Nachdem eine Gruppe Söldner Boba Fett getötet hat, werden sie nacheinander Opfer eines geheimnisvollen Rächers.
Handlung
Kaum ist Boba Fett tot, wird einer seiner Mörder – ein Zabrak Captain namens Sibar – auf Iridonia in einen Abgrund gestürzt. Kurz vor seinem Ableben konnte er dem geheimnisvollen Rächer noch sagen, dass er von einem Sturmtruppen-Commander angeheuert wurde, der auf Sathiemon stationiert ist. Dieser wird alsbald das nächste Opfer und verrät in der Hoffnung, sein Leben retten zu können, noch den Anführer des Killerkommandos. Die Spur führt weiter zu Mac Ewevs, doch bevor sich der Rächer den vorknöpfen kann, muss er noch einen Zwischenstopp auf Atzerri einlegen.
Dort wird Connor Freeman erst von der Nachricht über Boba Fetts Tod überrascht und kurz darauf gilt er als Hauptverdächtiger im Fall der ermordeten Killer. Irgendwer hat nämlich seinen Pass bei der Landung auf Stathiemon verwendet. Da dort ein Sturmtruppler gemeuchelt wurde, wird er alsbald von einem Imperialen abgeholt. Gerade noch rechtzeitig, bevor seine Bar, die er sich von seinem Vermögen gekauft hat, zerstört wird. Offenbar hat es außer dem Imperium noch jemand anderes auf ihn abgesehen.
Bei dem Angriff wird Connor schwer verwundet und verliert den rechten Arm. Der unbekannte Sturmtruppler hat ihn zu Doktor Evazan gebracht, der seinen verlorenen Arm durch eine mechanische Prothese ersetzt. Wie sich nun herausstellt, handelt es sich bei dem vermeintlichen Imperialen um keinen Geringeren als Boba Fett persönlich, der ihm erklärt, wie er den Mordanschlag überleben konnte. Er bringt seinen Neffen nach Concord Dawn, wo dieser auf eine Kopfgeldjägerin namens Sintas Vel aufpassen soll.
Fett kümmert sich derweil um Mac Ewevs, der auf dem schwer geschützten imperialen Außenposten Blackfel stationiert ist. Für den Kopfgeldjäger kein Hindernis. Er verschafft sich Zutritt und entführt kurzerhand den Kommandanten, von dem er endlich erfährt, wer der Drahtzieher hinter dem Anschlag auf sein Leben ist. Mit diesem bekommt es Connor Freeman gerade auf Concord Dawn zu tun, denn für den Mord an seinem Sohn will der Gouverneur des Planeten Boba Fetts gesamte Familie auslöschen.
Zuerst greift eine Bande von Devaronianern das ländliche Anwesen von Sintas Vel an, doch dieser sollte sie und ihre Tochter nur in ihr innerstädtisches Versteck treiben. Dort sitzen sie scheinbar in der Falle, doch Gouverneur Purton hat weder mit der Anwesenheit Freemans noch mit dem Überleben von Boba Fett gerechnet. Letzterer räumt mit Purtons Leuten auf und zieht dessen Meisterspionin Teychenne auf seine Seite. Um den Gouverneur hat sich derweil bereits sein Neffe gekümmert. Dieser überreicht ihm zum Abschied einen Zahn des Monsters für Bobas Sammlung.
Rezension von Blutsbande II: Boba Fett ist tot
Als Boba Fett zu Beginn von Episode VI auf Tatooine im Maul des Sarlacc landet, ist dies nicht das erste Mal, dass man ihn für tot hält. Den Anschlag durch einen Söldnertrupp zwei Jahre vor der Schlacht von Yavin überlebt er, weil er es gar nicht war, den man erschossen hat. Kurz vor dem Überfall hat Boba selbst einen Auftrag erledigt und sein Opfer in seine Rüstung gestopft. Da man diesem den Kopf weggeschossen hat, dachten alle, dass es Fett erwischt hat, denn diesmal hat man überprüft, ob die Leiche auch wirklich tot ist. Wobei aufgrund der zeitlichen Einordnung zumindest für die Leser hätte klar sein müssen, dass der Kopfgeldjäger noch lebte.
Etwas überraschender ist da schon, dass nicht, wie anfangs impliziert, sein Neffe Connor Freeman an den Mördern seines Onkels Rache verübt hat. Ein toller Kniff, um im ersten Kapitel zu verschleiern, dass Fett noch lebt und selbst der Rächer ist. Das wird erst aufgelöst, als er den völlig perplexen Connor vor einem Anschlag auf dessen Bar rettet. Die hat er übrigens Quinny abgekauft, der weiterhin als Barmann für ihn arbeitet. Quinny verlässt ebenfalls rechtzeitig das Gebäude und überlebt daher, im Gegensatz zu allen Gästen.
Als Connor aufwacht, blickt er als erstes in die entstellte Fratze von Dr. Evazan. Dieser Charakter ist aus der Cantina-Szene von Episode IV bekannt, wo er und sein Kumpel Ponda Baba sich mit Luke Skywalker anlegen. Die beiden sind außerdem kurz auf Jedha in Rogue One zu sehen. Laut offiziellem Kanon ist Dr. Evazan Schönheitschirurg, was man ihm selbst jedoch nicht ansieht. Aufgrund inhumaner medizinischer Experimente wurde er in zwölf Systemen zum Tode verurteilt. Einer der Gründe, warum er im Untergrund für zwielichtige Gestalten wie Boba Fett arbeitet.
Dr. Evazan verpasst Freeman einen mechanischen Ersatzarm, der nicht ganz so modern und unauffällig wie der ist, den später Luke Skywalker erhält. Im Untergrund muss man halt mit dem arbeiten, was man in die Finger bekommt. Connor bleibt aber ohnehin kaum Zeit, sich an die Prothese zu gewöhnen. Sein Onkel setzt ihn auf Concord Dawn ab, wo er auf Sintas Vel aufpassen soll. Sie und ihre Tochter können allerdings durchaus auf sich selbst Acht geben.
Vel fasst recht schnell Vertrauen zu dem Fremden, dessen Gesicht ihr ungewöhnlich vertraut vorkommt. Das liegt an der engen Verwandtschaft zu Boba Fett, der sich als ihr Ehemann und Vater der kleinen Ailyn herausstellt. Mit dieser Wendung bekommt Fett den größtmöglichen Tiefgang überhaupt. In diesem Comic wird er vom eiskalten Killer zum treu sorgenden Familienmensch. Das passt durchaus, denn auch laut offiziellem Kanon gibt es einige Klonsoldaten, die desertiert waren und Familien gegründet haben, so wie der Vater von Connor. Derartige Gefühle sind also nicht komplett von den Kaminoanern weggezüchtet worden und Boba war zudem ein unveränderter Klon ohne geistige Konditionierung.
Für Connor macht das alles die Sache noch komplizierter, da Sintas Vel offensichtlich Gefühle für ihn hegt, ihn am Ende aber doch abblitzen lässt, weil er sie an ihren Mann erinnert. Und der tut ihr laut eigener Aussage nicht gut, was in Bezug auf die Gefährdung des Lebens seiner Familie auch nachvollziehbar ist. Gouverneur Purton will sich nämlich nicht nur an Boba rächen, sondern auch all jene vernichten, die ihm etwas bedeuten. Für Letzteres hat Freeman kein Verständnis und der Mordauftrag gegen Fett hat ebenfalls eine etwas tiefgründigere Hintergrundgeschichte. Der Kopfgeldjäger hat nämlich mitnichten einen unschuldigen Protektor umgebracht. Purtons Sohn hatte keine weiße Weste, sondern Sintas Vel schlimme Dinge angetan.
Am Ende steht der Gouverneur in keinem sonderlich guten Licht da, wohingegen Boba Fett deutlich aufgewertet wird. Seine Kopfgelder sind zuweilen äußerst korrupte Schurken, um die es nicht unbedingt schade ist. Manchmal tut er der Gesellschaft mit deren Eliminierung sogar einen Gefallen. Außerdem lässt Fett Purtons Meisterspionin Teychenne am Leben, wobei er sie jedoch quasi zu seiner Sklavin macht. Dass er Connors Identität annimmt – weswegen diesem die Bar abgefackelt wird, wobei obendrein noch Dutzende Unschuldige sterben –, ist dann ebenfalls wieder ziemlich arschig. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Boba Fett weder ein kompletter Bösewicht noch ein Held ist. Er ist irgendetwas Zwielichtiges dazwischen.
Grafisch ist der Comic wieder mehrheitlich gelungen, wobei vor allem die Charaktere hervorragend gezeichnet sind. Probleme gibt es dagegen wieder mit der Linienführung, die oft nicht mit den digitalen Gemälden harmoniert. Die Farben treten häufig über die Linien, die zudem meist krakelig gezogen sind. Das ist der Nachteil, wenn man am PC mit der Maus zeichnet statt mit dem Stift. Wirklich negativ fällt es bei Boba Fetts Raumfähre auf, die er vorübergehend benutzt und auf Blackfel in einen Kontrolltower stürzen lässt. Im ersten Kapitel sieht das kleine Schiff grauenhaft aus, während es später um einiges detaillierter ist. Es wirkt so, als wachse der Zeichner hier mit seinen Aufgaben.
Durchgehend gut sieht dagegen die Koloration aus, die nicht mit Leucht- und Glanzeffekten sowie Bewegungsunschärfe spart. Wer Chris Scalf mal bei der Arbeit zusehen möchte, dem seien seine Youtube-Videos empfohlen, in denen er die einzelnen Arbeitsschritte beim Entstehen eines Boba-Fett-Covers zeigt.
https://www.youtube.com/watch?v=ZeWzLpaFeCg
Fazit
Der zweite Teil der Blutsbande-Reihe ist noch ein Stück vielschichtiger als Band 1 und offenbart neue Facetten an Boba Fett, die man zunächst nicht für möglich gehalten hätte. Der visuelle Genuss hat Höhen und Tiefen, wobei sich Letztere jedoch in Grenzen halten. Der überwiegende Teil ist wirklich gelungen. Erschienen ist Blutsbande II: Boba Fett ist tot u. a. als hochwertiger Hardcover-Band mit der Nr. 28 in der Star Wars Comic-Kollektion. Dieser enthält als Bonus einen zweiseitigen Artikel über Darth Vader, der eigentlich eher in einen der zahlreichen Vader-Bände gepasst hätte.
Info
Autor: Tom Taylor
Zeichner: Chris Scalf
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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Story10/10
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Zeichenstil8/10
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Koloration10/10
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