Nach dem Schauen von Superman: The Movie – Extended Cut stellt sich die Frage, ab wann ein Film zu lang ist?

Drei Fassungen, drei Eindrücke

Jor-El ist Wissenschaftler und Politiker auf der Welt Krypton. Seinen Vorhersagen, seine Heimat sei dem Untergang geweiht, schenkt allerdings niemand Glauben. Mit der Konsequenz, dass er in den letzten Minuten seiner Heimatwelt seinen Sohn Kal-El in eine Kapsel legt und diese ins All schickt, mit dem Ziel Erde. Er selbst bleibt zurück und geht mit seinem Planeten unter.

Auf der Erde angekommen wird Kal-El von den Kents gefunden und großgezogen. Schon bald entdeckt er, dass er anders ist, als seine Mitmenschen. Er erfährt von seiner Herkunft und beschließt fort an, als Superman der Menschheit zu helfen. Auch wenn es Leute wie Lex Luthor gibt, die davon alles andere als angetan sind.

Die Kinoversion von Superman war genial. Die Special Edition reichte im Vergleich damit zwar nicht ganz an das Niveau heran, war allerdings immer noch äußerst sehenswert. Und dann ist da auch noch der Extended Cut.

Je länger desto mehr Cash

Dieser hat wie die Special Edition seine eigene Historie. Zunächst muss man wissen, dass Richard Donner zwar Kontrolle über den Schnitt hatte, die sich aber nur auf die Kinofassungen bezog. Alles, was darüber hinausging, also in diesem Fall das Fernsehen, lag unter der Kontrolle der Salkinds, die die Filmrechte an der Figur besaßen. Das lag an einem Deal, den sie damals vor dem ersten Kinorelease mit dem Fernsehsender ABC abgeschlossen hatten.

In jenen Tagen war es Standard, dass je länger ein Film im Fernsehen lief, desto mehr konnten die Produzenten berechnen. Die ursprüngliche Superman-Fassung hatte eine Laufzeit von 137 Minuten. Das hieß also für die Salkinds, je mehr Filmmaterial sie zusätzlich einfügen konnten, desto mehr Geld konnten sie verdienen. Während der Produktion des Kinofilms sahen sie sich zwar gezwungen, immer mehr ihrer Rechte an Warner Bros. abzutreten, um die Produktion überhaupt weiterfinanzieren zu können. Was sie allerdings nicht davon abhielt, in dieser Zeit an ihrer eigenen Kinofassung zu arbeiten. So dass, als sie 1981 wieder ihre kompletten Rechte zurückerhielten, einen 188 Minuten langen Extended Cut parat hatten, den sie an die Netzwerke und Fernsehstationen verkaufen konnten. Diese konnten dann ihrerseits das Material nach eigenen Bedürfen adaptieren.

Im Laufe der Jahre wurde dieser Cut dann auch wiederholt auf diversen Stationen ausgestrahlt, wobei einige die zweite Hälfte noch nachträglich editieren, um noch mehr Reklame einbinden zu können. Doch die Zeit blieb nicht stehen und der Bildstandard veränderte sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. HD wurde das Maß aller Dinge.

Ein Wunder, ein Wunder!

Und der Extended Cut konnte den Vergleich mit dem neuen Standard nicht standhalten. Zum einen war Sound in Mono abgemischt, weil Stereo zum Zeitpunkt der ersten Ausstrahlung noch nicht verbreitet war. Zum anderen war er auf 16mm gemastered, wodurch er ein grauenvolles Vollbild erhielt, wie man es von alten VHS-Kassetten her kennt.

Trotzdem wurde und war diese Fassung lange Zeit im Fandom verbreitet. Und es schien so, als ob man als absoluter Fan wirklich nur auf diese Version zurückgreifen konnte. Bis ein Wunder geschah.

Denn 2017 fand Warner Bros. bei einer Inventur mehrere Filmrollen, die eine deutlich bessere Fassung dieser Fernsehversion erhielt. Diese wurde behutsam visuell in 2K abgetastet und unter dem Namen Extended Cut in den Handel gebracht. Die Bildqualität war großartig, der Sound hingegen blieb, bis auf das Opening und die Credits, weiterhin Mono.

Gedämpfte Euophorie

Doch wie schlägt sich dieser Cut? An der Qualität des Films an sich ändert er nichts. Noch immer und selbst in dieser Fassung ist Superman ein Must-See für alle Fans von Comicadaptionen. Anders als allerdings bei der Kinofassung und der Special Edition hält sich die Euphorie dieses Mal in Grenzen.

Das Grundproblem ist, dass der Extended Cut zwar viel zusätzlichen Inhalt bietet. Doch handelt es sich überwiegend nur um Szenen, die eben länger laufen. Wie etwa, dass man zu Beginn sieht, wie der Regierungsrat von Krypton einen Soldaten zu Jor-El schickt und man sieht, wie er die Zerstörung seiner Heimatwelt mitbekommt. Oder dass gezeigt wird, wie eine junge Lois Lane den damals ebenfalls jungen Clark Kent vom Zug aus mit einem Fernglas beobachtet. Ganz neu sind dabei nur wenige Momente, wie am Ende des Films, als Lex Luthor Miss Tessmacher für ihren Verrat bestrafen will, Superman dies allerdings verhindert.

Am Ende merkt man dieser Fassung einfach an, dass sie nur deshalb existiert, damit Leute Extra Geld scheffeln konnten. Denn im Prinzip wurde hier alles reingenommen, was Richard Donner bei seinem Cut beiseiteließ. Mit der Konsequenz, dass ein Film, dessen Pacing in der ursprünglichen Version sowieso merkwürdig war, dieses Mal überhaupt nicht funktioniert.

Breitgewalzt

Denn am Ende fühlt sich der Extended Cut wie plattgewalzt an. Man hofft, dass die Handlung endlich vorwärtsschreitet, muss sich aber gedulden, weil noch eine kleine Szene eingebaut wird, wo man beispielsweise eine weitere Reaktion von Zivilisten auf die Aktionen von Superman sieht. Und das zieht sich durch die gesamte Fassung. Ein Großteil des wieder eingefügten Inhalts ist einfach unnötig und bereichert den Film nicht.

Die 3:08 h Laufzeit sind am Ende zwar keine vergeudete Lebenszeit. Aber es ist beileibe auch kein Must-See.

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Warpskala

Warpskala
7 10 0 1
7/10
Total Score

Positiv

  • Immer noch ein guter Film
  • Graphisch gut in HD angepasst

Negativ

  • Zu lang
  • Zu viele unnötige Szenen
  • Pacing-Probleme
Götz Piesbergen
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