Die Bewohner des Planeten M’haeli können den Strom der Zeit wahrnehmen. Doch dieser verwandelt sich zunehmend in einen Fluss des Chaos.

Der Fluss des ChaosHandlungen

Auf dem Planeten M’haeli leben neben der einheimischen Spezies H’drachi auch menschliche Siedler, die sich zu Herrschern über den Planeten erklärt haben. Beide Völker gehen sich weitgehend aus dem Weg. Das menschliche Königshaus steht zunächst zur Republik, was ihnen nach der Ausrufung des Imperiums zum Verhängnis wird. In den Trümmern des Palastes entdeckt der Einheimische Ch’no ein Menschenbaby, welches er adoptiert und wie seine eigene Tochter großzieht.

Die anderen H’drachi betrachten Ch’nos Entscheidung mit Argwohn. Nicht nur wegen der menschlichen Herkunft Moras, sondern auch, weil sie den Zeitfluss stört. Die H’drachi können die vierte Dimension anders wahrnehmen als andere Spezies, was es ihnen ermöglicht, die Zukunft zu erahnen. Doch wann immer Mora auftaucht, verursacht sie Chaos im Zeitfluss. Sie ist ein instabiles Element, welches die Zukunft verändern könnte.

17 Jahre später ist aus ihr eine fähige Mechanikerin geworden, die ihrem Vater hilft, Dinge zu reparieren, die er im Müll der Menschen entdeckt. Eines Tages nimmt sie von einigen Rebellen den Auftrag an, ihre Swoop-Bikes zu verbessern. Sie sympathisiert mit der Rebellion, doch die H’drachi halten sich aus allen Schwierigkeiten heraus. Nur einige Jüngere schließen sich den Rebellen an, sehr zum Unbehagen der Älteren.

Der Wendepunkt in Moras Leben kommt in Form von Ranulf Trommer daher. Der fähige Bomberpilot, der eine Rebellenbasis auf Aguarl 3 im Alleingang ausradiert, wird nach M’haeli geschickt, um den dortigen Gouverneur auszuspionieren. Dieser riecht den Braten jedoch und setzt Trommer seinerseits ein, um die Rebellen zu infiltrieren und sich seiner bei dieser Gelegenheit zu entledigen. Gouverneur Grigors Sturmtruppen sind in Wirklichkeit Piraten, die nur ihm gehorchen.

Ranulf entkommt dem Anschlag zusammen mit Mora, deren Vater und einigen Rebellen. Die Rebellen unter dem Kommando von Leia Organa misstrauen ihm jedoch und bringen ihn nicht zu ihrer Basis. Zusammen mit Mora findet er schließlich heraus, was auf M’haeli wirklich vor sich geht. Grigor betreibt eine illegale Mine, mit deren Betrieb er sich selbst die Taschen füllt. Da dies der Grund ist, warum die Einheimischen gegen die imperiale Besatzungsmacht rebellieren, glaubt Trommer, er könne für Ordnung sorgen, indem er das Imperium herbeiruft und Grigor verhaften lässt.

Die Verhaftung schlägt aber fehl, und er gerät selbst in Haft. Zwar kann Ranulf fliehen, doch hat Grigor einen Kopfgeldjäger auf Mora angesetzt, mit dem er es erst einmal aufnehmen muss. Schlussendlich hilft er den Rebellen, den Gouverneur in eine Falle zu locken und erschießt ihn, als dieser Mora als Geisel nimmt. Kurz darauf trifft das Imperium ein, welches ihm zwar für die Eliminierung Grigors dankt, den Planeten allerdings aufgrund der Kristallvorkommen selbst auszubeuten gedenkt. Nun muss er erkennen, dass nicht nur Grigor korrupt war, sondern das gesamte Imperium bösartig ist. Zusammen mit seiner geliebten Mora schließt er sich den Rebellen an und sprengt die Mine. Den Planeten müssen sie daraufhin verlassen.

In der Bonusgeschichte Jeder geht seinen Weg gerät der ehemalige Separatist Nas Ghent ins Visier von Darth Vader. Dieser schießt ihn über einem kargen Planeten ab und wirbt ihn als Piloten an. Auf dem Sternenzerstörer Crucible soll er eine Staffel zusammenstellen, die aus frei denkenden Rekruten besteht. Offizier Dorin Millavec stellt Vaders Befehl jedoch infrage und versucht gar, Ghent gleich auf dem ersten Flug zu eliminieren. Als dies misslingt, stellt er den Mordversuch als Test dar. Anschließend sucht er einige der härtesten Straftäter für die neue Staffel aus, um Ghent das Leben schwer zu machen.

Rezension von Der Fluss des Chaos

Die Hauptstory spielt zwischen Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück. Da der Comic bereits Mitte der 1990er erschienen ist, hat er wenig mit den späteren Serien zu tun, die in diesem Zeitraum spielen. In sich funktioniert die Geschichte aber sehr gut. Die H’drachi sind eine interessante Spezies, was vor allem an ihrer Fähigkeit liegt, die Zukunft vorherzusehen. Allerdings bringen Mora und Ranulf Trommer Chaos in den Fluss der Zeit, da ihre Entscheidungen die Strömung verändern.

Ranulf ist hierbei der interessanteste Charakter, da er der Sohn eines Admirals ist und in dem Glauben erzogen wurde, dass das Imperium für Ordnung und Gerechtigkeit stehe. Daher glaubt er auch, dass er mit der Verhaftung eines korrupten Elementes wie Gouverneur Grigor den Bewohnern von M’haeli helfen könne. Die hätten dann schließlich keinerlei Grund mehr, zu rebellieren. Doch nicht nur Grigor lässt die Einheimischen versklaven und nach Belieben niedermetzeln. Als das Imperium eintrifft, soll der gesamte Planet in ein Rüstungszentrum umgewandelt werden.

Hinzu kommt, dass Trommer sich in Mora verliebt und die anderen Rebellen ihm ebenfalls sehr sympathisch sind. Obwohl er das Imperium zu Hilfe ruft, will er sie nicht verraten, sondern lediglich Grigors korruptes Regime beenden. Als er die wahre Natur des Imperiums erkennt, zieht er die richtigen Konsequenzen und läuft zur Rebellen-Allianz über. Damit ist er weitaus glaubwürdiger als Janek Sunber aus den späteren Comic-Reihen. Andere Imperiale werden ebenfalls vielschichtig dargestellt. Allen voran Ranulfs Vater, der ihm bei der Flucht hilft.

Mora und ihr Vater haben das Herz gleichermaßen am rechten Fleck, obwohl etwas vorhersehbar ist, dass sich Mora als Thronerbin der einstigen Herrscher von M’haeli herausstellt. Die Ureinwohner stehen den menschlichen Siedlern zunächst ablehnend gegenüber, was auch irgendwie verständlich ist. Mit deren Rebellion wollen vor allem die Ältesten nichts zu tun haben, doch ihr Duckmäusertum bringt ihnen keine Sicherheit. Nachdem Grigor einen H’drachi unter den Rebellen gefunden hat, lässt er deren Stadtviertel niederbrennen, wobei viele den Tod finden.

Mit schuld daran ist zum einen eine Rebellin, die Mora aus falscher Eifersucht verrät, was sie später bitter bereut. Zum anderen wendet sich einer der Einheimischen an den Kopfgeldjäger, den der Gouverneur angeheuert hat. Seinen Judaslohn kann er nicht mehr ausgeben, denn nachdem Glott die Information hat, holt dieser sich das Geld auf drastische Weise zurück. Zum Glück sind nicht alle H’drachi-Ältesten so naiv, auch wenn es zunächst den Anschein hat.

Der Älteste K’rk muss infolge des Massakers erkennen, dass die neutrale Haltung ein Irrweg ist und die H’drachi ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen, wie Ch’no es schon immer gefordert hat. Als er endlich die richtigen Schlüsse zieht, kann K’rk nicht nur Ch’no vergeben, sondern auch seinem Sohn, der sich den Rebellen angeschlossen hat. Das Schicksal der einheimischen Spezies bleibt jedoch ungewiss, da nicht alle den Planeten verlassen können. Zumindest hat das Imperium aber kein wirtschaftliches oder strategisches Interesse mehr an der Welt, nachdem die Mine gesprengt worden ist.

Bei der Sprengung opfert sich der Rebell Marrik selbst, um den anderen die Flucht zu ermöglichen. Der Comic schont nicht die für ihn wichtigen Figuren. Wobei von den bekannten Filmcharakteren ohnehin nur Leia mit von der Partie ist. Die Geschichte benötigt aber gar keinen Luke Skywalker oder Han Solo, die den eigentlichen Protagonisten nur die Show stehlen würden. Die Comiccharaktere funktionieren allesamt sehr gut. Lediglich Gouverneur Grigor und sein Kopfgeldjäger Glott sind etwas eindimensionale Bösewichte. Allerdings gibt es auch in der Realität durchaus derart korrupte und kurzsichtige Individuen, die nur an den eigenen Vorteil denken.

Der Zeichenstil setzt die Figuren gut in Szene. Diese haben allesamt Wiedererkennungswert und vor allem Leia, für die es eine Realvorlage gibt, ist gut gelungen. Die Raumschiffe hätten zuweilen etwas mehr Details vertragen können, sehen aber keineswegs schlecht aus. Bei Moras Reparaturladen fällt auf, dass dessen Werbetafel in lateinischen Buchstaben statt Aurebesh beschriftet ist.

Das größte Problem ist die Koloration, die in den 1990ern noch nicht so ausgereift war wie nach der Jahrtausendwende. Programme wie PhotoShop hatten noch weniger Möglichkeiten und die Koloristen weniger Erfahrung damit. Das äußert sich mitunter in vollflächigen Farben und allzu geradlinigen Farbverläufen. Vor allem Elemente im Hintergrund sind komplett in einer Farbe, was teilweise sogar auf Personengruppen zutrifft, die durchgehend rot oder blau eingefärbt sind. Zuweilen sind auch im Vordergrund falsche Farben verwendet worden, z. B. Grün statt Grau für imperiale Uniformen.

Das alles lässt den Comic extrem unnatürlich wirken. Lediglich auf einigen Kleidungsstücken und Gesichtern gibt es bereits Farbverläufe, die mit der Oberfläche gehen. Das reicht jedoch nicht, um einen guten Gesamteindruck zu ergeben, und für realistische Glanzeffekte schon gar nicht. Andererseits ist der Comic damit ein interessantes Zeitzeugnis, in welchem bereits erste Ansätze heutiger Einfärbungsmethoden zu erkennen sind.

Rezension von Jeder geht seinen Weg

So herausragend die Titelgeschichte ist, so dünn ist die zweite Story. Diese ist deutlich später erschienen und steht mit der ersten in keinerlei Zusammenhang. Es wird zudem nicht ganz ersichtlich, worauf alles hinausläuft. Warum rekrutiert Darth Vader ausgerechnet einen unbedeutenden Schmuggler? Auch wenn Nas Ghent früher einmal ein Kriegsheld der Separatisten war, ergibt das wenig Sinn, denn das Imperium hat wahrlich mehr als genug Rekruten.

Ebenso wenig wird ersichtlich, wofür Vader Ghent überhaupt benötigt. Zunächst hat es den Anschein, dass er die Verteidigung des Sternenzerstörers Crucible testet, dessen Crew kläglich dabei versagt, Ghents veralteten Kopfgeldjäger abzuwehren. Es würde sogar Sinn machen, einen zwangsrekrutierten Piloten dafür zu verwenden, statt Imperiale für solch heikle Übungen zu opfern. Doch das ist es nicht, was Vader im Sinn hat. Vielmehr soll eine ganze Staffel fragwürdiger Charaktere zusammengestellt werden. Wozu? Das bleibt völlig offen!

Die Auswahl überlässt Vader dem Emporkömmling Dorin Millavec, der seine Befehle schon vorab mehrfach infrage stellt und dennoch am Leben bleibt. Offenbar ist Millavec lebensmüde, dass er den Sith sogleich hintergeht, indem er Ghent abschießen lassen will. Wenn der gleich beim ersten Flug hinterrücks vom eigenen Geschwader abgeschossen worden wäre, hätte das sicherlich Fragen aufgeworfen, deren Antworten Vader nicht gefallen hätten. Was hat Millavec eigentlich gegen Ghent? Wie groß kann sein Hass auf einen Unbekannten sein, dass er dafür seine eigene Existenz gefährdet?

Am Ende bleibt es aber dennoch ihm überlassen, die Staffel zu rekrutieren, wobei er auf die miesesten Verbrecher zurückgreift, welche die imperialen Gefängnisse zu bieten haben. Das ist eine unfassbar dumme Idee! Diese Kriminellen sind niemandem gegenüber loyal, schon gar nicht dem Imperium. Und ob sie Ghent wirklich das Leben schwer machen oder ihn stattdessen als Anführer akzeptieren, kann niemand vorhersagen. Die Story ergibt von vorne bis hinten keinen Sinn. Die Charaktere handeln unlogisch und haben scheinbar kein klares Ziel.

Immerhin die grafische Umsetzung kann sich sehen lassen. Darth Vader ist hervorragend getroffen und die Perspektiven sind gut gewählt. Die Umgebungen können sich ebenfalls sehen lassen und insbesondere die TIE-Fighter sind sehr detailliert umgesetzt.

An der Koloration gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Die Farben sind gut gewählt, die Verläufe passen sich den Oberflächen an und sind lediglich im Hintergrund etwas zu geradlinig. Die Leuchteffekte sind ausgezeichnet, wobei der Laserschuss von Darth Vaders TIE-Jäger rot statt grün ist. Der größte Pluspunkt sind die herausragenden Weltraumhintergründe mit ihren leuchtenden Nebeln und glänzenden Sternen. Diese tragen viel zur Atmosphäre bei und machen die eher dünne Story zumindest optisch ansprechend.

Fazit

Die Titelstory lohnt sich wirklich und ist zeichnerisch gut umgesetzt. Lediglich die Farbgebung ist etwas Old School. Die Bonusgeschichte ist dagegen optisch hervorragend, kann aber inhaltlich ganz und gar nicht überzeugen. Erschienen ist Der Fluss des Chaos u. a. als hochwertiger Hardcover-Band mit der Nr. 118 in der Star Wars Comic-Kollektion.

Info

Autoren: Louise Simonson, Thomas Andrews & Shane McCarthy
Zeichner: June Brigman & Michel Lacombe
Farben: David Nestelle & Sno Cone Studios
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite

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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
  • Story 1
    10/10
  • Zeichenstil 1
    8/10
  • Koloration 1
    6/10
  • Story 2
    1/10
  • Zeichenstil 2
    9/10
  • Koloration 2
    9/10
8/10
Total Score

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