Captain Picard trifft auf Captain Kirk. 78 Jahre liegen zwischen ihnen.
Star Trek: Treffen der Generationen – Star Trek: Generations
USA 1994
118 Minuten
Stapellauf ins Kino
Nach sieben Staffeln endete im Frühjahr 1994 Star Trek – The Next Generation. Mit der 90-minütigen Folge All Good Things hatten sich Captain Picard und die Enterprise-Crew von den Fernsehzuschauern verabschiedet. Es war schon fast eine kleine Sensation, dass noch im gleichen Jahr ein erster Kinofilm geplant wurde. Immerhin lief zeitgleich die Serie Star Trek – Deep Space Nine und bei Star Trek – Voyager begann gerade die Produktion.
In jeder ersten Folge einer neuen Star Trek-Serie gab es einen Gastauftritt von einem Charakter aus einer vorherigen Serie. Bei Star Trek – The Next Generation war es Dr. McCoy, der sich die neue Enterprise anschaute. Bei Star Trek – Deep Space Nine war es Picard höchstpersönlich, der Commander Sisco das Kommando über die Station übergab. Bei Star Trek – Voyager war es Quark, der Harry Kim übers Ohr hauen wollte. Und der Vollständigkeit halber: Bei Star Trek – Enterprise sah man zumindest Zefram Cochrane eine Rede halten.
Diese lieb gewonnene Tradition wollte man nun in den Kinofilmen fortsetzen und so war das Auftauchen eines Star Trek-Altstars schon Pflicht. McCoy, Scotty und Spock hatten in TNG schon Gastauftritte gehabt und da war es irgendwie klar, dass Kirk auf Picard treffen würde. Dieses Treffen war von den Fans schon lange herbeigesehnt worden. Aber wie konnte man die 78 Jahre überbrücken, die zwischen den beiden Captains lagen?
Die Dreharbeiten für diesen Film begannen, als die Produktion der Fernsehserie noch gar nicht abgeschlossen war. Daher war es für die meisten Darsteller ein fließender Übergang von der TV-Serie direkt zum Kinofilm: Sie hatten nur 10 Tage Urlaub zwischen den Dreharbeiten.
Admiral Kirk (William Shatner), Scotty (James Doohan) und Chekov (Walter Koenig) nehmen am Stapellauf und dem Jungfernflug der neuen Enterprise B teil. Kurz nach dem Start wird ein Notruf empfangen. Ein Raumschiff wird von einer kosmischen Anomalie festgehalten. Widerwillig beginnt der Captain der neuen Enterprise eine Rettungsaktion. Nur knapp können die Besatzungsmitglieder auf die Enterprise gebeamt werden. Allerdings kostet es Kirk das Leben. Er wird in die Anomalie gerissen.
78 Jahre später hat es Captain Picard (Patrick Stewart) ebenfalls mit dieser Anomalie, dem Nexus, zu tun. Soran (Malcolm McDowell), ein Überlebender der damals von der Enterprise B gerettet wurde, trachtet danach, in den Nexus zurückzukehren. Er ist El Aurianer und gehört zur gleichen Spezies wie Guinan (Whoopi Goldberg). Auch sie war eine von der Enterprise Gerettete. Soran ist jedes Mittel recht, um in den Nexus zurückzukehren. Er will eine Sonne zerstören, damit der Nexus von seiner Bahn abgelenkt wird. Picard will das verhindern, aber zunächst scheinen Sorens Pläne aufzugehen. Ihm stehen die klingonischen Duras-Schwestern (Barbara March, Gwynyth Walsh) zur Seite. Es gelingt ihnen, an die Schildfrequenz zu kommen, wodurch sie die Waffen ihres Bird of Prey einfach auf diese Frequenz einstellen und so die Schilde unwirksam machen. Die Enterprise ist so schwer beschädigt, dass die Besatzung in die Untertassensektion evakuiert werden muss, die von Deanna Troi (Marina Sirtis) auf den Planeten notgelandet wird. Picard befindet sich zur gleichen Zeit auf dem Planeten, um Soran daran zu hindern, die Sonne des Systems zu zerstören. Aber er kann Soran nicht erreichen, dieser schießt eine Rakete ab und zerstört die Sonne. Der Nexus ändert seine Bahn und verschlingt den ganzen Planeten. Auch Picard wird in den Nexus gerissen. Dort steht er plötzlich Kirk gegenüber.
Dieser scheint selbst gerade erst angekommen zu sein und ist noch ganz verwirrt. Er begreift aber schnell, dass er einem neuen Captain einer neuen Enterprise gegenüber steht. Da man mit dem Nexus jeden beliebigen Zeitpunkt erreichen kann, gehen die beiden zurück zu einem Punkt, bevor Soran die Rakete gezündet hat. Zu zweit gelingt es, Soran am Abschuss zu hindern, der Nexus fliegt am Planeten vorbei. Aber Kirk hat das Ganze nicht überlebt. Er stirbt an der Seite von Picard.
Als der fertige Film einem Testpublikum gezeigt wurde, war dieses sehr unzufrieden mit der Art von Kirks Tod. Ursprünglich wurde Kirk hinterrücks von Soren erschossen. Es kam deshalb zu Nachdrehs, wo die Sterbeszene neu gemacht wurde.
Kirk! Und wer noch?
Der Film startete am 28. November 1994 in den USA und am 9. Februar 1995 in Deutschland. Erstmals wurde im Titel keine Nummerierung mehr vergeben, der Film hieß einfach nur Star Trek – Generations bzw. Star Trek – Treffen der Generationen.
Ursprünglich waren Spock und McCoy als Begleiter von Kirk vorgesehen gewesen. Leonard Nimoy war auch die Regie angeboten worden, aber er lehnte aber, weil er mit Teilen des Drehbuchs nicht einverstanden war. Auch DeForrest Kelly lehnte einen Auftritt ab. Spocks Part wurde von Scotty übernommen, der von McCoy ging an Chekov. Deshalb auch die Szene, in der Chekov kurzerhand zwei Brückenoffiziere zu „Krankenschwestern“ macht.
Für William Shatner, James Doohan und Walter Koenig sollte es endgültig das letzte Mal sein, dass sie in ihre alten Rollen schlüpften. Leonard Nimoys Abschied kam dann erst in Star Trek – Into Darkness.
Auch Winrich Kolbe bot man die Regie an, doch der hatte sich mit Patrick Stewart bei den Dreharbeiten zur letzten TNG-Folge in die Wolle gekriegt und wollte mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten. So ging die Regie an David Carson, dem Regisseur des DS9-Pilotfilms Der Abgesandte. Für Carson blieb dieser Film der wichtigste seiner Regiearbeiten.
Whoopi Goldberg spielte wieder Guinan. Allerdings verzichtete sie auf jede Gage und wollte in den Credits nicht genannt werden, da sie mit diesem Auftritt Gene Roddenberry ehren wollte. Sie hatte sich durch Nichelle Nichols zur Schauspielerei inspirieren lassen, die in der Originalserie die Uhura spielte. Deshalb war Whoopi Goldberg auch ziemlich enttäuscht, dass man Nichelle Nichols nicht um einen Auftritt neben Koenig und Doohan gebeten hatte. Hier haben die Produzenten eine Gelegenheit verpasst, die vielleicht genauso wichtig gewesen wäre wie eine Begegnung zwischen Kirk und Picard – nur eben auf einer gewissen Metaebene.
Mit heißer Nadel gestrickt
Star Trek – Generations war viel zu schnell nach Ende von TNG entstanden, das wurde recht bald deutlich. Nicht nur, dass man als Star Trek-Fan gar nicht die Wiedersehensfreude empfand, die man beim allerersten Star Trek-Film hatte. Es war ja gerade erst ein paar Wochen her, dass sich Picard an den Pokertisch gesetzt und sich mit den Worten „Nur der Himmel ist die Grenze“ verabschiedet hatte. Die ganze Produktion stand viel zu sehr unter Zeitdruck. Die Begegnung von Kirk und Picard war zu sehr gewollt und die Story um diese feststehende Begegnung herum geschrieben worden.
Das Ergebnis war dann auch entsprechend schwach. Das Drehbuch versagt vollständig ab der Stelle, wo Picard in den Nexus gezogen wird. Alles was danach passiert, ist unlogisch und nicht konsequent durchdacht. Da man den Nexus auch als Zeitreisemöglichkeit nutzen kann, wollen Picard und Kirk also die Explosion der Sonne verhindern, bevor sie stattfindet. Warum trifft Picard dann nicht auf sich selbst? Warum wählen sie nicht gleich einen Zeitpunkt, der nicht gar so knapp vor den Ereignissen liegt? Letztlich muss man sich überhaupt fragen, warum Soren den Kurs des Nexus ändern will und nicht gleich mit einem Raumschiff hineinfliegt, immerhin ist das 78 Jahre zuvor ebenfalls möglich gewesen, als Kirk in den Nexus gezogen wurde.
Brannon Braga und Ronald D. Moore sind sich der Schwächen ihres Drehbuchs auch durchaus bewusst. Sie sind selbst der Meinung, dass ihnen die Erfahrung gefehlt hat, das Drehbuch für einen Kinofilm zu schreiben. Die Arbeiten an Generations begannen schon, als die beiden noch an dem Drehbuch für All Good Things schrieben. Sie gaben später zu, dass sie oft etwas durcheinanderkamen, an welchem Drehbuch sie gerade schrieben, zumal es in beiden Geschichten um Veränderungen im Zeitablauf ging.
Es ist aber nicht nur das Drehbuch, das für das Versagen des Films verantwortlich ist. Vielleicht war es ein grundsätzlicher Fehler, alle wichtigen Positionen von kinounerfahrenen TV-Machern zu besetzen. Rick Berman als Produzent, David Carson als Regisseur, Dennis McCarthy als Komponist – sie alle hatten genau wie die Drehbuchautoren noch nie einen Kinofilm gemacht. Generations hätte eine sehr gute Seriendoppelfolge abgegeben, aber als Kinofilm war die Story zu wackelig.
Gaststar und Bösewicht in diesem Film war Malcolm McDowell. Von allen Gegenspielern, die es in den bisherigen Filmen mit der Enterprise zu tun hatten, ist er vielleicht der schwächste. Das liegt aber sicher weniger am Schauspieler, sondern mehr an der Motivation, die man für Soren erdacht hat. Der Wunsch, in einer Art fiktiven Kunstrealität leben zu wollen, klingt schon ein bisschen merkwürdig. Und wie schon gesagt: Er hätte das Ganze auch mit deutlich weniger Aufwand erreichen können, wenn er einfach nur in den Nexus hineingeflogen wäre. Malcolm McDowell ist übrigens der Onkel von Alexander Siddig, dem Dr. Bashir aus DS9.
In einem Punkt waren alle TV-Veteranen blind: Ein Kinozuschauer, der Star Trek – The Next Generation nicht kennt, konnte dem Kinofilm an vielen Stellen nicht folgen. Es wird vom Kinozuschauer viel zu viel als bekannt vorausgesetzt. Warum sind Guinan und Soren im Laufe der letzten 78 Jahre nicht gealtert? Wo hat Data plötzlich den Emotionschip her? In welcher Beziehung stehen die klingonischen Frauen Lursa und B’Etor zu Captain Picard und der Enterprise? Warum weint Picard über den Tod seines Neffen?
All diese Dinge versteht man nur, wenn man regelmäßig die Fernsehserie gesehen hat. Wer aber nur ein letztes Mal Captain Kirk sehen will, ist völlig ratlos.
Neue alte Uniformen
Eine Besonderheit in diesem Film sind die unterschiedlichen Uniformen. Ursprünglich war geplant von Anfang an neue Uniformen herzustellen, aber Produzent Rick Berman wollte, dass in den Serien DS9 und VOY künftig die gleichen Uniformen getragen werden. Deshalb sollte die Enterprise-Besatzung ihre alte TV-Uniform tragen und nach und nach durch eine neue DS9-Uniform ersetzen, damit es so wirkt, als fände gerade sternenflottenweit ein Uniformwechsel statt. Es wurden aber nur für Patrick Stewart und Brent Spiner extra neue Uniformen hergestellt. Levar Burton und Jonathan Frakes mussten leihweise die Uniformen von Colm Meany und Avery Brooks tragen. Insbesondere letztere war für Frakes viel zu groß, weshalb er die Ärmel hochkrempeln musste.
Captain Picard hat am Ende wieder seine alte Serienuniform an. Ob das ein Fehler ist oder ob damit nur noch mal ein Abschiedsmoment bewirkt werden soll, ist mir nicht ganz klar. Immerhin tragen auch Troi und Worf immer die Serienuniform. Sie hatten offenbar nie Zeit, sich mal zu duschen und umzuziehen.
Kommerziell war der Film recht erfolgreich, sodass ein achter Film schnell eine beschlossene Sache war.
Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
- Review: Babylon 5 044 – Ein Pakt mit dem Teufel - 7. Oktober 2021
- Review: Perry Rhodan Storys Galacto City 3 – Endstation Venus - 6. Oktober 2021
- Spotlight: Jeff Conaway - 5. Oktober 2021