Die Flucht aus einem anderen Universum gestaltet sich schwierig, als sämtliche Crewmitglieder zu Kleinkindern werden. Glücklicherweise weilt Robert April an Bord, der gemeinsam mit seiner Frau zur Rettung schreitet.
Handlung
Die Enterprise hat Besuch von Sonderbotschafter Robert April und seiner Frau Sarah, was für das Schiff eine große Ehre ist, denn April war der erste Kommandant der Enterprise. Nun, mit 75 Jahren, soll er auf dem Planeten Babel gebührend in den Ruhestand verabschiedet werden.
Unterwegs nähert sich das Schiff Beta Niobe, einer Supernova und Sehenswürdigkeit in diesem Sektor. Dort treffen sie auf ein fremdes Schiff, welches direkt auf Beta Niobe zufliegt. Kirk befiehlt, es mit einem Traktorstrahl festzuhalten, der sich jedoch nicht wieder lösen lässt. Gemeinsam mit dem fremden Schiff landet die Enterprise in einem fremden Universum, in dem alles andersherum ist. Die Enterprise fliegt rückwärts, alle Instrumente laufen rückwärts und sogar das All ist weiß mit schwarzen Sternen.
Der Effekt trifft auch die Crew: Sie wird jünger. Die Kommandantin des fremden Schiffes möchte helfen und führt die Enterprise zu ihrem Heimatplaneten. Während die Zeit drängt, da aus den Erwachsenen sehr schnell Kinder werden, wird der Plan gefasst, eine künstliche Nova zu erzeugen, um die Enterprise zurück ins Heimatuniversum zu bringen. Viel Zeit bleibt nicht, da die Crew im Kindesalter ihr Wissen verlieren wird.
Rezension
Zum Abschluss der Animated Series gibt es ein erfrischend anderes Thema. Dazu dürfen wir Robert und Sarah April kennen lernen, die in der Sternenflotte und Föderation keine Unbekannten sind.
Besuch
Dieser Besuch ist etwas Besonderes, sowohl für die Crew als auch für die Zuschauenden. Robert April war der erste Captain der Enterprise, der das Kommando direkt nach der Fertigstellung des Schiffes übernahm, bis er von Captain Christopher Pike abgelöst wurde. Nach seiner Zeit als Captain folgte die Ernennung zum Sonderbotschafter der Föderation, ein Posten, der viele Reisen erfordert. April ist 20 Jahre als Botschafter tätig und soll dann in den Ruhestand versetzt werden, was ihm nicht recht ist. Offenbar machen ihm seine Reisen auch mit 75 noch Spaß.
Es ist schön zu verfolgen, wie April liebevoll von der Enterprise spricht und im ganzen Universum keinen vertrauteren Platz gefunden hat als die Brücke dieses Schiffes. Ein Schiff so viele Jahre lang zu kommandieren, führt (sehr) wahrscheinlich dazu, sich dort wie zu Hause zu fühlen. Natürlich, denn man verbringt einen Teil seines Lebens dort, schließt Freundschaften und richtet sich ein.
Sarah April war die erste Medizinische Offizierin der Enterprise und obendrein als erste überhaupt als Medizinische Offizierin auf einem Schiff mit Warpantrieb tätig. Dazu wurden viele medizinische Geräte von ihr entwickelt und später in die Standardausrüstung aufgenommen. McCoy scheint das nicht bewusst gewesen zu sein, er zeigt sich sehr erstaunt darüber, was alles in seiner Krankenstation von Sarah April entwickelt worden war.
Robert und Sarah April in einer TAS-Episode auftreten zu lassen, ist definitiv eine schöne Idee, und es passt auch, dies als kleines Bonbon in der letzten Folge der Serie zu tun.
Dumm gelaufen
Ein Schiff fliegt direkt auf eine Supernova zu. Was tut man als Beobachter? Richtig, man glaubt das Schiff in Gefahr und möchte etwas unternehmen. Da auf mehrmalige Kontaktaufnahmen keine Antwort erfolgt, wirft Kirk ein Lasso – äh – weist Sulu an, den Traktorstrahl einzusetzen. Empfindet eigentlich noch jemand außer mir die Einsätze des Traktorstrahls als Lassowurf, oder bin das wieder nur ich?
Das war wohl zu viel des Guten und es meldet sich eine erboste Kommandantin, die das Ganze als übergriffig empfindet. Hier haben wir das klassische Missverständnis. Die Fremden möchten einfach nur nach Hause und Kirk hätte es aus Unwissenheit fast vermasselt. Die anfängliche Sprachbarriere macht es auch nicht leichter.
Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass ein „Rückwärts-Universum“ existiert und dort auch noch die gleiche Sprache gesprochen wird, bloß rückwärts? Könnte es eine Art Spiegeluniversum sein, welches tatsächlich die Seiten verkehrt statt „nur“ die Gesinnung wie in TOS: Ein Paralleluniversum?
Jedenfalls läuft in diesem Umkehruniversum aus unserer Perspektive betrachtet alles anders herum. Die Leute werden alt geboren und sterben jung. Karla stellt ihren Sohn vor, einen alten Mann, und ihren Vater, ein Kleinkind im Laufstall. Ähnlich ist es bei den Drayanern in VOY: Unschuld. Sie werden alt geboren und werden im Laufe ihres Lebens zu Kindern.
Der Punkt, das Umkehruniversum könnt tatsächlich ein Spiegel sein, wird dadurch unterstützt, dass sich die Sterne und Planeten exakt am selben Ort befinden wie in unserem Universum.
Fazit
Flucht aus einem anderen Universum ist eine sehr schöne, phantasievolle Episode, welche ohne Gewalt auskommt und stattdessen auf friedliche Lösungen setzt. Ein Logikloch hat die Folge trotzdem: Warum verjüngen Kirk und alle anderen so schnell? Normalerweise müsste ein Jahr auch im Umkehruniversum ein Jahr sein. Warum alle nur noch 19 Minuten Zeit haben, bleibt unklar.
Eindeutig putzig sind die vielen Sternenflottenkinder, als die Enterprise unfreiwillig zum Kindergarten geworden ist, während das Ehepaar April sich als junge Erwachsene wiederfindet. Ein schöner Moment ist noch die Entscheidung der beiden, nicht jung zu bleiben, weil sie mit ihrem Leben so sehr zufrieden sind. Ein Zeichen dafür, dass das Altern etwas ganz Natürliches ist und dazu gehört und akzeptiert werden soll.
Funfacts
- Robert M. April war in einem ersten Drehbuchentwurf Roddenberrys der Name des Captains der Enterprise. Roddenberry entschied sich in der Endfassung des ersten Pilotfilms (Der Käfig) allerdings für Christopher Pike.
- James Doohan hat, wie so oft, wieder mehrere Sprechrollen. Neben Scotty spricht er im Original Lt. Arex, Robert April sowie Karl Vier.
- Auch Nichelle Nichols hat mehrere Rollen: Uhura, Sarah April und Karla Fünf.
- Das Thema der sich verjüngenden Kinder findet sich ebenfalls in der TNG-Folge Erwachsene Kinder.
- 1976 wurde die Folge in einer für Kinder geschnittenen Form unter dem Namen Raumkosmetik (die Presse sprach stets von Weltraumkosmetik) ausgestrahlt.
- 2016 erfolgte die Free-TV-Erstausstrahlung in der ungekürzten Fassung.
Deutscher Titel, deutsche Nüchternheit bei der Auswahl, wobei ich sagen muss, dass der vorherige Titel Raumkosmetik absolut sinnfrei war.
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