fletcher) aneinander, der ebenfalls einen Nebenerwerb hat. Er hat Tess abgezogen und die Batterie zweimal verkauft, was diese natürlich nicht so prall findet. Sie plant mit Joel, wie sie wieder an die Batterie kommen können, nur um zu sehen, dass die Batterie zum einen Schrott ist und Robert auch schon nicht mehr unter ihnen weilt. Er hat sich mit den Fireflies, einer Rebellengruppe gegen die Militärdiktatur, angelegt und diese haben auf ihre Art den Disput beendet. Leider starben dabei viele der Rebellen und auch die Anführerin Marlene und ihre rechte Hand sind verletzt. Pech, denn eigentlich wollten sie mit Ellie (Bella Ramsey) die QZ verlassen und zu einer weiter entfernten Anlage gehen.
Das klappt nun leider nicht, also bekommen Joel und Tess das Angebot, Ellie zu begleiten, im Austausch gegen die Ressourcen, die sie benötigen. Widerwillig stimmen sie zu. Kurz nachdem sie die Zone verlassen, werden sie von einem Soldaten gestellt. Dieser untersucht die drei, als Ellie an der Reihe ist, sticht sie ihm mit einem Messer ins Bein. Als der Soldat auf Ellie schießen will, geht Joel dazwischen und nach einem Flashback zu seiner eigenen Tochter greift er an und schlägt den Soldaten so heftig nieder, dass seine Knöchel bluten. Allerdings stellt sich heraus, dass Ellie infiziert ist. Sie beteuert, dass sie nicht krank ist und der Biss bereits Wochen zurückliegt, für eine genauere Diskussion ist aber erstmal keine Zeit, also flieht das Trio erstmal.
Ich musste bei der Zusammenfassung eine Menge auslassen um den Artikel nicht zu lang werden zu lassen, denn hier gibt es viele kleine Details, die aus diesem Szenario weiter eine große Charakterisierung machen, während der Plot aber auch Fahrt aufnimmt.
Joel ist ziemlich verbittert geworden und distanziert. Er macht seinen Job, aber ich hatte das Gefühl, dass er jetzt am Überleben ist und nicht mehr am Leben. Kein Wunder, seine Tochter wurde vor seinen Augen erschossen. Er macht sich Sorgen um seinen Bruder, von dem er länger nichts mehr gehört hat. Da wir nicht wissen, was mit der Mutter von Sarah ist, müssen wir davon ausgehen, dass Tommy seine letzte verbliebene Familie ist. Und jetzt kommt da Ellie rein – eine 14-Jährige, die einiges an Pfeffer besitzt – und er soll sich um sie kümmern. Beim letzten Mal starb das Kind, das er beschützen wollte. Das ist ein intensive Ausgangslage für den Rest.
Vom Spiel zum Film
Ich habe vor der ersten Episode das Spiel nie gespielt. Hatte gehört, dass es gut sein soll, und es für „mal testen“ vorgemerkt. Das ist allerdings schon einige Zeit her, und nachdem ich diese Folge gesehen hatte, holte ich die Disc aus dem Schrank und legte los. Ich hab aber nur ungefähr diese Folge gespielt, um grob einschätzen zu können, wie gut die Umsetzung ist. Und klar, der Prolog 2003 ist im Spiel sehr viel kürzer als hier, in einem Spiel macht eine solche Szene aber auch wenig Spaß, in einer Serie ist sie aber nötiges Worldbuilding.
Andere Passagen, wie die Flucht aus der Quarantänezone, sind dafür länger, da dies ein gutes Gameplay-Element ist. Es gibt definitiv Unterschiede, aber der Film ist wirklich dicht am Spiel. Die Szene zu Beginn von 1968 fehlt im Spiel völlig und man hat die Art der Infektion verändert – im Spiel geht das über Sporen in der Luft, in der Serie durch direkte Infektion.
Angekündigt wurde eine filmische Umsetzung bereits 2014, also nur ein Jahr nach dem Release des ersten Spiels. Daraus wurde dann aber doch nichts, bis 2020 die Serie angekündigt wurde. Lustigerweise wird Marlene von ihrer Originalstimme Merle Dandridge gespielt, auch andere Sprecher sollen kleine Rollen in der Serie bekommen haben.
Trotzdem: Fehler
Aber auch hier schleicht sich natürlich der Fehlerteufel ein, der hauptsächlich die Szenen im Jahr 2003 betrifft. Bei den DVDs findet sich zum Beispiel Die Boxtrolls, der aber erst 2014 erschienen ist, und der Song im Uhrenladen I can’t believe you’re back ist von 2018. In der Schule schreibt Sarah mit einem Stift, welcher erst 2012 auf den Markt gekommen ist. Das sind natürlich Fehler, aber eben Achtsamkeitsfehler, wie ein Flugzeug im Himmel bei Fluch der Karibik. Für die Requisite nehmen die Leute oft Sachen aus dem eigenen Haus mit.
Fazit zu Wenn Du in der Dunkelheit verloren bist
Intensiv. Anders kann man es nicht beschreiben. Selten wurde ich in eine Welt so gut eingeführt wie hier. Hier stimmt einfach alles. Die kleine Talkshow zu Beginn, dann das langsame Aufkommen der Infektion bis hin zum Kollaps und dem Tod der Tochter sind eine so gute Einführung in diese Welt, dass ich einfach keine Fragen mehr hatte. Danach wird uns eine geniale Einführung in die spätere Zeit gegeben und alles Wichtige für das Abenteuer, das bevorsteht, erklärt, ohne aber jemals langweilig zu werden. Und: Man nimmt sich Zeit. Ich kann hier wirklich nur die Topwertung geben.
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