Kleine Lügen erhalten die Feindschaft heißt es in Star Trek – Voyager 12.
Geldmacherei
Der Planet Sormana steht im Mittelpunkt eines Krieges zwischen den Rilnar und den Zahl. Beide scheuen vor nichts zurück, weshalb der Konflikt mittlerweile heftig und hässlich geführt wird. Doch seit einiger Zeit konnten die Rilnar sich immer mehr Vorteile erarbeiten, was daran liegt, dass sie einen neuen Anführer haben, der in solchen Kriegsdingen sehr erfahren ist: Es handelt sich um niemand geringeren als Kathryn Janeway.
Allerdings ist sie nicht die Admiral Janeway, wie man sie kennt und wie sie von Q wieder ins Leben zurückgeholt wurde. Stattdessen stammt sie aus einer alternativen Zeitlinie. Einer, die einst von den Krenim ausgelöscht wurde. Weshalb die Föderation alles versucht, um sie zurückzuholen. Unter Zuhilfenahme des Offiziers, dem sie am meisten vertraut: Tuvok!
Mit Kleine Lügen erhalten die Feindschaft, Buch 1 hat man jetzt so etwas wie eine Zeitenwende innerhalb der deutschen Veröffentlichungen von Star Trek – Voyager vor sich. Denn der zugrundeliegende US-Roman wurde von Cross Cult hierzulande in zwei Bände aufgeteilt. Der erste umfasste 288 Seiten, der zweite 318. Es ist unklar, was die Motivation hierfür damals für den Verlag war, weshalb er sich für diese Aufteilung entschied. Doch in jedem Fall wirkt und wirkte sie wie pure Geldmacherei, die sich auch noch, und darauf wird später detailliert eingegangen, negativ auf die Geschichte auswirkt.
Etwas wird aufgegriffen
Was hingegen positiv ist, ist, dass Kirsten Beyer das erste Mal in ihrer Zeit als Stammautorin von Star Trek – Voyager eine spezifische Folge, bzw. Folgen, als Grundlage für ihre Erzählung nimmt. Und zwar handelt es sich hierbei um den Zweiteiler Ein Jahr Hölle, der ursprünglich in der vierten Season lief. Die entsprechenden Episoden zeigten die Möglichkeiten der Serie, verdeutlichte aber ebenso die nervige Angewohnheit der Verantwortlichen, nach jeder größeren Veränderung den Resetknopf zu drücken und so Geschehenes wieder rückgängig zu machen.
Jedenfalls nimmt die Autorin jene Episode als Grundlage, um eben nicht nur bekannte Spezies mit ihren Angewohnheiten, wie die zeitmanipulierenden Krenim, wieder einzuführen, sondern auch, um eine andere Kathryn Janeway zu präsentieren, eine, die durch komplett unterschiedliche Erfahrungen geprägt worden ist als die Janeway, die man in den vorherigen Bänden kennenlernte. Die beispielsweise deutlich skrupelloser agiert, als man es normalerweise von dem Charakter gewohnt ist. Es ist ein faszinierender Kontrast, wobei Kirsten Beyer es anscheinend problemlos schafft, die Figur in Kleine Lügen erhalten die Feindschaft, Buch 1 exzellent zu charakterisieren.
Wobei eben nicht nur diese alternative Janeway hervorragend dargestellt wird, sondern auch Tuvok. Der Gastauftritt des Vulkaniers, der ja eigentlich Teil der Stammbesatzung der U.S.S. Titan in der gleichnamigen Romanreihe ist, kann überzeugen. Vor allem aber auch deshalb, weil die Autorin sich eines Plots bedient, der kurz am Ende von Star Trek – Destiny 3: Verlorene Seelen angedeutet wird. Nämlich, dass all die Schicksalsschläge, die er in den letzten Jahren hinnehmen musste, seine Psyche so gebeutelt haben, dass er nicht mehr in der Lage ist, die innere vulkanische Ruhe zu finden. Es geht um eine Handlung, die in der Titan-Romanserie leider untergegangen ist, was aber auch daran liegt, dass die Abenteuer der Reihe irgendwann nur noch aus Beschreibungen der Auswirkungen der neusten Umwälzungen im Litverse bestanden. Platz für langfristige, romanübergreifende Charakterentwicklungen fehlte da.
Ein unschönes Ende
In jedem Fall begeistert die Charakterisierung in Kleine Lügen erhalten die Feindschaft, Buch 1. Man merkt richtig, dass sich Kirsten Beyer Gedanken gemacht hat, wie sie bestimmte Handlungselemente, wie beispielsweise die Krenim und ihre Zeitmanipulationen, am besten so einbauen kann, dass sie das Geschehen erweitern, aber nicht dominieren. Denn der Fokus des Romans liegt auf den Figuren.
Nur leider zerstört die Aufteilung von Cross Cult einen Teil der Atmosphäre. Denn dadurch bedingt endet der Roman nicht auf einem spannenden Cliffhanger, sondern einfach so. Es ist zu Ende, ohne dass da irgendwas entsprechend vorbereitet wurde. Was schade ist.
Autor: Kirsten Beyer
Titel: Star Trek – Voyager 12: Kleine Lügen erhalten die Feindschaft, Buch 1
Originaltitel: Star Trek – Voyager: A Pocket Full of Lies 1
Übersetzer: René Ulmer
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 01/2019
Einband: Taschenbuch
Seiten: 288
ISBN: 978-3-95981-690-8
Sonstige Informationen:
Produktseite
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Exzellente Charakterisierungen
Negativ
- Unnötige Aufteilung in zwei Bände mit negativen Auswirkungen
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