Mit Bewahrer ist die Star Trek – Voyager-Serie endgültig in einer neuen Ära angekommen.
Die Zukunft!
Kathryn Janeway ist wieder zurück unter den Lebenden. Doch viel Zeit bleibt ihr nicht, das neue Leben im Delta-Quadranten zu genießen. Vielmehr wird sie zurück in den Alpha-Quadranten beordert, wo sie und die „Full Circle“-Mission evaluiert werden. Doch der Vizeadmiral ist niemand, der Dinge einfach so geschehen lässt. Weshalb sie beschließt, für die Fortsetzung der Mission und der Verstärkung der Flotte zu kämpfen.
Während der ehemalige Captain der Voyager fort ist, fasst ihr Nachfolger Chakotay den Entschluss, zu beweisen, dass ihre Mission ihren Sinn und Zweck hat. Deshalb beschließt er, einem Notruf nachzugehen, den das Raumschiff während seiner ursprünglichen Reise durch den Deltaquadranten empfangen hatte. Gemeinsam mit der U.S.S. Demeter stößt er auf ein getarntes Sonnensystem, dass von mysteriösen Lebensformen bewacht wird, weshalb eine Kontaktaufnahme alles andere als einfach werden dürfte.
Mit Bewahrer startet die Autorin Kirsten Beyer den nächsten großen Handlungsabschnitt ihrer Star Trek – Voyager-Serie. Es geht in diesem Roman vor allem um die Zukunft. Womit sowohl die der „Full Circle“-Flotte gemeint ist, als auch künftige Handlungsstränge, die sie hier anfängt und die einen in den kommenden Büchern begleiten werden.
So verwundbar hat man sie noch nie erlebt
Ein Plot, dem sich die Autorin aller Ausführlichkeit widmet, ist die Evaluierung der Mission und von Admiral Janeway. Dabei hat von Beginn an einen starken Wiedererkennungswert, als der ehemalige Voyager-Captain quasi an ihren Kollegen vorbei dafür sorgt, dass die Flotte Verstärkung erhalten könnte, wenn das Signal dafür gegeben wird. Und das, obwohl die Bewertung noch nicht gelaufen ist. Aber es passt zu der Figur, die ja oft gegen die Regeln verstoßen hat, weil für ihr Schiff und ihre Familie das Beste wollte. Hier trifft die Autorin perfekt den Tonfall.
Doch man lernt nicht nur die starken Momente der Figur kennen, sondern ebenso ihre schwachen, wo sie verletzlich ist. Etwa, weil es Streit in ihrer Familie gibt. Oder wo ein Counselor alte Wunden in ihr aufbricht, die nicht richtig verheilt sind. Es ist selten, dass man diesen Charakter so verletzlich und verwundbar sieht. Und es ist gut, dass dies gezeigt wird, weil sie sonst zu sehr wie ein Übermensch gewirkt hätte. So wird sie als normal und eben sterblich dargestellt.
Dass ihre Zielstrebigkeit auch auf andere abgefärbt hat, sieht man dann im Delta-Quadranten, wo man erlebt, wie Captain Chacotay auf eigene Faust aufbricht, um nach etwas zu suchen, das den Wert der „Full Circle“-Flotte beweist. Hier kriegt man mit, wie viel dem Captain und aktuellen obersten Kommandierenden der Flotte daran liegt, dass die Mission weitergeht. Gleichzeitig erlebt man ebenfalls mit, wie er mit neuem Respekt den kommandierenden Offizier der Demeter, Liam O’Donnell, behandelt. Man merkt, dass er dessen Eigenheiten inzwischen akzeptiert hat und ihn auch wertschätzt.
Fremde Lebensformen
Das neue System, dass die Voyager entdeckt, ist jetzt nicht so interessant. Vielmehr sind es die bewachenden Wellenformen, die dafür sorgen, dass man als Zuschauer dranbleibt. Hier beschreibt Kristen Beyer in „Bewahrer“ absolut fremdartige Lebensformen, die dies ebenfalls bis zum Ende bleiben, obwohl man viel mehr über sie erfährt.
Doch gleichzeitig dient dieser Part auch nur dazu, mit der „Konföderation der Welten des Ersten Quadranten“ eine neue Gruppierung einzuführen, die einen ebenfalls in den nächsten Romanen begleiten wird. Dabei geht sie behutsam vor, baut nur hier und da ein paar kleine Hinweise ein, nur um dann am Ende die große Enthüllung zu präsentieren. Man darf gespannt sein, was sich die Autorin hier noch weiter einfallen lässt.
Zu den neuen Subplots, die einen die nächsten Romane begleiten werden, zählt unter anderem ein Sorgerechtsstreit zwischen Tom Paris und seiner Mutter. Hier kommt die Art und Weise zum Tragen, mit der B’lanna Torres damals verschwand, und was für Geheimnisse Tom vor seiner Mama hat. Dabei merkt man sehr schön, dass hier viele verwundete Gefühle im Spiel sind, weshalb die Gerichtsverhandlung für Star Trek-Verhältnisse dreckig werden dürfte.
Niemand wird vernachlässigt
Ein weiterer Aspekt ist eine geheimnisvolle Seuche, die auf den Catomen der Caeliar zu basieren scheint. Auch hier lässt sich die Autorin viel Zeit, um diese Enthüllung einzubauen. Hoffentlich wird dies nicht ein ähnlich hanebüchener Plot, wie in den ersten beiden Voyager-Romanen.
Eines muss man der Autorin lassen. Sie schafft es, keine Figur zu vernachlässigen. Jeder Charakter, jede Person, die man in dieser Reihe bislang kennengelernt hat, erhält seine Momente, in der sie sich weiterentwickeln kann. Und bei so mancher dürfte die Richtung, die sie einschlägt, für Kontroversen sorgen.
Bewahrer ist ein großartiger Roman.
Bewertung 15/15
Autor: Kirsten Beyer
Titel: Star Trek – Voyager 09: Bewahrer
Originaltitel: Star Trek – Voyager: Protectors
Übersetzer: René Ulmer
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2016
Einband: Taschenbuch
Seiten: 518
ISBN: 978-3-86425-775-9
Sonstige Informationen:
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