Obi-Wan Kenobi deckt Revas Motivation auf.

Im Review der letzten Folge habe ich noch vermutet, dass wir hier den ersten Kontakt mit einem Machtgeist sehen würden. Ich habe mich geirrt, aber das Muster des Spiegelns wird hier trotzdem weitergeführt. Es gibt eine Belagerung des Imperiums, eine Flucht mit einem defekten Hyperantrieb, Vader verpasst das fliehende Schiff und sogar eine Meister-Schüler-Trainingsszene ist zu sehen, wobei das Training hier ganz anders abläuft.

Reva

Den größten und wichtigsten Sprung macht hier Reva (Moses Ingram), die, wie etliche Fans inklusive mir vermutet haben, das Kind aus der Jüngling-Szene in Teil 1 ist. Diese gibt in der Tat Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) zumindest eine Teilschuld an Anakins Taten. Aber Ben findet heraus, dass sie Vader nicht folgt, sondern ihn jagt. Sie will Vader tot sehen für das, was er ihr angetan hat. Dafür brachte sie sich in Position und wird in dieser Episode sogar zur Großinquisitorin ernannt. Als Kenobi Verhandlungen anbietet, geht sie darauf ein und erzählt ihre Geschichte. Wir haben das zwar schon vermutet, aber Moses Ingram präsentiert dies hier außerordentlich gut. Man merkt ihren Zorn, ihre Trauer regelrecht. Auf einige Arten eine Parallele zu Anakin. Als die Dritte Schwester Lord Vader verrät und die beiden sich duellieren, hat sie einfach keine Chance und unterliegt. Wie schon beim Großinquisitor wird sie mit einem Lichtschwert durch den Bauch niedergestreckt – kurz danach kommt auch der alte Großinquisitor dazu und nimmt seinen Platz wieder ein. Vader wusste die ganze Zeit, wer sie ist und was sie wollte. Reva hat dies aber offensichtlich überlebt. Sie findet eine Nachricht von Bail Organa, der sich auf den Weg nach Tatooine machen will, wo er Owen Lars mit Luke helfen möchte. Sie weiß nun also, dass Owen gelogen hat, aber was wird sie mit dieser Information machen?

Obi-Wan Kenobi

Der alte Jedi Meister kommt langsam wieder mit der Macht ins Reine. Er kämpft gegen die Sturmtruppen, beschützt die Flüchtlinge und hat die entscheidende Idee, wie man Darth Vader (Hayden Christensen) aufhalten kann. Dies wird durch die Rückblicke auf sein Training untermauert. Er hat keine Geduld und will immer der Sieger sein. Damit bringt er sich hier auch wieder um den sicher geglaubten Sieg, was am Ende sogar die Kontroverse mit dem letzten Aufeinandertreffen der beiden auflöst. Viele Fans haben angemerkt, dass der Dialog in Episode IV zwischen den Beiden („Als ich euch verließ, war ich der Schüler, nun bin ich der Meister.“) darauf hindeutet, dass sie sich seit Episode III nicht mehr gesehen haben und dies eigentlich einen Kanonbruch darstellt. Im Original sagt Vader allerdings „When I left you, I was but the learner. Now I am the master.” – und dies wird hier auch direkt aufgegriffen. Im Rückblick unterrichtet Kenobi den jungen Padawan. Er mahnt ihn: So lange er seine größte Schwäche nicht überwindet, so lange bleibt er ein Padawan. Und das spannt den Bogen zwischen diesem Aufeinandertreffen und dem in Episode IV. Denn Vader überwindet in dieser Serie seine Schwäche und steigt damit vom Schüler zum Meister auf – für Obi-Wan.

Es ist übrigens eine Freude, Ben wiederzusehen, wie er das macht, was er auch in den Episoden II und III gemacht hat: Anderen helfen. Sie mit seinem Leben beschützen. Und mit Macht, Lichtschwert und Tücke zu kämpfen.

Und der Rest?

Die zentralen Figuren in dieser Folge sind eindeutig Reva und Kenobi, während Vader und der Großinquisitor (Rupert Friend) nur Salz in der Suppe sind, um die Geschichte abzurunden. Leia (Vivien Lyra Blair) ist klein genug, um einen Mechanismus auszulösen, und sie befreit dabei noch ihren kleinen Droiden von seinem Peilsender. Haja Estree (Kumail Nanjiani) hilft auch, ebenso wie Roken (O’Shea Jackson) und Sully (Maya Erskine).

Wichtiger ist Tala (Indira Varma), die ihre Motivation erklären darf, warum sie gegen das Imperium arbeitet. In einem letzten heroischen Akt rettet sie die Flüchtlinge mit einem Thermaldetonator, der in ihrer Hand explodiert. Schade, aber eigentlich waren Opfer klar, und mit Tala hat man sich für die richtige Figur entschieden.

Fazit

Spätestens seit der letzten Episode ist hier ordentlich Zunder drin. Mit dem vorletzten Teil wird nochmal ordentlich draufgelegt. Ich hoffe, die Nörgler sehen jetzt mal, dass man immer erst am Ende abrechnen sollte. Nachdem es mir der Anfang ein wenig zu langatmig war und es auch zu viel um Leia ging, hat man sie hier fast komplett aus dem Spiel genommen und sich auf einen einzigen großen Konflikt mit Nebenschauplätzen verlegt. Finale, du kannst kommen.

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Marco Golüke

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