Ein alter Feind von der Enterprise macht in Star Trek – The Next Generation 11: Das Licht der Fantasie wieder seine Aufwartung.
Eine enttäuschende Rückkehr
Nach seiner Wiederbelebung lebt Data mit seiner Tochter Lal auf Orion ein vordergründig beschauliches Leben. Doch der Frieden wird dadurch gestört, als Moriarty, das lebendig gewordene Hologramm von der D-Enterprise, Lal kidnappen lässt. Der einstige Sternenflottenoffizier versammelt daraufhin eine Gruppe von unterschiedlichen Individuen um sich, um sein Kind zurückzuholen.
Dabei sind die Motive Moriartys durchaus nachvollziehbar. Denn durch die Zerstörung der D-Enterprise sowie einiger anderer Ereignisse sind ihm seine Holo-Töchter verloren gegangen. Und gemeinsam mit seiner Frau will er alles daran setzen, seine Familie wieder zu vereinen. Auch wenn er dadurch das Familienglück anderer aufs Spiel setzt.
Die Rückkehr von Data in der Kalte Berechnung-Trilogie war enttäuschend. Kein einziger der Romane konnte überzeugen. Stattdessen waren sie alle Mittelmaß. Was sich dann auch dementsprechend auf die Freude über die Wiederkehr des bekannten Androiden auswirkte, die man bestenfalls als bescheiden empfinden konnte. Jetzt wird die Figur in Das Licht der Fantasie erneut verwendet. Verfasst wurde der Roman übrigens von Jeffrey Lang, der zuvor unter anderem Star Trek – Deep Space Nine 03: Der Abgrund geschrieben hatte.
Ein gelungener Gegenspieler
Und man muss dem Autoren zu Gute halten, dass er sich für diese Geschichte gut des reichhaltigen Fundus der Star Trek-Historie bedient hat. Nicht nur, dass es ein Wiedersehen mit Moriarty aus Das Schiff in der Flasche gibt. Ebenso tauchen auch andere bekannte Charaktere, wie beispielsweise ein Harry Mudd, mit in der Story auf.
Dabei ist es in Das Licht der Fantasie keineswegs so, dass die Gastfiguren den Hauptcharakteren das Rampenlicht stehlen. Im Gegenteil: Die Story wird immer noch von Data und seinem besten Freund Geordi LaForge vorangetrieben. Die anderen Charaktere dienen nur dazu, das Geschehen mit ihrer Präsenz zu bereichern.
Auch gefällt die Tatsache, dass Moriarty in dem Roman differenziert dargestellt wird. Klar, er ist der Antagonist, der Gegenspieler, der zum Erreichen seiner Ziele auf die Belange anderer keine Rücksicht nimmt. Doch gleichzeitig bemüht sich Jeffrey Lang darum, ihn auch als einen sorgenden Familienvater darzustellen, als jemanden, der die ganze Aktion nur deshalb unternimmt, um wieder mit den Seinen zusammensein zu können.
Eine fatale Überlegenheit
Das Licht der Fantasie mag zwar vom Titel her ein The Next Generation-Roman sein, doch hat die bekannte Crew der aktuellen Enterprise in der Geschichte allerhöchstens die Rolle einer Fußnote. Was dies zu einer TNG-Story macht, ist die Präsenz von Geordi LaForge, der auch hier als Freund von Data agiert und nicht als zweiter Offizier des Flaggschiffs der Föderation.
Doch dies alles reicht nicht aus, um den Roman abwechslungsreich zu gestalten. Das große Problem ist, dass Data als zentrale Figur nicht interessant genug ist. Der Charme des Charakters im Film und Fernsehen bestand ja darin, ihn beim Menschwerden zu beobachten. Mit dem Emotionschip und dessen Beherrschung war diese Entwicklung in Star Trek: Nemesis abgeschlossen und er starb. Es gab zum Zeitpunkt des Kinofilms einfach nichts mehr, was man der Figur noch an weiterer Abwechslung hätte abgewinnen können. Die Kalte Berechnung-Trilogie versuchte dieses Problem dadurch zu umgehen, indem sie Data zum Vater machte. Doch wie sich auch in Das Licht der Fantasie zeigt, kann diese Lösung nicht überzeugen.
Die Story krankt einfach daran, dass Data in vielen Aspekten als überlegen charakterisiert wird. Doch gleichzeitig werden ständig Gründe dafür erfunden, wieso er diese Überlegenheit wegen diverser Umstände nicht ausspielen kann. Was den Charakter aber trotzdem nicht davon abhält, die anderen Figuren zu dominieren und sich natürlich auch auf den Lesespaß auswirkt, der dadurch deutlich reduziert wird.
Wenn Das Licht der Fantasie eines beweist, dann dass die Rückkehr von Data einer der größten Fehler des Litverse war. Denn der Charakter ist so, wie er momentan ist, langweilig und nicht sonderlich interessant. Zum Glück ist er nirgends fester Teil einer Romanreihe, sondern bleibt Gastcharakter.
Bewertung 06/15
Autor: Jeffrey Lang
Titel: Star Trek – The Next Generation 11: Das Licht der Fantasie
Originaltitel: Star Trek – The Next Generation : The Light Fantastic
Übersetzer:innen: René Ulmer
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 05/2016
Einband: Taschenbuch
Seiten: 367
ISBN: 978-3-86425-788-9
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