Deanna Troi wird chirurgisch in eine Romulanerin verwandelt.
Das Gesicht des Feindes
Face of the Enemy
Staffel 6 – Folge 14
Story: Naren Shankar
Buch: Rene Echevarria
Regie: Gabrielle Beaumont
Inhalt
Counselor Troi erwacht an Bord eines romulanischen Warbirds und muss beim Blick in den Spiegel zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie chirurgisch in eine Romulanerin verwandelt wurde. Der Subcommander N’vek teil ihr mit, sie sei ein Mitglied der Untergrundbewegung, die eine Wiedervereinigung von Vulkan und Romulus anstrebt. Man habe Troi entführt, damit sie die Rolle einer Tal-Shiar-Agentin spielt. Nur als solche hat sie die Autorität, die Befehle des Warbirds abzuändern, denn es ist von äußerster Dringlichkeit, dass drei Frachtcontainer unbedingt ihr Ziel erreichen. Diese ohnehin schon schwere Mission wird noch dadurch verkompliziert, dass die kommandierende Offizierin sich Deanna gegenüber offen feindselig verhält …
Rezension
Man kann ohne Übertreibung feststellen, dass Marina Sirtis in dieser Episode eine der besten Leistungen in der Geschichte der Serie zeigt. Anfangs ist sie mindestens genauso verwirrt wie der Zuschauer, da sie nicht weiß, wie sie in diese Situation gekommen ist, warum und wer sie in eine Romulanerin verwandelt hat. Als sie einsieht, wie wichtig es ist, dass sie sich möglichst schnell in ihre neue Rolle einfügt, gelingt es ihr bemerkenswert schnell, den romulanischen Captain Toreth von ihrer falschen Identität zu überzeugen. Carolyn Seymour spielt die stolze Offizierin ebenfalls hervorragend, es ist spannend zu sehen, wie sich zwischen den beiden Frauen ein immer intensiveres Psychoduell entwickelt. Deanna kann hier ihre Erfahrung als Psychologin einbringen, um beim Commander die richtigen Knöpfe zu drücken, damit sie sie respektiert.
Trotzdem macht Toreth bis zum Schluss keinen Hehl aus ihrer Verachtung des Tal Shiar, dem sie die Schuld am Tod ihres Vaters gibt. Dadurch ist sie eine durchaus ambivalente Figur, denn in mancher Hinsicht ist sie eben mehr als einfach nur eine weitere böse Romulanerin. Ihre Abneigung gegen Deanna ist dadurch für den Zuschauer durchaus nachvollziehbar, in manchen Szenen wirkt sie gar sympathischer als sie. Deanna hingegen geht, wie gesagt, schnell in ihrer Rolle auf und erscheint als eine absolut authentische Tal-Shiar-Agentin – eiskalt, willensstark und voll auf ihre Aufgabe fokussiert. Von der einfühlsamen Emphatin bleibt da nicht mehr viel übrig.
Insgesamt stellt die Folge einen interessanten Ausflug von Star Trek in das Agentenfilmgenre dar. Das Gesicht des Feindes erinnert in vielen Szenen an Klassiker wie Jagd auf Roter Oktober, der von den Autoren tatsächlich als Vorbild für diese Geschichte genannt wurde. Von daher ist die Folge von der ersten Minute an auch extrem spannend, so fragt man sich als Zuschauer, was es mit der Mission, auf die Deanna von der romulanischen Widerstandsbewegung gezwungen wurde, überhaupt genau auf sich hat. Vor allem jedoch fürchtet man sich ständig mit ihr, dass sie auffliegt, was sicherlich höchst unangenehme Konsequenzen für sie gehabt hätte, schließlich hat Toreth keine Hemmungen, Verräter zu töten.
Was die Geschehnisse auf der Enterprise betrifft, bleibt die Figur des Überläufers DeSeve etwas sonderbar. Dass ein ehemaliger Sternenflottenoffizier einst zu den Romulanern übergelaufen ist und nun wieder zurückkehrt, ist ja für sich genommen eine ziemlich große Sache. Umso unverständlicher ist es, dass er im Rahmen der Handlung der Folge nicht allzu viel zu tun hat. Aus diesem Handlungsstrang hätte man durchaus eine interessante eigene Episode machen können. Auch ohne diesen Teil ist Das Gesicht des Feindes eine hochspannende Folge mit tollen Dialogen und sehr guten schauspielerischen Leistungen. Der einzige Minuspunkt ist, dass sie gleich mehrere Handlungsfäden spinnt, die dann später leider nie wieder aufgegriffen werden. Das ist schade, denn man hätte aus diesem Storymaterial noch eine Menge machen können.
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