Die Waffe ist der Auftakt zur Tachyon-Reihe.
Die Zukunft, andere Verhältnisse
Im Jahr 2800 hat sich die Menschheit im All ausgebreitet und auch weiterentwickelt. Bewusstseine lassen sich jetzt beliebig speichern, hochladen und in andere Körper runterladen. Außerdem ist es dank einer auf Tachyonen basierenden Technologie möglich, überlichtschnell zu kommunizieren, wobei trotzdem noch großer Wert darauf gelegt wird, dass Dinge so ablaufen, wie sie es tun sollen.
Doch dann sorgen drei scheinbar voneinander unabhängige Ereignisse dafür, dass lange stabile Verhältnisse ins Rutschen geraten. Die Chronistin Tsai Yini meint, in einer Tachyonen-Kommunikation eine Frau zu sehen, die ihr ähnlich sieht und auch denselben Nachnamen trägt. Dabei findet sie eine Spur zu einem anderen Planeten, auf dem anscheinend gerade intelligentes Leben gefunden wurde. Allerdings fordert diese Entdeckung Opfer. Und der Pilot Claudio Pedramonte kommt einem in Not geratenen Raumschiff zur Hilfe und muss schon bald seinen Körper verlassen, um in einen anderen zu schlüpfen.
Die Waffe ist ein Roman aus der Feder von Brandon Q. Morris. Hierbei handelt es sich um das Pseudonym des am 28. August 1966 geborenen Physikers und Journalisten Matthias Matting. Unter seinem Alter Ego verfasst er vor allem Hard-SciFi-Erzählungen, also solche, die auf harten, wissenschaftlichen Fakten basieren. Arthur C. Clarke ist vielleicht einer der bekanntesten Vertreter jener Ausprägung der schriftstellerischen Zukunftsschreibung.
Eine Bewusstseinsodyssee
Auch der Auftakt zur Tachyon-Reihe ist ein solcher Hard-SciFi-Roman. Allerdings mit einer gewissen Abweichung, da die Existenz der Tachyonen bislang noch nicht wissenschaftlich bewiesen worden ist. Was den Autor aber nicht davon abhält, im Anhang des vorliegenden Buches eine interessante Geschichtsschreibung zu verfassen, wie es dazu kam, dass dieses Teilchen dann doch entdeckt wurde und was sich daraus in seinem Universum entwickelte.
Doch hauptsächlich beschäftigt er sich in Die Waffe mit den Erlebnissen seiner drei Protagonisten, die zunächst alle voneinander unabhängig zu existieren scheinen. Man fängt mit der Entdeckung möglichen intelligenten Lebens auf einer fremden Welt durch den Astrobiologen Mark Decker an, dann wird Tsai Yini eingeführt, ehe schließlich der Pilot Claudio Pedramonte anfängt, seine Abenteuer zu erleben. Nach und nach verschmelzen die Plots miteinander, als beispielsweise die Chronistin die Briefe Deckers liest.
Dabei nutzt Brandon Q. Morris die Tatsache, dass seine Handlung in der Zukunft spielt, um eine Gesellschaft zu beschreiben, die weit fortgeschritten ist und in der die Technologie dafür sorgt, dass die Grenzen zwischen Geschlechtern und Körpern verwischen. So muss Claudio Pedramonte zum Beispiel im Laufe seiner Abenteuer seinen originalen Körper verlassen, kommt in einem künstlich herangezüchteten weiblichen unter, ehe er in das Betriebssystem einer Rakete schlüpft, um von dort in seinen ursprünglichen Körper wieder zurückzukehren. Und so etwas ist in der Zukunft wohl gang und gäbe. So erfährt man beispielsweise, dass die meisten Piloten für die Reise, die „nur“ nahezu lichtschnell ist, ihr Bewusstsein in einem Computer speichern, um diese besser zu überstehen.
Dabei ist die Handlung von Claudio Pedramonte nicht nur die, in der man sieht, was für Auswirkungen diese Zukunftstechnologie hat. Sondern ebenso die spannendste von Die Waffe überhaupt. Zu sehen, in welche Situation der Pilot gerät, ist grandios geschrieben.
Etwas verzettelt
Allerdings hat man das Gefühl, dass der Autor sich verzettelt. Denn während der Plot von Claudio Pedramonte der spannendste und gelungenste ist, plätschert von Tsia Yini lange vor sich hin. Hier hat man den Eindruck, dass Brandon Q. Morris ständig neue Ideen einführt, die aber selten ausführlich weiterführt oder ausbaut. Erst am Ende nimmt ihre Story Fahrt auf.
Gleichzeitig hat man das Gefühl, dass der Autor bei Mark Deckers Plot lange Zeit nicht weiß, was er da möchte. Einfach, weil sich hier Details ändern und Plotelemente prominent eingeführt werden, nur um dann danach ignoriert zu werden. Was insofern frustrierend ist, als dass diese Handlung am meisten Potential hat, den Leser zu unterhalten.
Die Waffe soll fortgesetzt werden, was bei dem offenen Ende auch nicht anders zu erwarten war. Aber im nächsten Teil muss Brandon Q. Morris stringenter schreiben, weil sonst das Lesevergnügen darunter leidet.
Autor: Brandon Q. Morris
Titel: Tachyon – Die Waffe
Verlag: Tor
Erschienen: 06/2003
Einband: Taschenbuch
Seiten: 495
ISBN: 978-3-596-70735-5
Sonstige Informationen:
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